Rückblick 2020
18. JAN
Salon Sophie Charlotte – Weltbilder

Unter dem Motto „Weltbilder“, dezidiert im Plural, widmete sich der Salon Sophie Charlotte am 18. Januar 2020 historischen Naturdarstellungen und Weltanschauungsmodellen ebenso wie aktuellen und zukünftigen Blicken auf die Welt. Als Partner und Hauptförderin des Salons Sophie Charlotte war die Gerda Henkel Stiftung auch im Berichtsjahr an der inhaltlichen Gestaltung des Programms beteiligt. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften lud mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Künstler und Künstlerinnen ein, neue Zugänge zur Welt aufzuzeigen. Darunter befanden sich zum Beispiel der Astronaut Thomas Reiter, der erklärte, wie die Sicht auf die Erde von außen die Perspektive verändert; die Prähistorikerin Prof. Dr. Brigitte Röder, die der Frage nach vermeintlich klassischen Geschlechterwelten in der Steinzeit nachging; und der Träger des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, der über den Zusammenhang von Herkunft und Weltbildern diskutierte. Neben der Vorstellung des RIAS-Kammerchors gehörte zur musikalischen Ausgestaltung des Programms dieses Mal auch die Berliner Singakademie, die, getreu dem Motto des Salons, dem Publikum Klangwelten eröffnete. Prof. Dr. Martin Grötschel, Präsident der BBAW, eröffnete den Salon Sophie Charlotte im Berichtsjahr zum letzten Mal. Seine Nachfolge hat seit Oktober 2020 Prof. Dr. Christoph Markschies inne.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG war erneut Medienpartner des Salons Sophie Charlotte in Berlin und hat zahlreiche Beiträge unter dem Titel „Salon Sophie Charlotte 2020" dokumentiert.

27. JAN
Munich History Lecture Tour

Seit 2017 fördert die Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit der Münchner Universitätsgesellschaft die seit 2011 veranstaltete Vorlesungsreihe „Munich History Lecture“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ziel der in erster Linie an Studierende und Lehrende gerichteten Initiative ist es, einen spezifischen Beitrag der Geschichtswissenschaft zum Verständnis drängender Gegenwartsprobleme und Zukunftsfragen sichtbar und nutzbar zu machen. Dazu wird das historische Werden zentraler Entwicklungen bei der Entstehung der modernen Welt in den Mittelpunkt gerückt, unter anderem die Grundlagen Europas und der Globalisierung, der Formenwandel von Krieg und Frieden, die Bedingungen von Wohlstand und Wirtschaftskrisen, die Ursachen von Massenverbrechen und Genoziden oder die Formierung multilateraler Regime und Ordnungssysteme. Zu diesen Themen nehmen in vier Vorträgen jährlich internationale und deutsche Historikerinnen und Historiker Stellung.

Wegen des Ausfalls aller Veranstaltungen nach Ausbruch der Corona-Pandemie konnte im Berichtsjahr nur ein Vortrag stattfinden. Dieser wurde am 27. Januar von Prof. Dr. Ute Daniel (Braunschweig) gehalten. Die Historikerin für Neuere Geschichte sprach in ihrem Beitrag „Eine sehr kurze Geschichte der parlamentarischen Demokratie“ über die Ursprünge der parlamentarischen Regierungsweise, ihre weltweite Verbreitung sowie ihre aktuellen Herausforderungen.

Die Lesung ist als Video auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar.

9. MÄR
Räumliche Erweiterung der Geschäftsstelle

Nach langen und aufwändigen Renovierungsarbeiten war es am 9. März soweit: der Umzug eines Teils der Belegschaft in die neuen Räumlichkeiten in der benachbarten Malkastenstraße 17. „MK17“, so die sich schnell eingespielte inoffizielle Bezeichnung der neuen Räume, bietet nun dem Team Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, dem Team Pressearbeit und Veranstaltungsmanagement sowie unserer Datenbankbeauftragten ein neues Arbeitsumfeld. Zudem besteht für die L.I.S.A.Redaktion die Möglichkeit, Gäste in einen kleinen „Salon“ zu verschiedenen Gesprächsformaten einzuladen.

