Dr. Kemp konnte detailliert zeigen, wie eng die „Elf Scharfrichter“ inhaltlich und personell mit den Münchener Künstler- und Intellektuellenzirkeln und deren Themen verbunden waren. Darüber hinaus bezogen die erklärten Bohemiens aber auch Stile aus der Volkssängerszene sowie der bedeutenden lokalen Gitarrenbewegung ein und standen sogar mit der Akademie der Tonkunst, einer überaus bürgerlichen Institution, in Verbindung. Die „Elf Scharfrichter“, so ein zentrales Ergebnis der Arbeit, wiesen keineswegs nur antibürgerliche und freigeistige Züge auf, sondern agierten auch mit bildungsbürgerlichem Anspruch. Dabei begnügten sie sich nicht mit der Kritik an den von ihnen abgelehnten Verhaltensweisen, Werten und Phänomenen, sondern propagierten eine utopische Alternative zu den beklagten Missständen und standen damit ganz im Zeichen zweier auf den ersten Blick unvereinbarer Strömungen der Zeit um 1900, des Vitalismus und der Décadence. Die um einen umfangreichen Anhang mit tabellarischen Listen zum Repertoire und zu den Mitwirkenden ergänzte Dissertation ist im Berichtsjahr im Allitera Verlag, München, erschienen: