Die Stiftung

Die Anfänge

Lisa Maskell, Gründerin der Gerda Henkel Stiftung (1914–1998)

Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Frau Lisa Maskell (1914–1998) zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel (1888–1966) errichtet. Lisa Maskell war eine Enkelin des Fabrikanten Fritz Henkel, der 1876 in Aachen die Firma Henkel & Cie. gegründet hatte. 1878 wurde das Unternehmen nach Düsseldorf verlegt, dem heutigen Stammsitz der Henkel AG & Co. KGaA. Sitz der Geschäftsstelle der Stiftung ist bis heute das Elternhaus der Stifterin in der Malkastenstraße 15 in Düsseldorf. Gerda Henkel stammte aus der bekannten Düsseldorfer Künstlerfamilie Janssen, und auch ihre Tochter Lisa Maskell hatte als Schülerin des Bildhauers Ewald Mataré eine hohe Affinität zu den Kunst- und Kulturwissenschaften. Sie widmete ihre Stiftung der Förderung der Geisteswissenschaften, insbesondere den Historischen Wissenschaften Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte, Historische Islamwissenschaften und Rechtsgeschichte.

Lisa Maskell war mehr als 20 Jahre als Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung tätig und begleitete den Einsatz der Fördermittel und die Entwicklung von Forschungsaktivitäten intensiv. Ihr Tod am 29. August 1998 setzte dieser Ära ein Ende und bedeutete einen großen Verlust für die Stiftung. Den Vorsitz des Kuratoriums übernahm ihre Tochter, Frau Anette Petersen-Brandhorst, die bereits seit 1987 dem Kuratorium angehört hatte. Auch Dr. Konrad Henkel (1915–1999), langjähriger Vorsitzender der Geschäftsleitung und anschließend Vorsitzender von Aufsichtsrat und Gesellschafterausschuss des Henkel-Konzerns, gehörte seit Gründung der Stiftung dem Kuratorium an und war bis 1997 dessen Stellvertretender Vorsitzender. Nach dem plötzlichen Tod von Anette Petersen-Brandhorst am 1. Mai 1999 übernahm im Juli des Jahres die Enkelin der Stifterin, Frau Julia Schulz-Dornburg, den Vorsitz des Kuratoriums.

Rechtsform und Stiftungszweck [Auszug aus der Satzung]

Die Gerda Henkel Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts im Sinne des § 1 StiftG NW.

Zweck der Stiftung ist die Förderung der Wissenschaft, vornehmlich durch bestimmte fachlich und zeitlich begrenzte Arbeiten auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft und deren Veröffentlichung, insbesondere

a)      durch die Förderung von Forschungsvorhaben und die Organisation und Abhaltung wissenschaftlicher Fachkonferenzen inländischer und ausländischer Wissenschaftler über umrissene geisteswissenschaftliche Themen,

b)      durch Vergabe von Stipendien – insbesondere Forschungs- und Promotionsstipendien – an in- und ausländische Wissenschaftler,

c)      durch Vornahme und Förderung von Maßnahmen auf dem Gebiete des Denkmalschutzes auf wissenschaftlicher Basis sowie durch Vornahme und Förderung aller Maßnahmen, die geeignet sind, dem Stiftungszweck zu dienen,

d)      durch die Durchführung von Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf den Gebieten der Zwecke unter (a) – (c).

Weitere Zwecke der Stiftung sind

e)      die Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte, für Flüchtlinge, Vertriebene, Kriegsopfer, Kriegshinterbliebene, Kriegsbeschädigte und Kriegsgefangene, Zivilbeschädigte und Behinderte sowie Opfer von Straftaten,

f)      die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz und der Völkerverständigung,

g)      die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit.

Die vorgenannten sozialen und humanitären Stiftungszwecke gemäß e) – g) sollen nur im örtlichen und zeitlichen Zusammenhang im weiteren Sinne mit dem in a) – d) genannten Stiftungszweck der Wissenschaftsförderung verwirklicht werden. Die der Verwirklichung der Stiftungszwecke gemäß e) – g) dienenden Projekte sollen die Projekte der Wissenschaftsförderung gemäß a) – d) im Sinne eines Annexes ergänzen.

