Ziel eines Forschungsprojekts des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln unter Leitung von Prof. Dr. Michael Heinzelmann und Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb in Kooperation mit dem Israel Museum und der Hebrew University, beide Jerusalem, ist es, den Fundplatz Tel Shalem einer systematischen, multi-disziplinär angelegten Untersuchung zu unterziehen und die Struktur des Ortes sowie die Nutzungsdauer der Militärlager und der zugehörigen Zivilsiedlung zu analysieren. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahren großflächige geophysikalische Prospektionen durchgeführt, bei denen die Ausdehnung und größere Teile der Binnenbebauung der beiden Militärlager erfasst wurden. Bei einer 2017 durchgeführten Testgrabung im Bereich der Principia des jüngeren Lagers konnte das Fahnenheiligtum mit einem vollständig erhaltenen Mosaikboden und einer Stifterinschrift der siebten phrygischen Reiterstaffel freigelegt werden. Der Befund legt die Vermutung nahe, dass das ältere Lager von einer Einheit der sechsten Legion angelegt und während des Bar Kochba-Aufstands zerstört wurde. An seine Stelle trat ein zweites Lager der siebten phrygischen Reiterstaffel, das bis zur späten Kaiserzeit Bestand hatte.
Die Testgrabungen belegen den guten Erhaltungszustand sowie das große Potential des Fundortes Tel Shalem, der in den kommenden Jahren in drei weiteren, von der Stiftung geförderten Grabungskampagnen untersucht werden soll. Im Mittelpunkt steht dabei zum einen die Frage nach einer verlässlichen Chronologie der Militärlager, zum anderen nach der Bedeutung des Platzes in der römischen Kaiserzeit: Die ungewöhnliche Architektur und die aufwändige Ausstattung könnten ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei Tel Shalem nicht um ein Standardlager gehandelt hat. In Tel Shalem besteht zudem die Möglichkeit, die längerfristige Entwicklungsgeschichte eines Ortes von seiner Genese als hellenistisch-frührömische Zivilsiedlung über die Anlage zweier aufeinander folgender Militärlager und die von dort ausgehende Neuanlage einer Zivilbebauung bis zur Aufgabe zu studieren. Das Forschungsprojekt verspricht, neues Licht auf die römische Militärpräsenz in Judäa und ihre Auswirkungen vor und nach dem Bar Kochba-Aufstand zu werfen.