III. Zu den Keramikfunden und Funden aus Bubon

von Jörg Gebauer und Kathrin Kugler

Im Jahr 2006 ist bei nichtsystematischen Begehungen im Verlauf der von C. Kokkinia durchgeführten Feldforschungen erstmalig eine ›grab collection‹ von Scherben aus dem Stadtgebiet von Bubon angelegt worden. Dabei handelt es sich um ca. 200 Fragmente, die zwar gewaschen und fotografiert, aus Zeitgründen aber weder gezeichnet noch näher bestimmt werden konnten. In die 2008 erschienene Publikation dieser Forschungen hat deshalb auch nur eine geringe Auswahl von ihnen mit einer groben Einordnung und einer Abbildung Eingang gefunden. So erfüllte diese Besprechung vor allem den Zweck, einen ersten Eindruck von der Bandbreite des keramischen Spektrums in Bubon zu vermitteln und eine spätere intensivere Auseinandersetzung mit dem Material anzuregen[1].

Im August 2011 war dieser Gedanke im Rahmen des Kibyratis-Projekts aufgegriffen worden, woraufhin eine erneute Keramiksammlung am Ort erfolgte. Diese Sammeltätigkeit unterlag allerdings ebenfalls gewissen Einschränkungen. Da sie zeitlich auf einen einzigen Tag begrenzt war, erstreckte sie sich zwar auf sämtliche Areale des Stadtgebiets, konnte wie schon 2006 dabei aber keiner weiteren Systematik folgen. Ihr Ergebnis besteht infolgedessen gleichermaßen in einer auf die Erfassung eines möglich breiten Spektrums abzielenden weiteren ›grab collection‹. Die 111 erfassten Scherben konnten diesmal allerdings umfassend dokumentiert und analysiert werden[2]. Für die Bearbeitung wurde diagnostisches Material ausgewählt, das entweder als Repräsentant einer bestimmten Keramikware dient oder durch seinen Dekor oder die Form Anlass zur Hoffnung auf eine spätere Einordnung bot.

Im Zuge dieser Analysen wurde auch das Fundmaterial von 2006 einer erneuten Auswertung unterzogen. Diese basierte jedoch nicht auf einer Autopsie der Stücke, sondern wurde lediglich anhand der vorliegenden Fotos vorgenommen. Aufgrund der augenfälligen Unzulänglichkeiten dieser Vorgehensweise werden von den ca. 200 erfassten Fragmenten nur 23 besprochen, zu denen sich auch ohne umfassende Dokumentation zu Tonbeschaffenheit, Form oder Dekor belastbare Aussagen treffen lassen. Darunter befinden sich neben fünf vorhellenistischen Scherben mit Bemalung 17 Fragmente, die von reliefierten Gefässen stammen, sowie ein Randfragment, das sich der Sagalassos Red Slip Ware (SRSW) zuordnen lässt.

Um das als Resultat der beschriebenen Vorgehensweise vorliegende Keramikspektrum von Bubon im Hinblick auf seine Zusammensetzung und Aussagekraft besser einschätzen zu können, ist noch einmal der Blick auf die allgemeine Situation an dem antiken Siedlungplatz zu lenken. Der vorangegangene Überblick über die oberflächlich erhaltenen Baureste hat davon schon einen gewissen Eindruck vermittelt. Hier zu ergänzen ist, dass durch die jahrelangen Raubgrabungsaktivitäten im ehemaligen Stadtgebiet zahllose Keramikfragmente an die Oberfläche gelangt sind. Das führt zu scheinbar idealen Bedingungen für einen Survey, da durch die tief in den Boden eingreifenden Wühlarbeiten mehr frisches Scherbenmaterial zu Tage gefördert worden zu sein scheint als an über Jahrhunderte kaum berührten Orten. Bei der Beurteilung des Keramikspektrums muss deshalb bedacht werden, dass die Aktivitäten der Raubgräber auch die vorliegende Auswahl der Keramik mittbeeinflusst haben kann. Die illegalen Grabungen zielten wohl vor allem auf die zentralen und repräsentativen Bereiche der Siedlung ab, da dort am ehesten mit hochwertigen Objekten zu rechnen war[3]. Einfachere Wohnbebauung und Siedlungsabfälle wurden vermutlich weniger stark tangiert. Das mag erklären, dass relativ wenig schlichte Grob- und Gebrauchskeramik an der Oberfläche lag und sich in entsprechend geringem Anteil im gesammelten Material wiederfindet.

Eine Auswirkung dürfte all das auch auf den Zustand der Fundkeramik haben. So hat die verhältnismäßig große Scherbengröße, die über dem sonst üblichen Maß für Surveykeramik liegt, wohl ihre Ursache darin, dass die einzelnen Fragmente noch nicht lange an der Oberfläche lagen und entsprechend durch regelmäßige Begehungen weiter zertreten worden sind. Auffällig ist allerdings die zumeist kleinere Zerscherbung des vorhellenistischen Materials. Das spricht dafür, dass es sich um schon antik mehrfach umgelagerte Keramik handelt, die aus späteren Füll- und Ausgleichsschichten stammt.

Aufgrund der beschriebenen Verhältnisse scheint es trotz der großen Fülle an Oberflächenkeramik fraglich, ob ein systematischer Survey einen wirklich grundsätzlich anderen Eindruck vom Keramikspektrum der Siedlung erbracht hätte. Das Spektrum würde zweifellos breiter ausfallen, sich aber zweifellos ebenfalls in dem jetzt vorliegenden chronologischen Rahmen bewegen. Zu berücksichtigen ist darüber hinaus die Geländesituation. So resultiert die erhebliche Umlagerung von Fundmaterial in Bubon nicht nur aus Raubgrabungen allein, sondern ist ebenso auf Erosionsprozesse an den steilen Hängen des Dikmen Tepe zurückzuführen[4].

 

Vorhellenistische Keramik aus Bubon

von Jörg Gebauer

Von dem im Jahr 2011 gesammelten Material kann ein kleiner Teil – 33 Fragmente – dem vorhellenistisch südwestkleinasiatischen Keramikspektrum zugeordnet werden[5]. Die schlechte Befund- und Publikationssituation dieser großen und vielfältigen Keramikgruppe erlaubt leider nur sehr begrenzte Aussagen. Hinzu kommt die erwähnte, für Surveymaterial typische Problematik der kleinteiligen Zerscherbung und der daraus resultierenden Schwierigkeiten, Aussagen zu den ursprünglichen Gefäßformen und deren Funktion zu machen.

Das Vergleichsmaterial stammt in der Regel aus Surveys der Region und ist somit für Fragen der Chronologie kaum verwertbar. Auch das aus Grabungen gewonnene Material bietet wenige Ansatzpunkte, da es nicht stratifiziert ist, sondern zumeist aus jüngeren Kontexten stammt.

Den größten Anteil hat die mittelfeine Gebrauchskeramik mit Streifendekor, die in monochromen (z. B. 822, 823, 831) und bichromen (z. B. 826, 827, 835) Varianten erscheint. Diese Waren sind geografisch und chronologisch kaum einzuordnen. Man kann davon ausgehen, dass sie eher lokal als regional produziert wurden[6]. Die zeitliche Einordnung innerhalb der vorhellenistischen Keramik bleibt vage, da stratifiziertes Vergleichsmaterial fehlt. Eine längere Laufzeit bis in die frühhellenistische Zeit kann im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden.

Die Keramik ist fein bis mittelfein und weist eine deutlich sichtbare Kalkpartikelmagerung auf. Micapartikel lassen sich regelmäßig erkennen (722, 725, 726, 820, 822, 823, 824). An der Oberfläche ist in der Regel ein dünner Überzug zu sehen, der möglicherweise aber nur durch das Abwischen mit einem feuchten Schwamm entstanden ist. Die Streifenbemalung ist variantenreich dunkelgraubraun, wobei gelegentlich verschiedene Farbtöne auf einem Fragment vorkommen (z. B. 832, 833, 834). Dabei bleibt unklar, ob es eine bewusste Differenzierung gibt, oder ob es sich einfach um unterschiedlich kräftig aufgetragene Streifen und Linien derselben Ausgangsfarbe handelt. Daneben stehen die eindeutig bichromen Stücke (723, 826, 827, 828, 830, 835), bei denen neben das Dunkelgraubraun deutlich hellere rotbraune Streifen gesetzt sind. Bei weiteren Beispielen bleibt aber wiederum unklar, ob es sich um unterschiedlich dick aufgetragene Malfarben oder Fehlbrände (z. B. 825, 829) handelt.

Einige Stücke zeigen neben einfachem Streifendekor auch mit dem Pinsel frei Hand aufgetragene Wellenbänder (820, 825, 1919, 1921), ähnlich wie die küstennähere lykische Streifen- und Wellenbandkeramik. Die geringe Gesamtzahl und die Zufälligkeiten der Scherbensammlung mahnen zur Vorsicht, doch ist mit den vier Beispielen aus Bubon die Zahl von ähnlichen Stücken aus dem nördlicheren Bereich der Kibyratis schon überschritten. Vielleicht kann hierin bereits ein Einfluss der südlicheren Küstenregionen erahnt werden.

Breite Bänder und Streifen sind neben dünnen Linien zu finden, ohne dass sich klare Dekorationsschemata erkennen lassen. Auf dem Fragment 834 sind zwei horizontale Linien mit kurzen Diagonalstrichen verbunden.

Die Fragmente 817 und 1923 weisen Reste eines Kreisdekors auf, der aufgrund seiner Unregelmäßigkeit und geringen Kreiszahl wohl eher als archaisch oder gar klassisch denn als geometrisch anzusprechen ist. Leider ist in beiden Fällen das Kreiszentrum nicht erhalten, doch spricht die Unregelmäßigkeit der Mehrfachkreise nicht für die Anbringung mit Hilfe eines Mehrfachpinsels. Archaische Gefäße mit einem entsprechenden Kreisdekor stammen aus den Notgrabungen von K. Dörtlük aus dem Umfeld der am Gölhisar Gölü gelegenen und mit ›Alt-Kibyra‹ identifizierten Siedlung[7].

Das Fragment 815 unterscheidet sich bei näherer Betrachtung von den anderen mit Streifendekor versehenen Stücken. Der diagonal verlaufende graubraune Streifen gehört wohl zur Henkelummalung, wofür die schwachen Reste des Henkelansatzes sprechen. Die Gefäßoberfläche zeigt im Gegensatz zu den anderen Fragmenten deutliche Politurspuren. Es ist deshalb zeitlich vor die anderen Fragmente mit Streifendekor zu setzen.

In der Regel handelt es sich um Fragmente geschlossener Gefäße mittlerer Wandstärke, die nur selten Henkelreste (822, 825) oder gar Ränder (819, 820, 821) aufweisen. Nur das Halsfragment 1919 ist groß genug, um darüber zu spekulieren, ob es sich um eine Hydria, eine Kanne oder eine Amphore gehandelt haben könnte, doch fehlen entsprechende vollständige Vergleiche aus der Region.