16. MÄR
Temporäre Schließung der Geschäftsstelle

Infolge der Ausbreitung des Coronavirus verfügte der Vorstand der Stiftung Mitte März präventiv die weitgehende Schließung der Geschäftsstelle in der Malkastenstraße. Um den Stiftungsbetrieb aufrechtzuerhalten, arbeiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwiegend von zu Hause aus. Eine erste Zwischenbilanz ergab, dass die Stiftungstätigkeit nahezu ohne größere Reibungsverluste fortgesetzt werden konnte. Von Anfang Juni an standen im Zuge der schrittweisen Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus die Räumlichkeiten der Geschäftsstelle der Stiftungsbelegschaft wieder offen. Eine volle Auslastung der räumlichen Kapazitäten wurde seither vermieden, und die seit Mitte März geltende flexible Regelung wurde bis auf Weiteres beibehalten.

MÄR
Preis der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht

Die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) wurde 1993 mit finanzieller Beteiligung der Gerda Henkel Stiftung gegründet. Herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Hamburg), Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Würzburg), Prof. Dr. Reiner Schulze (Münster), Prof. Dr. Gerhard Wagner (Berlin), Prof. Dr. Marc-Philippe Weller (Heidelberg) und Prof. Dr. Reinhard Zimmermann (Hamburg) richtet sie sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Recht und Justiz sowie aus der Wissenschaft, insbesondere aber an Studierende der Rechtswissenschaften. Sie ist ein Diskussions- und Informationsforum für Veröffentlichungen über die europäische Dimension des Privatrechts.

Laura Korn

Seit 1993 loben in diesem Rahmen die Herausgeberinnen und Herausgeber der ZEuP den von der Gerda Henkel Stiftung finanzierten ZEuP-Preis für die beste rechtshistorische oder rechtsvergleichende Arbeit zum europäischen Privatrecht aus. Im Berichtsjahr wurde die Arbeit „A Rule of Reason in the EU? A Critical Comparison of the US and EU Antitrust Approaches to Resale Price Maintenance“ von Preisträgerin Laura Korn (Freiburg) ausgezeichnet und veröffentlicht, die sich mit dem europäischen und US-amerikanischen Kartellrecht beschäftigt.

27. MÄR
Logbuch Corona geisteswissenschaftlich betrachtet
Im „Logbuch Corona geisteswissenschaftlich betrachtet“ kamen insgesamt 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort.

Am 27. März als Gesprächsrunde von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer und Georgios Chatzoudis ins Leben gerufen, nahmen mit dem „Logbuch Corona geisteswissenschaftlich betrachtet“ 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die neuen durch die Corona-Pandemie verursachten Umstände aus der Perspektive der Geschichts-, Literatur-, Politik-, Rechts- und Sozialwissenschaften unter die Lupe. Unter anderem waren der Historiker Prof. Dr. Paul Nolte, die Kunsthistorikerin Dr. Mahret Ifeoma Kupka, die Germanistin Prof. Dr. Andrea Geier und die Historikerin Prof. Dr. Hedwig Richter in dem Zeitdokument von insgesamt 28 Ausgaben in Form redigierter Online-Chats vertreten. Als eine Art „Protokoll der Krise“, das auch für eine spätere Aufarbeitung des Nachdenkens über diese Zeit zur Verfügung steht, ist das Logbuch auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar.

1. APR
Prof. Dr. Dieter Schönecker an die Stanford University
Prof. Dr. Dieter Schönecker

Im Berichtsjahr lehrte der Philosoph Prof. Dr. Dieter Schönecker (Siegen), der sich in seiner Forschung vor allem mit den Thesen Kants auseinandersetzt, als Gerda Henkel Visiting Professor an der Stanford University.

In ihrer Kooperation fördern die Gerda Henkel Stiftung und die Universität in Stanford, eine der führenden US-amerikanischen Universitäten, Gastaufenthalte von Professoren und Professorinnen am Department of German Studies. So sollen zum einen Forschungsaktivitäten in Stanford mit Bezug zu Deutschland aufgebaut, und zum anderen die traditionell guten wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität Stanford und deutschen Forschungseinrichtungen gepflegt werden. Die Gerda Henkel Visiting Professors werden jeweils für die Dauer von drei Monaten nach Stanford eingeladen, um graduierte Studierende zu betreuen und aktiv am akademischen Leben des Instituts teilzunehmen. Erwartet wird zudem ein öffentlicher Vortrag im Rahmen einer Gerda Henkel Lecture.

