Rückblick 2022
1. JAN
25 Jahre bei der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Angela Kühnen an ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum

Am ersten Tag des Berichtsjahrs feierte Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, ihr 25-jähriges Dienstjubiläum. Als Dr. Kühnen 1997 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stiftung begann, lernte sie die Stifterin Lisa Maskell noch persönlich kennen. 2002 wurde Dr. Kühnen zum Stellvertretenden Vorstand berufen, und seit 2008 ist sie ordentliches Mitglied des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung. Sie hat in den vergangenen 25 Jahren das Wachstum der Stiftung begleitet – von drei Mitarbeiterinnen auf beengtem Raum zu 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die Gremien der Stiftung und das Team der Geschäftsstelle gratulieren Angela Kühnen sehr herzlich zum Dienstjubiläum und freuen sich auf viele weitere gemeinsame Jahre.

26. JAN
Konstituierende Sitzung des Fachbeirats „Flucht“

Im Berichtsjahr konstituierte sich der Fachbeirat des neu eingerichteten Förderschwerpunkts „Flucht“. Das Gremium besteht aus Prof. Dr. Andreas Eckert (Berlin), Prof. Dr. Tamirace Fakhoury (Kopenhagen), Prof. Dr. Maja Janmyr (Oslo), Prof. Dr. Ulrike Krause (Osnabrück) sowie Prof. Dr. Naohiko Omata (Oxford).

Im Förderschwerpunkt sollen insbesondere international ausgerichtete, multiperspektivische wissenschaftliche Vorhaben über Flucht unterstützt werden, die Fragen in den Blick nehmen, die in der einschlägigen Forschung bislang weniger beachtet worden sind. Dabei geht es auch um die Verbindung von theoretischer Grundlagenforschung und Konzepten, die in die gesellschaftliche, humanitäre und politische Praxis einfließen sollen.

26. JAN
Voltaire-Preis 2022 für Duong Keo

Im Berichtsjahr erhielt der Lisa Maskell Fellow Duong Keo den „Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz“. Die Auszeichnung wurde Herrn Kheo im Rahmen des Neujahrsempfangs der Universität Potsdam überreicht. Der aus Kambodscha stammende Historiker und Politologe arbeitet an seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Competiting Popular Historical Narratives about the Vietnamese in Cambodia from the Pre-Colonial Period to the Present”. Ein Interview mit dem Preisträger ist im Wissenschaftsportal L.I.S.A. abrufbar.

Die Universität Potsdam verleiht den Voltaire-Preis alljährlich an eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise für die Freiheit von Forschung und Lehre sowie für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzt.

Duong Keo bei der Preisverleihung mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Timothy Williams (l.) und Prof. Dr. Ottmar Ette (r.)
2. FEB
Forum Internationale Wissenschaft
Die Podiumsdiskussion des FIW im Hybridformat

Im Rahmen einer hybrid organisierten Podiumsdiskussion des Forums Internationale Wissenschaft (FIW) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn diskutierten Vertreter von drei wissenschaftsfördernden Stiftungen sowie der Soziologe und Wissenschaftsforscher Professor Rudolf Stichweh über Bedeutung, Wirkung und Zukunft von Stiftungen in demokratisch verfassten Gesellschaften. Die Veranstaltung unter dem Titel „Wissenschaftsstiftungen: Ressourcenspenderinnen, Honest Broker oder Partnerinnen?“ war Teil der am FIW abgehaltenen Vortragsreihe „Perspektiven der Moderne“. Die Gerda Henkel Stiftung wurde von Georgios Chatzoudis, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, vertreten.

1. MAR
Dan David Preis für drei Gerda Henkel Stipendiatinnen

Unter den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern des Dan David Preises finden sich drei Stipendiatinnen der Gerda Henkel Stiftung: Die ehemaligen Stipendiatinnen Dr. Mirjam Brusius (DHI London) und Dr. Kristina Richardson (University of Virginia) sowie die aktuelle Stipendiatin Dr. Natalia Romik (Foundation for the Memory of the Shoah, Paris), die zur Infrastruktur jüdischer Verstecke während des Zweiten Weltkriegs arbeitet. Dr. Romiks Forschung ist im Wissenschaftsportal L.I.S.A. dokumentiert. Darüber hinaus wurde auch Prof. Dr. Verena Krebs (Bochum), im Berichtsjahr Gerda Henkel Fellow am Institute for Advanced Study in Princeton, mit dem Preis ausgezeichnet.

Der Dan David Prize wird jährlich von der Dan David Stiftung und der Universität Tel Aviv für herausragende Beiträge in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Kultur oder im Sozialwesen verliehen. Seit September 2021 liegt der Schwerpunkt auf den historischen Wissenschaften.

23.–27. MAR
Kunsthistorikertag in Stuttgart
Der 36. Deutsche Kunsthistorikertag fand in Stuttgart statt.

Vom 23. bis 27. März richtete das Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart gemeinsam mit dem Deutschen Verband für Kunstgeschichte e.V., dem Institut für Architekturgeschichte und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste den 36. Deutschen Kunsthistorikertag unter dem Motto „Form Fragen“ aus. Zu dem Kongress gehörte unter anderem ein von der Gerda Henkel Stiftung unterstütztes Nachwuchsforum. Organisiert von Studierenden und Promovierenden des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart, konnten sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler dort über berufliche Perspektiven nach dem Studium informieren.

Darüber hinaus fand am 24. März in den Räumen der Universität Stuttgart das „Forum Forschungsförderung“ statt. Vertreterinnen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DLR Projektträger, Fritz Thyssen Stiftung, VolkswagenStiftung sowie der Gerda Henkel Stiftung stellten neue Förderformate für Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen vor. Der Themenschwerpunkt des Panels galt zudem der Begutachtung von Forschungsanträgen. Für die Gerda Henkel Stiftung nahm Dr. Sybille Wüstemann, Leiterin Pressearbeit und Veranstaltungsmanagement, teil. Erfahrungsberichte von Reisestipendiatinnen der Gerda Henkel Stiftung sind im Wissenschaftsportal L.I.S.A. abrufbar.

