Rückblick 2019
19. JAN
Salon Sophie Charlotte: Maß und messen

Am 19. Januar 2019 eröffnete Prof. Dr. Martin Grötschel, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, den Salon Sophie Charlotte 2019. Thematisch drehte sich alles um eine Frage, die nur auf den ersten Blick wenig interdisziplinär erscheint: „Maß und messen“. So kamen neben den zu erwartenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Naturwissenschaften auch jene aus den Geisteswissen, der Informatik und den Sozial- und Religionswissenschaften in der Akademie zusammen, um sowohl über das Messen als auch über den Messenden selbst, den Menschen, zu sprechen.

Im Laufe des Abends hielten die beiden Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing (München) und Prof. Dr. Wolfgang Ketterle (Cambridge) Vorträge zu ihren Forschungsgebieten. Der Mensch als Maß aller Dinge, wie schon der griechische Philosoph Protagoras ihn nannte, stand im Mittelpunkt diverser Vorträge wie auch im gleichnamigen Beitrag der Gräzistin Prof. Dr. Gyburg Uhlmann und des Philosophen Prof. Dr. Volker Gerhardt (beide Berlin). Als Partner und Hauptförderin des Salons Sophie Charlotte war die Gerda Henkel Stiftung auch im Berichtsjahr an der inhaltlichen Gestaltung des Programms beteiligt. In den zahlreichen Sälen wurden verschiedene Themen rund um das Messen vorgestellt und diskutiert. So gab es im Einstein-Saal ein Podiumsgespräch zum Thema „Schöne neue Datenwelt? Chancen und Risiken der Quantifizierung des Sozialen“, die der Soziologe Prof. Dr. Steffen Mau (Berlin) leitete. Über die Rolle der Ästhetik und das „rechte Maß“ aus arabischer und deutscher Perspektive diskutierten die Architekten Prof. Dr. Bernhard Khoury (Beirut) und Prof. Dr. Friedrich von Borries (Berlin), moderiert von der Arab-German Young Academy (AGYA). Weiterhin drehte sich der Abend mit insgesamt über 150 Mitwirkenden um sprachwissenschaftliche, medizinische, wirtschafts- und religionswissenschaftliche Themen mit häufig interdisziplinärem Charakter, unter anderem die Vermessung des Wortschatzes im 19. Jahrhundert oder Rechtes Maß und Heilige Zahl.

Zum künstlerischen Rahmen gehörte die musikalische Darbietung des RIAS-Kammerchors, die sich an Professor Grötschels Eröffnungsrede anschloss. Rund 2.400 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung der Akademie gefolgt.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG war Medienpartner des Salons Sophie Charlotte und hat einen Teil der Beiträge unter dem Titel „Salon Sophie Charlotte 2019" dokumentiert.

6. FEB
Ausstellungseröffnung „Das Junge Rheinland"

Von Februar bis Juni 2019 fand im Kunstpalast Düsseldorf die Ausstellung „‚Zu schön, um wahr zu sein‘ – Das Junge Rheinland“ statt. Anlass war das 100-jährige Jubiläum der heterogenen Künstlergruppe, zu der Maler wie Otto Dix oder Max Ernst zählten. Über „Das Junge Rheinland“ als Netzwerk wusste man bislang wenig, obwohl ihm in den 1920er und 1930er Jahren rund 400 Personen angehörten.

Die Gerda Henkel Stiftung förderte das von Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch (Düsseldorf) geleitete Forschungsvorhaben „Das Junge Rheinland 1919–1932. Dynamiken eines Künstlernetzwerkes“, dessen Forschungsergebnisse sowohl in die Konzeption als auch in die Vermittlungsarbeit einflossen. Gezeigt wurden insgesamt 24 Maler und zwei Malerinnen, die, so der Kurator Kay Heymer, exemplarisch für die verschiedenen Strömungen der Gruppe stehen. Besonders präsent waren neben Max Ernst und Otto Dix die Künstler Wilhelm Kreis, Carl Lauterbach, Heinrich Nauen, Karl Schwesig, Adolf Uzarski, Erwin Wendt, Gert H. Wollheim und Walter von Wecus sowie die Künstlerinnen Lotte B. Prechner und Marta Worringer vertreten. In dieser Sonderausstellung wurden die Komplexität und Interdisziplinarität der Künstlervereinigung veranschaulicht und Schlüsselfragen der Zeit präsentiert, zum Beispiel die traumatische Kriegserfahrung, das Aufkeimen des Faschismus, die Marginalisierung von Frauen oder das Beziehungsgeflecht zwischen Akademie, Museum und freien Künstlern.

Die Dokumentation des Forschungsvorhabens kann in fünf Videos auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG unter dem Titel „Das Junge Rheinland" abgerufen werden.

12. FEB
Karl-Christ-Preis für Prof. Dr. Martin Jehne
Prof. Dr. Martin Jehne, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Gerda Henkel Stiftung

Der Historiker Prof. Dr. Martin Jehne, Professor für Alte Geschichte an der Technischen Universität Dresden und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Gerda Henkel Stiftung, erhielt am 12. Februar 2019 den Karl-Christ-Preis für Alte Geschichte. Professor Jehne genieße „als vorzüglicher Kenner der Geschichte der römischen Republik national wie international höchstes Ansehen", so die Begründung der Jury. Der Althistoriker forscht vor allem über die Krise der Republik und den Staat Caesars.

Der Karl-Christ-Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre zum Andenken an den Marburger Althistoriker Karl Christ verliehen. Zur Preisverleihung im April 2019 in Bern hielt Professor Jehne einen Vortrag über „Freud und Leid römischer Senatoren“.

 

01. APR
Prof. Dr. Norbert Frei nach Stanford
Prof. Dr. Norbert Frei

Prof. Dr. Norbert Frei (Jena) erhielt im Berichtsjahr die Möglichkeit, als Gerda Henkel Visiting Professor an der Universität in Stanford zu lehren. In der Zeit von April bis Juni unterrichtete er als Gastprofessor und hielt einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Nobody wants to have been a Nazi. What is the Post-history of the ‚Third Reich‘ and When Does it End?“. In seinem Vortrag erörterte Professor Frei die Nachgeschichte des Nationalsozialismus im Sinne einer Transformation der NS-Volksgenossen zu Bürgerinnen und Bürgern der beiden deutschen Nachkriegsstaaten und ihrer jeweiligen politischen Ordnungen.

Die Kooperation zwischen der Gerda Henkel Stiftung und einer der führenden amerikanischen Universitäten fördert Gastaufenthalte von Professoren und Professorinnen am Department of German Studies. Ziel des Programms ist es, einerseits in Stanford Forschungsaktivitäten mit Bezug zu Deutschland auszubauen, andererseits die traditionell guten wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität Stanford und deutschen Forschungseinrichtungen zu vertiefen. Die Gerda Henkel Visiting Professors werden jeweils für die Dauer von drei Monaten nach Stanford eingeladen, um graduierte Studierende zu betreuen und aktiv am akademischen Leben des Instituts teilzunehmen. Erwartet wird zudem ein öffentlicher Vortrag im Rahmen einer Gerda Henkel Lecture.

