Initiativen

„Im Berichtsjahr gingen 143 Bewerbungen aus 62 Ländern ein.“

Kulturerbe in Gefahr

Ausschreibung „Emergency Preparedness for Cultural Heritage under Threat“ mit dem Prince Claus Fund, Amsterdam

In den Jahren 2019 und 2020 hat die Stiftung gemeinsam mit dem niederländischen Prince Claus Fund eine Ausschreibung zur Krisenprävention für materielles Kulturerbe in den Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und der Karibik auf den Weg gebracht. Beide Stiftungen engagieren sich für den Erhalt kulturellen Erbes in Krisenregionen – der Prince Claus Fund in seinem Programm „Cultural Emergency Response“, die Gerda Henkel Stiftung in ihrem Förderschwerpunkt „Patrimonies“. Ziel der Kooperation war es, die Netzwerke beider Stiftungen zu nutzen, um Archive, Bibliotheken, Museen, archäologische Stätten und historisch bedeutende Gebäude präventiv vor Natur- oder menschengemachten Katastrophen zu schützen. Gefördert wurden Maßnahmen, mit denen sich die lokal Verantwortlichen auf drohende Szenarien vorbereiten, um Schäden und Verluste gering zu halten.

Im Berichtsjahr gingen 143 Bewerbungen aus 62 Ländern ein, zehn Projekte wurden in die Förderung aufgenommen. Im Zentrum der zweiten Auswahlrunde standen Museen und Archive in acht Ländern, die durch Naturkatastrophen, politische und soziale Konfliktlagen, durch Brände oder das Eindringen von Feuchtigkeit bedroht sind. Ausgewählt wurden das mit einer Sammlung zu Geschichte, Kultur und Religion der Mankon-Gemeinschaft im Nordwesten Kameruns ausgestattete Mankon Royal Palace Museum, das Lamu Museum in Kenia, das Saltmen and Archaeological Museum in Zanjan, Iran, und das Erdenezuu Museum, zugleich die älteste buddhistische Klosteranlage der Mongolei. Gefördert werden außerdem die audio-visuelle Sammlung des Museum of Image and Sound in Rio de Janeiro, ein Verbund von sechs Museen und Kulturinstitutionen in der Tsunami-Flutzone in Valparaíso, Chile, die archäologische Sammlung der Universität Simón Bolívar in Venezuela sowie das Nelson’s Dockyard Museum in Antigua/Barbuda.

Auf den Schutz von drei archäologischen Stätten zur Sepulkralkultur in vorislamischer und vorchristlicher Zeit konzentrieren sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende der Universität Ngaoundéré sowie Vertreter von Gemeinden im Norden Kameruns. Der Konflikt in den anglophonen Teilen des Landes und in den Grenzregionen, wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten, aber auch Wetterphänomene wie starker Regenfall führen dazu, dass diese Orte bedroht sind.

Eine einzigartige Sammlung zur brasilianischen Musikgeschichte wird von der Musical Literary Society Minerva Cachoeirana Philharmonic, einem 1878 gegründeten Orchester in der Stadt Cachoeirana bewahrt. Die Sammlung ist durch regelmäßige Überflutungen des am Fluss Paraguacu gelegenen Archivs gefährdet. Gemeinsam mit der afrobrasilianischen Gemeinde wird ein Konzept für die Sicherung der Handschriften und Tonträger und ihre Evakuierung innerhalb der Stadt erarbeitet. Papierrestauratorinnen und -restauratoren ermitteln besonders gefährdete Manuskripte für eine Konservierung, Teile der Sammlung werden digitalisiert.

Im Rahmen der auf zwei Jahre angelegten Kooperation „Emergency Preparedness for Cultural Heritage under Threat“ haben der Prince Claus Fund und die Gerda Henkel Stiftung damit insgesamt 19 Projekte mit Mitteln in Höhe von rund 360.000 Euro unterstützt.

Gruppe prähispanischer Figurinen – einige von hunderten, die bei systematischen Ausgrabungen auf der Insel Dos Mosquises gefunden wurden. Diese Objekte sind Teil des archäologischen Erbes, das von Dr. Maria Magdalena Antczak in ihrem Projekt „Venezuela Pre-Hispanic, colonial and republican Archaeological Heritage from the Venezuelan Caribbean“ untersucht wird. Sie werden in der Abteilung für archäologische Studien an der Universität Simón Bolívar in Caracas, Venezuela, ausgestellt.