5. APR
Düsseldorfer Jonges schreiben Geschichte

Anlässlich des 90-jährigen Bestehens präsentierte der Heimatverein „Düsseldorfer Jonges“ das Buch „Ein rheinisches Erfolgsmodell. Jonges schreiben Geschichte“ im Jan-Wellem-Saal des Düsseldorfer Rathauses. In dem von der Gerda Henkel Stiftung unterstützten Werk arbeitete Prof. Dr. Volker Ackermann (Düsseldorf) die Geschichte des Vereins auf – vor allem die Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus. Für die Stiftung nahm Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstands, am Festakt teil.

Der Heimatverein Düsseldorfer Jonges wurde am 16. März 1932 in Düsseldorf gegründet und hat rund 3.400 Mitglieder.

Bei der Buchvorstellung im Rathaus: Werner Baumann, Dr. Edgar Jannot, Dr. Angela Kühnen, Prof. Dr. Volker Ackermann, Wolfgang Rolshoven (v.l.n.r.)
7./8. APR
Frühjahrssitzung der Stiftungsgremien

Am 7. und 8. April trafen sich die Gremien der Gerda Henkel Stiftung im Stiftungshaus. In ihrer Frühjahrssitzung beschlossen sie die Aufnahme von 69 neuen Projekten mit einem Gesamtvolumen von rund 6,3 Millionen Euro. Auf den Kernbereich der Allgemeinen Forschungsförderung entfielen insgesamt 27 Bewilligungen in Form von Forschungsprojekten und Forschungsstipendien.

Neben etwa 2,8 Millionen Euro für 18 Projekte im Förderschwerpunkt „Patrimonies“ bewilligten die Gremien eine knappe Million Euro für 17 Projekte aus dem Sonderprogramm „Sicherheit, Gesellschaft und Staat". In den sozialen Begleitmaßnahmen werden künftig fünf Projekte, unter anderem in Malawi und Vietnam, in Höhe von rund 270.000 Euro gefördert.

10.–12. APR
Workshop zur europäischen kulturellen Identität

Was macht die kulturelle Identität Europas aus? Um diese Frage zu diskutieren, haben die Villa Vigoni, die Stiftung Genshagen sowie die Gerda Henkel Stiftung jeweils vier Promotionsstipendiatinnen und -stipendiaten an den Comer See eingeladen. Geleitet wurden die Arbeitsgruppen von der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Aleida Assmann sowie vom Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Jürgen Kaube. Im Rahmen der zwei Arbeitstage führte der Leiter des Wissenschaftsportals L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung, Georgios Chatzoudis, ein Podiumsgespräch mit Aleida Assmann und Jürgen Kaube, das vom Mitveranstalter vhs.wissen live aus der Villa Vigoni ins Internet übertragen wurde. Die Videoaufzeichnung der Podiumsdebatte sowie Nachberichte der beteiligten Stipendiaten sind im Wissenschaftsportal L.I.S.A. dokumentiert.

19.–21. MAI
Filmfestival Artefacta
Das Artefacta-Team mit der Filmjury: Dr. Reinhard Köpf, Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Dr. Astrid Lang, Dr. Thomas Reitmaier, Katja Grüneberg-Wehner, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dominik Lengyel, Georgios Chatzoudis (v.l.n.r.)

In Düsseldorf fand das internationale Festival Artefacta statt, bei dem audio-visuelle Medien aus Archäologie, Kultur, Geschichte und Kunst prämiert werden. Insgesamt standen mehr als 130 weltweite Beiträge  für zehn zu vergebende Preise zur Auswahl. Die Artefacta steht in der Tradition des früheren Archäologiefilmfestivals Cinarchea und wurde von der Gerda Henkel Stiftung gefördert. Zudem beteiligt sich die Stiftung an der Jury der Veranstaltung.

21. MAI
Salon Sophie Charlotte 2022

Der Salon Sophie Charlotte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) fand erstmals nicht im Januar, sondern im Mai statt. Nachdem 2021 ein Hörparcours außerhalb der Reihe unter dem Titel „Life is Life“ ausgerichtet worden war, lautete das Motto im Berichtsjahr „still, Life is Life“. Die BBAW hatte erneut hunderte Wissenschaftler und Künstler – von der Meeresbiologin und Ingenieurin bis zum Historiker und Schauspieler – geladen, um gemeinsam Antworten auf Fragen nach den Formen der Lebensvermessung und Lebensgestaltung zu finden. So beleuchtete ein Vortrag das Leben Wilhelm von Humboldts mit Parkinson, in Kurzfilmen wurden alte Sprachen erlebbar, und in Führungen konnten Gäste ausgesuchte Bestände des Akademiearchivs entdecken.

Der von der Gerda Henkel Stiftung bespielte Einsteinsaal stand unter dem Motto „Leben und Kunst“. Der Kunsthistoriker und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, Prof. Dr. Andreas Beyer (Basel), war dort Gastgeber des Abends und diskutierte zudem mit dem Philosophen Prof. Dr. Fabian Goppelsröder (Braunschweig) über den „Leib des Künstlers“.

Eröffnet wurde das Programm mit einer Podiumsdiskussion zwischen Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen), Prof. Dr. Dieter Vieweger (Jerusalem) und Prof. Dr.  Larissa Förster (Berlin) über Kulturverlust und Kulturerhalt, die von Georgios Chatzoudis, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Gerda Henkel Stiftung, moderiert wurde.

Zusammen mit Prof. Dr. Dieter Vieweger, der aus Jerusalem zugeschaltet war, diskutierten (v.l.n.r.) Prof. Dr. Larissa Förster, Prof. Dr. Rebekka Habermas und Georgios Chatzoudis über Kulturverlust und Kulturerhalt. Rechts am Podium: Prof. Dr. Andreas Beyer, der Gastgeber des Einsteinsaals

 

Wie in den vergangenen Jahren war die Gerda Henkel Stiftung Hauptförderin des Salons Sophie Charlotte, der wieder vom Wissenschaftsportal L.I.S.A. als Medienpartner der Veranstaltung dokumentiert wurde.