23./24. APR
Frühjahrssitzung der Stiftungsgremien

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde die Frühjahrssitzung der Gerda Henkel Stiftung erstmals digital abgehalten. Das Kuratorium nahm am 23. und 24. April 2020 mehr als 40 wissenschaftliche Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 3,4 Millionen Euro in die Förderung auf und bewilligte neben 18 Forschungsprojekten und -stipendien aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften im Kernprogramm der Stiftung weitere zwölf Vorhaben im Sonderprogramm „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“ in Höhe von knapp 900.000 Euro. Auf den Förderschwerpunkt „Patrimonies“ entfielen 13 Bewilligungen mit Vorhaben unter anderem in Brasilien, Nigeria und dem Irak, die mit 800.000 Euro gefördert werden. Im Programm „Soziale Begleitmaßnahmen“ bewilligte das Kuratorium vier Projekte.

24. APR
Corona-Nothilfefonds

Am 24. April wurde in der Frühjahrsitzung der Gremien für Stipendiatinnen und Stipendiaten der Gerda Henkel Stiftung beschlossen, einen Corona-Nothilfefonds in Höhe von einer Million Euro einzurichten. Angesichts der Ausnahmesituation und der durch die COVID-19-Pandemie bedingten Einschränkungen beschloss die Stiftung eine besondere Unterstützung für die Förderpartnerinnen und Förderpartner, die ihre Forschungsarbeiten nicht wie geplant durchführen konnten. Seitdem können nun unter anderem Verlängerungen von Stipendien von bis zu drei Monaten oder die Übernahme zusätzlicher Kosten beantragt werden, die mit den gegenwärtigen Restriktionen im Zusammenhang stehen. Dazu zählen beispielsweise Stornokosten oder zusätzliche Sachmittel für Digitalisate.

4. JUN
Prof. Dr. Lorraine Daston ist Trägerin des Gerda Henkel Preises 2020
Prof. Dr. Lorraine Daston

Am 4. Juni folgte das Kuratorium im Auswahlverfahren für den Gerda Henkel Preis 2020 einstimmig der Empfehlung der Jury und stimmte für die Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Lorraine Daston. Die für das Berichtsjahr geplante Preisverleihung musste aufgrund der Corona-Pandemie bis auf Weiteres verschoben werden.

Seit 2006 wird der Gerda Henkel Preis in einem Turnus von zwei Jahren an exzellente und international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert.

Professor Daston lehrte an den Universitäten Harvard, Princeton, Brandeis, Göttingen und Chicago und wirkte von 1995 bis 2019 als Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Seit 2005 gehört sie dem Committee on Social Thought der University of Chicago als Mitglied an, zudem ist sie Permanent Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Ein Interview mit der Preisträgerin findet sich auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG.  

1. JUL
Dr. Carolin Emcke erhält Landesverdienstorden NRW
Dr. Carolin Emcke

Anlässlich des 70. Jahrestags der Landesverfassung zeichnete Ministerpräsident Armin Laschet zehn Persönlichkeiten in der Staatskanzlei mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Dr. Carolin Emcke, Mitglied des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, erhielt die Auszeichnung für ihr Engagement für Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde. Die gebürtige Mülheimerin ist Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Landesregierung ehrt seit 1986 ehrenamtlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihre herausragenden Verdienste um das Gemeinwohl und für das Land Nordrhein-Westfalen.

1. SEP
Dr. Sebastian Bondzio erhält Fellowship für das DHI Washington
Dr. Sebastian Bondzio

Im Berichtsjahr erhielt der Historiker Dr. Sebastian Bondzio (Osnabrück) für sein Forschungsvorhaben zu „Researching German Migration to the United States by Mining Historical Big Data – The Castle Garden Immigration Center’s Database in Digital History“ das Gerda Henkel Postdoctoral Fellowship for Digital History am Deutschen Historischen Institut in Washington.