06. APR
Ausstellungseröffnung „Bauhaus und Seidenindustrie im Krefeld Pavillon“

In einem eigens für das Jubiläum BAUHAUS 100 errichteten achteckigen Holzpavillon des Künstlers Thomas Schütte konnten die Besucher und Besucherinnen vom 7. April bis zum 27. Oktober 2019 anhand von Filmen, Zeitdokumenten und Führungen viel über die Geschichte des Bauhauses und über 25 Bauhäusler, die in Krefeld lebten, lehrten und arbeiteten, erfahren. Initiiert worden war das Projekt von Christiane Lange, Kuratorin und Vorsitzende des Vereins MIK (Mies in Krefeld), die Gerda Henkel Stiftung hatte durch die Übernahme von Stipendien und Sachkosten die Forschungsarbeiten ermöglicht. Der Pavillon, der sich architektonisch an die Chinoiserie anlehnte, sollte durch diesen stilistischen Bruch für Irritation sorgen und die Besucherinnen und Besucher zu einer erneuten Auseinandersetzung mit dem Bauhaus anregen. Mit Tagungen, Fachvorträgen, Führungen, Konzerten und Tanzperformances bot die Ausstellung ein vielseitiges und interaktives Programm und ließ so den Pavillon als begehbare Skulptur spürbar werden.

Der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte entwarf den achteckigen Holzpavillon eigens für die Ausstellung.
11. APR
Ausstellungseröffnung „Emil Nolde – eine deutsche Legende“
Der Flyer zur Ausstellung „Emil Nolde – Eine deutsche Legende“

Am 11. April 2019 eröffnete im „Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin“ die Ausstellung „Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“. Von April bis September wurden in Kooperation mit der Nationalgalerie zu Berlin und der Nolde Stiftung Seebüll Bilder des expressionistischen Malers im Kontext ihrer Rezeptionsgeschichte und den Ambivalenzen der nationalsozialistischen Kunstpolitik gezeigt. Entstanden ist das Konzept der Ausstellung im Rahmen des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekts von Dr. Bernhard Fulda mit dem Titel „Emil Nolde und der Nationalsozialismus. Ein Künstlermythos im 20. Jahrhundert“. In der Ausstellung im „Hamburger Bahnhof“ verarbeitete er die Ergebnisse seiner Forschung und veröffentlichte diese gemeinsam mit Prof. Dr. Aya Soika und Dr. Christian Ring in einem Buch zum umstrittenen Künstler.

Die Entstehung der von Dr. Fulda und Professor Soika konzipierten Ausstellung wurde von L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG unter dem Titel „Emil Nolde und der Nationalsozialismus“ filmisch dokumentiert, ebenso Dr. Fuldas Vortrag zu „Das Schweigen der Quellen: Emil Noldes Selbstsäuberung nach 1945“ im Rahmen des Kolloquiums „Unbewältigt. Ästhetische Moderne und Nationalsozialismus“ in Berlin. Die Videos können im Portal abgerufen werden.

25./26. APR
Frühjahrssitzung der Stiftungsgremien

Mehr als sechzig wissenschaftliche Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 6,9 Millionen Euro nahmen die Stiftungsgremien in ihrer Frühjahrssitzung am 25. und 26. April 2019 in die Förderung auf. Neben 23 Forschungsprojekten und -stipendien aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften im Kernprogramm der Stiftung wurden zwölf der in der Sitzung besprochenen Vorhaben im Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat bewilligt. Auf den Förderschwerpunkt Patrimonies entfielen dreizehn Projekte, auf das Programm Soziale Begleitmaßnahmen fünf.

Erstmals bewilligten Kuratorium und Wissenschaftlicher Beirat Anträge in den neuen Förderschwerpunkten Demokratie und Lost Cities. In der Förderlinie „Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung“ fanden zwei Projekte zum demokratischen Gewaltmonopol in der Weimarer Republik und zu Veränderungen von Demokratievorstellungen in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden nach dem Zweiten Weltkrieg Aufnahme. In der Förderlinie „Lost Cities. Wahrnehmung von und Leben mit verlassenen Städten in den Kulturen der Welt“ wurden vier Projekte bewilligt. Das Spektrum reicht von desurbanisierten Räumen der römischen Kaiserzeit und dem antiken Babylonien über verlassene Städte in der mongolischen Steppe bis zu den Schicksalen der jüdischen „Schtetl“ nach dem Holocaust.

973.000 Euro wurden für den Aufbau einer Akademie für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Mali bestimmt. Um die Grundlagenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu stärken und sie in ein Verhältnis zu anderen Forschungsdisziplinen zu setzen, unterstützt die Gerda Henkel Stiftung das Vorhaben des Ethnologen Prof. Dr. Mamadou Diawara (Frankfurt am Main) und des Soziologen Prof. Dr. Elísio Macamo (Basel) im Aufbau einer Postgraduierten-Akademie am Centre Point Sud in Bamako.

Im Programm Lost Cities untersucht Prof. Dr. Henny Pietzonka verlassene Städte in Mongolien unter der Herrschaft der Mandschuren
24. MAI
ZEuP-Preis

Die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) wurde 1993 mit finanzieller Beteiligung der Gerda Henkel Stiftung gegründet. Herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Hamburg), Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Würzburg), Prof. Dr. Reiner Schulze (Münster), Prof. Dr. Gerhard Wagner (Berlin), Prof. Dr. Marc-Philippe Weller (Heidelberg) und Prof. Dr. Reinhard Zimmermann (Hamburg) richtet sie sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Recht und Justiz sowie aus der Wissenschaft, insbesondere aber an Studierende der Rechtswissenschaften. Sie ist ein Diskussions- und Informationsforum für Veröffentlichungen über die europäische Dimension des Privatrechts.

Im Berichtsjahr wurde der von der Gerda Henkel Stiftung finanzierte ZEuP-Preis für die beste rechtshistorische bzw. rechtsvergleichende Arbeit zum europäischen Privatrecht an zwei angehende Juristen verliehen: Ausgezeichnet wurden Aaron Waible (Heidelberg) für seine Arbeit „Der Herausformwechsel – zugleich Besprechung von OLG Frankfurt am Main, Beschl. V. 3.1.2017 – 20 W 88/15“ sowie Linus Dethloff-Wieland (Freiburg) für seine Studie „Legal Professional Privilege – In-House Counsel in the European Union“.

Herr Waible und Herr Dethloff-Wieland nahmen den Preis, der mit 500 Euro dotiert ist, anlässlich der jährlichen Herausgeberkonferenz in Berlin am 24. Mai 2019 entgegen. Weitere acht Arbeiten erhielten als Auszeichnung ein Jahresabonnement der Zeitschrift.

