Als „schnellsten Juden Deutschlands“ charakterisierte der Galerist Alfred Flechtheim seinen Großneffen Alex Natan, geboren 1906 in Berlin, nachdem dieser 1929 einen Weltrekord im Staffellauf aufgestellt hatte. Der mehrfache Deutsche Meister und erfolgreiche Sportjournalist konnte nach seiner Flucht nach England im Jahr 1933 und dem Ende des Krieges wieder an seine Vorkriegskarriere anknüpfen und war für mehrere deutsche Zeitungen sowie den Rundfunk tätig. Doch trotz seiner herausragenden sportlichen Leistungen ist Alex Natan heute weitestgehend in Vergessenheit geraten.
Mit einer kulturgeschichtlichen Biografie möchte Prof. Dr. Kay Schiller diesen facettenreichen Mann in den Fokus rücken und seine prägende Rolle als kritischer und politisch aktiver Journalist sowohl für die Presselandschaft in Deutschland und England als auch für die intellektuelle Einordnung des Phänomens Sport von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik der 1960er Jahre erforschen. Dabei wird Professor Schiller insbesondere darauf eingehen, wie sich Sport in der Weimarer Republik als moderne Massenkultur etablierte. Im Hinblick auf die enge Verbindung von Sport und Politik im Deutschland des 20. Jahrhunderts beschreibt er den Wandel der dominanten Sport- und Körperkonzeptionen unter besonderer Betrachtung der zentralen Begriffe „Leistung“ und „Kampf“ sowie die Rezeption von Sport in Literatur und Kunst.