Das Deutsche Historische Institut Washington ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und gehört zu den weltweit anerkannten Zentren historischer Forschung. Es fördert den internationalen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vornehmlich in Europa und den USA. Gemeinsam mit dem Roy Rosenzweig Center for Digital History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, wird seit 2016 jährlich ein zwölfmonatiges Fellowship für innovative Projekte im Bereich der Digital History an promovierte Historikerinnen und Historiker vergeben, die an eine deutsche Forschungseinrichtung oder Universität angeschlossen sind. Ziel der Förderung ist es, den Fellows die Weiterentwicklung ihrer Projektideen am Roy Rosenzweig Center zu ermöglichen sowie in Veranstaltungen des Deutschen Historischen Instituts über ihre Fortschritte zu berichten.

25. SEP
Roundtable zur Wissenschaftskommunikation in den Geisteswissenschaften

Am 25. September beteiligte sich die Gerda Henkel Stiftung im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin an einem Roundtable-Gespräch über Wissenschaftskommunikation in den Geisteswissenschaften. Eingeladen hatten Prof. Dr. Irmela Krüger-Fürhoff (FU Berlin) und Dirk Naguschewki (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung/ZfL) im Rahmen des Projekts „Teststrecke. Potenziale geisteswissenschaftlicher Kommunikation“. In einem offenen Austausch diskutierten Vertreter und Vertreterinnen verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen ihre Strategien und Aktivitäten zur öffentlichen Wahrnehmung geisteswissenschaftlicher Projekte, spezifischer Arbeitsprozesse und konkreter Forschungsergebnisse. Die Gerda Henkel Stiftung konnte in diesem Zusammenhang von ihren langjährigen Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit sowie mit L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG berichten. 

Hörsaal an der FU Berlin
1. OKT
Dr. Philipp Lenhard ans Historische Kolleg München
Dr. Philipp Lenhard

Im Berichtsjahr erhielt Dr. Philipp Lenhard das Fellowship am Historischen Kolleg München. Das nach Art eines Institute for Advances Study in München gegründete Historische Kolleg fördert ausgewiesene Forscherinnen und Forscher aus allen Bereichen der historisch orientierten Wissenschaften im In- und Ausland. Die Geförderten werden für Forschungszwecke freigestellt und haben die Möglichkeit, sich ohne universitäre Verpflichtungen ganz auf ein opus magnum zu konzentrieren. Dr. Lenhard wird in diesem Kontext an seinem Werk „Wahlverwandtschaften – Eine jüdische Kulturgeschichte der Freundschaft im 20. Jahrhundert“ arbeiten.

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Historische Kolleg mit Mitteln zur Vergabe von Gerda Henkel Förderstipendien für herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit dem Jahr 2008.

1. OKT
Prof. Dr. Martina Kessel ans DHI London
Prof. Dr. Martina Kessel

Im akademischen Jahr 2020/2021 hat Prof. Dr. Martina Kessel (Bielefeld) die Gastprofessur am Deutschen Historischen Institut London und der London School of Economics and Political Science inne. Der Titel ihrer Forschung lautet: „‚Germanness‘ in the 20th century: Identity, Violence and Politics in Germany in the 20th century“.

Das Deutsche Historische Institut London ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die deutsche Geschichtswissenschaft in Großbritannien zu repräsentieren und eigenständige Beiträge zur Erforschung der britischen Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu leisten. Seit dem Jahr 2008 stellt die Stiftung dem Deutschen Historischen Institut London Fördermittel zur Einrichtung einer Gastprofessur für den Themenbereich Deutsche Geschichte zwischen 1890 und der Gegenwart zur Verfügung. Ziel ist es, deutsche zeithistorische Forschung im europäischen Kontext zu vermitteln.

Im November hielt Professor Kessel ihre Antrittsvorlesung „An Empire of Shaming: Reading Nazi Germany through the Violence of Laughter“ in digitaler Form, die auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar ist.