 

Neben diese der einfacheren Gebrauchskeramik zuzuordnenden Fragmente treten einzelne Stücke, die zum Teil eine konkretere Einordnung erlauben:

Das Wandfragment 812 mit floralem Dekor steht der ostgriechischen und sog. karischen Keramik nahe[8]. Neben einem großen Palmettenblatt links erkennt man rechts eine kleinere Doppelvolute mit Palmettenbekrönung. Die zweifarbigen Palmettenblätter sind durch Doppellinien eingefasst. Das Stück ist allgemein im 6. Jh. v. Chr. zu verorten. Direkte Parallelen lassen sich nicht anführen, doch können ein Krater und Fragmente aus dem Umfeld des Gölhisar Gölü (›Alt-Kibyra‹) als Vergleiche herangezogen werden[9].

Einziges Beispiel für die im östlichen Mittelmeerraum weit verbreiteten ›Black-on-red‹-Waren[10], ist das Fragment eines offenen Gefäßes (816), wofür die Politur auf der Innenseite des Gefäßes spricht. Außen ist nur auf dem oberen Teil eine Politur zu erkennen. Die sonst gute Erhaltung der Oberfläche spricht dagegen, dass sie hier nur stärker abgerieben wäre. Auf der Außenseite reihen sich stehende Gitterdreiecke aneinander, die aber möglicherweise in einen größeren Dekorzusammenhang gehört haben. ›Black-on-red‹-Keramik wurde vermutlich an unterschiedlichen Orten Südwestkleinasiens vom 8. bis zum 6. Jh. v. Chr. hergestellt, doch ist bislang kein einziger Produktionsort bekannt[11]. Ob es sich bei dem Fragment aus Bubon um eine lokale oder regionale Produktion oder aber um den Rest eines aus größerer Entfernung importierten Gefäßes handelt, muss aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeiten offenbleiben.

Bei den Fragmenten 719 und 813 ist die Ausgangslage ähnlich. Sie gehören in die gelegentlich als ›Black-on-buff bezeichnete variantenreiche Keramikgruppe[12]. Auf einem hellen Grund sieht man schwarze und rote Linien oder Bänder, die zum Teil sehr schmal und häufig zu parallelen Gruppen zusammengefasst sind. Der Ton entspricht mit seinen Kalk- und Micapartikeln grundsätzlich dem der Streifen- und Wellenbandkeramik, ohne dass dies eine konkrete Aussage zum Herstellungsort zuließe. Eine spätarchaische Datierung in das 7. bis 6. Jh. v. Chr. ist am wahrscheinlichsten.

Ebenfalls mit bichromem Dekor versehen ist das Fragment 1920, das allerdings durch seinen fast weißen Überzug auffällt. Es gehört in eine Gruppe von bichromen Waren, die zum Beispiel am Gölhisar Gölü[13] oder in Tabai[14] nachgewiesen sind und in beiden Fällen mit lydischen Keramikvorbildern verglichen werden. Das Stück stammt aus der Sammlung von 2006, weshalb keine detaillierten Angaben zum Tonmaterial vorliegen.

Gleiches gilt für das vermutlich zu einem skyphosartigen Gefäß gehörende Fragment 1922. Sein auf den ersten Blick noch geometrisch oder subgeometrisch anmutender Dekor ist aber wohl doch erst in späterer Zeit entstanden.

Das als Schalenfuß angesprochene Fragment 814 entzieht sich einer näheren Einordnung. Mit seinem glanztonartigen Überzug bleibt es innerhalb des Materials ein Fremdkörper. Es ist deutlich härter gebrannt als die anderen vorhellenistischen Beispiele, und der Ton ist feiner, aber zu unspezifisch, um etwa konkret als lydisch angesprochen zu werden.

Auch das Fragment 818 kann nicht näher eingeordnet werden. Ein von horizontalen Bändern eingefasstes Zungenband und ein diagonales Leiterband sind zu unspezifisch.

Zusammenfassend lässt sich zur vorhellenistischen Keramik aus Bubon sagen, dass sich die Funde grundsätzlich gut in das bekannte südwestanatolische Keramikspektrum einfügen. Die insgesamt geringen Materialmengen führen nur zu sehr allgemeinen Aussagen bezüglich der Chronologie und möglicher überregionaler Kontakte. Eine deutlich vor die archaische Zeit reichende Besiedlung lässt sich bislang auf Grund der Keramikfunde nicht nachweisen. Spätestens ab dem 7. Jh. v. Chr. ist aber sicherlich mit einer solchen zu rechnen.

 

Hellenistische und spätere Keramik aus Bubon

von Kathrin Kugler

Vor der Besprechung der in Bubon angetroffenen hellenistischen und späteren Scherben scheint es sinnvoll, einige erläuternde Worte über das als Vergleich herangezogene Keramikmaterial zu verlieren. Da die Keramik des angegebenen Zeitraums im Gegensatz zu den vorhellenistischen Stücken kaum in Waren zusammenzufassen ist, musste jedes Fragment für sich bearbeitet werden. Dabei wurde versucht, für alle Fragmente zunächst Parallelen in der näheren Umgebung ausfindig zu machen. Wenn das nicht möglich war oder das jeweilige Vergleichsstück keine eindeutige Ansprache ermöglichte, wurden geografisch entferntere Vergleichsspektren herangezogen. Bei dieser Vorgehensweise muss jedoch beachtet werden, dass bei zunehmender Fragmentierung der Fundstücke und bei geografisch weiter entfernten Spektren die Vergleichbarkeit eingeschränkt ist und absolute Datierungen selten übernommen werden können[15]. Neben der geografischen Nähe war auch eine gute Publikationslage ein ausschlaggebendes Kriterium.