11. JUL
Ausstellungseröffnung „Ovizire. Somgu: Von woher sprechen wir? From Where do we speak” in Windhoek

Am 11. Juli 2019 wurde die Ausstellung „Ovizire. Somgu: Von woher sprechen wir? From Where do we speak?“ in Windhoek, Namibia, eröffnet. Nachdem sie zuvor im Hamburger „Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK) gezeigt worden war, wanderte sie nun in die National Art Gallery of Namibia. Im Mittelpunkt standen Werke der namibischen Künstlerinnen und Künstler Vitjitua Ndjiharine, Nicola Brandt, Nashilongweshipwe Mushaandja, Hildegard Titus und Isabel Katjavivi, die im Zuge des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekts „Koloniale Fotografien aus Deutsch-Südwestafrika im Museum für Völkerkunde Hamburg" die Inhalte erarbeitet hatten. Für dieses transnationale Projekt waren unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (Hamburg) Historikerinnen und Historiker sowie Künstlerinnen und Künstler aus Namibia und Deutschland zu einer einjährigen Kollaboration zusammengekommen, um ein Gespräch über die Komplexität und die Aufarbeitung des (post)kolonialen Erbes anzustoßen. Zentraler Gegenstand war ein Fotobestand im „Museum am Rothenbaum“, der während der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia von deutschen Wissenschaftlern, Kaufmännern und Angehörigen der sogenannten „Schutztruppen“ zusammengetragen worden war. Die aus etwa eintausend Bildern bestehende Sammlung beinhaltet Landschaftsfotografien, Abbildungen kolonialer Städte und Infrastruktur, Portraits und ethnographische Aufnahmen von Herero- und Nama-Familien und Einzelpersonen sowie private Schnappschüsse der Kolonialakteure bei diversen Freizeitaktivitäten. Letztere stehen im drastischen Kontrast zu Aufnahmen der kolonialen Zwangsarbeit und des Genozids in Folge des Herero-Krieges von 1904 bis 1908, die ebenfalls Teil des Archivbestandes sind.

Bestehend aus Performances, Videoinstallationen und Fotocollagen der namibischen Künstlerinnen und Künstler und einer kuratierten Auswahl historischer Fotografien, beschäftigt sich die Ausstellung kritisch mit Fragen der Repräsentation, des kolonialen Blicks und der Darstellung von Machtverhältnissen. Sie wird im Jahr 2020 in weiteren Städten Namibias gezeigt werden.

22. JUL
Relaunch der Gerda Henkel Stiftung-Webseite

Am 22. Juli 2019 wurde die neue Webseite der Stiftung freigeschaltet. Mit dem Relaunch hat die Stiftung auf neue Nutzungsgewohnheiten reagiert und Struktur sowie Design aktuellen Erfordernissen angepasst. Insbesondere der Bereich „Antragstellung“ wurde mit Blick auf Übersichtlichkeit, inhaltliche Klarheit und komfortablere Navigation neu konzipiert. Zusätzlich gibt es auf der Webseite nun ein so genanntes „Hamburger Menü“, das den Nutzerinnen und Nutzern ein schnelles Zurechtfinden auf dem vielseitigen Angebot der Webseite ermöglichen soll, sowie variierende Tafeln, die eine Vorschau auf diverse Themenbereiche bieten.

01. SEP
Prof. Dr. Jan Bemmann nach Princeton
Prof. Dr. Jan Bemmann

Der Archäologe Prof. Dr. Jan Bemmann (Bonn) ist Gerda Henkel Fellow 2019/2020 am Institute of Advanced Study in Princeton, New Jersey. Während seines Aufenthalts an der dortigen School of Historical Studies beschäftigt er sich in seinem Forschungsprojekt „Karakorum – A History of Urbanization on the Steppes of Inner Asia until the Decline of the Mongol Empire“ mit der altmongolischen Stadt und ihren Verstädterungsprozessen.

Seit 1993 stellt die Gerda Henkel Stiftung dem Institute of Advanced Study in Princeton jährlich ein Gerda Henkel Fellowship im Bereich der Geisteswissenschaften zur Verfügung. Im Berichtsjahr wurde das Programm um fünf Jahre verlängert.

01. SEP
Dr. Julius Wilm nach Washington
Dr. Julius Wilm

Im Berichtsjahr erhielt der Historiker Dr. Julius Wilm (Kopenhagen) das Gerda Henkel Fellowship am Deutschen Historischen Institut in Washington.

Das Deutsche Historische Institut Washington ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und fördert den internationalen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Zusammen mit dem Roy Rosenzweig Center for Digital History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, wird seit 2016 jährlich ein zwölfmonatiges Fellowship für innovative Projekte im Bereich der Digital History an promovierte Historikerinnen und Historiker vergeben, die an eine deutsche Forschungseinrichtung oder Universität angeschlossen sind. Ziel der Förderung ist es, den Fellows die Weiterentwicklung ihrer Projektideen am Roy Rosenzweig Center zu ermöglichen sowie in Veranstaltungen des Deutschen Historischen Instituts über ihre Fortschritte zu berichten.

In seinem Vorhaben mit dem Titel „Measuring the Homestead Act: Settlement Expansion and Private Land Acquisition in the American West, 1863 –1934“ möchte Dr. Wilm den Homestead Act, mit dem der damalige US-amerikanische Präsident Abraham Lincoln 1862 den europäischen Siedlerinnen und Siedlern die Inbesitznahme von Land gestattete, einer genaueren Betrachtung unterziehen.

01. SEP
Dr. Maura Benegiamo an die FMSH
Dr. Maura Benegiamo

Zum letzten Mal wurde im Berichtsjahr das gemeinsame Stipendium der Fondation Maison des Sciences de l’Homme (FMSH) in Paris und der Gerda Henkel Stiftung vergeben. Die Initiative hatte seit 2012 Bestand und förderte promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die an der gastgebenden Institution individuelle Forschungsprojekte durchführten.

Das Stipendium an der FMSH erhielt 2019 die italienische Soziologin Dr. Maura Benegiamo. Sie untersucht in ihrem Projekt „Securing the future: commodification of nature, governance and exclusion in Africa’s green revolution“ die Beziehungen zwischen Akkumulationsstrategien und der sich wandelnden Umweltpolitik in verschiedenen afrikanischen Ländern, unter anderem im Senegal. Im Fokus stehen dabei Agrarreformen nach der Initiative New Green Revolution for Africa und damit in Bezug stehende Phänomene des sogenannten land grabbing, der teilweise illegalen Landnahme zu landwirtschaftlichen Zwecken.

23.-27. SEP
History Takes Place – „Dynamics of Urban Change“. Sommerakademie in Tel Aviv-Jaffa

Vom 23. bis 27. September 2019 fand zum sechsten Mal die interdisziplinäre Sommerakademie „History Takes Place – Dynamics of Urban Change“ statt, diesmal in der israelischen Stadt Tel Aviv-Jaffa. Ausgerichtet von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, dem „Liebling Haus – The White City Center (WCC)" und der Gerda Henkel Stiftung, kamen zu dieser Veranstaltung vierzehn Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus acht Ländern zusammen, um aktuelle sowie historische Entwicklungen der Stadt Tel Aviv-Jaffa in den Blick zu nehmen. Eröffnet wurde die Sommerakademie von Christina Rau, Mitglied des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung, Shira Levy Benyemini, Direktorin des Liebling Hauses, und Dr. Sybille Wüstemann, Leiterin der Abteilung Pressearbeit und Veranstaltungsmanagement der Gerda Henkel Stiftung.

