Neue Förderprogramme

Soziale Begleitmaßnahmen zu von der Stiftung geförderten Projekten

Im März 2017 beschloss das Kuratorium der Gerda Henkel Stiftung auf Grundlage einer Ergänzung der Stiftungssatzung die Einrichtung eines Förderprogramms für soziale Begleitmaßnahmen. Die Stiftung möchte damit verstärkt ihrer Rolle als gemeinnützige Akteurin unserer Gesellschaft gerecht werden. Im Rahmen des international ausgerichteten Programms finden Vorhaben Unterstützung, die in räumlicher, zeitlicher sowie personeller Nähe zur wissenschaftlichen Fördertätigkeit der Stiftung stehen, und die von der Geschäftsstelle zusammen mit ausgewählten lokalen Partnern entwickelt werden. Eine inhaltliche Verwandtschaft der sozialen Begleitmaßnahmen mit den wissenschaftlichen Projekten, an die sie angebunden sind, ist wünschenswert; die Auswahl der Projekte orientiert sich aber in erster Linie an Fragen der Dringlichkeit, Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit der geplanten Maßnahmen im Sinne eines direkten Nutzens für die lokale Bevölkerung.

Im Berichtsjahr wurden die ersten Projekte in Afghanistan, Iran, Uganda, Nepal, Thailand, Deutschland, El Salvador, Guatemala, der Türkei und auf den Philippinen in die Förderung aufgenommen. Die unterstützten Vorhaben erstrecken sich unter anderem auf die Bereiche Flüchtlingshilfe, Wasseraufbereitung, Kulturerhalt, Bildung und Ausbildung sowie Stärkung lokaler ökonomischer Strukturen.

Wiederaufbereitungsanlage für Wasser am DEI in Amman

Fördermittel gingen u. a. an zwei von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Dieter Vieweger, Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI), Jordanien, geleitete Projekte. In dem nordjordanischen Dorf Umm Qēs, dem antiken Gadara, wurde der Wohntrakt der Wächterfamilie durch die lokale Bevölkerung renoviert. Das Haus wird durch das DEI als Unterkunft bei Grabungsarbeiten und Lagerstätte für archäologische Funde genutzt. Über die unmittelbare Verbesserung für die Familie hinaus stärkt die Renovierung die Verantwortung der Dorfgemeinschaft und trägt zur Erhaltung der weitgehend verfallenen Häuser aus osmanischer Zeit bei. Im Rahmen einer weiteren Förderung unterstützt die Stiftung das DEI bei der Installation einer Wiederaufbereitungsanlage für Wasser im Institutsgebäude in Amman. Durch das Angebot von Informationsveranstaltungen und Führungen im Gebäude des DEI soll das Pilotprojekt dazu beitragen, das Problem der Wasserknappheit und der Übernutzung des fossilen Grundwasserspiegels in Jordanien öffentlich zu thematisieren.

Mit der Bereitstellung von Fördermitteln für ein Projekt der Künstlervereinigung Picha in der Demokratischen Republik Kongo möchte die Stiftung einen Beitrag zur Stärkung lokaler Traditionen und Identitäten sowie zur Aufwertung der Rolle von Frauen leisten. Das von Georges Senga geleitete Vorhaben widmet sich den Frauen aus dem Dorf Makwacha, deren traditionelle Wandmalerei als Kunstform unterstützt und gleichzeitig auf die Technik des Siebdrucks übertragen wird. Durch den Aufbau einer lokalen Textilindustrie soll die wirtschaftliche Lage verbessert und die Arbeitslosigkeit reduziert werden.

Die Stärkung der Position von Frauen sowie die Verbesserung lokaler wirtschaftlicher Strukturen steht auch im Mittelpunkt eines in Liberia angesiedelten Projekts von Dr. Nina Engwicht und Loretta A. Pope Kai. Durch die Einbindung von Frauen in die Verwaltung der lokalen Forstwirtschaft sowie durch eine gemeinschaftlich organisierte Bewirtschaftung der Wälder sollen die in Liberia herrschenden, wenig nachhaltigen forstwirtschaftlichen Praktiken aufgegriffen und das Management der Ressourcen verbessert werden. Ziel des Programms ist es, die Gemeinden zum Hauptnutznießer der Wälder zu machen und der Bevölkerung alternative Einkommensmöglichkeiten zu bieten.