7.–9. OKT
International Conference: Colonialism as Shared History. Past, Present, Future

Vom 7. bis zum 9. Oktober des Berichtsjahres fand die internationale Konferenz „Colonialism as Shared History. Past, Present, Future“ in hybrider Form in Berlin statt. Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering eröffnete die Konferenz, gefolgt von Keynote-Sprecherin Yvonne Adhiambo Owuor, Historikerin und Schriftstellerin, mit ihrem Vortrag „Derelict Shards: The Roamings of Colonial Phantoms“. Mit dem Ziel, Forschung, Künste und zivile Gesellschaft aus den ehemaligen Kolonien und Deutschland zusammenzubringen, um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der kolonialen Erinnerung aufzuarbeiten und Kooperationen anzuregen, schloss die dreitägige Konferenz mit Sprecherinnen und Sprechern von fünf Kontinenten im Studio in Berlin Tiergarten am Freitag mit einer Diskussionsrunde, die einen Blick in eine gemeinsame Zukunft wissenschaftlicher Zusammenarbeit warf. Organisiert wurde die Veranstaltung von PD Dr. Bettina Brockmeyer (Hamburg), Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen) und Prof. Dr. Ulrike Lindner (Köln) in Zusammenarbeit mit der Gerda Henkel Stiftung und mit Unterstützung des Deutschen Auswärtigen Amtes.

BU zum Video?

5./6. NOV
Herbstsitzung der Stiftungsgremien

Die Stiftungsgremien stellten in ihrer Herbstsitzung am 5. und 6. November 2020 Fördermittel für Forschungsvorhaben in einer Gesamthöhe von rund fünf Millionen Euro zur Verfügung. Aufgenommen wurden 55 Forschungsvorhaben aus über 20 Ländern. Im Förderschwerpunkt Patrimonies bewilligten die Gremien Fördermittel in Höhe von über 850.000 Euro. In den insgesamt 13 in diesem Programm unterstützen Projekten forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 16 Ländern, unter anderem Nigeria, dem Libanon, Kuba und Pakistan. In der neu aufgenommenen Förderung des Studienprogramms European Studies an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf werden Studierende aus Israel, Jordanien und Palästina mit insgesamt 150.000 Euro unterstützt.

10. NOV
Tempel von Esna erscheint in neuem Glanz

Der Tempel von Esna, 60 Kilometer südlich von Luxor gelegen, ist berühmt für seine mit astronomischen Motiven und Hieroglyphen verzierte Decke, die von damaligen religiösen Vorstellungen und dem Kultgeschehen vor Ort erzählen. Mehr als 200 Jahre nach seiner Wiederentdeckung hat ein deutsch-ägyptisches Forschungsteam unter Leitung von Dr. Daniel von Recklinghausen nun die Originalfarben der rund 2.000 Jahre alten Inschriften freigelegt: Von dicken Schichten aus Ruß und Schmutz befreit, sind Reliefszenen und Inschriften nun wieder in bunten Farben zu sehen. Das Team stieß zudem auf neue Inschriften, die unter anderem erstmals die Namen altägyptischer Sternbilder offenbaren. Seit 2018 arbeiten deutsche und ägyptische Kooperationspartner mit Förderung der Gerda Henkel Stiftung, der Ancient Egypt Foundation und der Santander Bank daran, die Farbschichten freizulegen, zu konservieren und zu dokumentieren.

11. NOV
Bourses Gerda Henkel du Centre international de Recherche de l’Historial de la Grande Guerre

Am 11. November 2020 wurden die Bourses Gerda Henkel im Rahmen des Stipendienprogramms für Doktorandinnen und Doktoranden für historische Studien zum Ersten Weltkrieg im nordfranzösischen Péronne verkündet. Die Boursiers sind im Berichtsjahr Sofya Anisimova (University of St Andrew), die zu „Russia’s Military Strategy and the Entente in the First World War 1914–1917“ forscht; Cameron Givens (Ohio State University), der zum Thema „White Scare: International Enemies, the First World War, and the Making of Modern America 1915–1924“ arbeitet; Gwendal Piegais (Université de Brest–Université de Strasbourg), dessen Promotionstitel lautet: „Les Brigades russes en Macédoine. Une participation russe aux opérations des Armées alliées d’Orient 1916–1919“; und Blasco Sciarrino (Central European University) mit seiner Arbeit „Activism and Status among Politically Organized Veterans in Italy and Romania 1918–1944: A Comparative Study“.

