Aus eben diesem Grund ist die archäologische Stätte für die Altertumswissenschaft besonders ergiebig. Auch der Archäologe Prof. Dr. Simon James setzte sich mit ihr in seinem Forschungsprojekt auseinander und konzentrierte sich dabei auf einen bisher wenig beachteten Aspekt der Geschichte Dura-Europos’: die römische Militärbasis. In einem ausführlichen englischsprachigen Werk legt Professor James seine Forschungsergebnisse dar, die er im Rahmen des Ausgrabungsprojekts von 2005 bis 2010 gemeinsam mit der Mission Franco-Syrienne d’Europos-Doura sowie der Yale University Art Gallery erfasste. Dabei legt er einen besonderen Schwerpunkt auf die visuelle Darstellung der historischen Stätte, kombiniert mit archäologischen und textlichen Quellen, die Dura-Europos für die wissenschaftliche Interpretation ihrer militärisch-zivilen Geschichte bietet. So bilden neben den alten Stadtruinen auch die zahlreichen Papyri die Grundlage für Professor James’ Analysen zur Bedeutung der großen Militärbasis, die von der römischen kaiserlichen Garnison im Norden der Stadt angelegt worden war und ein Viertel der Gesamtfläche der ummauerten Stadt einnahm. Dabei kommt er zu zwei Schlüsselergebnissen: Er identifizierte eine demografische Komponente im römischen Dura, die bisher unbekannt geblieben war, nämlich dass die Anzahl von Militärangehörigen, die sich vor allem aus Bediensteten und Familienmitgliedern zusammensetzten, sehr hoch anzusetzen ist. Die römische Militärgemeinschaft war dementsprechend weit mehr als nur eine Gruppe von Soldaten, sie bildete vielmehr eine Stadt in der Stadt. Außerdem ist die Militärbasis auch wesentlich älter als bisher angenommen. Sie wird von Professor James auf das späte zweite Jahrhundert datiert, anstatt auf das frühe dritte. Diese Ergebnisse implizieren, dass die römische Militärpräsenz einen größeren Einfluss auf das Leben in Dura-Europos ausübte, als bislang angenommen.