Advokaten der jungen Kunst – Walter Cohen, Walter Müller-Wulckow und
die Vereinigung(en) für junge Kunst
Gloria Köpnick
Walter Müller-Wulckow (Breslau 1886 - 1964 Oldenburg), der Gründungsdirektor des Oldenburger Landesmuseums, muss ein eher spröder Charakter gewesen sein, der zwar gut vernetzt war – wie zum Teil umfangreiche Briefwechsel mit Ernst Ludwig Kirchner, Bernhard Hoetger, Richard Seewald, Walter Gropius, Wilhelm Wagenfeld, Edwin Redslob, Carl Georg Heise und Ernst Gosebruch verdeutlichen – doch sonst scheint Müller-Wulckow sich mehr in Arbeit und Publikationstätigkeiten zurückgezogen zu haben, als dass er ein charismatischer Dandy gewesen wäre. Karl Schmidt-Rottluff nannte ihn einen „verkorxten Kristuskopf“.[1] Engere Freundschaften hat er offenbar kaum gepflegt. Eine der wenigen Ausnahmen bildete der Düsseldorfer Kunsthistoriker Walter Cohen (Bonn 1880 - 1942 KZ Dachau). Ihre Bekanntschaft, die sich mit den Jahren zu einer Freundschaft entwickelte, begann 1918. Der erhaltene Briefwechsel, der die Jahre bis 1930 umfasst, dokumentiert eine Freundschaft, und seine Auswertung verleiht vor allem dem Wirken und Charakter Walter Cohens mehr Kontur, als es der Forschung bislang möglich war. Gleichsam ist er ein Echolot in eine kunsthistorisch faszinierende Epoche, die im Zeichen der „Umgestaltung der Museen im Sinne der neuen Zeit“ (Wilhelm Reinhold Valentiner, 1919) stand. Der Briefwechsel zeigt darüber hinaus überraschende Parallelen zwischen dem Kunstgeschehen im Rheinland und im Oldenburger Land.