In der unmittelbaren Umgebung kam hier naturgemäß Kibyra selbst in Frage, wo nachweislich schon in hellenistischer Zeit und bis in die Kaiserzeit Keramik produziert worden war. Ebenso verhält es sich mit Balbura, Sagalassos und Limyra, wobei an dem zuletzt genannten Ort an der lykischen Küste eine lokale Produktion bisher lediglich zu vermuten ist [16]. Als geografisch etwas entfernter, aber trotzdem mit zahlreichen Parallelen vertreten, sind die großen Fundspektren aus Knidos, Aizanoi und Ephesos zu nennen, die sowohl für die hellenistische als auch die spätere Zeit herangezogen werden konnten. Während es für die beiden zuerst genannten Orte jeweils nur eine Publikation zu einer bestimmten Epoche gibt, ist die Publikationslage der Keramik aus Ephesos als sehr gut zu bezeichnen. Den weitesten Kreis bilden Pergamon, Athen und Zypern. Besonders die zahlreichen Bände der Grabungen auf der Athener Agora beinhalten viele Vergleichsbeispiele, was an der Menge der publizierten Stücke liegen mag. Speziell für die Reliefkeramik wurde außerdem die einschlägige Literatur zu Delos und die Publikation von S. Künzl zur sog. Mainzer Werkstatt verwendet[17]. Nicht zuletzt wurden selbstverständlich auch die üblichen großen Überblickswerke zur Bestimmung der kaiserzeitlichen und späteren Keramik[18] herangezogen. Neben dem »Atlante delle forme ceramiche II« und der »Late Roman Pottery« von J. W. Hayes war die Zusammenstellung späterer Gebrauchskeramik von G. Lüdorf von großer Hilfe. 

Das Fundmaterial aus Bubon

Das nachklassische Keramikspektrum von Bubon setzt innerhalb unserer ›grab collection‹ mit zwei Scherben ein, die der hellenistischen Feinkeramik zuzuweisen sind. Im einen Fall handelt es sich um das Randfragment eines Tellers (868), für das sich keine unmittelbaren Parallelen finden. In der Randbildung erinnert es am ehesten an einen in das 3./2. Jh. v. Chr. datierten Teller aus Ephesos[19]. Der ähnliche Rand einer schon kaiserzeitlich, also in das 1. bis 2. Jh. n. Chr. gehörenden Schalenform aus Aizanoi bildet dagegen nur einen deutlich entfernteren Vergleich[20], weshalb für den Teller aus Bubon die hellenistische Datierung vorzuziehen ist. Im zweiten Fall handelt es sich um den Standring eines kleinen geschlossenen Gefäßes (886). Kleine Krüge von der Athener Agora haben eine analoge Fußbildung und werden dem 3. und 2. Jh. v. Chr. zugewiesen[21].

Schon etwas später sind die Teller 864, 865 und 866 entstanden, die zwar aus unterschiedlichem Ton gefertigt sind, sich in ihrer Ausführung aber stark gleichen. Sie lassen sich anhand zahlreicher an unterschiedlichen Orten hergestellter Vergleiche in das 2. bis 1. Jh. v. Chr. datieren[22]. Zwei der Teller (864 und 865) weisen einen sehr nahen Bezug zu Exemplaren aus Pergamon auf [23], weshalb sie vermutlich Imitationen dieser pergamenischen Produkte darstellen.

Ebenfalls in das 2. Jh. v. Chr. zu datieren ist eine Knickrandschale (848). Vergleiche mit Stücken aus Knidos erlauben eine genauere Einordnung in die erste Hälfte des Jahrhunderts[24]. Bei der einschwingenden Schale 852 handelt es sich um eine sehr einfache Form, die zum typischen Repertoire der hellenistischen Feinkeramik zählt und ebenfalls in das 2. Jh. v. Chr. datiert wird[25]. In denselben Zeitraum, allerdings noch etwas weiter in das 1. Jh. v. Chr. hinein, kann eine Amphore (882) gesetzt werden, für die sich ein unmittelbares Vergleichsstück in Balbura finden lässt[26].

Eine weiter gefasste Datierungsspanne vom 2. Jh. v. bis in das 1. Jh. n. Chr. gilt für insgesamt vier Keramikfragmente, von denen zwei typisch für die hellenistische Zeit und die frühe Kaiserzeit sind. Die Schale 856[27] und der Skyphos 724[28] zeichnen sich beide durch Formen von langer Laufzeit aus, die aufgrund der fehlenden Fußpartie allerdings innerhalb des gegebenen Rahmens nicht näher einzugrenzen sind. Bei dem dritten Fragment handelt es sich um den Rand einer Schüssel (867)[29], die in ihrer Form große Ähnlichkeit mit einer Schüssel von der Halbinsel am Gölhisar See aufweist[30]. Anders verhält es sich mit dem vierten Fragment, einem Schalenrand (869)[31], zu dem bisher nur entfernte Parallelen zu finden sind.

