Vorwort

Das Stiftungsjahr 2017 war geprägt durch einige wesentliche Beschlüsse der Gremien, die während einer Ende März im Iran abgehaltenen Klausurtagung diskutiert und verabschiedet wurden. Im Mittelpunkt der Reise stand der Besuch historischer Stätten und archäologischer Grabungen, die als künftige Förderprojekte der Gerda Henkel Stiftung in Betracht kommen mögen. Neben einzelnen Entscheidungen über neue Förderinitiativen – etwa zur Wahrnehmung von und zum Leben mit verlassenen Städten und Ruinen in den Kulturen der Welt – traf das Stiftungskuratorium in seiner Sitzung am 31. März 2017 den maßgeblichen Beschluss, die Stiftungssatzung zu ergänzen: Künftig soll die Gerda Henkel Stiftung als Annex zu wissenschaftlichen Vorhaben auch humanitäre und soziale Zwecke in ihr Förderportefeuille aufnehmen und damit verstärkt ihrer Rolle als gemeinnützige Akteurin unserer Gesellschaft gerecht werden. Im Rahmen dieser ergänzenden Satzungsbestimmung werden Projekte Unterstützung finden, die in örtlichem oder zeitlichem Zusammenhang mit von der Stiftung unterstützten wissenschaftlichen Vorhaben stehen und von der Geschäftsstelle gemeinsam mit besonders geeigneten Partnerorganisationen entwickelt werden. Ein Antragsverfahren zu humanitären und sozialen Maßnahmen ist gemäß den Gremienbeschlüssen des Berichtsjahres zunächst nicht vorgesehen.

Mit großer Freude nahmen die Mitglieder der Gremien und die Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle die Nachricht über die Auszeichnung der Gerda Henkel Stiftung als „Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017“ auf. Die Deutsche Universitätsstiftung und die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ehrten mit diesem Preis insbesondere das internationale Engagement der Stiftung für die Geisteswissenschaften sowie ihren Einsatz für den Erhalt bedrohter Kulturgüter in Krisenregionen und ihre Unterstützung für geflohene und gefährdete Forscherinnen und Forscher.

Inhaltlich ist die Stiftung in allen ihren Förderprogrammen weiter auf gutem Wege: Während Geschäftsstelle und Auswahlgremien in den vergangenen Jahren ein stetig steigendes Volumen an Anträgen zu bewältigen hatten und damit an die Grenze ihrer Kapazitäten stießen, konnte u. a. durch die Einführung neuer Kriterien für die Antragstellung auf Gewährung von Forschungsstipendien die Zahl der Anträge erstmals leicht verringert werden (jetzt 1.023, im Vorjahr 1.149). Bewilligt wurden im Basisprogramm der Stiftung 15,0 % der Anträge auf Forschungsförderung sowie 15,5 % der Anträge auf Gewährung eines Promotionsstipendiums. Eine deutlich höhere Zahl an Projektvorschlägen verzeichnete das Sonderprogramm Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen, das im Berichtsjahr in seine vorletzte Ausschreibungsrunde ging: 92 wissenschaftliche Vorhaben wurden eingereicht (2016: 52), die Gremien bewilligten Projekte mit einer Gesamtsumme von rund 810.000 Euro (2016: 345.000 Euro).

Auch die Entwicklung des Stiftungsvermögens war im Berichtsjahr erfreulich: Trotz Niedrigzinsphase und schwierigen Bedingungen auf den internationalen Finanzmärkten konnte das Kurswertvermögen erneut leicht gesteigert werden – von 862,8 Millionen Euro zum Jahresende 2016 wurde ein Zuwachs um 2,1% auf 866,8 Millionen Euro zum 31. Dezember 2017 erzielt. Mit über 15,3 Millionen Euro, die insgesamt für die Förderung wissenschaftlicher Vorhaben bereitgestellt wurden, gelang es der Stiftung, die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortzusetzen (2016: 16,6 Millionen Euro; 2015: knapp 12 Millionen Euro).

Zwei Veränderungen sind aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung zu berichten: Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Geimer (Berlin) nahm zum 1. Januar 2017 seine Tätigkeit als Mitglied des Gremiums auf. Den Vorsitz übernahm die Frühneuzeithistorikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger (Münster). Allen Mitgliedern des Kuratoriums, des Wissenschaftlichen Beirats, des Finanzausschusses und der Gutachtergremien der Gerda Henkel Stiftung möchten wir für die äußerst vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle und für ihre sachkundige Expertise sowohl in allen Angelegenheiten der Finanzanlage als auch bei der Auswahl der Förderprojekte sehr herzlich danken.

Für das neue Stiftungsjahr 2018 bleibt nur zu hoffen, dass der deutsche Wirtschaftsprofessor und Buchautor Hermann Simon nicht recht behalten wird, wenn er in seiner Publikation „Geistreiches für Manager“ sinngemäß schreibt, dass Auszeichnungen für gutes Management der beste Frühindikator für den bevorstehenden Niedergang seien!

Düsseldorf, im März 2018