24. MAI–1. JUN
Von Berlin nach Namibia – 23 Kulturobjekte kehren zurück

23 Kulturobjekte aus der Namibia-Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin wurden am 27. Mai 2022 nach Windhoek überführt. Die vor und während der deutschen Kolonialherrschaft gesammelten historischen Alltagsgegenstände wie Schmuck, Werkzeuge und Mode waren von einer namibischen Expertengruppe aufgrund ihrer besonderen historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung ausgewählt worden. Sie werden in enger Zusammenarbeit mit den Kulturerbegemeinschaften in Namibia erforscht.

Die Rückführung der Objekte markiert einen Meilenstein der seit 2019 durch die Stiftung geförderten Kooperation „Confronting Colonial Pasts, Envisioning Creative Futures“ zwischen dem National Museum of Namibia, der Museums Association of Namibia, der University of Namibia und dem Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz. In einer ersten Projektphase wurden unter anderem das Depot des National Museum of Namibia renoviert und eine Restauratorin sowie ein Museologe angestellt, um die dortige Sammlung zu inventarisieren. Im Berichtsjahr bewilligten die Gremien in ihrer Frühjahrssitzung Mittel für die zweite Phase, in der es nun vor allem um die intensive Arbeit mit den Gemeinschaften in Namibia geht.

Auf zwei Pressekonferenzen erhielt die namibische und die deutsche Öffentlichkeit Einblicke in die Ergebnisse der vergangenen Jahre und die weiteren Schritte der Zusammenarbeit: Am 24. Mai nahm im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem Esther Moombolah/Gôagoses, Direktorin des Kulturerbeprogramms im Ministerium für Bildung, Kunst und Kultur sowie Leiterin des Windhoeker Nationalmuseums, die historischen Kulturobjekte offiziell in Empfang und betonte deren Potential für die Wiederbelebung des kulturellen Erbes in Namibia. Sie begleitete die in eigens angefertigte Kartonagen eingepackten Kulturobjekte nach Windhoek, wo sie von der namibischen Restauratorin Johanna Ndahekelekwa Nghishiko und ihrer deutschen Kollegin Eva Ritz für die öffentliche Präsentation vorbereitet wurden. Am 30. Mai fand im Independence Memorial Museum eine weitere Pressekonferenz statt, verbunden mit einer Einladung in das Depot des benachbarten Nationalmuseums, wo zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Kulturobjekte besichtigten.

Dass die Objekte künftig auch als Inspirationsquelle für Künstlerinnen und Künstler dienen und damit einen wichtigen Beitrag zur kreativen Zukunft Namibias leisten können, wurde am 1. Juni bei der Eröffnung des ebenfalls aus Projektmitteln gegründeten Museum of Namibian Fashion im 70 Kilometer von Windhoek entfernten Otjiwarongo deutlich. Ndapewoshali Ndahafa Ashipala, Direktorin der Museums Association of Namibia, begrüßte die Gäste, darunter mehrere Modedesignerinnen, die an der Konzeption und Gestaltung mitgewirkt haben. In sechs thematisch organisierten Galerien zeigt das kleine Museum unterschiedliche Aspekte des historischen und zeitgenössischen Umgangs mit Kleidung, Schmuck und Mode und deren Bedeutung für die namibische Gesellschaft.

Die Gerda Henkel Stiftung hat das Kooperationsprojekt mit einer Fördersumme von insgesamt rund 700.000 Euro unterstützt und im Berichtsjahr eng begleitet. Dr. Sybille Wüstemann, Leiterin der Presseabteilung, vertrat die Stiftung bei der Pressekonferenz in Berlin; Dr. Anna-Monika Lauter, Leiterin der Operativen Programme, nahm an allen Terminen in Namibia teil.

9. JUN
Bourses Gerda Henkel du Centre International de Recherche de l’Historial de la Grande Guerre
Chloë Pieters
Solène Amice
Mathilde Greuet
Emma Papadacci

Im Rahmen der Feier zum 30-jährigen Bestehen des Historial de la Grande Guerre und des ihm angegliederten internationalen Forschungszentrums wurden die diesjährigen Trägerinnen der „Bourses Gerda Henkel“ bekannt gegeben: Emma Pappadacci (Sciences Po), die in ihrer Arbeit mit dem Titel „Pratiques et vies scolaires dans le secondaire: le poids de la guerre“ die Auswirkungen des Krieges auf die Sekundarschulen in Frankreich und Großbritannien untersucht; Solène Amice (Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne), die in „La sauvegarde à l’œuvre: la politique patrimoniale française durant la Grande Guerre (de 1913 aux années 1920)“ die französische Kulturerbepolitik in den Blick nimmt; Chloë Pieters (University College London), die sich unter „The First World War and the Making of the Modern Family in Belgium and Britain“ mit der Kulturgeschichte der Familie befasst; Mathilde Greuet (Université de Lille), die zu den Kriegsruinen der Region Hauts de France arbeitet mit dem Titel „Les ruines de guerre au XXe siècle dans les Hauts de France de 1921 à nos jours“.

In Péronne befindet sich das Historial de la Grande Guerre, das Museum zur Geschichte des Ersten Weltkrieges, dem das Centre International de Recherche angegliedert ist. Die Stipendien werden von der Gerda Henkel Stiftung gemeinsam mit dem Forschungszentrum sowie dem Conseil Général des Departements Somme an Doktorandinnen und Doktoranden für historische Studien zum Ersten Weltkrieg verliehen.

9./10. JUN
Projektvorstellung „Re-Präsentation“

Im Center for Advanced Studies (CAS) der Ludwig-Maximilians-Universität München ist das von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Re-Präsentation. Neue Formen der politischen Ansprache und Fürsprache in der kommenden Gesellschaft“ im Rahmen einer Tagung vorgestellt worden. Eingeladen zu der Tagung hatten als Projektverantwortliche die Politikwissenschaftlerin Dr. Astrid Séville, der Soziologe Dr. Julian Müller und der Literaturwissenschaftler Dr. Christian Kirchmeier, um sich mit Vertretern unterschiedlicher Disziplinen aus den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften über Fragen nach dem gegenwärtigen tiefgreifenden technisch-medialen Wandel in der politischen Präsentation und Repräsentation auszutauschen. Am Rande der Veranstaltung führte Georgios Chatzoudis als Leiter des Wissenschaftsportals L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung Videointerviews mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung. Die Videomitschnitte sind bei L.I.S.A. abrufbar.

