Rückblick 2017
17. Jan
Besucherzentrum in Umm al-Jimal, Jordanien

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt im Rahmen ihres Temporären Förderschwerpunkts für geflohene und gefährdete Wissenschaftler mehrere Projekte in Jordanien. Im Jahr 2015 wurde von dem Archäologen Prof. Dr. Thomas Maria Weber-Karyotakis, German Jordanian University, Amman, und der örtlichen Frauenkooperative ein Kulturzentrum für jordanische und syrische Kinder und Jugendliche in der nordjordanischen Stadt Umm al-Jimal eingerichtet. Umm al-Jimal liegt in unmittelbarer Nähe zur syrischen Grenze und hat seit Beginn des Kriegs in Syrien eine Vielzahl von Flüchtlingen aufgenommen. Ziel der jeweils drei Monate dauernden Kurse ist es, kulturelle und historische Traditionen sowie die Bedeutung des gemeinsamen kulturellen Erbes beider Länder zu vermitteln.

Am 17. Januar 2017 wurde in Umm al-Jimal feierlich der Spatenstich für ein mit US-amerikanischer Unterstützung geplantes Besucherzentrum auf dem Gelände der antiken Ruinenstadt begangen. Dort fördert die Gerda Henkel Stiftung ein Projekt unter Leitung des amerikanischen Archäologen Prof. Dr. Bert de Vries, bei dem die Inschriftenblöcke des so genannten Anastasios-Ediktes, eines griechischen Gesetzestextes aus dem fünften und sechsten Jahrhundert n. Chr., abgeformt und in ihrem ursprünglichen Zusammenhang wieder aufgestellt wurden. An der Zeremonie nahmen Seine Hoheit Prinz Ra’ad bin Zeid als Vertreter des jordanischen Königshauses, Repräsentanten des jordanischen Ministeriums für Tourismus, der staatlichen Antikenverwaltung sowie der Gemeinde Umm al-Jimal sowie die Kinder und Jugendlichen des von der Stiftung geförderten Kulturzentrums teil.

21. Jan
Salon Sophie Charlotte: Rebellionen, Revolutionen oder Reformen?

Am 21. Januar 2017 öffnete die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ihr Haus für den jährlichen Salon Sophie Charlotte. Einen Abend lang wurde das Akademiegebäude am Gendarmenmarkt von der ersten bis zur fünften Etage mit künstlerisch-wissenschaftlichen Beiträgen zum Thema „Rebellionen, Revolutionen oder Reformen?“ bespielt. Mehr als 100 Historiker, Sozial- und Islamwissenschaftler, Musik- und Literaturwissenschaftler, politische Aktivisten, ehemalige Politiker und Politiktheoretiker sowie Natur- und Technikwissenschaftler gingen in insgesamt über 50 Veranstaltungen Ursachen, Chancen und Risiken politischer Umbrüche nach.

Die Gerda Henkel Stiftung war wie auch bereits in den vergangenen Jahren Förderer und Kooperationspartner des Salons Sophie Charlotte. Zu den Themen des Abends gehörte ein Gespräch über das Revolutionäre an der Reformation zwischen dem Theologen Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Wilhelm Graf (München), der Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger (Münster) und dem Schriftsteller und Journalisten Willi Winkler, moderiert von Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies (Berlin). Über „‚Die Kunst auf den Barrikaden!‘ Ikonische Dynamik von der Reformation bis zur Revolution“ diskutierten die Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Beyer (Basel) und Prof. Dr. Michael Diers (Berlin/Hamburg). In weiteren Veranstaltungen wurden u. a. die digitale Revolution und ihre Folgen, Revolution und Reformation in der Musik sowie bahnbrechende Neuerungen in Natur- und Technikwissenschaften behandelt. Zum künstlerischen Rahmenprogramm des Salons gehörten Lieder der Hoffnung und des Widerstands, die von der Schauspielerin Hanna Schygulla und dem Pianisten Stephan Kanyar vorgetragen wurden. Der Salon verzeichnete einen Besucherrekord von 2.700 Gästen, darunter auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG war Medienpartner des Salons Sophie Charlotte und hat einen Teil der Beiträge im Portal dokumentiert.

Diskussion „Arabischer Frühling, arabischer Winter: Warum scheitern Revolutionen?“  Mit dem Fokus auf Syrien, Tunesien und Algerien diskutierten die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Rachid Ouaissa (Universität Marburg) und Prof. Dr. Volker Perthes (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin). Moderiert wurde das Gespräch von der Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Gudrun Krämer (FU Berlin).

16./17. Feb
Arbeitskreis „Internationales“ in Düsseldorf
Begrüßung der Teilnehmer durch Dr. Angela Kühnen und Dr. Rupert Antes

Der Arbeitskreis „Internationales“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen tagte am 16. und 17. Februar 2017 an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf. Der Kreis wird von Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel Stiftung, und Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, geleitet, die gemeinsam die Veranstaltung eröffneten. Die Teilnehmer aus verschiedenen Stiftungen setzten sich mit dem Thema „Grenzenlose Bildung: digitales Lernen – berufliche Bildung – internationale Mobilität“ – auseinander. Der Generalsekretär des Bundesverbands, Felix Oldenburg, hielt einen Auftaktvortrag über die Beweggründe für ein internationales Engagement von Stiftungen.