In Péronne befindet sich das Historial de la Grande Guerre, das Museum zur Geschichte des Ersten Weltkrieges, dem das Centre International de Recherche angegliedert ist. Die Stipendien werden von der Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit dem Forschungszentrum sowie dem Conseil Général des Departements Somme verliehen.

26./27. NOV
Jurysitzungen Förderfonds Demokratie

Am 26. und 27. November fand die dritte und abschließende Jurysitzung zum erstmals aufgelegten „Förderfonds Demokratie“ statt. Wie bereits die zweite Sitzung Ende Mai wurde auch diese als virtuelle Videokonferenz durchgeführt. In beiden Juryabstimmungen entschieden Vertreterinnen und Vertreter aus den am Fonds beteiligten Stiftungen – Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mitarbeit, Stiftung Mercator, Körber Stiftung, Deutsche Telekom Stiftung, Bertelsmann Stiftung, Schöpflin Stiftung und Gerda Henkel Stiftung – über mehrere hundert eingegangene Anträge zivilgesellschaftlicher Initiativen und Projekte zur Förderung der Demokratie. Analog zur ersten Sitzung im November 2019 wurden auch im Berichtsjahr jeweils rund 40 Bewerbungen unter anderem von gemeinnützigen Vereinen, Nachbarschaftshilfen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, sozialen Trägern und sich selbst organisierenden Gruppen ausgewählt. Ihnen stehen jeweils 5.000 Euro zur Verfügung, um Projekte in den Bereichen bürgerschaftliches Engagement, alltagsdemokratische Praxis und dialogorientiertes Miteinander umzusetzen sowie Wissen über repräsentative und direktdemokratische Formen und Verfahren zu vermitteln. 

Der von den beteiligten Stiftungen finanzierte Fonds verfügte insgesamt über 600.000 Euro, die in drei Jurysitzungen ausgeschüttet wurden. Aufgesetzt wurde der Fonds als gemeinsame Initiative von Stiftungen, um auf die zunehmenden Herausforderungen und Bedrohungen zu reagieren, denen die Demokratie durch Polarisierungen in den öffentlichen und politischen Debatten sowie den schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgesetzt ist. Eine Weiterführung beziehungsweise eine Neuauflage des „Förderfonds Demokratie“ soll nach der Auswertung der ersten Projektarbeiten geprüft werden.

Die Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der am Fonds beteiligten Stiftungen
MÄR–OKT
Acht Fellows für Sofia und Bukarest

Seit 2015 fördert die Gerda Henkel Stiftung Fellowships an zwei Institutes for Advanced Study in Rumänien und Bulgarien, die sich in den vergangenen Jahren zu überregionalen Zentren intellektuellen Lebens etablierten. Das New Europe College hat seit seiner Gründung 1994 bereits Hunderte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern als Fellows zu mehrmonatigen Arbeitsaufenthalten in Bukarest eingeladen. Das etwas jüngere Centre for Advanced Study Sofia, das im Jahr 2000 gegründet wurde, beruft ebenfalls Fellows aus dem In- und Ausland und beteiligt sich an großen internationalen Forschungsprojekten. Dadurch tragen die Institute zur Qualifizierung und Förderung jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie zu einer kritischen Debatte bei.

Im Berichtsjahr erhielten Dr. Oksana Ermolaeva (Russland) und Dr. Andrei Emilciuc (Moldawien) die Förderung, um ihre Forschung am New Europe College in Bukarest fortführen zu können. Dr. Oksana Ermolaeva beschäftigt sich mit imperialen Bestrebungen Russlands vom 17. bis zum 20. Jahrhundert am Fallbeispiel der Republik Karelien. Dr. Andrei Emilciuc wird eine vergleichende Studie in rumänischen Fürstentümern mit dem Titel „A Comparative Study on the Development of Commercial Institutions and Practices in Romanian Principalities / Romania and Bessarabia (1812–1918)“ erstellen.