Dr. Astrid Séville und Dr. Julian Müller bei der Vorstellung ihres Projekts am CAS München
1. SEP
Professor Verena Krebs nach Princeton
Prof. Dr. Verena Krebs

Die Mediävistin Prof. Dr. Verena Krebs (Bochum) trat im Berichtsjahr das Gerda Henkel Fellowship 2022/2023 am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, an. Während ihres Aufenthalts an der dortigen School of Historical Studies arbeitet sie an ihrem Forschungsprojekt mit dem Titel „Africa Collecting Europe: Patronage and Power in Christian Ethiopia, 1470–1530“.

Seit 1993 stellt die Gerda Henkel Stiftung dem Institute for Advanced Study in Princeton jährlich ein „Gerda Henkel Fellowship“ im Bereich der Geisteswissenschaften zur Verfügung.

1. SEP
Zwei Gerda Henkel Visiting Professors für Stanford

Im Berichtsjahr erhielten die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Kristin Böse (Frankfurt a.M.) und der Kunsthistoriker Prof. Dr. Markus Späth (Gießen) „Gerda Henkel Visiting Professorships“ an der Stanford University.

In ihrer Kooperation fördern die Gerda Henkel Stiftung und die Stanford University Gastaufenthalte von Professoren und Professorinnen am Department of German Studies. So sollen zum einen Forschungsaktivitäten in Stanford mit Bezug zu Deutschland aufgebaut, und zum anderen die traditionell guten wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität Stanford und deutschen Forschungseinrichtungen gepflegt werden. Die „Gerda Henkel Visiting Professors“ werden jeweils für die Dauer von drei Monaten nach Stanford eingeladen, um graduierte Studierende zu betreuen und aktiv am akademischen Leben des Instituts teilzunehmen. Erwartet wird zudem ein öffentlicher Vortrag im Rahmen einer „Gerda Henkel Lecture“.

9./10. SEP
Tagung zu Ehren von Professor Hans-Joachim Gehrke
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke

Διαδοχὴ ἐσαεὶ διαμένουσα – die Nachfolge lebt weiter. Unter diesem Motto fand im Berichtsjahr eine Tagung zu Ehren von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg statt, die seine internationalen Schülerinnen und Schüler organisiert hatten. Zwei Tage lang widmeten sich die Teilnehmer der Tagung in Vorträgen und Diskussionen der antiken Geographie, der hellenistischen und römischen Welt sowie ihrer intentionalen Geschichte und Historiographie. Die Vorträge wurden für L.I.S.A. aufgezeichnet.

Professor Gehrke gehörte von 2006 bis 2020 dem Kuratorium der Gerda Henkel Stiftung an, dessen stellvertretenden Vorsitz er ab 2014 übernahm. Von 1997 bis 2005 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung und von 2001 bis 2005 dessen Vorsitzender.

12. SEP
Gerda Henkel Preis für Professor Lorraine Daston
Prof. Dr. Peter Geimer, Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Lorraine Daston, Julia Schulz-Dornburg und Prof. Dr. Peter Funke, Vorsitzender der Jury, (v.l.n.r.) bei der Übergabe der Preisurkunde am 12. September 2022

Am 12. September nahm die Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Lorraine Daston im Stiftungshaus den Gerda Henkel Preis entgegen. Zum Auftakt der Festveranstaltung ging der Vorsitzende des Vorstands, Dr. Michael Hanssler, auf Lorraine Dastons jüngstes Buch „Rules“ ein. Darin analysiert die Autorin die vielen Regeln, die menschliches Leben ordnen ‒ warum manche dieser Regeln funktionieren und andere nicht und wie sie sich in der westlichen Tradition entwickelt haben.

Im anschließenden Podiumsgespräch blickten Professor Daston und der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, der Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Geimer, auf die wechselvolle Geschichte wissenschaftlicher Abbildungen ‒ von der kunstvoll gestalteten Illustration bis zur hochtechnisierten Darstellung des Schwarzen Lochs. Die Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, Julia Schulz-Dornburg, überreichte der Preisträgerin die Urkunde.

In ihrer Preisrede sprach die langjährige Direktorin des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin über den „Traum von der Einheit der Wissenschaft“ . Wie die gebürtige US-Amerikanerin darlegte, scheiterte dieser Traum meistens, gelang jedoch auch gelegentlich: 2018 brachten 54 Nationen einstimmig eine Neudefinition der Maß- und Gewichtseinheiten zum Abschluss: das Internationale Einheitensystem. „Der Iran“, so Lorraine Daston, „stimmte zusammen mit Israel dafür, Ungarn mit Frankreich und China mit den Vereinigten Staaten“. Sowohl das Gespräch als auch die Festrede der Preisträgerin sind auf der Webseite und über das Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung abrufbar.

Seit 2006 wird der Gerda Henkel Preis in einem Turnus von zwei Jahren an exzellente und international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Das Preisgeld beträgt 100.000 Euro und ist zur freien Verwendung bestimmt. Ursprünglich sollte die Ehrung Lorraine Dastons bereits 2020 stattfinden. Pandemiebedingt wurde sie im Berichtsjahr nachgeholt.

Die Dokumentation aller Beiträge der Preisverleihung ist im Frühjahr 2023 im Rhema-Verlag (Münster) erschienen:
Verleihung des Gerda Henkel Preises, Lorraine Daston, Der Traum von der Einheit der Wissenschaft. Gerda Henkel Vorlesung, herausgegeben von der Gerda Henkel Stiftung, Münster 2023.