Weitere fünf Fragmente lassen sich anhand ihrer Form oder ihres Tons lediglich grob der hellenistischen Zeit zuweisen. Eines von ihnen gehört zu einer einschwingenden Schale (720), deren Form sehr typisch für die Feinkeramik im Hellenismus ist. Als Vergleichsbeispiele lsind die sog. Echinusschalen von der Athener Agora anzuführen[32]. Auch bei einem Fußfragment (883) ist die einfache Form ausschlaggebend für die zeitliche Einordnung. So findet sich seine Art von Standring bei zahlreichen Gefäßformen der hellenistischen Zeit, insbesondere bei tiefen Schalen oder kleinen Schüsseln[33]. Das Halsfragment einer Amphore (879) kann über ein Vergleichsstück aus Ephesos, für das ein kleinasiatischer Produktionsort angenommen wird, ebenfalls grob hellenistisch datiert werden[34]. Selbiges gilt für den Krug 890, für den eine Parallele in Sagalassos auszumachen ist[35]. Anhand seines Tons ist schließlich ein Fragment (887) mit einem hohen, nach innen geschwungenen Fuß zu bestimmen. Der blassorange Ton findet sich bei vielen Gefäßen hellenistischer Zeitstellung. Vergleichsstücke aus Balbura, Pergamon und von der Athener Agora legen schließlich für die Fragmente einer Schüssel (885) und einer Schale (869) eine Datierung in das 2. und 1. Jh. v. Chr. nahe.

 

Aufgrund ihres Tons und ihrer Oberflächenbeschaffenheit können die vier Fragmente 727 ,728, 889 und 891 als hellenistisch/kaiserzeitlich deklariert werden. Etwas genauer, nämlich in das 1. Jh. v. Chr., sind zwei weitere Fragmente zu datieren. Der Napf 857 kann zum typischen späthellenistischen Formenrepertoire gezählt werden und besitzt zahlreiche Parallelen[36]. Das Fußfragment 885 gehört vermutlich zu einer Schale, wobei die Verlaufspuren darauf hinweisen, dass das Stück im oberen Bereich in einen dunklen Überzug getaucht war. Auch hier existiert mit einem Fußfragment aus Balbura ein Gegenstück in unmittelbarer Nähe[37].

Das Randfragment einer flachen Schale (860) zeigt eine eher ungewöhnliche Randbildung und findet bisher keine eindeutigen Parallelen. Lediglich eine Form aus der Sigillata Cipriota weist Ähnlichkeiten auf[38]. Chronologisch kann der Teller 853 mit seiner einschwingenden Wand angeschlossen werden, der vom 1. Jh. v. bis an den Anfang des 1. Jhs. n. Chr. zu datieren ist und neben Parallelen in der Eastern Sigillata A und der Sigillata Cipriota auch ein gutes Vergleichsstück in Ephesos besitzt[39].

Eine etwas längere Laufzeit vom 1. Jh. v. bis in die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. lässt sich mit einem Vorratsgefäß (877) verbinden[40] und schließt auch einen kleinen Napf (861) mit ein[41]. Letzterer scheint, ebenso wie das Fragment eines applikenverzierten Napfes (847)[42], das bis zum Ende des 1. Jhs. n. Chr. datiert wird, einen deutlichen Bezug zu Pergamon zu haben. Der Applikendekor auf dem Napffragment ist zwar abgeplatzt, die Tonfärbung und Gestaltungsform weisen jedoch eindeutig auf pergamenische Werkstätten hin, welche in jener Zeit zahlreiche applikenverzierte Gefäßformen produzierten[43].

Grob in den Zeitraum zwischen dem 1. Jh. v. und dem 1. Jh. n. Chr. sind die Randfragmente eines Kruges (863)[44], eines großen Gefäßes mit steilem Rand (862)[45] sowie ein hohes Fußfragment (884) einzuordnen[46]. Das Randfragment des Kruges ist sehr unspezifisch und findet daher kaum Parallelen, was trotz seines sehr prägnanten Profils und seiner auffallend hohen Qualität in gleichem Maße für das große Gefäß gilt. Für das Fußfragment findet sich wiederum ein Vergleichsbeispiel in Pergamon, wo ähnliche Standringe zu Kelchen gehören. Es ist anzunehmen, dass das Fußfragment aus Bubon ebenfalls zu einer entsprechenden Form gehörte.

In den gleichen Zeitraum sind ein Becher mit Ratterdekor (845) und zwei Schalenfragmente (854 und 855) zu setzen. Der Becher gehört zu einer Gruppe von Gefäßen, die in ähnlicher Ausführung mit mehreren Stücken im Fundspektrum der Kibyratis vertreten sind und über einige Parallelen verfügen, unter anderem in Kibyra selbst[47]. Bei den Schalen mit einschwingender Wand handelt es sich ebenfalls um eine typisch späthellenistisch/frühkaiserzeitliche Form, die an zahlreichen Produktions- und Fundorten auftritt[48].

Von außergewöhnlicher Qualität ist das Tellerfragment 870, bei dem Überzug und Ton die Vermutung nahelegen, dass es sich um eine Nachahmung der östlichen Sigillaten handelt. Das Randfragment kann der ESA-Form 7 zugeordnet und von der Mitte des 1. Jhs. v. bis in das 2. Jh. n. Chr. datiert werden[49].

 

Allgemein in das 1. Jh. n. Chr. kann der Becher 844 gesetzt werden, der lediglich einen Vergleich in Ephesos findet[50], und die gleiche grobe Datierung lässt sich für die beiden Randfragmente der Schalen 858 und 850 vornehmen. Sie weisen zudem Bezüge zu den östlichen Sigillaten auf, wobei es sich jeweils um Nachahmungen und nicht um Importe handeln wird.