30./31. Mär
Frühjahrssitzung der Stiftungsgremien

Die Stiftungsgremien stellten in ihrer Frühjahrssitzung am 30. und 31. März 2017 rund 5,5 Millionen Euro für wissenschaftliche Vorhaben zur Verfügung. Im Kernprogramm der Stiftung wurden 17 Forschungsstipendien und fünf Forschungsprojekte aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften in die Förderung aufgenommen. Für den Förderschwerpunkt „Patrimonies“ bewilligten die Gremien rund eine Million Euro für sieben Projekte unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo, in Nepal, im Irak und in Myanmar. Auf das Sonderprogramm „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“ entfielen rund 790.000 Euro für 16 Projekte. Die in diesem Programm in die Förderung aufgenommenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich beispielsweise mit Lösungsstrategien bei Landkonflikten zwischen ethnischen Gemeinschaften und dem Staat in Thailand (Dr. Chayan Vaddhanaphuti, Chiang Mai), der Bedeutung von Wasser und Energie als kriegsrelevante Ziele in den Konflikten des Nahen Ostens (Prof. Dr. Erika Weinthal, Durham) und den Problematiken der Gesichtserkennung im Rahmen von Sicherheitsmaßnahmen (Dr. Abigail Nieves, Bochum).

3. Apr
Wissenschaftsstiftung des Jahres
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke (l.) und Dr. Thomas Goppel, MdL

Am 3. April 2017 wurde die Gerda Henkel Stiftung im Rahmen der „Gala der Deutschen Wissenschaft“ in München mit dem Preis „Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Die Deutsche Universitätsstiftung und die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ehrten die Stiftung für ihre internationale Förderung der Geisteswissenschaften. Als weitere Gründe für ihre Entscheidung nannten die vergebenden Institutionen das Engagement der Stiftung für den Erhalt von Kulturgütern und die Unterstützung gefährdeter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Krisengebieten.

Für die Gerda Henkel Stiftung nahm der Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke, die Urkunde entgegen. Die Laudatio hielt der Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Bayern a.D., Dr. Thomas Goppel, MdL. Mit dem ihr zuerkannten Preisgeld und weiteren Mitteln fördert die Gerda Henkel die Stipendienprogramme „TANDEM“ und „Welcome“ der Deutschen Universitätsstiftung in den kommenden fünf Jahren mit bis zu 20 Stipendienjahren für Doktorandinnen und Doktoranden aus den geisteswissenschaftlichen Fächern.

28. Apr
Preis der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht

Der von der Gerda Henkel Stiftung unterstützte Preis der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) für die beste rechtshistorische oder rechtsvergleichende Arbeit zum europäischen Privatrecht wurde am 28. April 2017 in Hamburg vergeben. Ausgezeichnet wurden Nadja Bucher (Passau) für ihre Arbeit „Die Grenzen richtlinienkonformer Rechtsfortbildung im Vergleich der Rechtsprechung von deutschem Bundesgerichtshof und französischem Kassationsgericht“ und Simon Kleuters (Münster) für seine Einsendung „Der Humanismus als europäische Bildungsbewegung“. Weitere acht Preisträger bekommen ein Jahresabonnement der Zeitschrift. Der ZEuP-Preis wird jährlich ausgelobt und ist mit 500 Euro dotiert.

Die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht, herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Hamburg), Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Würzburg), Prof. Dr. Reiner Schulze (Münster), Prof. Dr. Gerhard Wagner (Berlin), Prof. Dr. Marc-Philippe Weller (Heidelberg) und Prof. Dr. Reinhard Zimmermann (Hamburg) wurde 1993 mit finanzieller Beteiligung der Gerda Henkel Stiftung gegründet. Sie ist ein Diskussions- und Informationsforum für Veröffentlichungen über die europäische Dimension des Privatrechts und richtet sich an Anwälte, Richter und Wissenschaftler, insbesondere aber an die Studierenden der Rechtswissenschaften.

Jakob Gleim, Prof. Dr. Reinhard Zimmermann, Charlotte Harms, Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger, Nadja Bucher, Prof. Dr. Reiner Schulze, Simon Kleuters, Prof. Dr. Gerhard Wagner (v.l.n.r.)
9.-11. Mai
Digitales Nationalarchiv in Banjul, Gambia

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt im Rahmen ihres Förderschwerpunkts „Patrimonies“ die Einrichtung eines digitalen Nationalarchivs in Gambia. Partner sind das National Centre for Arts and Culture (NCAC) in Banjul und die Abteilung Afrikanistik und Äthiopistik am Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg unter Leitung von Prof. Dr. Henning Schreiber. Das Nationalarchiv in Gambia ist eine Besonderheit, da umfassende wissenschaftliche und vor allem säkulare Sammlungen oraler Traditionen in Afrika selten sind. Der Schwerpunkt liegt auf mündlichen Überlieferungen. Dokumentiert wird in rund 6.000 Audioaufzeichnungen sowie 500 ergänzenden Dokumenten die Geschichte Westafrikas, insbesondere Gambias, Senegals, Guinea-Bissaus und Malis. Ziel ist es, die Digitalisierung des Archivs so umzusetzen, dass dieses sowohl wissenschaftlich genutzt als auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.