29. SEP
#FactoryWisskomm

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat in Berlin zu einer zweiten Auflage der #FactoryWisskomm eingeladen. An der ganztägigen Veranstaltung zu Fragen der Wissenschaftskommunikation haben sich mehr als 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen und Medien beteiligt. Thematischer Schwerpunkt der Vorträge, Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen waren Fragen nach der partizipativen Ausweitung der Wissenschaftskommunikation in alle gesellschaftlichen Bereiche. Für die Gerda Henkel Stiftung nahm der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Georgios Chatzoudis, teil.

Der Tagungsraum der #FactoryWisskomm in Berlin
1. OKT
Dr. Alexandra Krebs ans DHI Washington

Im Berichtsjahr erhielt die Historikerin Dr. Alexandra Krebs (Paderborn) das „Gerda Henkel Postdoctoral Fellowship for Digital History“ am Deutschen Historischen Institut in Washington für ihr Forschungsvorhaben zu „History in Digital Spaces. Historical Learning inside the ‚App in die Geschichte‘ (App into History)”.

Das Deutsche Historische Institut Washington ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und gehört zu den weltweit anerkannten Zentren historischer Forschung. Das Institut fördert den internationalen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vornehmlich in Europa und den USA. Gemeinsam mit dem Roy Rosenzweig Center for Digital History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, wird seit 2016 jährlich ein zwölfmonatiges Fellowship für innovative Projekte im Bereich der Digital History an promovierte Historikerinnen und Historiker vergeben, die an eine deutsche Forschungseinrichtung oder Universität angeschlossen sind. Ziel der Förderung ist es, den Fellows die Weiterentwicklung ihrer Projektideen am Roy Rosenzweig Center zu ermöglichen sowie in Veranstaltungen des Deutschen Historischen Instituts über ihre Fortschritte zu berichten.

Dr. Alexandra Krebs
4.–6. OKT
Forum Wissenschaftskommunikation

Das jährliche Forum Wissenschaftskommunikation ist die größte Fachtagung für Wissenschaftskommunikation im deutschsprachigen Raum und wird von Wissenschaft im Dialog (WiD) ausgerichtet. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie fand das Forum in diesem Jahr wieder in Präsenz statt. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung in Hannover stand die Frage, welche Rolle Wissenschaftskommunikation für eine Gesellschaft im Wandel spielt. Rund 620 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich, um über diese Frage zu diskutieren, Ideen auszutauschen und sich zu vernetzen. Für die Gerda Henkel Stiftung nahm Moritz Binkele als Vertreter des Teams Öffentlichkeitsarbeit teil.

Zahlreiche Besucher informierten sich in Hannover über die Rolle der Wissenschaftskommunikation für eine Gesellschaft im Wandel.
21./22. OKT
Preis der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht

Im Rahmen der Herausgeberkonferenz der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) erhielten zwei Preisträgerinnen den ZEuP-Preis für die besten rechtshistorischen oder rechtsvergleichenden Arbeiten zum europäischen Privatrecht: Lola Witt (Berlin) für ihre Arbeit zu „Die Beweisanforderungen an die Kommission in der Europäischen Fusionskontrolle Entscheidung des EuG in der Rechtssache CK Telecoms UK Investments/Kommission“ sowie Leonie Schwannecke (Hamburg) zum Thema „Der Anwendungsbereich der Richtlinie über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte und digitaler Dienstleistungen“.

Die Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) wurde 1993 mit finanzieller Beteiligung der Gerda Henkel Stiftung gegründet. Herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Basedow (Hamburg), Prof. Dr. Anatol Dutta (München), Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Würzburg), Prof. Dr. Heike Schweitzer (Berlin), Prof. Dr. Gerhard Wagner (Berlin), Prof. Dr. Marc-Philippe Weller (Heidelberg) und Prof. Dr. Reinhard Zimmermann (Hamburg) richtet sie sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Recht und Justiz sowie aus der Wissenschaft, insbesondere aber an Studierende der Rechtswissenschaften. Sie ist ein Diskussions- und Informationsforum für Veröffentlichungen über die europäische Dimension des Privatrechts. Seit 1993 loben die Herausgeberinnen und Herausgeber der ZEuP den von der Gerda Henkel Stiftung finanzierten ZEuP-Preis aus.

Auf der Herausgeberkonferenz der ZEuP: In der Mitte die beiden Preisträgerinnen Leonie Schwannecke und Lola Witt (v.l.n.r.)
23. OKT–5. NOV
Gerda Henkel Lecture Tour

Im Berichtsjahr unternahm der Neuzeithistoriker Prof. Dr. Sebastian Conrad (Berlin) im Rahmen der „Gerda Henkel Lecture Tour“ eine Vortragsreise durch die USA. Auf den vom Deutschen Historischen Institut Washington organisierten Vorträgen sprach Professor Conrad unter anderem an der University of California, Berkeley, und bei der jährlichen Konferenz der Deutschlandhistoriker an der nordamerikanischen Westküste in San Diego. Während des zweitägigen Workshops in San Diego hatte Professor Conrad die Gelegenheit, sich mit dreißig Kolleginnen und Kollegen von vierzehn Universitäten aus den Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Oregon, Nevada und New Mexiko über aktuelle Forschungsprojekte auszutauschen.

Prof. Dr. Sebastian Conrad beim Vortrag in San Diego
2.–5.NOV
Jahrestreffen der Grantmakers for Cultural Heritage Preservation in Beirut

Vom 2. bis 5. November des Berichtsjahrs kamen Vertreterinnen und Vertreter von sieben internationalen Stiftungen der Grantmakers for Cultural Heritage Preservation in Beirut zusammen. Für die Gerda Henkel Stiftung nahmen Dr. Anna-Monika Lauter, Leiterin Operative Programme, und Bettina Elsper, Projektreferentin Förderschwerpunkt Patrimonies, an der Tagung teil. Ziel war der Austausch mit lokalen Partnern über die nachwirkenden Folgen der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt im August 2020 und die Situation von Museen, archäologischen Stätten und Archiven im Libanon. Organisiert wurde das Jahrestreffen von Joanne Farchakh Bajjaly und Dr. Rana Dubeissy von der libanesischen Nichtregierungsorganisation Biladi. Bei Besuchen im Hafen von Beirut, im Nationalmuseum, im Sursock Palace, in Byblos sowie bei einer auf den Schutz von Kulturerbe spezialisierten Einheit der libanesischen Armee konnten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Stiftungen einen Eindruck von den aktuellen Herausforderungen im Libanon verschaffen und sich über Konzepte zur Bewahrung von Kulturerbe austauschen.