Aus demselben Zeitraum stammt ein Fragment, das der Gebrauchskeramik (876) zuzuweisen ist und für das aufgrund seiner außergewöhnlichen Randbildung nur entfernte Vergleichsbeispiele gefunden wurden[51]. Die Randfragmente 849 und 871 gehören höchstwahrscheinlich zur gleichen Tellerform, für die sich zahlreiche Parallelen in der Eastern Sigillata B (ESB) und der Sigillata Pontica finden und die vom 1. bis in das 2. Jh. n. Chr. datiert werden[52]. Derselbe Zeitrahmen gilt auch für die tiefe Schüssel 874[53]. Für eine tiefe Schüssel (873) mit kleiner, stark nach außen gekrümmter Lippe konnte aufgrund der ungewöhnlichen Randbildung demgegenüber kein direkter Vergleich gefunden werden. Lediglich entfernte Ähnlichkeiten weisen auf eine Datierung in die zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. hin[54]. Auch für die Schale 859 finden sich lediglich zahlreiche annähernde, aber keine eindeutigen Parallelen[55].

In den Zeitraum vom 1. bis zum 3. Jh. n. Chr. gehören wohl die drei Napffragmente 842, 1918[56] und 843[57]. Die beiden erstgenannten Fragmente können vermutlich aufgrund von Form, Dekor und Ton als Importe aus Sagalassos angesprochen werden, wohingegen Ton, Überzug und Dekor bei dem Stück 843 für eine Art Nachbildung sprechen[58]. Ebenfalls einen engen Bezug zu Sagalassos, allerdings bei etwas längerer Laufzeit, scheint das Schalenfragment 851 zu besitzen, das aufgrund seines Überzugs und seiner Form der SRSW (oder einer Imitation) zugewiesen werden kann[59]. In einen ähnlichen Zeitraum, nämlich vom 2. bis in das 3. Jh. n. Chr., kann der Topf 872 mit Deckelauflage gesetzt werden[60]

Drei Randfragmente von großen Gefäßen können nur summarisch innerhalb der Zeitspanne vom 1. bis zum 4. Jh. n. Chr. verortet werden. Recht genau lässt sich dagegen im 3. Jh. n. Chr. das Fragment eines großen Kruges (878) fixieren, für den einige Parallelen aus Ephesos und Aizanoi bekannt sind[61]. Die anderen beiden Fragmente 880 und 881 sind zu großen Vorratsgefäßen zu zählen, wobei das Fragment 880 zu einer lokal produzierten Form zu gehören scheint, wie sie an verschiedenen Fundorten in der Kibyratis vorkommt[62]. Das zweite Fragment (881) hingegen findet einige entfernte Vergleiche in Sagalassos und Balbura[63]. Ebenfalls in den oben angesprochenen Zeitraum fällt das Fragment einer Schüssel (875), für deren Form einige Parallelen in Kibyra selbst, Balbura und Pergamon zu finden sind[64].

Zeitlich vom 1. bis in das 5. Jh. n. Chr. wird eine kleine Schüssel mit Ratterdekor (846) angesetzt. Während das Profil auf eine typische Form des 1. Jhs. n. Chr. hinweist[65], zeigt der Dekor eine große Ähnlichkeit zur African Red Slip Ware, was das späte Ende des angegebenen Datierungsrahmens erklärt[66]. Für die Kombination aus Form und Dekor konnten jedoch bisher keine Vergleiche gefunden werden[67].

Das Schulterfragment eines geschlossenen Gefäßes (888) bildet den chronologischen Abschluss der untersuchten Keramik aus Bubon. Es kann über einen Vergleich aus Sagalassos nur ungefähr zwischen das 3. und 7. Jh. n. Chr. eingeordnet werden[68].

Es verbleiben drei Pithosfragmente (892, 893, 894) mit unterschiedlichem Dekor, die ebenfalls schon spätantik sein können, sich aber nur grob der Zweitspanne zwischen dem 1. und dem 7. Jh. n. Chr. zuweisen lassen. Für solche großen Vorratsgefäße fehlen schlichtweg genauer datierte Vergleiche, und sie fanden über sehr lange Zeiträume Verwendung, ohne dass sich ihre Form geändert hätte [69].

 
 

Hellenistische Reliefkeramik

Einen besonderen Stellenwert innerhalb der hellenistischen Keramik nimmt die Reliefware ein, von der auch in Bubon zahlreiche Fragmente gefunden wurden. Die hier vorgelegten Stücke sind zum kleineren Teil (7 Fragmente)  im Zuge der Sammeltätigkeit des Jahres 2011 in vollem Umfang dokumentiert worden. Der größere Teil stammt hingegen aus der im Jahr 2006 nur unvollständig erfassten ›grab collection‹ (17 Fragmente). Ergänzt wird das fragmentierte Material durch acht vollkommen erhaltene Reliefbecher, die aus Bubon ins Archäologische Museum von Burdur gelangt und zuletzt von H. Metin publiziert worden sind[70]. Zwar lässt sich keines dieser Ganzgefäße als unmittelbare Analogie heranzuziehen, einzelne Elemente des Dekors sind aber durchaus für Vergleiche geeignet.

Die insgesamt 24 Fragmente, von denen zwei zu Formschüsseln gehören, zeigen eine große motivische Bandbreite und weisen ebenfalls große Unterschiede im Hinblick auf den Ton und den Überzug auf. Die Datierung dieser Fragmente, die im Rahmen eines Surveys gesammelt wurden, erweist sich als eher schwierig. Üblicherweise kann Reliefkeramik durch die Kombination aus Form, Dekor und Ton einem bestimmten Produktionsort und -zeitraum zugeordnet werden. Ist eine solche Form der Analyse nicht oder nur eingeschränkt möglich, was hier aufgrund der meist starken Fragmentierung und der mäßigen Erhaltung der Scherben der Fall ist, lässt sich in der Regel keine genauere Bestimmung vornehmen. Vermutlich handelt es sich bei vielen Stücken um Importe aus regionaler Produktion, da bisher keine klare Verbindung zu den weiter entfernten großen Produktionszentren wie Athen oder Ephesos gezogen werden kann. Dem entspricht, dass zahlreiche regionale Vergleiche zu finden sind, die zum Teil sogar aus Bubon selbst oder aus Kibyra stammen.

