Eine geregelte Wasserversorgung sowohl mit Brauchwasser als auch als Schmuck- und Erholungselement avancierte im Laufe der Zeit zu einem entscheidenden Teil städtischer Repräsentation und Identität. Zeitgenössische Autoren feierten Wasserleitungen als die vollkommene Verbindung von nützlicher Ingenieurs- mit ästhetischer Baukunst. Einmal gebaut, beeinflussten die Aquädukte nicht nur die Bereitstellung von Wasser, sondern bewirkten einen vielfältigen Wandel in fast allen Lebensbereichen: Sie galten bald als Grundvoraussetzung für eine lebenswerte Stadt.
Auch die reiche Oberschicht der Städte betätigte sich auf dem Gebiet des Wasserbaus im urbanen Umfeld. Anders als die Poleis finanzierten die Euergeten jedoch kaum Wasserleitungen und schienen sich auch nicht für die Infrastruktur verantwortlich zu fühlen. Ihr Augenmerk galt den schönen, im Stadtbild sichtbaren Annehmlichkeiten wie Bädern und Zierbrunnen. Die Rahmenbedingungen lagen in der Verantwortung der Kaiser. Die zentral organisierte Suprastruktur des römischen Kaiserreichs sorgte für den notwendigen Frieden und die Rechtssicherheit, um derartige Großprojekte umzusetzen. Nur in Ausnahmefällen und Notsituationen beteiligten sich die Kaiser oder ihre Statthalter direkt am Bau von Aquädukten, eine gezielte Romanisierung lässt sich also nicht beobachten. Die dominante Rolle der Städte ist hierbei eine Besonderheit Kleinasiens, denn sie konnten auf eine jahrhundertealte urbane Kultur zurückblicken, wie sie im Römischen Reich kein zweites Mal existierte.
Die Forschungsergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Funktionsweise antiker Städte sowie zu Aushandlungsprozessen städtischer Identität und wurden im Berichtsjahr als Monographie veröffentlicht.