Das informelle internationale Netzwerk Grantmakers for Cultural Heritage Preservation besteht seit 2017. Zu den beteiligten Stiftungen, die den Erhalt von Kulturerbe in Krisenregionen fördern, zählen neben der Gerda Henkel Stiftung unter anderen ALIPH – International Alliance for the Protection of Heritage in Conflict Areas (Genf), CER – Cultural Emergency Response (Amsterdam), der J.M. Kaplan Fund und die Whiting Foundation (beide New York), die Getty Foundation (Los Angeles), der Cultural Protection Fund des British Council (Manchester) sowie der Arcadia Fund (London). Die Mitglieder des Netzwerks tauschen sich regelmäßig aus, organisieren jährliche Treffen für die beteiligten Stiftungen und reagieren gemeinsamen auf die krisenhafte Bedrohung von Archiven, Museumssammlungen und historischen Bauten. Im August 2020 wurden nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut Fördermittel bereitgestellt, um insbesondere kleinen Organisationen die Möglichkeit zu geben, die unmittelbaren Folgen zu bewältigen.

Seit dem Frühjahr 2022 werden darüber hinaus Museen und Kulturorganisationen in der Ukraine dabei unterstützt, die ihnen anvertrauten Sammlungen zu schützen und ihre Arbeit trotz des Krieges fortzusetzen. Die Gerda Henkel Stiftung hat sich an beiden Initiativen innerhalb ihres Förderschwerpunkts „Patrimonies“ beteiligt und fördert auch weitere Projekte im Libanon sowie in der Ukraine.

Besuch der Grantmakers of Cultural Heritage Preservation im Nationalmuseum in Beirut
10./11. NOV
Herbstsitzung der Stiftungsgremien

Die Stiftungsgremien stellten in ihrer Herbstsitzung am 10. und 11. November des Berichtsjahrs Fördermittel für Forschungsvorhaben in einer Gesamthöhe von rund 6,8 Millionen Euro zur Verfügung. Aufgenommen wurden 58 Forschungsvorhaben. Neben den 23 Vorhaben in der allgemeinen Forschungsförderung bewilligten die Gremien im Förderschwerpunkt „Patrimonies“ Mittel in Höhe von über 830.000 Euro. In den insgesamt neun in diesem Programm unterstützen Projekten arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus elf Ländern, unter anderem aus Äthiopien, Tansania und Guatemala. Auch in den Förderschwerpunkten „Lost Cities“ sowie „Demokratie“ wurden weitere Vorhaben zur Förderung angenommen: In „Lost Cities“ drei für rund 830.000 Euro und in den zwei Teilbereichen des Schwerpunktes „Demokratie“ zusammen rund 1,4 Millionen Euro in sechs Projekten.

In den sozialen Begleitmaßnahmen werden künftig vier Projekte und Fördermittel in Höhe von gut 450.000 Euro unterstützt. Erstmals bewilligten die Gremien Projekte im neuen Förderschwerpunkt „Flucht“: Mit rund 1.000.000 Euro fördert die Stiftung künftig zwölf internationale wissenschaftliche Projekte zum Thema Flucht.

11. NOV
Neuer EDIT-Titel

Im Berichtsjahr erschien der achte Band der Gerda Henkel Stiftung Editions-Reihe EDIT. In „Mord in der High Society. Gesellschaft, Medien und Skandal in New York um 1900“ analysiert der Historiker Dr. Emanuel V. Steinbacher, wie der größte Medienskandal der USA zur vorletzten Jahrhundertwende die High Society hervorbrachte. Die Publikation spürt dem Zusammenhang von medialem und gesellschaftlichem Wandel am Beginn der Moderne nach und erklärt damit die historischen Ursprünge heutiger Sichtbarkeitsregime.

Die Online-Plattform EDIT bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse aus geförderten Projekten der Stiftung digital zu veröffentlichen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dabei umfasst EDIT nicht nur den monographischen Teil einer Publikation, sondern ebenso Katalogisierung und Dokumentation größerer Datensammlungen. So lassen sich umfangreiche Datensätze und Bildkataloge veröffentlichen, die eng mit dem schriftlichen Teil verknüpft sind.

16. NOV
Professor Mischa Meier bei vhs.wissen live

In der Reihe vhs.wissen live hat in der Volkshochschule Esslingen der Althistoriker und Autor der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, Prof. Dr. Mischa Meier, einen ins Netz gestreamten Vortrag über den Barbarentopos in der Antike gehalten. Die Veranstaltung wurde vom Wissenschaftsportal L.I.S.A. unterstützt und mitorganisiert. L.I.S.A. unterstützt die Vortragsreihe vhs.wissen live seit 2021.

vhs.wissen live ist ein Vortragsreihe, an der sich mehr als 200 Volkshochschulen in ganz Deutschland beteiligen und die sich an ein an ein breites Publikum richtet. Organisiert wird sie von der VHS SüdOst im Landkreis München und der VHS Esslingen. Die Videoaufzeichnungen werden bei L.I.S.A. veröffentlicht.

Prof. Dr. Mischa Meier beim Vortrag in Esslingen
28. NOV
Professor Andreas Beyer in den „Kunstgeschichten“

Im Musée Jacquemart-André hat der Kunsthistoriker und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, Prof. Dr. Andreas Beyer, für die Videoreihe „Kunstgeschichten“ das Gemälde „Der Nachtmahr“ des schweizerisch-englischen Malers Johann Heinrich Füssli vorgestellt. Professor Beyer war einer der Kuratoren der vielbeachteten Füssli-Werkschau in Paris. Das Gespräch führte der Leiter der Redaktion des Wissenschaftsportals L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung, Georgios Chatzoudis. Die Videoreihe „Kunstgeschichten“ ist ein neues Format des Wissenschaftsportals L.I.S.A., das im Berichtsjahr neu entwickelt wurde und in dem Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker Werke ihrer Wahl in verschiedenen Museen erläutern. Bislang konnten elf Folgen des neuen Formats umgesetzt werden. Alle sind bei L.I.S.A. abrufbar.