Die Fragmente zeigen figürlichen wie auch vegetabilen Dekor, sowohl auf den Rand- als auch auf den Hauptdekorzonen. Im Bereich der Randzonen kommen die meisten bekannten Elemente vor: ionisches Kyma, Mäander, liegende Spiralen sowie Flechtbänder und florale Motive. Die Hauptdekorzonen zieren neben vegetabilen Motive auch einige figürliche Szenen, die allerdings wegen der Fragmentierung nicht mehr genauer einzuordnen sind[71]. Beispiellos sind bisher die Darstellungen einer Palme und einer Säule. Eine Rekonstruktion der Szene ist aber aufgrund der erwähnten Fragmentierung nicht mehr möglich. Eine Zuordnung zu einem Formentyp gestaltet sich zumeist recht schwierig, lediglich die drei Fragmente 836, 837 und 838 lassen sich dem ionischen Bechertyp zuweisen[72].

Die Gliederung der besprochenen Stücke richtet sich nach Dekortypen. Am Anfang stehen Fragmente mit vegetabilen Motiven und anderen Formen der Verzierung wie etwa Buckelmuster, und es folgen Stücke mit figürlichem Dekor oder Objekten. Danach werden solche Fragmente vorgestellt, die aufgrund ihrer Fragmentierung keine solche Zuordnung mehr zulassen. Den Abschluss bilden die wenigen Bodenfragmente und die beiden Bruchstücke der Formschüsseln.

Taf. 5 Hellenistische Reliefkeramik aus Bubon [Bildquelle: © ÖAW-ÖAI/Kibyratis-Projekt, K. Kugler]
 

Drei Stücke (839, 1864 und 1873) weisen den wohl häufigsten vegetabilen Dekor in Form eines Blattkranzes auf. Das Fragment 1864 nimmt dabei eine besondere Stellung ein, da es hinsichtlich Stil und Motiv auffallend gut zur Gruppe 1 der sog. Mainzer Werkstatt passt[73]. Ebenfalls Blätter unterschiedlicher Art zeigen die Fragmente 1862, 1865 und 1871. Ungewöhnlich ist hier das Fragment 1865, bei dem neben einem Akanthusblatt ein säulenartiges Objekt mit gekreuzten Diagonalen erscheint. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Art Stamm, wofür allerdings kein Vergleich gefunden werden konnte. Darüber hinaus sind andere Dekorarten wie ein Buckelbecher (1861) und ein rein zonenartiger Aufbau (1863)[74] vertreten.

Eindeutig figürlichen Dekor zeigen die Fragmente 841, 1867 und 1859. Auf den ersten beiden Stücken sind Delfine zu sehen, die von unterschiedlichen Punzen stammen. Bei dem Fragment 1867 ist zusätzlich ein kleiner Eros zwischen den Delfinen abgebildet. Bisher ohne weitere Parallele innerhalb des Fundspektrums der Kibyratis ist das Fragment 1859. Zu erkennen ist eine eindeutig weibliche, stehende Figur mit Umhang und Vogel, die mit einiger Zuversicht als Aphrodite anzusprechen ist[75].

Auf zwei der Stücke sind Objekte zu finden: Auf dem Fragment 1857 sind eine Säule und ein Lotosblatt mit gegliedertem Mittelsteg sowie eine Rosette als Füllornament zu erkennen. Obwohl es sich dabei um kein ungewöhnliches Motiv handelt, wurden bisher keine direkten Vergleiche gefunden. Ein noch ungewöhnlicheres Objekt zeigt das Fragment 1860, das aus dem unteren Bereich eines Reliefgefäßes stammt. Die Hauptzone schmücken Blätter (vermutlich Lotosblätter mit glatter Mittelrippe), die ein tafelähnliches Objekt einfassen; das Medaillon zeigt einen Blattkranz mit stilisierten Blättern[76].

Als unklar werden solche Fragmente bezeichnet, die nicht eindeutig als vegetabil oder figürlich anzusprechen sind. Zunächst sollen die Randfragmente besprochen werden, die aufgrund des Bruchs nur noch über die Randbordüre verfügen. Diese fünf Stücke zeigen alle unterschiedlichen Dekor: Mäander (836), liegende Blattbündel in verschiedener Ausführung (837 und 1872), liegendes Blattbüschel (838) und liegende Spiralen (1868). Ebenfalls nur noch die Randbordüre, allerdings ohne Rand, weist das Fragment 840 auf, das mit einem Flechtband verziert ist. Das sehr kleine Fragment 1858 ist aufgrund seiner kleinteiligen Erhaltung ebenfalls keiner Kategorie eindeutig zuzuordnen, es sind möglicherweise ein rhombisches Blatt (?) und eine senkrechte Punktreihe zu erkennen. Zwei Fragmente mit eher ungewöhnlichem Dekor bilden eine Ausnahme (1866 und 721). Die auf ihnen erkennbaren Doppelbögen sind bisher weder aus Kibyra noch von anderen Fundorten in der Kibyratis bekannt. Das Auftreten von gleich zwei Exemplaren in Bubon könnte daher dafür sprechen, dass es sich um Importe handelt. Solche hängenden Doppelbögen sind andernorts zwar eher selten, kommen aber beispielsweise im Produktionsspektrum von Delos vor[77].

