Rückblick 2018
8.-11. JAN
Programm Uncovering Security und Story Lab: Workshop für Journalisten und Wissenschaftler

Vom 8. bis 11. Januar 2018 trafen sich auf Einladung der Thomson Reuters Foundation, der Stanley Foundation und der Gerda Henkel Stiftung zehn Journalisten und zehn Wissenschaftler anlässlich des von den drei Stiftungen gemeinsam entwickelten Programms Uncovering Security zu einem Workshop in der Nähe von London. Ziel von Uncovering Security ist es, bislang wenig beachtete Krisenherde weltweit aus journalistischer und wissenschaftlicher Perspektive in den Blick zu nehmen. Im Rahmen des Programms werden Kooperationen von Journalisten und Wissenschaftlern gefördert, deren Arbeiten drohende Instabilität in unterschiedlichen Ländern und Regionen benennen und durch eine frühzeitige Berichterstattung dazu beitragen, eine Eskalation zu vermeiden. Die Teilnehmer des im Berichtsjahr ausgerichteten zweiten Story Lab beschäftigten sich mit Genozid und Gewaltverbrechen, Migration, Klimawandel, dem Umgang mit nuklearen Beständen und Bemühungen zur globalen Friedenssicherung. Im Verlauf des Workshops bildeten sich Teams aus Journalisten und Wissenschaftlern heraus, denen die Möglichkeit gegeben wird, sich um eine Förderung für die Umsetzung ihrer Berichtideen zu bewerben.

20. JAN
Salon Sophie Charlotte: Ist Sprache eine Waffe?

Am 20. Januar 2018 fand in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften der jährliche Salon Sophie Charlotte statt. Im Mittelpunkt stand Kurt Tucholskys Zitat „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.“ Die rund 100 Referenten – Historiker, Schriftsteller, Sprachwissenschaftler, Verhaltensbiologen, Linguisten, Natur- und Technikwissenschaftler – gingen Entwicklungen, Möglichkeiten und Grenzen von Sprache nach. Dabei wurde zwischenmenschliche Verständigung ebenso untersucht wie Kommunikation im Tierreich und Sprache in den Bereichen Medizin und Technik.

Die Gerda Henkel Stiftung war wie auch in den vergangenen Jahren als Kooperationspartner und Hauptförderer am Salon Sophie Charlotte beteiligt. Zu den über 60 Veranstaltungen im Akademiegebäude am Berliner Gendarmenmarkt gehörte ein Austausch über das Verhältnis von Sprache und Gewalt zwischen Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger (Berlin), Prof. Dr. Martin Jehne, Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (beide Dresden), Prof. Dr. Willibald Steinmetz (Bielefeld) und Prof. Dr. Martin Zimmermann (München). Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Beyer (Basel) und der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Ernst Osterkamp (Berlin) diskutierten über die Frage, wie sich Sprache und Kunst wechselseitig beeinflussen und ob die Sprache eine Waffe für oder gegen die Kunst ist. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller berichtete im Gespräch mit dem Vizepräsidenten der Akademie, Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies, über ihre Erfahrungen als Schriftstellerin.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG war Medienpartner des Salons Sophie Charlotte und hat einen Teil der Beiträge dokumentiert.

27./28. JAN
Besuch des Bundespräsidenten in Jordanien

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte auf einer Reise ins Haschemitische Königreich Jordanien zwei Projekte, die von der Gerda Henkel Stiftung im Rahmen ihres Förderschwerpunkts Patrimonies gefördert werden. In der Hauptstadt besichtigten das Staatsoberhaupt und seine Gattin Elke Büdenbender das Archäologische Museum Jordaniens auf der Zitadelle von Amman. Ziel des von der Stiftung unterstützten Kooperationsprojekts des jordanischen Department of Antiquities und des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes ist es, die rund 10.000 Objekte des Museums zu dokumentieren und Maßnahmen zu ihrer Erhaltung durchzuführen. Außerdem umfasst das Projekt die Aus- und Weiterbildung von Museumspersonal und die Stärkung der Infrastruktur.

Anschließend reiste der Bundespräsident weiter nach Jerash, wo Archäologen im Zuge von Grabungskampagnen eine kolossale Marmorstatue der Aphrodite und über hundert weitere Marmorfragmente von Skulpturen geborgen hatten. An dieser Kooperation des jordanischen Department of Antiquities, der University of Jordan, der Deutsch-Jordanischen Universität und der Mission Française Archéologique de Jerash sind neben jordanischen, französischen und deutschen Archäologen auch syrische und palästinensische Facharbeiter aus nahe gelegenen Flüchtlingslagern beteiligt. Dr. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, war Mitglied der den Staatsbesuch begleitenden Delegation.

1. MÄR
Dr. Luis Martínez Andrade an der FMSH
Dr. Luis Martínez Andrade

Seit 2012 vergeben die Fondation Maison des Sciences de l‘Homme (FMSH) in Paris und die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam Stipendien für promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Ziel der Initiative ist es, an der gastgebenden Institution individuelle Forschungsprojekte durchzuführen, internationale Netzwerke in Frankreich aufzubauen bzw. zu vertiefen und eine langfristige Partnerschaft zwischen der Heimatuniversität und der französischen Gastinstitution zu entwickeln.

Stipendiat für das Jahr 2018/2019 ist Dr. Luis Martínez Andrade (Brüssel), der sich an der FMSH mit den Begriffen „Sozialer Fortschritt“ und „Globale Gerechtigkeit“ auseinandersetzt und diese mit Blick auf die in Lateinamerika aktive Befreiungstheologie sowie Theorien zur Dekolonisierung untersucht.

