Vorwort

Hat man im vergangenen Jahr  die  Veröffentlichungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen verfolgt, so wähnte man sich in einer völlig neuen Stiftungswelt: Von „next philanthropy“ ist da die Rede, von „new philanthropy“, vom „Club der nächsten Stifter“, von Skalierung und Disruption gesellschaftlichen Engagements und von Gründern und Gründerinnen aus der Start-up Szene, die nur darauf warten, ihr unternehmerisch erarbeitetes Vermögen nun auch zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen. Klassische Kapitalstiftungen würden hingegen als statisch und unflexibel wahrgenommen – meint zumindest der ehemalige Generalsekretär unseres Stiftungsverbandes. Belastbare Angaben dazu, wie sich dieser Zeitgeist der „neuen“ Philanthropie auf die Höhe der erfolgten Zuwendungen für gemeinnützige Initiativen und Projekte tatsächlich ausgewirkt haben mag, sucht man allerdings vergebens. Vermutlich werden also auch in 2019 die – vermeintlich überkommenen – Kapitalstiftungen wieder den größeren finanziellen Beitrag für unsere Gesellschaft erbracht haben.

So auch die Gerda Henkel Stiftung, die trotz mancher Rückschläge auf den Aktienmärkten ein Rekordniveau in der Projektförderung verzeichnen konnte: Insgesamt wurde in 2019 eine Summe von 18,2 Millionen Euro bereitgestellt.

Die umfangreichsten Bewilligungen erhielten 2019 drei Vorhaben innerhalb des Programms der Lisa Maskell Stipendien: Mit Mitteln in Höhe von insgesamt rund 3,7 Millionen Euro wird die Stiftung in den kommenden Jahren die Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden an den Universitäten Makerere/Uganda und Accra/Ghana unterstützen. Knapp eine Million Euro sind für den Aufbau einer Postgraduierten-Akademie am „Centre Point Sud“ in Bamako/Mali bestimmt. Zentrales Anliegen der „Pilote African Postgraduate Academy“ (PAPA) ist die Stärkung der Grundlagenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem afrikanischen Kontinent. Den Initiatoren ist es nicht nur wichtig, die Relevanz der afrikanischen Wissensproduktion hervorzuheben und international zu etablieren, sondern auch den Schwerpunkt von einer eher anwendungsorientierten Forschung hin zu einer „Forschung um der Forschung Willen“ zu verschieben.

Um diese und weitere neue Aufgabengebiete zu meistern, wurde das Team der Geschäftsstelle verstärkt – sowohl personell als auch durch zusätzliche Räumlichkeiten in der Nachbarschaft des Stiftungshauses in der Malkastenstraße, die im Frühjahr 2020 bezogen werden sollen. Unverzichtbar zur Bewältigung bestehender und neuer Aufgaben war erneut die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Gremien, die die Tätigkeit des Vorstands sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle konstruktiv begleiten. Unser Dank gilt allen Mitgliedern des Kuratoriums, des Finanzausschusses, des Wissenschaftlichen Beirats und der Fachbeiräte: ihrer verlässlichen und sachkundigen Expertise verdankt die Gerda Henkel Stiftung den anhaltenden Erfolg ihrer Arbeit.

Im Ausblick auf ein wohl wiederum bewegtes neues Stiftungsjahr sei an das schöne Wort des englischen Poeten Lord Byron erinnert: „Auf! Abermals ein neues Jahr… Wieder eine Poststation, wo das Schicksal die Pferde wechselt.“