Bühnenkünstler im Jungen Rheinland.
Das Beispiel Walter von Wecus: Bühnengestalter und Lehrer
Arnulf Fleischer
Bühnenkunst
Die Gestaltung der Theaterbühne ist Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts einem fundamentalen Wandlungsprozess unterworfen: Das dichtungsneutrale, illusionistisch-naturalistische Bühnenbild wird durch die an der Dichtung orientierte, künstlerisch gestaltete Raumbühne abgelöst: Die Bühnengestaltung wird zu einer eigenständigen Kunst. Protagonisten dieses Wandlungsprozesses sind Adolphe Appia[1] und Gordon Craig[2]. Die Entwicklung vom naturalistischen Bühnenbild zum konstruktiv-abstrakt gestalteten Bühnenraum zeigt sich deutlich im exemplarischen Vergleich zweier im Abstand von 20 Jahren entstandenen Entwürfe zu Stücken über die Heilige Johanna von Orleans. Noch naturalistisch gestaltet ist das 1905 entworfene Bühnenbild des Theaterateliers Mühldorfer zu Friedrich von Schillers „Die Jungfrau von Orleans“, mit dem historisch-naturalistisch gestalteten Dom von Reims im Mittelpunkt, mit fiktiven Stadthäusern im Vordergrund, gemaltem Licht, malerisch gestalteten Schatten und Soffitten (Abb. 1) dem Walter von Wecus´ 1925 gestalteter Bühnenraum zu Bernard Shaws „Die heilige Johanna“, mit seiner expressiven Farbgestaltung, einem abstrakten Dom als Dreieck und einem abstrakten Gemäuer mit Podesten und Stufen gegenüber steht (Abb. 2).