22. MÄR
Erste Absolventen im Lisa Maskell Stipendienprogramm
Dr. Michael Hanssler, Dr. Serah Kasembeli, Dr. Herbert Ndomba, Dr. Hezron Kangalawe, Jens Christian Schneider, Dr. Neema Laizer

Die Lisa Maskell Stipendien wurden im Jahr 2014 anlässlich des 100. Geburtstags der Stifterin ins Leben gerufen und sind die bislang größte internationale Förderinitiative in der Geschichte der Gerda Henkel Stiftung. Das Programm richtet sich an junge Geisteswissenschaftler aus Afrika und Südostasien, die durch Promotionsstipendien unterstützt werden. Die Koordination und Durchführung der auf dem afrikanischen Kontinent vergebenen Stipendien liegt bei der Graduate School of Arts and Sciences der Stellenbosch University, Südafrika, und bei der Graduate School of the College of Humanities and Social Sciences der Makerere University in Kampala, Uganda.

Am 22. März 2018 erhielten die ersten fünf im Lisa Maskell Stipendienprogramm geförderten Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie an der Universität Stellenbosch ihre Abschlussurkunden. Absolventen des Programms sind Dr. Sibongile Mpofu (Simbabwe), Dr. Serah Kasembeli (Kenia), Dr. Hezron Kangalawe, Dr. Neema Laizer und Dr. Herbert Ndomba (alle drei Tansania). Dr. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, und Jens Christian Schneider, Projektreferent Lisa Maskell Stipendien, nahmen an der Veranstaltung teil.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG hat eine Serie von Interviews mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten geführt.

1. APR
Prof. Dr. Christian Geulen Fellow in Stanford

Ziel einer seit 2009 bestehenden Kooperation zwischen der Gerda Henkel Stiftung und der kalifornischen Universität Stanford ist es, Gastaufenthalte für Professorinnen und Professoren deutscher Universitäten aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften am dortigen Department of German Studies zu ermöglichen. Die Gerda Henkel Visiting Professors werden jeweils für eine Dauer von drei Monaten eingeladen und sollen einen Beitrag dazu leisten, in Stanford Forschungsaktivitäten mit Deutschland-Bezug auszubauen und die guten wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität und deutschen Forschungseinrichtungen zu vertiefen. Das Fellowship-Programm wurde im Berichtsjahr um zwei weitere Jahre verlängert.

Prof. Dr. Christian Geulen

Prof. Dr. Christian Geulen, Hauptamtlicher Dozent am Institut für Geschichte der Universität Koblenz, war von April bis Juni 2018 Visiting Professor in Stanford. In einem öffentlichen Vortrag am 5. Juni 2018 sprach er über die in Deutschland im 20. Jahrhundert verbreitete Auffassung von „Geschichte als Prozess“, die sich unter anderem in der Sprache widerspiegelt. Die Entstehung neuer Begriffe wie Modernisierung, Globalisierung oder Digitalisierung deutet darauf hin, dass nach Möglichkeiten gesucht wurde, die politischen, gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen dieser Zeit zu steuern bzw. zu bewältigen.

12./13. APR
Frühjahrssitzung der Stiftungsgremien

Die Stiftungsgremien stellten in ihrer Frühjahrssitzung am 12. und 13. April 2018 knapp fünf Millionen Euro für wissenschaftliche Vorhaben zur Verfügung. Mehr als 50 neue Forschungsvorhaben wurden in die Förderung aufgenommen. Davon entfielen 15 Forschungsstipendien und fünf Forschungsprojekte aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften auf das Kernprogramm der Stiftung. Im Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat wurden 18 neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 800.000 Euro bewilligt. Die Projektpartner erstellen beispielsweise eine Meta-Analyse zur Wirksamkeit ökonomischer Sanktionen und ihren Auswirkungen auf Konfliktbehebung und Militarisierung von Gesellschaften (Dr. Sajjad Faraji Dizaji, Teheran), untersuchen den Einfluss von Drogengewalt auf das Wahlverhalten mexikanischer Migranten (Dr. Ana Isabel López García, Tijuana) oder forschen zu friedensschaffenden Maßnahmen und dem transitional justice-Prozess in indigenen Gebieten Kolumbiens (Dr. Sandra Brunnegger, Cambridge). Im Förderschwerpunkt Patrimonies wurden insgesamt rund 1,42 Millionen Euro für 13 Projekte u. a. in Tansania, Mali, Nepal, Südafrika und Jordanien bewilligt.

Zwei weitere wesentliche Entscheidungen betrafen die Gremien der Stiftung: Die Autorin und Publizistin Dr. Carolin Emcke (Berlin) wurde in das Kuratorium, die Historikerin Prof. Dr. Birgit Emich (Frankfurt/Main) in den Wissenschaftlichen Beirat berufen.

Die 1888 erbaute Boma in Bagamoyo diente als Quartier der Deutschen in der damaligen Haupstadt der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Dr. Thomas John Biginagwa beschäftigt sich in seinem im Rahmen des Förderschwerpunkts Patrimonies unterstützten Projekts mit dem Zustand des kulturellen Erbes aus kolonialer Zeit in Tansania.
4. MAI
Preis der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht

Die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht, herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Hamburg), Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Würzburg), Prof. Dr. Reiner Schulze (Münster), Prof. Dr. Gerhard Wagner (Berlin), Prof. Dr. Marc-Philippe Weller (Heidelberg) und Prof. Dr. Reinhard Zimmermann (Hamburg) wurde 1993 mit finanzieller Beteiligung der Gerda Henkel Stiftung gegründet. Sie ist ein Diskussions- und Informationsforum für Veröffentlichungen über die europäische Dimension des Privatrechts und richtet sich an Anwälte, Richter und Wissenschaftler, insbesondere aber an die Studierenden der Rechtswissenschaften. Jährlich lobt die Zeitschrift den von der Stiftung finanzierten, mit 500 Euro dotierten ZEuP-Preis für die beste rechtshistorische oder rechtsvergleichende Arbeit zum europäischen Privatrecht aus.

