Die kritische Theorie ist das große Vermächtnis Max Horkheimers und Theodor W. Adornos. Sie hat die Geistes- und Politikgeschichte der Bundesrepublik nachhaltig geprägt – nicht zuletzt durch den Nachfolger auf Horkheimers Lehrstuhl, Jürgen Habermas. Dieser und weitere Anhänger der „Frankfurter Schule“ stehen im Zentrum des Projekts des Historikers Dr. Jörg Später. Anhand zwölf ausgewählter Schüler und Schülerinnen, die zwischen 1949 und 1962 an das Institut für Sozialforschung kamen, beschreibt Dr. Jörg Später, das Nachleben der Frankfurter Schule. Zu den zwölf Akademikerinnen und Akademikern tritt stellvertretend für viele Zaungäste aus Kunst und Kultur der „angenommene Sohn“ Adornos, wie Gretel Adorno ihn nannte, Alexander Kluge.
Dr. Später analysiert zunächst, welche Zusammenhänge zwischen den dreizehn Schülern unter dem „Direktor“ Adorno entstanden. Es vollzog sich – zumindest intentional von Adorno so betrieben – eine Schulbildung, auch wenn sich die Schüler jeweils sehr unterschiedlich auf diese Schule bezogen und zum Teil nichts miteinander zu tun hatten. Gleichwohl entstanden in dieser Zeit Grüppchen, die sich später zu Lagern verfestigen sollten. In den Geistes- und Sozialwissenschaften, aber auch in der literarischen Öffentlichkeit stieg die „Frankfurter Schule“ zu einer Diskursmacht auf – mit dem tumultartigen Höhepunkt um 1968, als der Deutsche Soziologentag in Frankfurt zu Gast war und inmitten rebellischer Studenten die Frage diskutierte, ob man in einer „Industriegesellschaft“ oder im „Spätkapitalismus“ lebte.