Die verschiedenen Disziplinen wie Architektur, Politikwissenschaften, Städteplanung, Soziologie und Geschichtswissenschaften spiegelten sich sowohl in den Hintergründen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch im vielseitigen Programm der Akademie wider. Im Zentrum stand der so genannte International Style, der als Erbe des Bauhauses anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde. Das Programm umfasste Vorträge internationaler Gäste sowie der Teilnehmenden selbst. Stadtführungen, Diskussionen, Round Table-Gespräche und Ausstellungsbesuche vervollständigten das Angebot.

Seit 2003 werden die internationalen Sommerakademien von der ZEIT-Stiftung organisiert, seit 2009 in Kooperation mit der Gerda Henkel Stiftung. Übergeordnetes Ziel ist es, neben der Betrachtung historischer Städteentwicklung ein internationales Netzwerk aus Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf globaler Ebene zu etablieren.

24. SEP
Konferenz für Geschichtsdidaktik 2019

Am 24. September 2019 wurde in der Zeche Zollverein in Essen die XXIII. Zweijahrestagung der Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD) 2019 zum Thema „Sprache(n) des Geschichtsunterrichts - Sprachliche Vielfalt und Historisches Lernen“ eröffnet. Zu diesem Anlass hatte die KGD in Kooperation mit der Körber-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion geladen, die der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Gerda Henkel Stiftung, Georgios Chatzoudis, moderierte. Der Titel der Debatte lautete: „Wessen Geschichte? Identität und Geschichtslernen in der Einwanderungsgesellschaft.“ Im ersten Teil diskutierte Herr Chatzoudis mit dem Berliner Schriftsteller Zafer Şenocak über Migrationserfahrungen in Deutschland sowie über Fragen nach der deutschen Identität. Anschließend erweiterten der Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Michele Barricelli von der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Geschichtslehrerin Julia Haggenmiller von der Max-Ernst-Gesamtschule in Köln und die Kuratorin Dr. Carola Rupprecht vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden die Runde, die sich in einem zweiten Teil aktuellen Konzepten der Geschichtsvermittlung widmete. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann unter dem Titel „Wessen Geschichte?" auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abgerufen werden.

Georgios Chatzoudis (links) im Gespräch mit Zafer Şenocak
01. OKT
Dr. Pascal Firges ans Historische Kolleg München
Dr. Pascal Firges

Das nach Art eines Institute for Advanced Study in München gegründete Historische Kolleg fördert ausgewiesene Forscherinnen und Forscher aus allen Bereichen der historisch orientierten Wissenschaften im In- und Ausland. Die Geförderten werden für Forschungszwecke freigestellt und haben die Möglichkeit, sich ohne universitäre Verpflichtungen ganz auf ein großes Buch, ein opus magnum, zu konzentrieren. Seit 2008 unterstützt die Gerda Henkel Stiftung das Historische Kolleg mit Mitteln zur Vergabe von Gerda Henkel Förderstipendien für herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Dr. Pascal Firges (Paris), Historiker und Forschungsgruppenleiter am Deutschen Historischen Institut Paris, hat seinen Gastaufenthalt in München im Oktober 2019 angetreten und forscht für ein Jahr am Historischen Kolleg. Er habilitiert zur (mikro-)politischen Funktion von Ehen und außerehelichen Beziehungen in der französischen höfischen Gesellschaft. In seiner geplanten Studie „Noble Mistresses: The Culture of Marriage and Extramarital Relationships in French Court Society“ fragt Dr. Firges unter anderem nach dem Verhältnis akzeptierter außerehelicher Beziehungsmuster zum gesamteuropäischen Adelsethos und nach den Veränderungen, die zum Niedergang dieses Gesellschaftsmodells führten.

03. OKT
Wiedereröffnung des Harishankara-Tempels
Der Tempel nach dem Erdbeben

Am 25. April 2015 stürzte der Harishankara-Tempel auf dem zentralen Platz der Stadt Patan im Tal von Kathmandu infolge eines schweren Erdbebens komplett ein. Tausende Menschen kamen damals in Nepal ums Leben, viele historisch bedeutende Tempel, Klöster und Palastanlagen wurden ganz oder teilweise zerstört. Das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung schlossen sich zu einer gemeinsamen Initiative zusammen, um den Erhalt beziehungsweise Wiederaufbau dieses Kulturerbes zu unterstützen. Fördermittel flossen in den folgenden Jahren in Projekte in Patan sowie in der Region Mustang. Neben dem Harishankara-Tempel waren in Patan vor allem auch der Char Narayana- und der Krishna-Tempel betroffen. Die Restaurierung beider Bauwerke konnte mit Unterstützung der Stiftung bereits 2018 abgeschlossen werden. Die Arbeiten an allen Gebäuden auf dem Darbar-Platz in Patan leitete der Kathmandu Valley Preservation Trust

Der Harishankara-Tempel nach dem Wiederaufbau
Der Tempel in seinem ursprünglichen Zustand vor dem Erdbeben

Für den Wiederaufbau des aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert stammenden Harishankara-Tempels wurden bereits in den Tagen nach dem Erdbeben alle Bauteile aus Holz und eine große Zahl von Ziegeln geborgen und in eigens errichteten Lagerhallen gesichert. Tausende Fragmente wurden wiederverwendet, verlorene oder nicht ersetzbare Teile kopiert – eine für den Denkmalschutz in Nepal außergewöhnliche Arbeitsweise, da dort ein eingestürzter Tempel normalerweise völlig neu errichtet wird. Die Bauleitung hatten drei newarische Architekten inne. Insgesamt 16 Zimmerleute und Schnitzer aus traditionellen Handwerkerfamilien der Stadt Bhaktapur wurden eingestellt, vier Maurer, zwei Schmiede, zwei Kupferschmiede und 26 Helferinnen und Helfer ergänzten das Team. Am 3. Oktober 2019 wurde der Harishankara-Tempel geweiht und der örtlichen Gemeinde übergeben. Das Datum orientierte sich an dem mehrtägigen hinduistischen Durgā-Fest, das der gleichnamigen Göttin gewidmet ist und den Beginn der Ernte anzeigt. Yogesh Bhattarai, Minister für Kultur, Tourismus und Zivilluftfahrt, nahm an der religiösen Zeremonie und der anschließenden Feier teil.

Die Gerda Henkel Stiftung stellte für den Wiederaufbau des Harishankara-Tempels Mittel in Höhe von insgesamt 442.000 Euro aus dem Förderschwerpunkt Patrimonies bereit. Weitere Unterstützung wurde seitens des Auswärtigen Amtes, der Japanischen Botschaft sowie der Universität für Angewandte Künste Wien geleistet. L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG hat die erste Phase des Wiederaufbaus filmisch dokumentiert und im Portal unter dem Titel „Nepal – Zerbrechliches Erbe" bereitgestellt.