Prof. Dr. Andreas Beyer bespricht den „Nachtmahr“ von Johann Heinrich Füssli.

1. DEZ
Professor Constantin Goschler ans DHI London

Am 1. Dezember des Berichtsjahrs hielt Prof. Dr. Constantin Goschler (Ruhr-Universität Bochum) seine Antrittsvorlesung als Gerda Henkel Gastprofessor des akademischen Jahres 2022/2023 am Deutschen Historischen Institut London und der London School of Economics mit dem Titel „Cultures of Compromise in Germany and Britain, 1945–2000“. Die Gerda Henkel Stiftung war durch Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstands, vertreten.

Das Deutsche Historische Institut London ist eine Forschungseinrichtung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland. Das Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, die deutsche Geschichtswissenschaft in Großbritannien zu repräsentieren und eigenständige Beiträge zur Erforschung der britischen Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu leisten. Seit dem Jahr 2008 stellt die Stiftung dem Deutschen Historischen Institut London und der London School of Economics Fördermittel zur Einrichtung einer Gastprofessur für den Themenbereich Deutsche Geschichte zwischen 1890 und der Gegenwart zur Verfügung. Ziel ist es, deutsche zeithistorische Forschung im europäischen Kontext zu vermitteln. Im Berichtsjahr wurde die thematische Neuausrichtung der Gastprofessur beschlossen, die sich künftig mit deutscher Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in europäischer, kolonialer und globaler Perspektive befassen wird.

Prof. Dr. Constantin Goschler (2.v.l.) bei seiner Antrittsvorlesung am DHI London und der London School of Economics. Rechts im Bild: Dr. Angela Kühnen, Vorstandsmitglied der Gerda Henkel Stiftung
JAN–DEZ
Drei Fellows für das IZEA

Im Berichtsjahr traten die ersten drei Stipendiatinnen und Stipendiaten der Gerda Henkel Stiftung ihren Forschungsaufenthalt am Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle an der Saale an: Dr. Allessandro Nannini arbeitet zu „The Origins of Psychotherapy an the Age of Enlightment“, Dr. Kristine Palmieri zu „The Philology Seminar: Critical Thinking and the Rise of German Science“ und Anne Por zu „Knowledge Structures as Pillars of Purposeful Studying: A Comparison of Sequential Learning Ideologies and Practices“.

Seit 2021 stellt die Gerda Henkel Stiftung Fördermittel für das Stipendienprogramm am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) zur Verfügung. Ziel ist die Förderung der wissens- und wissenschaftsgeschichtlichen Forschung mit Schwerpunkt in der Aufklärungszeit, und damit eines Bereichs, der vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftspolitischer und gesellschaftlicher Debatten von besonderer Relevanz ist.

JAN–DEZ
Vier Fellows für Sofia und Bukarest

Im Berichtsjahr erhielten Dr. Irina Nicorici (Moldawien) und Dr. Aliaksandra Valodzina (Belarus) Fellowships, um ihre Forschungen am New Europe College in Bukarest fortführen zu können. Dr. Nicorici arbeitet zu grenzüberschreitender Migration zwischen Rumänien und der Sowjetunion zwischen 1960 und 1990. Dr. Valodzina beschäftigt sich mit dem Bild des Ostens in antiketzerischen, polemischen Texten des Mittelalters.

Für das Centre for Advanced Study Sofia wurden im Berichtsjahr zwei Fellowships vergeben: Dr. Anastasiya Ryabchuk (Ukraine) analysiert unter dem Titel „International development and vulnerability in the frontline communities of the Donbas“ das aktuelle Geschehen im Donbas und Dr. Luka Nakhutsrishvili (Georgien) wird ab 2023 zu „The theatre-caravanserai of Tbilisi. Reassembling a civilizing heterotopia from the Russian Caucasus, 1845–1876“ forschen.

Seit 2015 fördert die Gerda Henkel Stiftung Fellowships an zwei Institutes for Advanced Study in Rumänien und Bulgarien, die sich in den vergangenen Jahren als überregionale Zentren intellektuellen Lebens etabliert haben. Das New Europe College hat seit seiner Gründung 1994 bereits Hunderte von Nachwuchswissenschaftlern als Fellows zu mehrmonatigen Arbeitsaufenthalten in Bukarest eingeladen. Das etwas jüngere Centre for Advanced Study Sofia, das im Jahr 2000 gegründet wurde, beruft ebenfalls Fellows aus dem In- und Ausland und beteiligt sich an großen internationalen Forschungsprojekten. Dadurch tragen die Institute zur Qualifizierung und Förderung jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie zu einer kritischen Debatte bei.

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Doktorandenstipendien der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Im Berichtsjahr erhielten vier Doktorandinnen und Doktoranden die Gelegenheit, ihre Forschung an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts zu verfolgen: Matthew Hewitt (Oxford, Großbritannien) mit dem Thema „The Epigraphic Culture of Manumission in the Ancient Greek World“; Noelia Cases Mora (Alicante, Spanien), die sich mit „El culto a divinidades augusteas en la Hispania romana“ beschäftigt; Colleen Kron (Ohio, USA), die zum Thema „How to Build Belief with Blocks: Myth and Materiality in Hellenistic and Roman Funerary Inscriptions“ schreibt; Kyohei Sakeshima (Edinburgh, Großbritannien), der zu „Remembering the Persian Wars in the Hellenistic Period“ forscht.

Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München forscht auf den Gebieten der griechischen und lateinischen Epigraphik, der Numismatik, der Papyrologie und der historischen Topographie. Ihre Bibliothek gehört weltweit zu den am besten ausgestatteten Fachbibliotheken für den Gesamtbereich der Alten Geschichte und bietet besondere Arbeitsmöglichkeiten. Die Kommission zählt insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu ihren Kernaufgaben. Aus diesem Grund schreibt sie mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung sowie der Gerda Henkel Stiftung seit 2005 viermal im Jahr Stipendien für Doktorandinnen und Doktoranden der Alten Geschichte und eng verwandter Fächer aus, die Studienaufenthalte an ihrer Fachbibliothek ermöglichen. Die Stipendien beinhalten neben einem Arbeitsplatz in der Bibliothek die Unterkunft in einem Apartment im Haus, die Übernahme der Reisekosten sowie einen Zuschuss zum Lebensunterhalt.