Zwei Fragmente lassen sich Modeln für Reliefkeramik zuweisen. Das erste Stück (1869) stammt aus dem Bodenbereich und zeigt eine achtblättrige Rosette im Medaillon. Die Rosette scheint sehr unregelmäßig und einfach gestaltet zu sein, der Bruch lässt keinen Schluss auf den Dekor der aufgehenden Wandung zu. Das zweite Fragment (1870) schmücken ein Kreuzplattenmäander in der Randzone und Zungenblätter in der darunterliegenden Hauptdekorzone. Der Mäander gleicht demjenigen einer Formschüssel, die sich im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz befindet. Diese Randbordüre beschreibt S. Künzl als »deutlich gröber und detailärmer« als jene Kreuzplattenmäander, wie sie auf anderen Reliefkeramikfragmenten, beispielsweise aus Delos, zu beobachten sind[78].

 

Zusammenfassung zur hellenistischen und kaiserzeitlichen Keramik

Das in Bubon erfasste hellenistische und kaiserzeitliche Keramikspektrum präsentiert sich als überaus heterogen im Hinblick auf die vertretenen Formen und die chronologische Verteilung, zeigt aber doch einzelne Schwerpunkte. So ist der Anteil von Reliefware an den hellenistischen Keramikfragmenten sehr hoch, was zu einem gewissen Grad gewiss darauf zurückzuführen ist, dass kein intensiver Keramiksurvey durchgeführt werden konnte. So fand bereits beim Aufsammeln der Scherben eine erste Selektion statt, die zweifellos die Zusammensetzung des vorliegenden Spektrums beeinflusst hat. Nichtsdestotrotz unterscheidet sich die gefundene Reliefkeramik in ihrer Zahl und Qualität deutlich von den Fragmenten der anderen Fundorte in der Kibyratis. Es scheint eine größere Variantenvielfalt in der Bildgebung vorzuliegen, und die Qualität von Ton und Überzug ist eine deutlich höhere, was allerdings auch an einem besseren Erhaltungszustand liegen könnte.

Die übrige Keramik der hellenistischen Zeit setzt sich aus typischen Formen der Feinkeramik zusammen. Ebenso verhält es sich mit den Formen, die der Kaiserzeit zugewiesen werden können[79]. Das Fehlen einiger Formen sollte im Rahmen eines Surveys nicht überbewertet werden und auch nicht zu weiteren Rückschlüssen führen. Das Vergleichsmaterial, das für die Funde aus Bubon herangezogen wurde, lässt keine regionalen Schwerpunkte erkennen, im Gegenteil: zeitgleiche Vergleiche und Parallelen finden sich jeweils an allen großen Produktionsorten. Dennoch handelt es sich bei den allermeisten Stücken aus Bubon um regional oder lokal produzierte Varianten der entsprechenden Vergleichsstücke, die insofern von diesen losgelöst betrachtet werden müssen. Ohne naturwissenschaftliche Untersuchung des Tons ist eine Zuordnung innerhalb der kleinen lokalen Produktionsstätten kaum möglich. Eine Ausnahme bilden hingegen die Fragmente 842, 851 und 1918, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der SRSW zugeordnet werden können.

Die spätantike Zeit repräsentieren möglicherweise jene Fragmente, deren Laufzeiten bis in das 7. Jh. n. Chr. reichen. Da für alle diese Stücke jedoch Vergleiche vorliegen, die schon seit dem 1. aber auch 3. Jh. n. Chr. produziert wurden, ist ihre Aussagekraft eingeschränkt, da sie ebenso den Beginn der langen Laufzeiten markieren können. Eindeutig der Spätantike zuweisbare Keramik fehlt allerdings.

 

Zu weiteren Funden aus Bubon

von Jörg Gebauer

Im Jahr 2006 wurden außer den Tongefäßscherben noch einzelne nichtkeramische Objekte aufgelesen worden, die jedoch deutlich schwieriger allein anhand von Fotografien beurteilt werden können. Eine Ausnahme stellt das Fragment eines gläsernen Alabastrons dar (KIB 250/1). Das Bruchstück aus dem unteren Bereich des Gefäßes aus opakem blauem Glas besitzt eine weiße Fadenauflage, die sich zum Teil durch Korrosion gelöst hat. Das Fehlen weiterer Farben und einige Vergleichsstücke weisen auf eine Datierung in das 4. Jh. v. Chr. hin[80].

Schwieriger ist das Fragment einer Verkleidungsplatte aus Terrakotta zu beurteilen (KIB 250/2). Allein schon die Ausrichtung des Fragments ist unklar. Ein vermutlich horizontal verlaufender, kantiger Steg trennt eine obere und untere Zone. In einem Teil sind Reste einer plastischen Spiralvolute oder Ranke zu erkennen, wohingegen der andere Teil vielleicht noch den Ansatz eines Palmettenblatts oder vielleicht sogar einer figürlichen Darstellung zeigt. In den Vertiefungen der Spirale scheinen sich dunkle Bemalungsreste erhalten zu haben, doch könnte es sich auch um Spuren eines sekundären Brandes handeln. Insgesamt gesehen wirkt das Fragment, zum Beispiel im Vergleich mit den Terrakottaplatten aus Düver[81], nicht archaisch, sondern deutlich jünger. Es stammt vielleicht erst aus römischer Zeit, doch bleibt dies spekulativ.