04. OKT
Studie „Geisteswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt“

Gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, erschien am 4. Oktober 2019 die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zum Thema „Geisteswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt“. Entgegen der geläufigen Meinung, der Arbeitsmarkt sehe für Absolventinnen und Absolventen der Disziplinen wie Philosophie, Geschichte oder Germanistik schlecht aus, zeigt die Studie bessere berufliche Perspektiven auf als generell angenommen. Die Erwerbslosigkeit im Jahr 2016 lag mit knapp vier Prozent zwar über dem Wert von 2,4 Prozent der Akademikerinnen und Akademiker, verblieb jedoch im Durchschnitt der Bevölkerung.

Der markanteste Unterschied der relativ kleinen Gruppe an Geisteswissenschaftlern zum Durchschnitt der Akademikerinnern und Akademiker ist ihr hoher Frauenanteil von 65 Prozent, der wiederum in der Erwerbstätigkeit zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung führt. Während männliche Geisteswissenschaftler nahezu ebenso gut dastehen wie der Durchschnitt aller Akademiker, ist die Situation gemessen am Anforderungsniveau der Tätigkeiten, an Führungsaufgaben und am monatlichen Nettoeinkommen für Frauen und Berufseinsteiger deutlich schlechter. Für Geisteswissenschaftlerinnen ist, so die Studie, der Aufstieg in für Akademiker übliche Positionen schwerer zu erreichen, selbst wenn sie in Vollzeit arbeiten. Überdurchschnittlich gut schneiden promovierte männliche Geisteswissenschaftler ab: Von ihnen kommt jeder Dritte auf ein monatliches Nettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr. Ein weiteres Studienergebnis: Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler sind flexibel und lernfähig. Etwa jede und jeder Zweite arbeitet in Berufen und Branchen, die keinen Bezug zum absolvierten Studium haben.

Die Studie wurde auf Grundlage einer Datenerhebung im Jahr 2016 nach Mikrozensus, also einer Stichprobe von einem Prozent der Bevölkerung, erstellt. Lehramtsanwärter fanden dabei keine Berücksichtigung. Zu den künftigen Beschäftigungschancen wurden 1.100 Unternehmen im Rahmen des IW-Personalpanels befragt.

Auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG kann sowohl ein Interview mit der Autorin der Studie, Christiane Konegen-Grenier, als auch der vollständige IW-Report „Geistenswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt“ abgerufen werden.

17./22. OKT
Prof. Dr. Jill Lepore in Deutschland

Die US-amerikanische Historikerin Prof. Dr. Jill Lepore von der Harvard University gehörte im Berichtsjahr zu den meistbesprochenen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in Deutschland. Grund dafür ist das in den Vereinigten Staaten breit rezipierte Buch „These Truths“, das im Herbst zur Frankfurter Buchmesse auch in deutscher Übersetzung als 24. Titel der Reihe „Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung“ erschienen ist. Professor Lepore nahm die Publikation der deutschsprachigen Ausgabe, „Diese Wahrheiten“, zum Anlass für eine Deutschlandreise, in deren Verlauf sie unter anderem auf der Frankfurter Buchmesse, im Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen sowie im Literaturhaus München ihr Werk vorgestellt hat. Für die L.I.S.A.Redaktion ergab sich die Möglichkeit, Professor Lepore in München zu treffen, und dort mit ihr im Haus des Verlags C.H. Beck ein Videointerview im Rahmen der Reihe „Zu Gast bei L.I.S.A.“ zu führen. Die Aufzeichnung des Gesprächs findet sich auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG unter dem Namen „Which Truths?“.

Georgios Chatzoudis im Gespräch mit Prof. Dr. Jill Lepore
29. OKT
Europa Nostra Award 2019

Am 29. Oktober 2019 fand in Paris, während des Europäischen Kulturerbe-Kongresses, die Verleihung des Europäischen Kulturerbepreises, des Europa Nostra Awards 2019, statt. Zu den Preisträgern zählte das von der Gerda Henkel Stiftung und dem Auswärtigen Amt geförderte Projekt Stewards of Cultural Heritage, das in der Kategorie Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung ausgezeichnet wurde.

Angesiedelt am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Istanbul, wurde das Programm aufgrund des anhaltenden Krieges in Syrien ins Leben gerufen, der nicht nur unzählige Menschenleben kostet und Ursache für die Vertreibung von mehr als 5,6 Millionen Menschen ist, sondern auch das kulturelle Erbe des Landes bedroht. Als Teil des Projekts „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ wird das Projekt Stewards of Cultural Heritage von verschiedenen türkischen und deutschen Hochschulen unterstützt. In Seminaren und Workshops wurden fünf syrische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit verschiedenen Schwerpunkten wie Architektur oder Archäologie auf Wiederaufbauprojekte und Restaurierungsmaßnahmen nach einem Ende des Krieges vorbereitet. Die Themen reichen vom allgemeinen Management einer Stätte über die Schadensbeurteilung bis zum Einsatz digitaler Werkzeuge in der Archäologie. Anschließend wurden die erworbenen Kenntnisse in einem siebenwöchigen Feldprojekt im türkischen Doliche angewandt. Darüber hinaus wurden die Stewards als Multiplikatoren geschult, um ihr Wissen um die Rehabilitation des reichen syrischen Erbes an ein interessiertes Fachpublikum weiterzugeben.

Insgesamt würdigte die Jury des Europäischen Kulturerbepreises 25 Projekte aus 16 verschiedenen Ländern für ihre Leistungen in den Bereichen Konservierung und Restaurierung, Forschung und Lehre, Bildung und Sensibilisierung. Der Preis wird von „Kreatives Europa“ gefördert, dem Programm zur Förderung des Kultur- und Kreativsektors der Europäischen Union.

Ein Interview mit der Koordinatorin des Projekts Stewards of Cultural Heritage, Diana Miznazi, ist auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG unter dem Titel  „An integral part of the post-conflict recovery process" abrufbar, ebenso die Interviews mit den fünf Stewards.

11. NOV
Bourses Gerda Henkel in Péronne
Boursiers 2019 von links nach rechts: Nina Régis, Sneha Reddy, Maria Xypolopoulou, Jean-Philippe Miller-Tremblay; dahinter: Damien Accoulon

Am 11. November 2019 wurden die Bourses Gerda Henkel im Rahmen des Stipendienprogramms für Doktorandinnen und Doktoranden mit Bezug zum Ersten Weltkrieg im nordfranzösischen Péronne vergeben. In Péronne befindet sich das Historial de la Grande Guerre, das Museum zur Geschichte des Ersten Weltkrieges, dem das Centre International de Recherche angegliedert ist. Die Stipendien werden von der Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit diesem Forschungszentrum sowie dem Conseil Général des Departements Somme verliehen.