Die Teilnehmenden des Symposiums zum Digital National Archive Project in Gambia

Wie man insbesondere afrikanische Staaten bei der Archivierung und Digitalisierung von immateriellen Kulturgütern und mündlich überlieferten historischen Quellen unterstützen kann, war Gegenstand eines internationalen Symposiums vom 9. bis 11. Mai 2017 in Banjul. Mehr als 20 Wissenschaftler und politische Entscheider aus Afrika, den USA, Großbritannien und Deutschland sprachen darüber, wie digitale Archive aufgebaut, erhalten und genutzt werden können. Im Mittelpunkt standen die Herausforderungen der Digitalisierung insbesondere mündlicher Überlieferungen sowie ihre Chancen für den Erhalt des kulturellen Erbes. Digitalisierung ist für das kulturelle Erbe in Staaten wie Gambia, wo im Jahr 2016 ein politischer Systemwechsel friedlich verlief, aus verschiedenen Gründen relevant. Zum einen geht es um den Erhalt und Schutz der Werke selbst, die vor willentlicher Zerstörung, aber auch vor unzureichenden Lagerbedingungen zu bewahren sind. Zum anderen bietet eine Digitalisierung die Möglichkeit, die Originale bei den lokalen Forschungseinrichtungen zu belassen und sie dennoch weltweit zugänglich zu machen. Weitere Informationen bietet die Website des Projekts.

14.-16. Jun
Tagung im Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat

Auf Einladung der Gerda Henkel Stiftung und der Universität Konstanz fand vom 14. bis 16. Juni 2017 ein Workshop im Rahmen des Sonderprogramms Sicherheit, Gesellschaft und Staat im Kloster Hegne, Allensbach bei Konstanz, statt. Unter Beteiligung der internationalen Fachgutachter des Sonderprogramms stellten 20 Projektpartner, die sich bereits im fortgeschrittenen Stadium ihrer Arbeit befinden, ihre Projekte und Forschungsergebnisse zur Diskussion. Die Vorträge widmeten sich beispielsweise der Definition hybrider Kriegsführung aus amerikanischer bzw. russischer Sicht (Dr. Ofer Fridman, Reading), Sicherheitsaspekten in Gefängnissen (Catarina Frois, Lissabon) und der gegenwärtigen Situation in Kenia (Prof. Dr. Anne Kubai, Uppsala). Die 32 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erhielten so die Möglichkeit zum fachwissenschaftlichen Austausch und zur Vernetzung.

Teilnehmer des Workshops in Konstanz
20. Jun
From Lucy to you – Reclaiming African History
Moderatorin Wanjiku Mwaura (Deutsche Welle), Enoh Meyomesse (PEN Deutschland), Prof. Dr. Edward K. Kirumira (Makerere University, Uganda) und Ndinda Kioko (The Trans-African, Kenia) (v.l.n.r.)

Am 20. Juni 2017 stellte die Deutsche Welle im Rahmen des jährlichen Global Media Forum in Bonn das von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Projekt „African Roots“ vor. „African Roots“ ist eine Serie aus Hörfunk-Angeboten und Webvideos über Menschen, die Afrika verändert haben. Darüber hinaus gibt „African Roots“ Einblick in die Arbeit afrikanischer Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler. Ziel ist es, einem jüngeren afrikanischen Publikum Persönlichkeiten näherzubringen, die die Geschichte des Kontinents geprägt haben, und zu zeigen, wie in Afrika zur Geschichte und zu anderen Themen geforscht wird. Die Reihe startete am 8. Januar 2018 mit einem Webporträt des Vormenschen Dinknesh, alias Lucy.

Bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „From Lucy to You – Reclaiming African History“ sprachen in Bonn Ndinda Kioko, Prof. Dr. Edward Kirumira und Enoh Meyomesse über Geschichte und Geschichtsdeutung in Afrika. Ausgehend von der Frage, wie Geschichte dort zu einem relevanten Thema gemacht werden kann, diskutierten sie über die Auswahl der Sprache, die Aufgabe der Universitäten und die Herausforderungen für afrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Zugang zu Archiven weltweit zu erhalten und ihre Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG hat die Veranstaltung aufgezeichnet.

22. Jun
Stipendiatentreffen und Sommerfest
Prof. Dr. Andreas Beyer während seines Vortrags zu Aby Warburg

Am 22. Juni 2017 beging die Gerda Henkel Stiftung ihr traditionelles Sommerfest in Stiftungshaus und -garten. Den einleitenden Vortrag hielt der Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Beyer (Basel), Sprecher des Forschungsverbunds Bilderfahrzeuge und bis Ende 2016 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung. Prof. Beyer sprach über den leidenschaftlichen Büchersammler Aby Warburg (1866–1929) und dessen als „Serendipity“ bezeichnetes System des Anordnens von Büchern in der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg. 1933 wurde diese nach London überführt und später als Warburg Institute der Universität London angegliedert. Neben der Einführung von Buchsignaturen für eine vereinfachte Auffindbarkeit der Bücher besteht Warburgs assoziatives Ordnungssystem dort weiter fort. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und ist bei L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG zu sehen.

Aby Warburgs "Serendipity": von Zufall und Weisheit im Labyrinth der Bibliothek

Bereits am Nachmittag trafen sich 55 Promotionsstipendiatinnen und -stipendiaten zum jährlich im Rahmen der Förderung angebotenen Workshop im Goethe-Museum. Gemeinsam mit dem Gedächtnistrainer, Coach und Juristen Dominik Moersen setzten sie sich in Theorie und Praxis mit Redetechniken auseinander, die bei Podiumsdiskussionen Anwendung finden und für begeisterndes Reden sowie schlagfertiges Antworten genutzt werden können.

