Revolutionär, zornig, jung?
Das Künstlernetzwerk - Die Jungen aus Łódź und Düsseldorf
Małgorzata Stolarska-Fronia
In einem frühen Versuch, die Beschaffenheit einer künstlerischen Gruppe zu definieren, stellte Albert Schulze-Vellinghausen 1958 fest, dass diese „eine Gemeinschaft Einsamer, eine Verbundenheit Selbständiger“[1] sei. Die Künstlerinnen und Künstler schließen sich zu einer bestimmten Zeit – und manchmal auch nur für kurze Dauer – zu einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten zusammen. Was sie verbindet, sind gemeinsame Ideen, unter Umständen auch politische Ansichten sowie das Interesse an einer gemeinsamen Ausstellung ihrer Werke. Dennoch bleiben die individuellen Merkmale der einzelnen Künstlerinnen und Künstler ein wichtiger Bestandteil für das Agieren der jeweiligen Gruppe. Für viele künstlerische Gruppen der Zwischenkriegszeit war es charakteristisch, dass einzelne Künstler mehreren Kollektiven gleichzeitig angehörten. Wenn wir das Profil dieser Gruppen betrachten, sehen wir z.T. dieselben Künstler in verschiedenen Rollen, ihre Haltung stellt sich dabei als Ausdruck einer jeweils spezifischen künstlerischen Position dar. Der vorliegende Text versucht, zwei Künstlergruppen miteinander zu vergleichen: Jung Jiddisch und Das Junge Rheinland, und zwar durch das Prisma der Ideen und des Schaffens von Jankel Adler. Die grundlegenden Fragen lauten: Wie hat der Künstler Jankel Adler beide Gruppen beeinflusst? War seine Position in Düsseldorf ähnlich wie in Łódź? Wo lassen sich Unterschiede erkennen? Womit man letztlich zu der Frage gelangt: Was waren die wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen Jung Jiddisch und Das Junge Rheinland?