Die Boursiers 2019 sind Nina Régis (Toulouse, „Le pain de guerre allemand: une histoire culturelle de l’arrière, 1914–1919“), Sneha Reddy (St. Andrews, „Les Soldats Nord-africains et Indiens pendant la Grande Guerre en Palestine et Syrie, 1917–1923“), Maria Xypolopoulou (Paris, „Un front ‚oublié‘ sous le regard des photographes. Approches, pratiques et usages de la photographie, représentations culturelles et du genre pendant la Première Guerre Mondiale sur le front d’Orient“), Jean-Philippe Miller-Tremblay (Paris, „L’ordre serré dans les armées française et britannique (1853–1920)“), Damien Accoulon (Paris, „Une ‚fraternité des ailes‘? Expérience combattante et sociabilités des as de l’aviation allemands, britanniques et français de 1914 à 1939“) und Melle Rose Malloy (Chicago, „Home/Front, 1912–1922: Population Displacement and Nation-Making in the Northern Adriatic“).

Bei der unter Schirmherrschaft des Präsidenten des Conseil Général des Departements Somme, Laurent Somon, sowie des Präsidenten des Centre International de Recherche de l’Historial de la Grande Guerre, Prof. Dr. Stéphane Audoin-Rouzeau, stehenden Verleihung war auch Prof. Dr. Gerd Krumeich anwesend. Der Professor für Neueste Geschichte mit den Schwerpunktthemen Erster Weltkrieg und Militärgeschichte Frankreichs war maßgeblich am Aufbau des Museums in Péronne beteiligt.

14./15. NOV
Herbstsitzung der Stiftungsgremien

Die Stiftungsgremien beschlossen in ihrer Herbstsitzung am 14. und 15. November 2019 die Aufnahme von 53 Projekten in Gesamthöhe von 8,6 Millionen Euro, darunter neunzehn Forschungsstipendien und -projekte im Kernbereich der Forschungsförderung.

In den Förderschwerpunkten „Lost Cities. Wahrnehmung von und Leben mit verlassenen Städten in den Kulturen der Welt“ und „Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung“ wurden insgesamt fünf Projekte aufgenommen. Zwei Bewilligungen entfielen auf die Förderlinie Lost Cities. Die Projekte behandeln zum einen die verlassenen Lehmziegelsiedlungen im Oman, erforscht von einer interdisziplinären Forschungsgruppe mit Sitz in Frankfurt am Main, Bochum und Leipzig unter der Leitung von Dr. Stephanie Döpper (Frankfurt). Zum anderen wird das soziale Leben in Ruinenstädten seit 1882 in der Region um Palästina von Prof. Dr. Daniel Monterescu an der Central European University, Budapest, untersucht. Mit einem Team von Soziologinnen und Soziologen sowie Nahostexperten und -expertinnen widmet er sich den Ruinen der Städte Jaffa und Hebron.

Im Förderschwerpunkt Demokratie, in dem aktuelle Problemlagen in größere historische Zusammenhänge gestellt werden sollen, sind zwei Projekte im europäischen beziehungsweise deutschen Kontext zu verorten. Prof. Dr. Oliver Eberl (Hannover), Prof. Dr. Dirk Jörke (Darmstadt) und Dr. David Salomon (Hildesheim) untersuchen im Rahmen ihres wissenschaftlichen Vorhabens „Der Blick nach unten: Soziale Konflikte in der Ideengeschichte der Demokratie“ historische und gegenwärtige Abwehrstrategien von Eliten gegen soziale Proteste. Einen besonders aktuellen Bezug hat das Projekt „Verborgene Stimmen der Demokratie. Politische Repräsentation des ‚Volkes‘ in der Bundesrepublik, 1945–2000“. Unter der Leitung von Dr. Claudia Christiane Gatzka (Freiburg) analysiert eine Forschungsgruppe, wie sich der sogenannte „Volkswille" bis zum Jahr 2000 in der Bundesrepublik artikuliert hat.

Im Förderschwerpunkt Patrimonies stellten die Gremien für Projekte in vierzehn Ländern auf drei Kontinenten, darunter Afghanistan, Syrien, Irak, Uganda, Somaliland, Kolumbien und Peru, eine Gesamtsumme von knapp zwei Millionen Euro zur Verfügung. Vier Projekte im Bereich der Sozialen Begleitmaßnahmen, eines davon zur Instandsetzung prähispanischer Dämme zur Wasserversorgung in den Anden Perus, wurden ebenfalls bewilligt. Insgesamt werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus knapp dreißig Ländern unterstützt.

Im Bereich Soziale Begleitmaßnahmen wurde ein Projekt zur Instandsetzung prähispanischer Dämme in den Anden bewilligt.
14./15. NOV
Jurysitzung Förderfonds Demokratie

Am 14. und 15. November 2019 fand die erste Jurysitzung zum neu gegründeten „Förderfonds Demokratie“ in Bonn statt.

In der Stiftung Mitarbeit in Bonn haben Vertreter und Vertreterinnen der Stiftungen Schöpflin, Körber, Telekom und Gerda Henkel über mehr als 400 zivilgesellschaftliche Initiativen und Projekte zur Förderung der Demokratie befunden. Zur Auswahl standen Bewerbungen von gemeinnützigen Vereinen, Kinder- und Jugendorganisationen, wissenschaftlichen Instituten, Sozialunternehmen sowie selbstorganisierten Gruppen. An zwei Tagen hat die Jury insgesamt vierzig Anträge aus den Bereichen bürgerschaftliches Engagement, Alltagsdemokratie, dialogorientierte Formate, repräsentative sowie direktdemokratische Formen, Initiativen und Proteste mit bis zu jeweils 5.000 Euro bewilligt, was einer ersten Förderausschüttung in Höhe von insgesamt knapp 200.000 Euro entspricht. Die zweite und dritte Auswahlsitzung finden im Mai beziehungsweise im November 2020 statt.

Die gemeinsame Initiative der Stiftungen reagiert mit der Aufsetzung des „Förderfonds Demokratie“ auf die wachsenden Herausforderungen und Bedrohungen, denen die Demokratie durch zunehmende Polarisierung der öffentlichen und politischen Debatten und den schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland ausgesetzt ist. Die Gerda Henkel Stiftung vergibt gemeinsam mit acht weiteren deutschen Stiftungen Mikroförderungen für Demokratie-Projekte mit einem Gesamtvolumen von 825.000 Euro. Unter Leitung der Stiftung Mitarbeit soll der Förderfonds Initiativen, Vereine und andere zivilgesellschaftliche Akteure in ihrer Arbeit für die Gestaltung und Stärkung der Demokratie unterstützen.

 

Die Jury entschied über mehr als 400 Projekte während der Sitzung in Bonn.
02. DEZ
Stipendienvergabe Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet
In seinem Projekt „Bauernhof Schulte-Ümmingen, Langendreer“ arbeitet Clemens Kreutzer die Geschichte des Hofes auf – als Quelle dient unter anderem die älteste Urkunde im Hofarchiv von 1616.