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Fellowship am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)

Seit 2020 vergibt die Gerda Henkel Stiftung Research Fellowships am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien für einen sechs- bis zwölfmonatigen Forschungsaufenthalt. Das Gerda Henkel Research Fellowship für das akademische Jahr 2022/2023 erhielt Dr. Anastasia Felcher, die zu „Debatten über den Holocaust im jüdischen Samizdat: Politische Agenda, Selbstlegitimation und Erinnerungsarbeit“ arbeiten wird.

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien ist eine akademische Institution, die sich der Erforschung und Dokumentation von Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus widmet. Zu Lebzeiten von Simon Wiesenthal sowohl konzipiert als auch gegründet, wird es vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Bundeskanzleramt sowie der Stadt Wien gefördert. Das Institut konzentriert sich auf die Erforschung des Holocaust im europäischen Kontext, einschließlich seiner Vorläufer und Folgen. Über die Forschungstätigkeit hinaus soll die Kommunikation und wissenschaftliche Interaktion mit weiteren Stipendiatinnen und Stipendiaten am Institut gefördert werden. Dazu zählt für Research Fellows zum Beispiel die Betreuung der Junior Fellows während ihres Aufenthalts am Institut.

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Neues aus der Historischen Bibliothek

Die Historische Bibliothek entstand im Herbst 2006 als Kooperation der Gerda Henkel Stiftung mit dem Verlag C.H. Beck, um ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Plattform für ein opus magnum zu bieten. Grundlegende Erkenntnisse aus den Historischen Geisteswissenschaften werden so einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Berichtsjahr erschienen die Bände 26 und 27 der Reihe:

Die Seidenstraße, die Ostasien mit dem Mittelmeerraum verbindet, ist zum Inbegriff einer frühen Globalisierung geworden. Der Sinologe Prof. Dr. Thomas O. Höllmann schaut von China aus auf das legendenumrankte Routennetzwerk. Er beschreibt, wie die Menschen reisten und wie Güter und Ideen weitervermittelt wurden. Ein Ausblick macht deutlich, warum China mit der „Neuen Seidenstraße“ auf das symbolische Kapital der alten Verbindungen setzt.

Seit der Antike nutzten Gesandte, Händler, Missionare und Abenteurer die Seidenstraße. Auf dem Landweg passierten sie dabei lebensfeindliche Wüsten wie die Taklamakan, überwanden hoch aufragende Gebirge wie den Pamir und verweilten in betriebsamen Oasenstädten wie Buchara, Samarkand oder Turfan. Davon künden zahllose archäologische Zeugnisse, von denen viele erst in den letzten Jahrzehnten erschlossen wurden. Thomas O. Höllmann rekonstruiert mit ihrer Hilfe sowie anhand historiographischer Quellen, Reisebeschreibungen und Gedichte, welche Waren nach China gelangten, wie der Buddhismus und andere Religionen im Reich der Mitte rezipiert wurden und welche Schlüsseltechnologien, allen voran Papier und Buchdruck, von dort aus ihren Siegeszug über die ganze Welt antraten. Das Buch geht den ökonomischen Grundlagen, politischen Motiven und kulturellen Rahmenbedingungen des Austauschs nach und führt konkret vor Augen, was Globalisierung in einem Zeitraum von rund zwei Jahrtausenden bedeutete.

Der Gründer der Muslimbruderschaft Hasan al-Banna (1906–1949) war einer der wirkmächtigsten Vordenker und Aktivisten des Islamismus. In dieser ersten deutschsprachigen Monographie erzählt Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Krämer, wie der Volksschullehrer in seinem Kampf gegen Kolonialismus, christliche Mission und Verwestlichung islamische Traditionen mit europäischen Ideen der Selbsthilfe und Selbstermächtigung verknüpfte.

Die Muslimbrüder gehören seit ihrer Gründung im Jahr 1928 zu den einflussreichsten islamischen Bewegungen der Gegenwart, auf die sich die palästinensische Hamas, die türkische AKP und viele andere Gruppierungen zurückführen. Auf der Grundlage bisher kaum bekannter arabischer Quellen schildert Gudrun Krämer, wie Hasan al-Banna aus einem sufisch inspirierten Bildungs- und Wohltätigkeitsverein eine Massenorganisation mit hunderttausenden Anhängern schuf, die unter Berufung auf die Religion Politik machte. Neben einem eigenen Zweig der Muslimschwestern entstand im Schatten des Zweiten Weltkriegs auch ein Geheimapparat. Ende 1948 wurde die Muslimbruderschaft verboten, wenig später fiel al-Banna einem Attentat zum Opfer. Gudrun Krämer beschreibt die ideengeschichtlichen Grundlagen, das soziale Umfeld und den politischen Kontext der Bewegung, porträtiert Mitstreiter und Gegner und erschließt anhand der Biographie Hasan al-Bannas ein Schlüsselkapitel in der Geschichte des modernen Islam.  

Am 8. Juni des Berichtsjahrs wurde die erste Episode der Podcastreihe „Histothek on Stage“ aufgezeichnet. Das Kooperationsprojekt des Literatur Radio Hörbahn mit dem Verlag C.H. Beck und der Gerda Henkel Stiftung stellt den Hörern die Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung vor. Jede Folge beginnt mit einer Vorstellung eines der Werke der Historischen Bibliothek durch den Autor – gefolgt von einem vertiefenden Gespräch mit Moderator Dr. Uwe Kullnick.

In der ersten Episode waren Dr. Angela Kühnen, Mitglied des Vorstandes der Gerda Henkel Stiftung, und Dr. Stefan von der Lahr, Lektor im Verlag C.H. Beck, zu Gast und sprachen über die Konzeption der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung.