Projekt
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Mayong Village Museum and Research Centre

Mayong Village Museum and Research Centre

Restaurierung, Konservierung und Dokumentation von Manuskripten, Artefakten und Fotografien

Projektleitung

Prof. Dr. Shiela Bora

Institution

Indian National Trust for Art and Cultural Heritage, Neu-Delhi

Förderung

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützte das Vorhaben durch die Übernahme von Personal-, Reise- und Sachkosten.

Das Dorf Mayong im nordostindischen Bundesstaat Assam gilt als die Hauptstadt der „schwarzen Magie“. Abgeschieden liegt es zwischen dichtem Dschungel und den weitläufigen Überschwemmungsgebieten des Flusses Kolong-Kopili, der nördlich des Dorfes in den Fluss Brahmaputra mündet. Die saisonalen Überschwemmungen verhinderten jahrhundertelang im Sommer den Zugang zum Dorf, und auch im Winter ließ es sich nur über Trampelpfade erreichen. Wegen dieser isolierten Lage entstand in Mayong spätestens ab dem 12. Jahrhundert eine eigene Kultur, die Prof. Dr. Shiela Bora vom Indian National Trust for Art and Cultural Heritage zu bewahren versucht.

Trotz – oder gerade wegen – dieser Abgelegenheit entwickelte sich das Gebiet um Mayong zu einem Zentrum des Tantrismus, einer Strömung des Hinduismus, die durch eine Vielzahl exotischer und auch erotischer Praktiken gekennzeichnet war. Als exklusiver Zirkel praktizierten seine Anhänger okkulte Rituale wie die tiefe Meditation in Krematorien, so dass sie bald eine geheimnisvolle Aura umgab. Im Gegensatz zu dieser kleinen Gruppe war das Gros der Bevölkerung dieses abgelegenen Gebietes Vaishnavisten, also Anhänger einer der hinduistischen Hauptströmungen, die keinen Zugang zu den arkanen tantrischen Ritualen hatten. Dadurch rückten die Tantriker schnell in die Nähe der „schwarzen Magie“, weswegen sich die übrige Bevölkerung weitestgehend von ihnen fernhielt. Aufgrund der geographischen Isolation waren beide Gruppen dennoch aufeinander angewiesen, so dass sich in Mayong ein auf außergewöhnliche Art und Weise miteinander verwobenes, friedliches Nebeneinander der tantrischen und vaishnavistischen Einflüsse entwickelte, das sich über Jahrhunderte fortsetzte.

„Wiederholte Überflutungen setzten dem mit knappen Ressourcen betriebenen Museum stark zu.“

Um das Erbe dieses kulturellen Sammelbeckens zu bewahren, gründete die Gemeinde ein eigenes Museum. Wiederholte Überflutungen setzten der mit knappen Ressourcen betriebenen Einrichtung stark zu, so dass die Situation bald kritisch wurde: In einem einsturzgefährdeten Gebäude fand das Team um Professor Bora eine nicht katalogisierte Sammlung teils schwer beschädigter Objekte und Manuskripte. Zwar hatte man versucht, daneben ein neues Museum zu errichten, doch musste das Vorhaben aus Geldmangel abgebrochen werden.

Schnell stand fest, dass das alte Museumsgebäude nicht erhalten werden konnte. Der Neubau musste fertiggestellt und sein Fußboden erhöht werden, um ihn gegen zukünftige Überschwemmungen zu sichern. Die größte Herausforderung bei der Dokumentation der Überreste der Mayong-Kultur aber lag in der notwendigen Konservierungs- und auch Forschungsarbeit. So erfasste und kartierte ein Team unter Leitung von Dr. Manjil Hazarika alle Denkmäler, archäologischen Stätten und Tempel der Region zwischen Kajolichoki im Westen bis Pobitora im Südosten. Ein zweites Team bemühte sich währenddessen darum, Manuskripte und Artefakte in Privatbesitz ausfindig zu machen und ihre Besitzer zu überzeugen, sie dem Museum zu übergeben, was sich aufgrund der oft religiösen Bedeutung schwierig gestaltete. Das dritte Team unter Mridu Moucham restaurierte sowohl die gesammelten als auch die bereits vorhandenen Objekte, damit sie gemeinsam mit den weiteren Forschungsergebnissen Eingang in das neu konzipierte Museum finden konnten, um diese verborgenen Gemeinschaften sichtbar zu machen.

Nach nur einem Jahr hatte das Team um Professor Bora 5.317 Folios von 210 Manuskripten sowie 868 Objekte aus Stein, Terracotta, Bambus oder Eisen verzeichnet, restauriert, soweit wie möglich digitalisiert und ein Museum errichtet, das die einzigartige Kultur und Geschichte Mayongs der Öffentlichkeit zugänglich macht. Über das Projekt informiert auch eine Videodokumentation, die auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG abrufbar ist.

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