Stipendiatentreffen im Goethe-Museum
28. Jun
40 Jahre | 40 Projekte als App und Webpublikation veröffentlicht

Anlässlich des 40-jährigen Stiftungsjubiläums begann für die Besucher der Website der Gerda Henkel Stiftung im Juni 2016 eine digitale Reise durch vier Jahrzehnte Förderung in den Historischen Geisteswissenschaften. Stellvertretend für jedes Jahr wurde ein gefördertes Projekt ausführlich mit Texten, Interviews, Videos und vielen Bildern vorgestellt, um das breitgefächerte Förderspektrum der Stiftung sichtbar zu machen. Ein Jahr später wurde die Serie abgeschlossen und in Form einer App sowie einer Webpublikation aufbereitet. „40 Jahre – 40 Projekte“ ist im App Store, bei Google Play und im Windows Store sowie im Internet zu finden.

1. Sep
Prof. Dr. Marek Olbrycht in Princeton
Prof. Dr. Marek Olbrycht

Der Althistoriker Prof. Dr. Marek Olbrycht (Universität Rzeszów) ist Gerda Henkel Fellow 2017/2018 am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey. Während seines Aufenthaltes an der dortigen School of Historical Studies beschäftigt er sich mit der Kriegführung der Arsakiden im Iran des dritten Jahrhunderts vor bis zum dritten Jahrhundert nach Christus. Das im Jahre 248 v. Chr. gegründete Reich der arsakidischen Parther dominierte das iranische Hochplateau sowie Teile des südwestlichen Zentralasien und Mesopotamien und bot sowohl dem Römischen Reich im Westen als auch den graeco-baktrischen Königen sowie dem Reich Kuschan im Norden und Osten die Stirn. Schlüssel für die Rolle der Arsakiden in der Region war deren militärische Stärke. Prof. Olbrycht möchte systematisch und auf Grundlage vielfältiger Quellen untersuchen, wie die arsakidischen Truppen zusammengesetzt und ausgerüstet waren, welchen Platz sie in der Gesellschaft einnahmen und welche Strategie sie verfolgten.

Seit 1993 stellt die Gerda Henkel Stiftung dem Institute for Advanced Study in Princeton jährlich ein Gerda Henkel Fellowship im Bereich der Geschichtswissenschaften zur Verfügung.

4.-15. Sep
Sommerakademie "History Takes Place – Dynamics of Urban Change"
Teilnehmer von "History Takes Place" an der Statue des Pobednik (Der Sieger) im Kalemegdan-Park, während einer Führung von Prof. Dr. Simona Cupic, Universität Belgrad

Zum fünften Mal richteten die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam die interdisziplinäre Sommerakademie „History Takes Place – Dynamics of Urban Change” aus. Nach Warschau, Paris, Istanbul und Rom in den Jahren 2009 bis 2014 fand die Sommerakademie im Berichtsjahr vom 4. bis 15. September in Belgrad und Sarajevo statt. Übergeordnetes Ziel der Sommerakademien ist es, ein internationales Netzwerk aus Nachwuchswissenschaftlern zu etablieren und aktuelle wie historische Entwicklungen von Städten in den Blick zu nehmen.

20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 13 Ländern erhielten die Möglichkeit, im Rahmen der zwölftägigen Akademie die Zusammenhänge zwischen historischen Ereignissen und stadträumlicher Entwicklung beider Städte zu erkunden. Das Programm umfasste eigene Vorträge der Teilnehmer unter anderem aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Geschichte, Soziologie, Archäologie und Kunstgeschichte. Vorträge internationaler Experten, Stadtführungen, Diskussionen und Ausstellungen ergänzten das Angebot. Die Sommerakademie wurde von Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, geleitet.

11./12. Sep
Bündnis "Kunst auf Lager" tagt in Hannover

Die Partner der Initiative „Kunst auf Lager – Bündnis zur Erschließung und Sicherung von Museumsdepots“ haben sich zum Ziel gesetzt, wertvolle Kulturgüter in Museumssammlungen zu erforschen, zu erschließen und die Öffentlichkeit für die drängenden Probleme im Zusammenhang mit der Bewahrung des in Museen verwahrten Kulturerbes zu sensibilisieren. 14 private und öffentliche Institutionen gehören dem 2014 auf Initiative der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG gegründeten Zusammenschluss mittlerweile an.

Podiumsdiskussion „‚Das ist DEINE Sammlung!‘ – Museen als ­kollektives Eigentum“

Auf Einladung der VolkswagenStiftung fand am 11./12. September 2017 eine Tagung im Schloss Herrenhausen, Hannover, statt, bei der die Partner von „Kunst auf Lager“ eine Zwischenbilanz zogen und Ergebnisse der Förderarbeit präsentierten. In öffentlichen Vorträgen und Podiumsgesprächen wurden außerdem Aufgaben und Herausforderungen von Sammlungsdepots und mögliche Strategien für die Fortentwicklung von Museen diskutiert. Für die Gerda Henkel Stiftung sprach Dr. Anke Scharrahs über die im Rahmen des Förderschwerpunkts "Patrimonies" geförderte Restaurierung des so genannten Damaskuszimmers im Museum für Völkerkunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, an der zwei Restauratorinnen aus Syrien mitwirken. Rund 250 Museumsvertreter aus dem In- und Ausland nahmen an der Tagung teil.