Mit der offiziellen Stipendienvergabefeier im Veranstaltungssaal der GLS Bank in Bochum begann am 2. Dezember 2019 das Programm „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“. Das Projektkonzept geht auf die Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt zurück und findet nun auch in weiteren Städten der Bundesrepublik Umsetzung. Im Ruhrgebiet unterstützen die Gerda Henkel Stiftung und weitere Kooperationspartner der Region das von der GLS Treuhand ins Leben gerufene Projekt ideell. Gefördert werden engagierte Menschen aus dem Ruhrgebiet, die sich als Stadtteil-Historikerinnen und -Historiker der Aufarbeitung eines stadt- oder stadtteilgeschichtlichen Projekts ihrer Wahl widmen. Dies kann eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein besonderes Gebäude, das Wirken eines regionalen Vereins oder jedes weitere Thema sein, das den Raum Dortmund bis Duisburg betrifft. Von einer Jury bestehend aus Historikerinnen und Historikern von Institutionen aus dem Ruhrgebiet, darunter auch Dr. Angela Kühnen, Vorstandsmitglied der Gerda Henkel Stiftung, wurden achtzehn Stipendiatinnen und Stipendiaten ausgewählt. Innerhalb des Programms werden diese in der Projektlaufzeit von achtzehn Monaten fachlich begleitet und durch Zugang zu kooperierenden Zeitungen und anderen Medien unterstützt.

10. DEZ
Prof. Dr. Ulrich Herbert ans Deutsche Historische Institut London
Prof. Dr. Ulrich Herbert

Im akademischen Jahr 2019/20 hat Prof. Dr. Ulrich Herbert (Freiburg) die Gerda Henkel Gastprofessur des Deutschen Historischen Instituts London und der London School of Economics and Political Science inne. Professor Herbert forscht zur deutschen Einwanderungspolitik von 1980 bis 2019. Diese war sowohl in Deutschland als auch in weiteren europäischen Staaten uneinheitlich und ist bis heute widersprüchlich. Ziel des Vorhabens ist es, Interessen und Akteure zu identifizieren und Veränderungsprozesse im Vergleich zu untersuchen.

Seine Antrittsvorlesung zum Thema „The Short and the Long Twentieth Century: German and European Perspectives“, die auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar ist, hielt Professor Herbert am 10. Dezember 2019 am Deutschen Historischen Institut London.

FEB – DEZ
Munich History Lecture
Prof. Dr. Martin Jehne
Von links nach rechts: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, Prof. Dr. Frank Bösch, Dekan Prof. Dr. Martin Zimmermann
Von links nach rechts: Dr. Jürgen Römpke (Vorstand Münchener Universitätsgesellschaft), Dekan Prof. Dr. Martin Zimmermann, Prof. Dr. Dieter Langewiesche, Prof. Dr. Roland Wenzlhuemer, Prof. Dr. Marie-Janine Calic
Prof. Dr. Timothy Snyder (Yale University): „Can the United States be a free Country? Present Risks and future Challenges”

Seit 2017 fördert die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit der Münchner Universitätsgesellschaft die seit 2011 ausgerichtete Vorlesungsreihe Munich History Lecture an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ziel der in erster Linie an Studierende und Lehrende gerichteten Initiative ist es, einen spezifischen Beitrag der Geschichtswissenschaft zum Verständnis drängender Gegenwartsprobleme und Zukunftsfragen sichtbar und nutzbar zu machen. Dazu wird das historische Werden zentraler Entwicklungen bei der Entstehung der modernen Welt in den Mittelpunkt gerückt, unter anderem die Grundlagen Europas und der Globalisierung, der Formenwandel von Krieg und Frieden, die Bedingungen von Wohlstand und Wirtschaftskrisen, die Ursachen von Massenverbrechen und Genoziden oder die Formierung multilateraler Regime und Ordnungssysteme. Zu diesen Themen nehmen in vier Vorträgen jährlich internationale und deutsche Historiker und Historikerinnen Stellung.

Im Februar 2019 diskutierte zunächst der Althistoriker Prof. Dr. Martin Jehne (Dresden), Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Gerda Henkel Stiftung, die politische Beleidigungskultur der Römer zu Zeiten Julius Caesars, der, obwohl Herrscher der römischen Welt, die öffentlichen Schmähungen nicht unterbinden konnte. In seinem Vortrag „Caesars Triumph und der Nockherberg. Zur Beleidigungskultur in römischen Kommunikationsarenen“ analysierte Professor Jehne die Spannungen zwischen Rache und Kooperation.

Die zweite Veranstaltung im Juni gestaltete Prof. Dr. Frank Bösch (Potsdam) mit seinem Vortrag „Zeitenwende 1979. Globale Umbrüche und der Beginn heutiger Herausforderungen“. Im Mittelpunkt standen Revolutionen, Krisen und Umbrüche, die sich Ende der 1970er Jahre häuften und gegenwärtige Herausforderungen ankündigten. Professor Bösch zeigte, wie sich Deutschland im Zuge der Globalisierung grundlegend veränderte.

Darauf folgte im Juli des Jahres der Historiker Prof. Dr. Dieter Langewiesche (Erfurt), dessen jüngstes Werk „Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne" in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung erschienen ist. In seinem Vortrag „Gestaltungskraft Krieg. Europas Weg in die Gegenwart“ vertrat er die These, dass Krieg als Gestaltungskraft die europäische Geschichte geformt hat. Wie dies geschah und welche Formen von Krieg sich dabei ausbildeten, erörterte er in München für die letzten zwei Jahrhunderte. Prof. Dr. Timothy Snyder (Yale/New Haven) hielt im Dezember den Vortrag „Can the United States be a Free Country? Present Risks and Future Challenges". In diesem Zusammenhang erläuterte er aktuelle Risiken und Gefahren für die Freiheit in demokratischen Gesellschaften und zeigte mögliche Lösungsvorschläge auf.

Alle Vorträge sind als Videoreihe unter „Munich History Lecture" auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar.

FEB – DEZ
Gerda Henkel Lecture Tour

Zum zweiten Mal fand im Berichtsjahr die Gerda Henkel Lecture Tour statt. Organisiert vom Deutschen Historischen Institut Washington und gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, hat diese Vorlesungsreihe den intensiveren Austausch US-amerikanischer, kanadischer und deutscher Historiker und Historikerinnen zum Ziel. Die Gäste hielten Vorträge an sechs Universitäten in den Bundesstaaten Kalifornien und Colorado sowie in Washington D.C.

Den Auftakt bestritt Prof. Dr. Kiran Klaus Patel (München), der in drei Vorträgen im Februar 2019 über das „Projekt Europa“ in seinen Krisen und Erfolgen sowie über den US-amerikanischen New Deal im globalen Kontext referierte. Im April diskutierte Prof. Dr. Sven Reichardt (Konstanz) an vier Terminen neue Ansätze zu faschistischen globalen Bewegungen in den 1930er und 1940er Jahren. Zum Abschluss des Jahres stellte Prof. Dr. Nina Verheyen (Essen) im Oktober 2019 ihre Forschungsergebnisse zum Leistungskonzept im Deutschland des 19. Jahrhunderts vor.