Prof. Dr. Reinhard Zimmermann und Dirk Erdelkamp

Im Berichtsjahr wurden Dirk Erdelkamp (Hamburg) für seine Arbeit „Wegfall der Geschäftsgrundlage im Rechtsvergleich“ und Jonas Wiesehöfer (Osnabrück) für die Einsendung „Personenbezogene Daten als Gegenleistung auf Basis des Vorschlags für eine Richtlinie über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte“ ausgezeichnet. Sie erhielten den Preis anlässlich des Jubiläumssymposiums der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht am 4. Mai 2018 in Hamburg. Weitere vier Preisträger bekommen ein Jahresabonnement der Zeitschrift.

3./4. JUL
Konferenz am King's College zu Russisch-Europäischen Beziehungen

Am 3. und 4. Juli 2018 fand die Konferenz „Trust and Emotions in the Relations between Russia and the West“ am King’s College in London statt. Organisiert wurde die Veranstaltung durch das King’s Centre for Strategic Communications (KCSC) und die Gerda Henkel Stiftung in Zusammenarbeit mit dem European Leadership Network (ELN), dem Centre of Military and Political Studies am Moscow State Institute of International Relations (MGIMO) und dem International Centre for Counter-Terrorism – The Hague (ICCT).

Rund 30 Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger aus Großbritannien, Russland und Deutschland sprachen über Fehlwahrnehmungen und Missverständnisse in der Einschätzung der politischen Intentionen des jeweiligen Gegenübers. Ziel der Veranstaltung war es, durch einen wissenschaftlichen und politischen Austausch an der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Russland und dem Westen mitzuwirken. In den nächsten Jahren sind Folgeveranstaltungen in Moskau und Berlin geplant.

Teilnehmer des Panels „Trust and Respect in the Relations between Russia and the West“
1. SEP
Dr. Jens Pohlmann Fellow am DHI Washington

Das Deutsche Historische Institut Washington ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und fördert den internationalen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Zusammen mit dem Roy Rosenzweig Center for History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, vergibt es einmal jährlich ein zwölfmonatiges Fellowship für innovative Projekte im Bereich der Digital History an promovierte Historikerinnen und Historiker, die an eine deutsche Universität oder Forschungseinrichtung angeschlossen sind. Ziel der Förderung ist, dass die Fellows ihre Projektidee in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Roy Rosenzweig Center substanziell weiterentwickeln und in Veranstaltungen des Deutschen Historischen Instituts über ihre Fortschritte berichten.

Dr. Jens Pohlmann

Im Berichtsjahr wurde das zweite Gerda Henkel Postdoctoral Fellowship for Digital History vergeben. Dr. Jens Pohlmann (Berlin/Stanford) forscht während seines einjährigen Aufenthalts über das Supporter Project der Band „Einstürzende Neubauten“. Im Jahr 2002 bot die Band ihren Fans an, gegen Bezahlung eine Aufnahme sowie einen exklusiven Internetzugang zu erhalten, der es ihnen ermöglichte, Aufnahmesessions live zu verfolgen und den Schaffensprozess zu kommentieren und zu beeinflussen. Dr. Pohlmann untersucht die Auswirkungen dieses innovativen Vorgehens auf das Image und die öffentliche Wahrnehmung der Band und fragt, inwieweit damit auch ein neues Marketinginstrument geschaffen wurde.

1. SEP
Dr. Christian Mauder in Princeton
Dr. Christian Mauder

Das Gerda Henkel Fellowship 2018/2019 am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, erhielt der Göttinger Islamwissenschaftler Dr. Christian Mauder. Während seines Forschungsaufenthalts an der School of Historical Studies beschäftigt er sich mit dem intellektuellen, kulturellen und politischen Leben zur Zeit von Sultan Qānisawh al-Ghawri, der von 1501 bis 1516 am mamelukischen Hof in Ägypten regierte. Am Beispiel bislang wenig erforschter Augenzeugenberichte über die von dem Herrscher durchgeführten umfangreichen Salonveranstaltungen möchte Dr. Mauder zeigen, dass es in dieser Periode nicht zu einem Niedergang der kulturellen Bedeutung der Höfe in der islamischen Welt kam.

Seit 1993 stellt die Gerda Henkel Stiftung dem Institute for Advanced Study in Princeton jährlich ein Gerda Henkel Fellowship im Bereich der Geschichtswissenschaften zur Verfügung.

18. SEP
Zwei Neuerscheinungen in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung

Die im Herbst 2006 vom Verlag C.H. Beck und der Gerda Henkel Stiftung gegründete Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung bietet ausgewiesenen Wissenschaftlern die Möglichkeit, grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften einer interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Der 20. und 21. Band der Reihe erschienen am 18. September 2018.

In „Fröhliche Scholastik“ setzt sich Frank Rexroth mit den bahnbrechenden Veränderungen im Bereich der Gelehrtenschulen im Hochmittelalter auseinander, die zur Wissenschaft im heutigen Sinne führten. In dieser Zeit befreiten sich die Experten von damaligen Glaubensgewissheiten und gingen vermehrt ihren eigenen Fragen nach. Der von Peter Abaelard im 12. Jahrhundert verkündete Vorrang der Vernunft in allen Fragen wurde noch als skandalös empfunden. Doch er war nicht der einzige, der eigensinnig sein Wissen selbst erforschen und sein Leben dem neuen Projekt des „scholastischen“ Wissens verschreiben wollte. Damit einher gingen intellektuelle Veränderungen, die bis heute fortwirken: Gelehrtes Wissen musste nun unabhängig von religiösen Dogmen wahr und nützlich sein und fächerte sich in unterschiedliche Disziplinen auf. Am Ende dieser grundlegenden Transformation europäischer Intellektualität stand die Geburt der Universität.