1. Okt
Dr. Emilie Goudal am LabexMed

Bereits zum sechsten Mal haben die Gerda Henkel Stiftung und das Exzellenzcluster für die Erforschung der Mittelmeerregion (LabexMed) der Maison méditerranéenne des sciences de l’homme (MMSH) ein Forschungsstipendium vergeben. Ein Jahr lang ist Dr. Emilie Goudal (Paris) in Aix-en-Provence zu Gast, um dort ein Forschungsprojekt zum Thema des „geteilten Erbes“ (shared heritage) am Beispiel der Sammlung des Musée National des Beaux-Arts in Algier durchzuführen.

Zwei Monate nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Frankreich und Algerien im März 1962 wurden große Teile der Sammlung des Museums nach Frankreich gebracht. Nach der Unabhängigkeitserklärung im Juli 1962 forderte die algerische Regierung die Objekte zurück, und im Zuge langwieriger Verhandlungen einer algerisch-französischen Expertenkommission in den Jahren 1963 bis 1969 wurde eine teilweise Rückgabe beschlossen. Die Bestände des Musée National des Beaux-Arts wurden in den darauffolgenden Jahren außerdem durch Ankäufe von bedeutenden algerischen Künstlern erweitert, die bis dahin in der Sammlung nur wenig repräsentiert waren. Dr. Goudal untersucht auf der Grundlage von Material in mehreren französischen Archiven, welche Veränderungen die Museumsobjekte durch die verschiedenen nationalen und ideologischen Zuschreibungen erfahren haben.

Dr. Emilie Goudal
1. Okt
Dr. Anette Schlimm an das Historische Kolleg
Dr. Anette Schlimm

Das 1980 nach Art eines Institute for Advanced Study in München gegründete Historische Kolleg fördert ausgewiesene Forscherinnen und Forscher aus allen Bereichen der historisch orientierten Wissenschaften im In- und Ausland, indem es sie für Forschungszwecke freistellt. Seit 2008 stellt die Gerda Henkel Stiftung Mittel für die Vergabe von Gerda Henkel Förderstipendien für herausragende jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Verfügung.

Dr. Anette Schlimm (München) ist Förderstipendiatin 2017/2018 der Gerda Henkel Stiftung. Sie beschäftigt sich mit Politik und Politisierung im ländlichen Raum in den Jahren 1850 bis 1950 und untersucht, wie sich die Praktiken des Regierens in dieser Zeitspanne gewandelt haben. Am Beispiel von Mikrostudien zu bäuerlichen Gemeinden in Brandenburg, Oberbayern und dem Unterelsass versucht sie, den Wandel von Politik und Regierung auf der Ebene der Strukturen, der Deutungsmuster und der alltäglichen Praktiken aufzuspüren. Besonderes Augenmerk gilt der Frage, wie Akteure in den Landgemeinden mit Veränderungen umgingen und selbst zu ihnen beitrugen.

5./19. Okt
Zwei Neuerscheinungen in der Historischen Bibliothek

Im Herbst 2006 gründeten der Verlag C.H. Beck und die Gerda Henkel Stiftung die Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung. Ziel der Reihe ist es, ausgewiesenen Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften einer interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Am 5. und 19. Oktober 2017 erschienen Band 18 und 19 der Reihe:

In „Der Morgen der Welt“ entfaltet der Historiker Bernd Roeck ein großes Panorama der Renaissance, die erst Europa und dann die ganze Welt veränderte. Zugleich erklärt er im Horizont der Globalgeschichte, wieso es in Europa zu dieser einzigartigen Verdichtung von weltbewegenden Ideen, spektakulären Entdeckungen und historischen Umwälzungen kommen konnte. Um die Wurzeln der Renaissance freizulegen, blickt Bernd Roeck weit ins Mittelalter und die Antike zurück – und weit über die Grenzen Europas hinaus. Mit analytischer Schärfe und darstellerischem Glanz lässt er die Epoche vor den Augen des Lesers auferstehen: die große Kunst, die unter Italiens Himmel entstand, und die Ideen der Humanisten ebenso wie die Religionskriege und die Anfänge der Unterwerfung fremder Erdteile. Die Publikation wurde in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 nominiert.

Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung“ sprachen am 4. Dezember 2016 im Literaturhaus München Prof. Dr. Bernd Roeck und Prof. Dr. Andreas Beyer über „Der Morgen der Welt“.

Der Osteuropahistoriker Manfred Hildermeier hat aus Anlass des 100. Jahrestags der Oktoberrevolution seine „Geschichte der Sowjetunion“ grundlegend aktualisiert und auf den neuesten Forschungsstand gebracht. Das Standardwerk wurde zudem ergänzt um ein Kapitel über die Ära Putin und führt nun bis in die unmittelbare Gegenwart. Die Geschichte der Sowjetunion erstreckt sich wie ein gewaltiger Monolith durch fast das ganze 20. Jahrhundert. Der erste sozialistische Staat hat nicht nur während des „Großen Vaterländischen Krieges“ gegen Hitlers Armeen und in der Epoche des Kalten Krieges den Lauf der Weltgeschichte entscheidend beeinflusst. Er ist auch Ausgangspunkt und Resultat des revolutionären Versuchs gewesen, einer gesellschaftlichen Utopie den Weg in die Wirklichkeit zu bahnen.