MÄR – OKT
Zwei Fellows für Sofia und Bukarest
Dr. Svitlana Potapenko
Dr. Anastasia Felcher

In Rumänien und in Bulgarien wurden in den vergangenen 25 Jahren zwei Institutes for Advanced Study gegründet, die sich in der Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften auszeichnen und zu überregionalen Zentren intellektuellen Lebens geworden sind:

Das New Europe College hat seit seiner Gründung 1994 bereits Hunderte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern als Fellows zu mehrmonatigen Arbeitsaufenthalten in Bukarest eingeladen. Das etwas jüngere Centre for Advanced Study Sofia, das im Jahr 2000 etabliert wurde, beruft ebenfalls Fellows aus dem In- und Ausland und beteiligt sich an großen internationalen Forschungsprojekten. Dadurch tragen die Institute zur Qualifizierung und Förderung jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie einer kritischen Debatte bei. Seit 2015 fördert die Gerda Henkel Stiftung Fellowships an beiden Institutionen.

Im Berichtsjahr erhielten Dr. Svitlana Potapenko (Ukraine) und Dr. Anastasia Felcher (Moldawien) die Förderung. Dr. Potapenko wird am New Europe College in Bukarest zu Juristen in der Sloboda-Ukraine, einer Region um die Stadt Charkow im Russischen Reich, im Zeitraum von 1730 bis 1830 forschen.

Dr. Felcher wird den Gastaufenthalt am Centre for Advanced Study Sofia verbringen. Gegenstand ihrer Forschung ist der Kult um Alexander Pushkin sowie die kulturelle Desintegration in post-sowjetischen Gesellschaften.

JAN – DEZ
Doktorandenstipendien der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung schreibt die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik seit 2005 viermal im Jahr Stipendien für Doktorandinnen und Doktoranden der Alten Geschichte aus, die Studienaufenthalte an ihrer Fachbibliothek ermöglichen. Die Stipendien beinhalten neben einem Arbeitsplatz in der Bibliothek die Unterkunft in einem Appartement im Haus, die Übernahme der Reisekosten sowie einen Zuschuss zum Lebensunterhalt.

Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München forscht auf den Gebieten der griechischen und lateinischen Epigraphik, der Numismatik, der Papyrologie und der historischen Topographie. Ihre Bibliothek gehört zu den weltweit am besten ausgestatteten Fachbibliotheken für den Gesamtbereich der Alten Geschichte und bietet ausgezeichnete Arbeitsmöglichkeiten. Die Kommission zählt insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu ihren Kernaufgaben.

Im Berichtsjahr erhielten die Gelegenheit für einen Forschungsaufenthalt in München: Annamária-Isabella Pázsint (Cluj-Napoca, „The Private Associations from the Greek Cities of the Black Sea 3rd c. BC – 3rd c. AD“), Lorenzo Pérez Yarza (Zaragoza, „El culto a sol en el occidente del imperio romano“), Eliza Gettel (Harvard, „Between Federalism and Imperialism: The koina of Roman Achaea from the 1st to 3rd century CE“), Andrea Salayová (Brno, „Animals in magical context in literary and epigraphic sources in the area of the Roman Empire”), Julie Bernini (Bordeaux, „Les lieux de politique dans les cités d’Ionie et de Carie à l’époque hellénistique“), Elizabeth Foley (Dublin, „The Nesiotic Leagues, Cooperation and Connectivity in the Hellenistic Aegean“), Karin Maurer (Freiburg, „Negotiated power: a study of the interaction between the Athenians and their allies in the fifth century BC“) und Angelos Boufalis (Thessaloniki, „The Inscriptions of the Archaic and Classical Period in Macedonia“).

JAN – DEZ
Historische Bibliothek: Langewiesche, Lepore, Meier

Die Historische Bibliothek entstand im Herbst 2006 als Kooperation der Gerda Henkel Stiftung mit dem Verlag C.H. Beck, um ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Plattform für ein opus magnum zu bieten. Grundlegende Erkenntnisse aus den historischen Geisteswissenschaften werden so einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Berichtsjahr erschienen Band 22, 23 und 24 der Reihe.

Jill Lepore, Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, München 2019

Die Historikerin Jill Lepore erzählt die Geschichte der USA von ihren Anfängen bis zur Gegenwart im Spiegel jener „Wahrheiten“ (Thomas Jefferson), auf deren Fundament die Nation gegründet wurde: der Ideen von der Gleichheit aller Menschen, ihren naturgegebenen Rechten und der Volkssouveränität. Dabei verknüpft sie das widersprüchliche Ringen um den „richtigen“ Weg Amerikas mit den Menschen, die seine Geschichte gestaltet oder durchlitten haben. Sklaverei, Rassismus und Diskriminierung kommen ebenso zur Sprache wie der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen oder die wachsende Bedeutung der Medien. Ein Interview mit der Historikerin ist auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG online einzusehen unter dem Titel „Which Truths?“.

Mischa Meier, Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr., München 2019

Konstantinopel, 29. Juli 626: Vor den Toren der prächtigsten Stadt Europas und Asiens hat der Khagan der Awaren 80.000 Krieger zusammengezogen und verlangt ihre bedingungslose Übergabe. Für die Menschen in der Metropole steht fest, dass das Ende aller Zeiten gekommen ist. Wie oft Menschen zwischen dem dritten und achten Jahrhundert n. Chr. solch tödliche Furcht vor herandrängenden Heeren fremder Völker empfunden haben, zeigt Mischa Meier in dieser Darstellung der Völkerwanderungszeit. Sie beinhaltet die Geschichte des späten Imperium Romanum sowie die Geschichten der nachrömischen Herrschaftsbildungen im Westen, des frühen Byzantinischen Reiches, aber auch die des frühen islamischen Kalifats bis zum Ende der Umayyadenzeit. Mischa Meier führt die Lesenden von der europäischen und nordafrikanischen Atlantikküste bis zu den zentralasiatischen Knotenpunkten der Seidenstraße nach Nordindien und zum Hindukusch von Skandinavien und Britannien im Norden bis nach Arabien im Süden und bietet so erstmals eine vollständige Geschichte der Epoche.

Dieter Langewiesche, Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne, München 2019

Europas Kriege haben die Welt verändert. Durch Kriege erzwang Europa seine Vorherrschaft in der Welt, durch Kriege ging diese wieder unter. Kriege waren die Geburtshelfer von Nationen und Nationalstaaten, verhalfen Revolutionen zum Erfolg, forderten unzählige Menschenleben. Der Historiker Dieter Langewiesche untersucht in diesem Buch die Frage, warum die Menschen immer wieder auf Krieg und Gewalt setzten, um ihre Ziele zu erreichen. Dass der Krieg nicht nur eine historische Gestaltungskraft ersten Ranges ist, sondern auch eine überaus aktuelle, gehört zu den unbequemsten Wahrheiten der Geschichte. Warum aber greifen Menschen und Staaten überhaupt zum Mittel des Krieges? Wie haben Kriege Wandel ermöglicht oder verhindert? War der Krieg im europäischen Laboratorium der Staats- und Gesellschaftsordnungen sogar unverzichtbar? In dieser grundlegenden Analyse wird diesen Fragestellungen ausführlich nachgegangen, wobei nicht Pulverdampf und Schlachtenlärm im Mittelpunkt stehen, sondern der Ort des Krieges in der Geschichte der Moderne.

Auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG ist das Interview mit dem Historiker unter dem Titel „Zum ewigen Krieg?“ abrufbar.