Frank Rexroth, Fröhliche Scholastik. Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters, München 2018

In „Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin“ setzt sich der Althistoriker Hartmut Leppin mit der Entwicklung und den verschiedenen Ausprägungen des Christentums in den ersten 300 Jahren nach Jesu Tod auseinander. Die christlichen Gemeinschaften rangen mit der Frage, wie ein wahrhaft christliches Leben aussehen könnte, und gelangten dabei zu verschiedenen Antworten. Unter diesen Bedingungen entstand eine Vielfalt von Glaubensvorstellungen und christlichen Werthaltungen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Lebenspraxis des Einzelnen hatten.

Hartmut Leppin, Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin, München 2018

19./20. SEP
Konferenz Autour du Trésor de Preslav
Titelblatt des Ausstellungskatalogs

Seit 2017 fördert die Gerda Henkel Stiftung ein am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz angesiedeltes Projekt zur Restaurierung und Erforschung eines bedeutenden Schmuckfundes aus dem Ersten Bulgarischen Reich. Der sogenannte „Schatz von Preslav“ war 1978 von Bauern bei Feldarbeiten in der Nähe des ehemaligen Zarenpalastes entdeckt worden. Nach Abschluss des Forschungsprojekts und einer Ausstellung in Mainz waren die Schmuckstücke von Juni bis November 2018 im Musée du Louvre in Paris zu sehen.

Vom 19. bis 20. September 2018 fand begleitend zur Ausstellung eine wissenschaftliche Tagung in Paris statt. Ziel der gemeinsam vom Musée du Louvre und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz organisierten Veranstaltung war es, die Geschichte des Schatzes von Preslav im Kontext des im Jahr 864 zum Christentum konvertierten Ersten Bulgarischen Reiches und seiner Hauptstadt neu einzuordnen und dabei insbesondere auch die politischen, religiösen und kulturellen Beziehungen zwischen Byzanz, Rom und dem karolingischen Reich im neunten und zehnten Jahrhundert in den Blick zu nehmen.

Das Forschungsprojekt ist bei L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG filmisch dokumentiert.

25. SEP
Neue Phase für das Hauran Cultural Center
Übergabe eines von der Mädchenklasse gestalteten Mosaiks

Seit 2016 unterstützt die Gerda Henkel Stiftung das Hauran Cultural Center in der nordjordanischen Gemeinde Umm el-Jimal. Anliegen dieses Projektes ist es, jordanischen und syrischen Kindern und Jugendlichen das gemeinsame Kulturerbe und die Bedeutung von Archäologie und Geschichte zu vermitteln. Das Haurangebiet ist seit dem Ende des Ersten Weltkriegs durch die zwischen Syrien und Jordanien gezogene Grenzlinie getrennt. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Thomas Maria Weber-Karyotakis und Prof. Dr. Christine Huth-Hildebrandt, beide beschäftigt an der Deutsch-Jordanischen Universität in Amman.

Seit Mai 2018 besitzt das Projekt im Einvernehmen mit dem UNHCR und den jordanischen Behörden einen eigenen Standort im auf dem Gebiet der Gemeinde liegenden Flüchtlingslager az-Za'atari. Am 25. September 2018 wurde der neue Klassenraum in Anwesenheit jordanischer Repräsentanten, der Projektleiter, der arabischen Lehrer und Schüler sowie Vertretern der Gerda Henkel Stiftung offiziell seiner Bestimmung übergeben.

25.-28. SEP
52. Deutscher Historikertag in Münster

Der 52. Deutsche Historikertag fand vom 25. bis 28. September 2018 unter dem Motto „Gespaltene Gesellschaften“ in Münster statt. Die Eröffnungsrede hielt Dr. Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands eine Ausgabe der Reihe „#gts7000. Der Geschichtstalk“. Unter der Überschrift „Wozu noch Geschichte?“ diskutierten Dr. Nora Hilgert, Geschäftsführerin des Historikerverbands, und Georgios Chatzoudis, Leiter der Online-Redaktion der Gerda Henkel Stiftung, mit ihren Gästen über die Bedeutung von Geschichte in der heutigen Zeit sowie darüber, welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen können. An dem Gespräch beteiligten sich Prof. Dr. Maren Lorenz (Bochum), Prof. Dr. Andreas Rödder (Mainz), Prof. Dr. Marko Demantowsky (FHNW/Schweiz) und Sven Felix Kellerhoff („Die Welt“). Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann auf L.I.S.A. aufgerufen werden.

Das Doktorandenforum, das Promovierenden die Gelegenheit gibt, ihre Forschung in Form von Postern vorzustellen und den Besuchern einen Einblick in die Forschungsinteressen junger Geschichtswissenschaftler zu verschaffen, wurde zum siebten Mal von der Gerda Henkel Stiftung unterstützt. 54 Doktorandinnen und Doktoranden beteiligten sich. Im Rahmen der Festveranstaltung am Abend des 27. September wurden die von einer Jury ausgewählten Poster ausgezeichnet. Der erste Preis ging an Kevin Lenk (Berlin) und Franzisca Scheiner (Duisburg), der zweite Preis an Michal Korhel (Augsburg) sowie Lino Wehrheim (Regensburg).