Bernd Roeck, Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance, München 2017

Manfred Hildermeier, Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München 2017

11.-14. Okt
Archäomediale & Cinarchea

Vom 11. bis 14. Oktober 2017 fand im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg zum dritten Mal das Archäologie-Film-Medien-Festival Archäomediale/Cinarchea statt. Gezeigt wurden Dokumentationen, deren Themenspektrum von der Steinzeit über das europäische Mittelalter bis hin zu Grabungen auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs und in Syrien reichte. Für die Gerda Henkel Stiftung nahmen Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke und Dr. Angela Kühnen als Mitglieder der Jury an dem Festival teil. Weitere Positionen in der Jury unter Vorsitz von Prof. Dipl.-Ing. Dominik Lengyel (Cottbus) besetzten die Film- und Buchautorin Gisela Graichen, der ZDF-Journalist Georg Graffe und der Archäologe Prof. Dr. Franz Schopper (Brandenburg). Die Schirmherrschaft übernahm Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Jury wählte die Dokumentation „L’énigme du Grand Menhir“ (Frankreich 2016) zum Siegerfilm des Festivals und verlieh der Produktion „Les Génies de la Grotte Chauvet“ (Frankreich 2015) einen Spezialpreis.

20. Okt
Online-Plattform EDIT

Seit dem 20. Oktober 2017 ist EDIT. DIGITALE PUBLIKATION GERDA HENKEL STIFTUNG online. Die neue Internetplattform bietet die Möglichkeit, Forschungsergebnisse, die aus geförderten Projekten der Stiftung hervorgegangen sind, digital aufbereitet zu veröffentlichen. Ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten die Gelegenheit, ihre Arbeiten im Bereich der Historischen Geisteswissenschaften zügig und zuverlässig einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dabei umfasst EDIT nicht nur den monographischen Teil einer Publikation, sondern ebenso Katalogisierung und Dokumentation von Datensammlungen wie Photos oder Zeichnungen von archäologischen Fundobjekten, antiken Textquellen oder historischen Archivmaterialien. So lassen sich umfangreiche Datensätze und Bildkataloge veröffentlichen, die eng mit dem schriftlichen Teil verknüpft sind. Das Besondere daran: Forscherinnen und Forscher erhalten für eigene Studien weltweit Zugriff auf die zugrundeliegenden Primärquellen einer Publikation.

Um die einzelnen Veröffentlichungen eindeutig identifizierbar und zitierbar zu halten, werden alle Werke mit einer eigenen DOI-Nummer versehen. Eine gesonderte Webseite präsentiert darüber hinaus begleitende Informationen zum entsprechenden Forschungsprojekt.

Die erste EDIT-Publikation widmet sich dem Projekt „The Eastern Baths at Gerasa/Jerash“ unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Maria Weber-Karyotakis.

8. Nov
Martin Kobler über „zerfallende Staaten“

Am 8. November 2017 luden der Industrie-Club Düsseldorf und die Gerda Henkel Stiftung zu einem Vortrag über das Thema „Was macht man mit zerfallenden Staaten?“ ein. Martin Kobler, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Islamabad/Pakistan und Mitglied des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, blickte in seinem Vortrag eindrücklich auf die Situation in Libyen und der Demokratischen Republik Kongo (Ostkongo) und schilderte Parallelen wie Unterschiede. Von November 2015 bis Juli 2017 war Martin Kobler Special Representative of the UN Secretary-General und Head of the United Nations Support Mission in Libyen (UNSMIL) und von Juni 2013 bis Oktober 2015 Leiter der Friedensmission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (Ostkongo) (MONUSCO). Claus Gielisch, Mitglied des Vorstands des Industrie-Clubs Düsseldorf, begrüßte die rund 140 Gäste und moderierte die sich an den Vortrag anschließende Diskussion.

Botschafter Martin Kobler während seines Vortrags
9./10. Nov
Herbstsitzung der Stiftungsgremien
Dr. Sahar Aurore Saeidnia forscht innerhalb des Sonderprogramms Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen über die Wohltätigkeitspraxis in Iran zwischen 1906 und 2016. Hier: Spendenboxen (sandogh sadaghat) sind überall in Iran zu finden. Sie werden durch die Imam Khomeini Relief Foundation verwaltet.

Die Stiftungsgremien bewilligten in ihrer Herbstsitzung am 9. und 10. November 2017 Fördermittel für Forschungsvorhaben in einer Gesamthöhe von 3,4 Millionen Euro. Insgesamt wurden 45 Forschungsvorhaben von Antragstellern aus 13 Ländern in die Förderung aufgenommen. Zu den elf im einmal jährlich ausgeschriebenen Sonderprogramm „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ geförderten und mit insgesamt rund 565.000 Euro unterstützten Projekten gehören drei Vorhaben zur Geschichte Irans: Dr. Bianca Devos (Marburg) konzentriert sich auf die Religionspolitik Mohammad Reza Schahs, Dr. Simon Fuchs (Freiburg) beschäftigt sich mit der Rezeption der iranischen Revolution von 1979 in der muslimischen Welt, Dr. Sahar Aurore Saeidnia (Paris) erforscht die Wohltätigkeitspraxis in Iran zwischen 1906 und 2016. Im Förderschwerpunkt „Patrimonies“ stellten die Gremien für zehn Projekte unter anderem in Pakistan, Syrien, Ägypten und Nepal eine Gesamtsumme von rund 995.000 Euro zur Verfügung.

