Projekt
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Carl Alexander Simon

Carl Alexander Simon

Romantik, Kunst und Kolonisation in Südchile (1848–1852)

Stipendiat

Dr. Miguel Gaete, York

Förderung

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Vorhaben durch die Gewährung eines Forschungsstipendiums sowie die Übernahme von Reise- und Sachkosten.

Am 19. Februar 1850 verließ der Künstler Carl Alexander Simon (1805–1852) den Hamburger Hafen mit dem Ziel Chile. Dort wollte er, angetrieben von der Idee, den Süden des Landes zu besiedeln und zu „zivilisieren“, ein „neues Deutschland“ gründen – ein in seiner Phantasie unberührtes Vaterland, das er „Ursprungsland“ nannte. Es sollte frei sein von den Lasten des Alten Europa und seinem 1848 formulierten Motto folgen: „Kannst du den Völkern nicht die Tyrannen nehmen, so nimm den Tyrannen die Völker“.

Tatsächlich begannen Simon und andere Deutsche nach seiner Ankunft in Valdivia im Juni 1850, den Grundstein für eine Kolonisation an den Ufern des Llanquihue Sees zu legen – auf Land, das den Mapuche gehörte, einem der größten indigenen Stämme Chiles, was bis heute zu Spannungen mit den Nachfahren der Siedler führt. Bis zu seinem Tod 1852 beteiligte sich Simon am Aufbau der Kolonie und fertigte hunderte Zeichnungen an, in denen er das Leben, die Physiognomie und die Traditionen der Mapuche festhielt. 1850 erschien sein Hauptwerk „Auswanderung und deutsch-nationale Kolonisation von Süd-Amerika mit besonderer Berücksichtigung des Freistaates Chile“, in dem er sich vehement für die deutsche Besetzung und Besiedlung Chiles einsetzte.

Carl Alexander Simon (1805-1852): Die ersten Grundsteine von Puerto Trinidad del Trumao gegründet von mir am 19. Oktober 1850 und Ansicht meines primitiven Palastes, 1850, Zeichnung auf Papier, 33×21 cm

Tatsächlich begannen Simon und andere Deutsche nach seiner Ankunft in Valdivia im Juni 1850, den Grundstein für eine Kolonisation an den Ufern des Llanquihue Sees zu legen – auf Land, das den Mapuche gehörte, einem der größten indigenen Stämme Chiles, was bis heute zu Spannungen mit den Nachfahren der Siedler führt. Bis zu seinem Tod 1852 beteiligte sich Simon am Aufbau der Kolonie und fertigte hunderte Zeichnungen an, in denen er das Leben, die Physiognomie und die Traditionen der Mapuche festhielt. 1850 erschien sein Hauptwerk „Auswanderung und deutsch-nationale Kolonisation von Süd-Amerika mit besonderer Berücksichtigung des Freistaates Chile“, in dem er sich vehement für die deutsche Besetzung und Besiedlung Chiles einsetzte.

Trotz seines aktiven kolonialen Engagements ist das Werk dieses romantischen Universalkünstlers – er war nicht nur Maler, sondern auch Dichter, Schriftsteller, Historiker, Kritiker, Philosoph, Politiker, Volkswirtschaftler und Revolutionär – bislang noch nicht auf seine kolonialen Spuren hin untersucht worden. Dies möchte der Kunsthistoriker Dr. Miguel Gaete ändern, indem er das Schaffen Simons kultur- und ideengeschichtlich in den Kontext der deutschen Romantik und der Kolonisierungsbemühungen in Südamerika des 19. Jahrhunderts einordnet. Welche neuen Erkenntnisse lassen sich aus dem bislang unerforschten Œuvre Simons über die historischen Prozesse der von der Romantik getriebenen Kolonisierung in Südchile gewinnen? Wie spiegeln sich darin die ethnozentrischen und nationalistischen Ideen, die tief in der zeitgenössischen deutschen Gesellschaft verankert waren, und inwieweit trugen diese Ideen zum Umgang der deutschen Siedler mit den indigenen Gesellschaften bei?

„Maler, Dichter, Schriftsteller, Historiker, Kritiker, Philosoph, Politiker, Volkswirtschaftler und Revolutionär“

Dabei untersucht Dr. Gaete erstmals den Zusammenhang von Text und Bild im Schaffen Simons, um herauszustellen, wie die beiden Formen sich gegenseitig beeinflussten, um ein Narrativ zu schaffen, das Romantik, Nationalismus und koloniale Diskurse miteinander verwob. Als schriftliche Hauptquelle dient hierbei „Auswanderung und deutsch-nationale Kolonisation“, das im Rahmen der Forschung neu ediert und als zweisprachige Übersetzung in englischer und spanischer Sprache erscheinen soll. Forschungsbegleitend sollen die einzelnen Aspekte des Vorhabens in mehreren Vorträgen auf internationalen Konferenzen präsentiert und in mindestens zwei Fachartikeln veröffentlicht werden. Abschließend möchte Dr. Gaete die Erkenntnisse in einer Monographie zusammenfassen, die sich auf Simons künstlerische Ansichten, die deutsche Kolonie in Chile und die Gemeinschaft der Mapuche konzentrieren wird.

Carl Alexander Simon (1805–1852): Die Kolonie Trinidad del Trumao, 1852, Zeichnung auf Papier, 32×43 cm