Der Geschichtstalk auf dem Historikertag 2018
1. OKT
Dr. Fabien Bièvre-Perrin Gastwissenschaftler am LabexMed
Dr. Fabien Bièvre-Perrin

Für das Gerda Henkel Fellowship 2018/2019 am Exzellenzcluster für die Erforschung der Mittelmeerregion (LabexMed) an der Maison méditerranéenne des sciences de l’homme (MMSH) in Aix-en-Provence wurde der französische Historiker Dr. Fabien Bièvre-Perrin ausgewählt. In seiner Forschungsarbeit untersucht er, welche Bedeutung das lokale antike Kulturerbe und die Rückgabe von Kulturgütern für die Identitätsstiftung von Regionen im Mittelmeerraum haben. Dafür geht er der politischen Bedeutung und dem heutigen Umgang von staatlichen und kommunalen Stellen mit den Zeugnissen der griechischen Antike in den italienischen Städten Reggio Calabria und Tarent nach und vergleicht sie mit der Entwicklung in Marseille.

Die Maison méditerranéenne des sciences de l’homme verfolgt interdisziplinäre Studien zum Mittelmeerraum, die in verschiedenen, unter ihrem Dach versammelten Forschungszentren vorangetrieben werden. Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Exzellenzcluster für die Erforschung der Mittelmeerregion und der Gerda Henkel Stiftung wurde im Berichtsjahr zum siebten Mal ein Forschungsstipendium für einen Gastaufenthalt in Frankreich vergeben.

1. OKT
Dr. Ariane Leendertz geht an das Historische Kolleg

Das 1980 nach Art eines Institute for Advanced Study in München gegründete Historische Kolleg fördert ausgewiesene Forscherinnen und Forscher aus allen Bereichen der historisch orientierten Wissenschaften im In- und Ausland, indem es sie für Forschungszwecke freistellt. Seit 2008 stellt die Gerda Henkel Stiftung Mittel für die Vergabe von Gerda Henkel Förderstipendien für herausragende jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Verfügung.

Dr. Ariane Leendertz (Köln) ist Förderstipendiatin 2018/2019 der Gerda Henkel Stiftung am Historischen Kolleg. In ihrer geplanten Habilitationsschrift untersucht sie die Aufgaben des Staates bzw. die ihm zugeschriebenen Einflüsse in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs am Beispiel internationaler Politik. Dr. Leendertz forscht über die Entwicklung in den USA in den späten 1960er und späten 1980er Jahren und nimmt dabei insbesondere öffentliche Diskurse von Experten und Organisationen in den Blick.

8. OKT
Stipendiatentreffen der Gerda Henkel Stiftung

Das jährliche Treffen der Promotionsstipendiatinnen und -stipendiaten der Gerda Henkel Stiftung fand am 8. Oktober 2018 im Künstlerverein Malkasten in Düsseldorf statt. Die neu in die Förderung aufgenommenen Doktorandinnen und Doktoranden erhielten eingangs im Rahmen eines Speed-Datings die Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und über ihre Promotionsthemen auszutauschen. Anschließend nahmen rund 65 Stipendiatinnen und Stipendiaten an dem Workshop „Berufseinstiegsplanung im Kontext von Exzellenz“ teil. Dr. Mareike Menne, ehemalige Stipendiatin der Stiftung, Beraterin und Dozentin für Berufsorientierung, erarbeitete mit ihnen unterschiedliche Konzepte von Exzellenz und gab Ratschläge mit Blick auf Weichenstellungen für den Einstieg in den Beruf nach dem Abschluss der Promotion. Am Abend waren die Doktorandinnen und Doktoranden Gäste der Verleihung des Gerda Henkel Preises an den Kameruner Historiker Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Achille Mbembe.

9. OKT
Konferenz „Das Kulturelle Erbe in der Krise“
Dr. Michael Hanssler, Giovanni Boccardi, Dr. Barbara Hendricks MdB, Andrea Horakh, Thomas Erndl MdB, Prof. Dr. Hosam Refai (v.l.n.r.)

Auf Einladung des Auswärtigen Amts fand am 8. und 9. Oktober 2018 in Berlin eine Konferenz statt, während der Fragen der Bedrohung des kulturellen Erbes weltweit durch Naturkatastrophen, Kriege und urbanen Wandel sowie Möglichkeiten für die Bewahrung von archäologischen Stätten, Bauwerken, Handschriften und Objekten diskutiert wurden. Beispiele waren unter anderem Nepal, der Irak, der Jemen und der Sudan. Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen, hielt die Eröffnungsrede. In einer von der Journalistin Andrea Horakh (Deutsche Welle) moderierten Podiumsdiskussion sprachen die Bundestagsabgeordneten Dr. Barbara Hendricks und Thomas Erndl sowie Prof. Dr. Hosam Refai (Helwan-Universität Kairo), Giovanni Boccardi (UNESCO) und Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Gerda Henkel Stiftung, über Herausforderungen und Lösungsansätze gegenwärtiger Krisen und nahmen dabei insbesondere die unterschiedlichen Ansätze privater und staatlicher Institutionen in den Blick.

10. OKT
Projekt „Afrikanische Zeitzeugen über den deutschen Kolonialismus“ auf der Frankfurter Buchmesse

In den Jahren 1981 bis 1986 interviewten Historiker der Universität Yaoundé in verschiedenen Regionen Kameruns Zeitzeugen der deutschen Kolonialzeit und ihre direkten Nachfahren. Um diese auf Audiokassetten gespeicherten Quellen zu bewahren und zugänglich zu machen, unterstützt die Gerda Henkel Stiftung seit 2015 das von Prof. Dr. Dr. Prinz Kum‘a Ndumbe III. geleitete Projekt „Africa’s Collective Memory“ der Fondation AfricAvenir International in Douala. Insgesamt 120 Interviews wurden digitalisiert und werden sukzessive in 20 kamerunische Originalsprachen transkribiert sowie ins Französische, Englische und Deutsche übersetzt und veröffentlicht.

In einer Veranstaltung  auf der Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober 2018 wurden die bereits vorliegenden Publikationen der Reihe „Quand les Anciens parlent…“ dem Publikum vorgestellt. Prof. Prinz Kum'a Ndumbe III., Ingeborg Mautner, Ngong Bertrand Collins (alle Fondation AfricAvenir International) und Dr. Anna-Monika Lauter, Leiterin des Förderschwerpunkts Patrimonies der Gerda Henkel Stiftung, berichteten über den Verlauf des Projekts, die Schwierigkeiten im Umgang mit den vielen dabei involvierten Sprachen und die Bedeutung der neu erschlossenen Quellen für Wissenschaft und Öffentlichkeit in Kamerun.

Das Projekt ist bei L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG filmisch dokumentiert. Die Filme liegen in deutscher bzw. englischer Sprache und auf französisch vor.

11./12. OKT
Arbeitskreis „Internationales“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen

Das diesjährige gemeinsame Treffen der Arbeitskreise „Internationales“ und „Unternehmen und Stiftungen“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen fand am 11. und 12. Oktober 2018 in der Zentrale des Goethe-Instituts in München statt. Für den Arbeitskreis Internationales begrüßten die beiden Leiter Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel Stiftung, und Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, für den Arbeitskreis Unternehmen und Stiftungen Dr. Lothar Dittmer, Vorsitzender des Vorstands der Körber Stiftung. Unter dem übergreifenden Thema „Unterstützung der internationalen Zivilgesellschaft“ diskutierten die Teilnehmer über die Möglichkeiten der deutschen Stiftungslandschaft in diesem Bereich und setzten sich sowohl mit Best Practice-Beispielen als auch mit zivilgesellschaftlichem Handeln unter politisch schwierigen Rahmenbedingungen auseinander.

23. OKT
Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger über die „Macht politischer Rituale“
Prof. Stollberg-Rilinger während ihres Vortrags

Auf Einladung des Industrie-Clubs Düsseldorf und der Gerda Henkel Stiftung sprach Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger, Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin, am 23. Oktober 2018 über Rituale in der Politik. Rituale stehen heute für sinnleere, erstarrte Formalität, sie gelten als „bloße Symbolik“ im Gegensatz zur „eigentlichen“ Politik. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich Rituale aber quer durch alle Epochen als wesentliche Strukturelemente des Politischen. In ihrem Vortrag blickte die Historikerin auf Geschichte und Bedeutungswandel politischer Rituale zurück und zeigte dabei nicht zuletzt, wie archetypisch kulturelle Praktiken sein können. Joachim F. Scheele, Vorsitzender des Vorstands des Industrie-Clubs, führte in den Abend ein und moderierte die abschließende Diskussion.

Der Vortrag wurde für L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG aufgezeichnet:

2. NOV
Senatsempfang für die „Manuskripte aus Timbuktu“

Mit einem Empfang im Hamburger Rathaus würdigte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg am 2. November 2018 den Abschluss eines mehrjährigen Projekts zur Bewahrung der Handschriftensammlungen aus Timbuktu. Es sprachen unter anderem die Staatsrätin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, Dr. Eva Gümbel, die Botschafterin der Republik Mali in Deutschland, Oumou Sall Seck, Heidrun Tempel, Beauftragte für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik und Auswärtige Kulturpolitik des Auswärtigen Amts und Dr. Abdel Kader Haïdara, Leiter der malischen Organisation SAVAMA-DCI.

Die wertvollen Manuskripte waren im Frühjahr 2012 in die malische Hauptstadt Bamako gebracht worden, um sie vor der drohenden Zerstörung durch islamistische Rebellen im Norden Malis zu retten. Mit Unterstützung vieler internationaler Partner wurden die Handschriften anschließend vor Schäden durch Luftfeuchtigkeit geschützt, restauriert, katalogisiert, digitalisiert und für die Forschung zugänglich gemacht. Maßgeblich beteiligt ist das Center for the Study of Manuscript Cultures der Universität Hamburg, das mit einer Förderung durch das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit malischen Partnern in Bamako arbeitet.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG hat die Arbeit der Forschergruppe in Mali begleitet. Die Filme liegen in deutscher und englischer Sprache bzw. auf französisch vor.

5. NOV
Doktoranden zur Geschichte des Ersten Weltkriegs

Das an das Museum zur Geschichte des Ersten Weltkriegs Historial de la Grande Guerre im nordfranzösischen Péronne angegliederte Centre international de recherche hat im Berichtsjahr mit Unterstützung des Conseil général des Departements Somme und der Gerda Henkel Stiftung erneut Stipendien an Doktorandinnen und Doktoranden vergeben, die sich in ihren Dissertationsprojekten mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen. Die Bourses Gerda Henkel wurden am 5. November 2018 in Amiens verliehen.

Ein Stipendium erhielten Elise Rezsohazy (Louvain, „Pénétrer les sociétés occupées: polices secrètes et contre-espionnage allemands sur le front ouest durant la Première Guerre mondiale“), Clément Collard (Paris, „La rééducation et la réintégration professionnelles des mutilés français de la Première Guerre mondiale (1914–1940)“), Nicolas Bianchi (Montpellier/Gand, „La part du rire à l’épreuve du feu. Rires, humours et ironies dans le roman de la Grande Guerre 1914–1939“) und Hanna Smyth (Oxford, „The material Culture of Great War Remembrance: Representation of Colonial and Imperial Identities at CWGC Sites of the Western Front”).

8./9. NOV
Herbstsitzung der Stiftungsgremien

In ihrer Herbstsitzung am 8. und 9. November 2018 stellten die Stiftungsgremien Fördermittel für Forschungsvorhaben in einer Gesamthöhe von knapp 4,2 Millionen Euro zur Verfügung. Rund 50 Forschungsvorhaben von Antragstellern aus über 20 Ländern wurden in die Förderung aufgenommen. In dem im Berichtsjahr letztmalig ausgeschriebenen Sonderprogramm Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen wurden vier Projekte bewilligt. Die Antragsteller forschen unter anderem über die Geschichte islamischer Massenorganisation in Indonesien (Dr. Kevin Fogg, Oxford) oder die Ausformung des Nationalbewusstseins Syriens in der Moderne (Prof. Dr. Suleiman Mourad, Northampton/USA). Im Förderschwerpunkt Patrimonies stellten die Gremien Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. In den acht in diesem Programm unterstützten Projekten sind Partner unter anderem aus Nepal, Tansania, Kamerun, dem Irak und Mexiko eingebunden.

9. NOV
Diskussionsveranstaltung am Nationalmuseum in Rio de Janeiro

Bei einem Großbrand am 2. September 2018 wurde das Museu Nacional in Rio de Janeiro größtenteils zerstört. Das Museum, das die älteste wissenschaftliche Einrichtung Brasiliens und zugleich das größte Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas ist, beherbergte ca. 20 Millionen Objekte.

Das Goethe-Institut in Rio de Janeiro veranstaltete gemeinsam mit dem Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland, dem Literaturfestival Festa Literária das Periferias (FLUP), der Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ) und dem Museu Nacional am 9. November 2018 eine öffentliche Gesprächsrunde, bei der sowohl über die Zukunft des Nationalmuseums als auch in einem breiteren Kontext über den Umgang mit Museen und kulturellem Erbe in Brasilien und Europa diskutiert wurde. Eingangs beleuchteten die international agierenden Kuratoren Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Paulo Herkenhoff sowie Adriana Viana, Ethnologin am Museu Nacional, aus unterschiedlichen Perspektiven das Themenfeld. Rund 110 Gäste, darunter viele Studierende, Wissenschaftler und Kulturschaffende, verfolgten das Gespräch und beteiligten sich an der lebhaften Diskussion im Auditorium des Museumsparks Quinta da Boa Vista. Die Gerda Henkel Stiftung unterstützte die Veranstaltung im Rahmen ihres Förderschwerpunkts Patrimonies.

19./20. NOV
Pressekonferenz und Abschlusstreffen des Bündnisses „Kunst auf Lager“

Fünf Jahre nach der Gründung fanden sich die Vertreter des 2014 auf Initiative der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG gestarteten Bündnisses „Kunst auf Lager“ zu einem Abschlusstreffen in Hamburg zusammen. Die Initiative, der sich im Laufe der Jahre insgesamt 14 private und öffentliche Institutionen angeschlossen hatten, verfolgte das Ziel, die Erschließung, Sicherung und Erforschung wertvoller Kulturgüter in Museumssammlungen zu unterstützen und auf die Herausforderungen bei der Bewahrung der in den Depots verwahrten Bestände hinzuweisen.

Anlässlich einer Pressekonferenz im Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK) am 19. November 2018 präsentierten die Bündnispartner ihre Abschlussbilanz und stellten ausgewählte Förderprojekte der Partner vor. Die beteiligten Stiftungen haben innerhalb von fünf Jahren insgesamt 292 Vorhaben mit einer Gesamtsumme von 26 Millionen Euro unterstützt. Zusätzlich vergab das Bundesministerium für Bildung und Forschung über 30 Millionen Euro an 41 Forschungsprojekte, die die Ziele von „Kunst auf Lager“ teilen.

Weitere Informationen sind auf der Homepage des Bündnisses „Kunst auf Lager“ verfügbar.

Die Vertreter der an „Kunst auf Lager“ beteiligten Stiftungen bei der Abschlussveranstaltung im MARKK
Jan–Dez
Doktorandenstipendien der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung schreibt die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München seit 2005 viermal im Jahr international Stipendien für Doktoranden der Alten Geschichte aus, die Studienaufenthalte an ihrer ausgezeichnet ausgestatteten Fachbibliothek ermöglichen. Die Stipendien beinhalten neben einem Arbeitsplatz in der Bibliothek die Unterkunft in einem Appartement im Haus, die Übernahme der Reisekosten sowie einen Zuschuss zum Lebensunterhalt.

Einen Forschungsaufenthalt in München absolvierten im Jahr 2018 Javier Moralejo Ordax (Barcelona, „Soldados y territorio en la Hispania citerior: Una aproximación desde los testimonios epigráficos”), John Fabiano (Toronto, „Reconstructing the history and place of the Urban Population of Rome, 275 – 410 CE”), Valérie Schram (Paris, „L'arbre et le bois dans l'Egypte gréco-romaine”), Lina Girdvainyte (Oxford, „Law and Citizenship in the Roman Greek East: the Provinces of Macedonia and Achaia (c. 146 BCE – 212 CE)”), Katarzyna Kostecka (Warschau, „Mythical genealogies of the Greek aristocrats (VIII–IV c)”) und Simone Oppen (New York, Comparative perspectives on the Near Eastern use of Greek sanctuaries in antiquity”).

JAN – MAI – JUN – NOV
Veranstaltungsreihe Munich History Lecture

In der an der Ludwig-Maximilians-Universität München angebotenen Vortragsreihe Munich History Lecture nehmen international bekannte Historikerinnen und Historiker Stellung zu Gegenwarts- und Zukunftsfragen und erläutern Positionen der Wissenschaft. Ziel ist es, auf Grundlage historischer Hintergründe zu zeigen, wie die Geschichtswissenschaft zum Verständnis aktueller Ereignisse beitragen kann. Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt die Vorlesungen seit 2017.