An das Center für Advanced Study Sofia gehen im Berichtsjahr sechs Fellows: Dr. Irina Gordeeva (Russland), die zu „Tolstoyans and International Pacifist Movement in the 1920–1930s: The Early History of European Transnational Solidarity“ forscht; Dr. Nilay Kılınç (Türkei) mit dem Thema „Highly-Skilled Turkish Migrants’ Search for Alternative Diaspora Spaces in Europe: How They Build (Digital) Social Networks Beyond the ‚Culture of Rejection‘“; Dr. Olga Zaslavskaya (Russland), die zu „Between the Reds and the Whites: Civil War and the East European Lost Generation“ arbeitet; Dr. Tetiana Onofriichuk (Ukraine), deren Forschung den Titel „Define the Distinction: Natural History and Society in the Polish Provinces of the Russian Empire, 1790s–1840s“ trägt; Dr. Anastasia Preobrazhenskaya (Russland) mit ihrer Arbeit „Funeral devotional practices of monastics in Early Modern Russia“ und Dr. Asiya Bulatova (Russland), die zum Thema „The Chaplin Vaccine: Taylorism and Immunization in Early-Soviet Film Theory and Fiction“ forscht.

JAN–DEZ
Doktorandenstipendien der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Im Berichtsjahr erhielten fünf Doktorandinnen und Doktoranden die Gelegenheit, ihre Forschung am Deutschen Archäologischen Institut in München zu verfolgen: Yadigâr Doğan (Antalya, „Historical Geography and Sociocultural Structure of Milyas and Kabalia Regions within the Context of the Epigraphical Evidences“), Aránzazu López Fernández (Madrid, „Los estudios paleohispánicos de Manuel Gómez-Moreno“), Adèle Vorsanger (Paris, „Routes et territoires dans la Grèce des cites (VIe s. av. n.è. – Ier s. av. n.è.)“), Dies van der Linde (London, „Dialectics of Imperial Cults. Religion and Socio-Political Interactions in Roman Ephesos and Miletos“) und Urpo Henrik Kantola (Helsinki, „Römische Namen in griechischen Quellen in der Zeit der römischen Expansion nach Osten“).

Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München forscht auf den Gebieten der griechischen und lateinischen Epigraphik, der Numismatik, der Papyrologie und der historischen Topographie. Ihre Bibliothek gehört zu den weltweit am besten ausgestatteten Fachbibliotheken für den Gesamtbereich der Alten Geschichte und bietet ausgezeichnete Arbeitsmöglichkeiten. Die Kommission zählt insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu ihren Kernaufgaben. Aus diesem Grund schreibt sie mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung seit 2005 viermal im Jahr Stipendien für Doktorandinnen und Doktoranden der Alten Geschichte aus, die Studienaufenthalte an ihrer Fachbibliothek ermöglichen. Die Stipendien beinhalten neben einem Arbeitsplatz in der Bibliothek die Unterkunft in einem Appartement im Haus, die Übernahme der Reisekosten sowie einen Zuschuss zum Lebensunterhalt.

JAN–DEZ
Fellowships am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Dr. Marta Havryshko

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien ist eine akademische Institution, die sich der Erforschung und Dokumentation von Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus widmet. Zu Lebzeiten von Simon Wiesenthal sowohl konzipiert als auch gegründet, wird es vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Bundeskanzleramt sowie der Stadt Wien gefördert. Das Institut konzentriert sich auf die Erforschung des Holocaust im europäischen Kontext, einschließlich seiner Vorläufer und Folgen. Über die Forschungstätigkeit hinaus soll so die Kommunikation und wissenschaftliche Interaktion mit weiteren Stipendiatinnen und Stipendiaten am Institut gefördert werden. Dazu zählt für Research Fellows zum Beispiel die Betreuung der Junior Fellows während ihres sechs- bis zwölfmonatigen Aufenthalts am Institut. Die Förderung für ein Research Fellowship wurde vorerst für die Studienjahre 2020/2021 und 2021/2022 bewilligt.

Das erste Gerda Henkel Research Fellowship erhielt im Berichtsjahr Dr. Marta Havryshko, um ihrem Forschungsvorhaben „Krieg gegen den Körper von Frauen. Sexuelle Gewalt während des Holocaust in der Ukraine“ nachzugehen.