In weiteren Entscheidungen wurden die Amtszeiten von Prof. Dr. Ute Daniel (Braunschweig) und Prof. Dr. Martin Jehne (Dresden) als Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung mit Wirkung vom 1. Januar 2018 um weitere vier Jahre verlängert.

11. Nov
Doktoranden zur Geschichte des Ersten Weltkriegs

Das an das Museum zur Geschichte des Ersten Weltkriegs Historial de la Grande Guerre im nordfranzösischen Péronne angegliederte Centre international de recherche hat im Berichtsjahr mit Unterstützung des Conseil général des Departements Somme und der Gerda Henkel Stiftung erneut Stipendien an Doktorandinnen und Doktoranden vergeben, die sich in ihren Dissertationsprojekten mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen. Die Bourses Gerda Henkel wurden am 11. November 2017 in Péronne verliehen.

Ein Stipendium erhielten Ann-Marie Foster (Newcastle-upon-Tyne/Hull, „The Ephemera of Remembrance in the Wake of War and Disaster, c. 1899–1939“), Isabell Koch (Düsseldorf/Paris, „Les prisonniers allemands en France 1914–1920“), Alexander Mayhew (London, „The Power of Perception: Englishmen's Morale on the Western Front, 1914–1918“), Jan Naert (Gent/Brüssel, „The mayor as feeder, protector and representative in occupied and liberated Belgium and France (1914–1921)“), Julie Powell (Columbus, „The Body Fragmented: Nationalism, Internationalism and the Politics of Prosthetic Care, 1914–1925“), Cedric van Dijck (Gent, „Modernism at the Front: Affect, Temporality and the French Press, 1914–1922“).

Julie Powell, Jan Naert, Cedric Van Dijck, Ann-Marie Foster, Isabell Koch, Alexandre Mayhew (v.l.n.r.)
28. Nov
Prof. Dr. Arnd Bauerkämper Gastprofessor in London
PD Dr. Michael Schaich, Prof. Dr. Matthew Jones, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper, Prof. Dr. N. Piers Ludlow, Prof. Dr. Andreas Gestrich (v.l.n.r.)

Im akademischen Jahr 2017/2018 hat Prof. Dr. Arnd Bauerkämper (Berlin) die Gerda Henkel Gastprofessur des Deutschen Historischen Instituts London und der London School of Economics and Political Science inne.

Prof. Bauerkämper forscht über das Verhältnis zwischen innerer Sicherheit und humanitären Verpflichtungen in den direkt am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten. Im Zuge dieses ersten „totalen“ Krieges wurde die Unterscheidung zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung mehr und mehr aufgehoben. Gleichzeitig führte der Wunsch nach Sicherung der nationalen Existenz zur Ausgrenzung und Verfolgung „innerer Feinde“, zu denen insbesondere Zivilisten gegnerischer Staaten und Minderheiten zählten. Prof. Bauerkämper wird die Zeit in London zur Fertigstellung einer Monographie nutzen. Darüber hinaus wird er ein Seminar zu den Beziehungen beider deutscher Staaten zu den kommunistischen Parteien Europas in den Jahren 1949 bis 1990 anbieten.

Seine Antrittsvorlesung „National Security and Humanity. The Internment of Civilian 'Enemy Aliens' During the First World War" hielt Prof. Bauerkämper am 28. November 2017 am Deutschen Historischen Institut London. Die Vorlesung ist auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG filmisch dokumentiert:

Jan–Dez
Doktorandenstipendien der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung schreibt die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München seit 2005 viermal im Jahr international Stipendien für Doktoranden der Alten Geschichte aus, die Studienaufenthalte an ihrer ausgezeichnet ausgestatteten Fachbibliothek ermöglichen. Die Stipendien beinhalten neben einem Arbeitsplatz in der Bibliothek die Unterkunft in einem Appartement im Haus, die Übernahme der Reisekosten sowie einen Zuschuss zum Lebensunterhalt.

Einen Forschungsaufenthalt in München absolvierten im Jahr 2017 Alberto Esu (Edinburgh, „Dispersed Power: Deliberation, Delegation and Judicial Procedures in the Greek City-States”), François Gerardin (Yale, „Cities in the Kingdoms of the Hellenistic East (Second Century B.C.)”), Rodrigo José Illarraga (Buenos Aires, „El pensamiento político de los filósofos socráticos. Jenofonte, Antístenes y Aristipo frente al problema de la sociedad y su impacto en la obra de Platón“), Jerzy Szafranowski (Warschau, „Clerical Ordinations of Monks in the Late Antique and Early Medieval Gaul“), Dr. Silvia Tantimonaco (Barcelona, „El latín de Hispania a través de las inscripciones. La provincia de la Lusitania”) und Anthony R. Shannon (Cambridge, USA, „Africa Romana: Appropriation, Interaction and Tradition in the Development of Urban Landscapes in the Roman Maghrib”).