Im Berichtsjahr hielt Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger (Berlin) am 29. Januar 2018 einen Vortrag über „‚Regentinnen hören auf, Frauen zu seyn, sobald sie den Thron besteigen‘. Maria Theresia und die Ordnung der Geschlechter“, in dem sie sich mit den Wahrnehmungen und Rollenbildern der Habsburger Kaiserin auseinandersetzte. Am 7. Mai 2018 nahm Prof. Dr. Andreas Eckert (Berlin) unter dem Titel „‚Die Schönen sind noch nicht geboren‘. Überlegungen zur Zeitgeschichte Afrikas“ zentrale Entwicklungen des Kontinents in den Blick und stellte die in Deutschland wenig wahrgenommene Afrika-bezogene Zeitgeschichtsschreibung vor. Prof. Dr. Andreas Beyer (Basel) hielt am 25. Juni 2018 einen Vortrag über „‚Endlich Ich‘. Zur Frage von Künstler und Individuum“, in dem er die bis heute fortwirkende Ausbildung der künstlerischen Individualität in der Frühen Neuzeit untersuchte. Prof. Dr. Lutz Raphael (Trier) sprach am 21. November 2018 zum Thema „Permanente Gefährdung? 100 Jahre Demokratie in Deutschland“ und beschrieb die deutsche Entwicklung als außergewöhnlichen Normalfall demokratischer Nationalstaaten in Europa.

Die Munich History Lectures sind auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar.

Munich History Lecture von Prof. Dr. Andreas Beyer: Dr. h.c. Wolfgang Beck, Prof. Dr. Dr. Peter Höppe, Prof. Dr. Andreas Beyer, Prof. Dr. Martin Zimmermann, Dr. Angela Kühnen, Prof. Dr. Ulrich Pfister (v.l.n.r.)
MÄR – OKT
Vier Fellows für Sofia und Bukarest

Das Centre for Advanced Study in Sofia sowie das New Europe College in Bukarest zeichnen sich in der Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften aus und haben sich zu überregionalen Zentren intellektuellen Lebens in Rumänien und Bulgarien entwickelt.

Die Stiftung stellt beiden Institutionen seit dem Jahr 2015 Fördermittel zur Einrichtung von Gerda Henkel Fellowships zur Verfügung. Im Berichtsjahr absolvierten Dr. Oleksandr Polianichev (Zhytomyr/Ukraine) und Dr. Anton Symkovych (Johannesburg) einen Forschungsaufenthalt in Sofia. Dr. Symkovych forscht über die Organisationsstrukturen und Hierarchien von Gefangenen in der post-sowjetischen Ukraine. Dr. Polianichev untersucht die russischen Expansionsbestrebungen im nordwestlichen Kaukasus zwischen 1792 und 1870, die Parallelen zu der Kolonialisierung in Übersee aufweisen.

Das New Europe College in Bukarest empfing die beiden ukrainischen Historiker Dr. Viktoriia Serhiienko (Poltava) und Prof. Dr. Artem Kharchenko (Kharkiv). Dr. Serhiienko beschäftigt sich mit russophilen und ukrainophilen Strömungen im Osten der Slowakei zwischen den beiden Weltkriegen. Prof. Kharchenko widmet sich in seinen Forschungen den jüdischen Migrationsbewegungen in Kharkiv um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

JUL – NOV
Leitungswechsel und neue Gastprofessorin am DHI London
Teilnehmer des Abschiedskolloquiums vor dem Eingang des DHI London

Nach zwölf Jahren endete die Amtszeit von Prof. Dr. Andreas Gestrich als Direktor des Deutschen Historischen Instituts London. In seiner Abschiedsvorlesung am 6. Juli 2018 sprach er über das Thema „Land of Hope and ... The Past and Future in the Language of Modern British Politics”. Die Gerda Henkel Stiftung ist dem Deutschen Historischen Institut seit 2008 durch die Förderung einer Gastprofessur verbunden. Nachfolgerin von Prof. Gestrich ist Prof. Dr. Christina von Hodenberg, vormals Professor of European History und Director of Graduate Studies an der Queen Mary University of London.

Prof. Dr. Johanna Gehmacher

Im akademischen Jahr 2018/2019 hat Prof. Dr. Johanna Gehmacher (Wien) die Gerda Henkel Gastprofessur des Deutschen Historischen Instituts London und der London School of Economics and Political Science inne. Am Beispiel des Nachlasses der in Danzig geborenen Frauenrechtlerin Käthe Schirmacher (1865–1930) analysiert sie nationale und internationale Netzwerke in der Frauenbewegung um die Jahrhundertwende. In ihrer Antrittsvorlesung am 27. November 2018 sprach Prof. Gehmacher über die umfangreichen Reisen Käthe Schirmachers in Europa vor dem Ersten Weltkrieg und ihr Ziel, Gruppen in verschiedenen Ländern miteinander zu verbinden und unterschiedliche Konzepte der Frauenbewegung in transnationaler Perspektive zu diskutieren. Die Vorlesung ist auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG filmisch dokumentiert.

SEP – OKT
Gerda Henkel Lecture Tour des DHI Washington

Im September und Oktober 2018 begann eine vom Deutschen Historischen Institut Washington organisierte und von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Vorlesungsreihe deutscher Experten der Historischen Geistes- und Sozialwissenschaften. Hintergrund der Initiative war der wiederholt von Professoren an Universitäten der nordamerikanischen Westküste geäußerte Wunsch nach einem intensiveren Austausch mit deutschen Kolleginnen und Kollegen. Die Gäste halten Vorträge an insgesamt acht Universitäten in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Colorado sowie in Kanada.

Den Auftakt bestritten Prof. Dr. Uwe Lübken (München) und Prof. Dr. Martina Kessel (Bielefeld). Prof. Lübken sprach über Naturkatastrophen, Umweltveränderungen und Migration in historischer Perspektive. Prof. Kessel setzte sich in ihren Vorträgen mit der Rolle von Humor und Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland auseinander.