Mär–Okt
Vier Fellows für Sofia und Bukarest

Die Institutes for Advanced Study in Rumänien und Bulgarien zeichnen sich in der Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften aus und haben sich zu überregionalen Zentren intellektuellen Lebens entwickelt: Das New Europe College in Bukarest hat seit seiner Gründung 1994 bereits Hunderte von Nachwuchswissenschaftlern als Fellows zu mehrmonatigen Arbeitsaufenthalten eingeladen. Exzellente rumänische und internationale Forscherinnen und Forscher sollen sich einerseits auf ihre wissenschaftlichen Vorhaben konzentrieren können und zugleich Gelegenheit zum Austausch erhalten. Das 2000 etablierte Centre for Advanced Study in Sofia beruft ebenfalls Fellows aus dem In- und Ausland. Darüber hinaus beteiligt es sich an großen internationalen Forschungsprojekten und trägt damit zur Qualifizierung und Förderung jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei.

Die Stiftung hat beiden Institutionen im Jahr 2015 Fördermittel zur Einrichtung von Gerda Henkel Fellowships zur Verfügung gestellt. Im Berichtsjahr haben Dr. Victoria Shmidt (Brno) und Dr. Maria Mayerchyk (Kiew) ein Stipendium in Sofia angetreten. Dr. Shmidt beschäftigt sich mit der Bedeutung eugenischer Fragestellungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Dr. Mayerchyk untersucht den Beginn der Produktion ethnographischen Wissens über Sexualität Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das New Europe College in Bukarest empfing Prof. Dr. Evgeny Troitskiy (Tomsk) und Dr. Aurelia Felea (Chisinau). Gegenstand der Forschungen von Prof. Troitskiy sind so genannte dead-letter regimes, die sich durch ein hohes Maß an formalen Vereinbarungen und einen niedrigen Erwartungshorizont, diese einzuhalten, auszeichnen. Er untersucht die Entwicklung am Beispiel verschiedener Organisationen in ehemaligen Staaten der Sowjetunion in den 1990er und 2000er Jahren, darunter die Eurasische Wirtschaftsunion. Dr. Felea erforscht anhand autobiographischer Texte das Alltagsleben von Bessarabiern und Bukowinern, die nach Kasachstan deportiert wurden, und untersucht die Auswirkungen des Alltags im Gulag auf ihre sozio-kulturelle Prägung.

Mai-Dez
Fellows aus Italien und Rumänien an der FMSH

Seit 2012 vergeben die Fondation Maison des Sciences de l‘Homme (FMSH) in Paris und die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam Stipendien für promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Ziel der Initiative ist es, an der gastgebenden Institution individuelle Forschungsprojekte durchzuführen, internationale Netzwerke in Frankreich aufzubauen bzw. zu vertiefen und eine langfristige Partnerschaft zwischen der Heimatuniversität und der französischen Gastinstitution zu entwickeln.

Dr. Ernesto Calogero Sferrazza Papa

Im Berichtsjahr erhielten der italienische Philosoph Dr. Ernesto Calogero Sferrazza Papa und die rumänische Kunsthistorikerin und Anthropologin Dr. Marta Jecu ein Stipendium an der FMSH. Dr. Sferrazza Papa untersucht die historischen, politischen und philosophischen Aspekte von zwischenstaatlichen Grenzmauern, auch vor dem Hintergrund weltweiter Migrantenströme. Die Forschungsarbeit „Exodus Stations. Contemporary Art and the Ethnographic Museum“ von Dr. Jecu ist im Grenzbereich von Museologie und zeitgenössischer Kunst angesiedelt. Anhand von Fallstudien in ethnologischen Museen in Frankreich und Portugal untersucht sie den Beitrag zeitgenössischer Künstler zur Wahrnehmung kolonialer und postkolonialer Sammlungen.

Dr. Marta Jecu
Aus den Gremien
Auszeichnungen und neue Positionen

Mehrere Mitglieder der Stiftungsgremien wurden im Berichtsjahr mit bedeutenden Preisen für ihre Forschung ausgezeichnet oder traten neue Ämter im In- und Ausland an. Der stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke, erhielt am 8. Februar 2017 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln. Die Universität Trier zeichnete ihn am 14. Juli 2017 für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der klassischen Philologie und der Alten Geschichte mit dem Ausonius-Preis aus, der in Erinnerung an den spätantiken Dichter jährlich für herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen wird.

Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, wurde für ihre Biographie der österreichischen Kaiserin Maria-Theresia zweifach ausgezeichnet: Die Leipziger Buchmesse verlieh ihr im März in der Kategorie Sachbuch/Essayistik ihren jährlich ausgelobten Preis. Am 28. Oktober 2017 nahm Prof. Stollberg-Rilinger den von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergebenen Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa entgegen. Ab dem 1. September 2018 wird sie auf Beschluss der Mitgliederversammlung sowie des Stiftungsrats der Wissenschaftsstiftung Ernst Reuter vom 14. Juli 2017 das Amt der Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin in Nachfolge von Prof. Dr. Luca Giuliani übernehmen.

Zweimal wurde Prof. Dr. Ulrich Lehner, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung, im Berichtsjahr geehrt: Der Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf erhielt den japanischen „Orden der Aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen“ am 9. Oktober 2017 in der Residenz des japanischen Generalkonsuls in Erkrath. Der Heimatverein Düsseldorfer Jonges e. V. zeichnete Prof. Lehner am 14. November 2017 mit der Großen Goldenen Jan-Wellem-Medaille aus.

Botschafter Martin Kobler

Martin Kobler, ebenfalls Mitglied des Kuratoriums der Stiftung, trat am 1. August 2017 sein neues Amt als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Islamabad/Pakistan an. Zuvor war er seit 2015 Leiter der Sondermission der Vereinten Nationen in Libyen UNSMIL.