Die Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung.

Grundsätze und Förderbereiche

Zur Erreichung des Stiftungszwecks hat das Kuratorium allgemeine Förderungsgrundsätze verabschiedet. Im Rahmen der in den einzelnen Förderprogrammen definierten Richtlinien sind unter anderem folgende Fördermöglichkeiten vorgesehen:

  • Unterstützung von konkreten und zeitlich begrenzten Forschungsvorhaben in Form von Personal-, Reise- und Sachmitteln,
  • Vergabe von Forschungs- und Promotionsstipendien für deutsche und ausländische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen,
  • Vergabe von Druckkostenbeihilfen für besonders erfolgreiche von der Stiftung geförderte Projekte,
  • Unterstützung von Maßnahmen zur Bewahrung bedrohten historischen Kulturerbes vornehmlich in Krisenregionen,
  • Unterstützung von sozialen und humanitären Maßnahmen im Zusammenhang mit von der Stiftung geförderten Projekten.

Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf den Historischen Geisteswissenschaften.

In einigen Programmen wendet sich die Stiftung darüber hinaus auch gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu, vor allem im Rahmen der Sonderprogramme „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ sowie „Sicherheit, Gesellschaft und Staat“. Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms fördert die Stiftung junge Geisteswissenschaftler in Afrika und Südostasien. In ihrem Förderschwerpunkt Patrimonies setzt sie sich für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten unterstützt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch soziale und humanitäre Maßnahmen.

Die Stiftung kann ihre Zwecke im In- und Ausland verwirklichen.

Entwicklung der Fördermittel

Im ersten Rechenschaftsbericht der Gerda Henkel Stiftung aus dem Jahr 1977 ist vermerkt, dass Kuratorium und Vorstand 21 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 540.000 DM bewilligt hatten. Seither sind das Stiftungsvermögen und die Anzahl der geförderten Projekte in erfreulicher Weise gestiegen: Bereits nach zehn Jahren waren für nahezu 500 wissenschaftliche Vorhaben Mittel in Höhe von etwa 14,5 Millionen DM bereitgestellt worden. Gegenwärtig betreut die Geschäftsstelle über 1.430 laufende Projekte, und in den nunmehr über 40 Jahren des Bestehens der Stiftung wurden weltweit mehr als 7.100 Forschungsprojekte mit rund 190 Millionen Euro unterstützt.

Spezifische Förderinitiativen und thematische Schwerpunkte

Nachwuchsförderung

Einem Wunsch der Stifterin entsprechend ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein besonderes Anliegen der Gerda Henkel Stiftung. Forschungsprojekte, die qualifizierten jungen Forscherinnen und Forschern für begrenzte Dauer die Möglichkeit zu wissenschaftlicher Arbeit und zur Verbesserung ihrer beruflichen Ausbildung bieten, finden bei der Vergabe von Fördermitteln besondere Beachtung. Innerhalb ihres Promotionsprogramms verfolgt die Stiftung das Ziel, den hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Berücksichtigt werden nur Bewerber, die durch ihre Studienleistungen und Examensergebnisse als außergewöhnlich begabt ausgewiesen sind und deren Dissertationen ein weit überdurchschnittliches Ergebnis erwarten lassen. Zurzeit werden pro Jahr ca. 50 Stipendien vergeben.

Für ihre Promotionsstipendiaten und -stipendiatinnen veranstaltet die Stiftung jährlich ein Werkstatt-Treffen. Sie führt damit eine durch die Stifterin begründete Tradition fort, Doktorandinnen und Doktoranden zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Förderung die Gelegenheit zu geben, andere Geförderte kennenzulernen und den persönlichen Kontakt zur Stiftung zu vertiefen. Mit thematisch wechselnden Workshops erhalten die Teilnehmer zudem ein Angebot für den Erwerb von Zusatzqualifikationen.

Das Engagement der Stiftung für die akademische Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses drückte sich darüber hinaus auch in der Einrichtung von zwei Stiftungslehrstühlen an deutschen Universitäten aus: Seit 1981 ermöglichte die Stiftung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf kunsthistorische Vorlesungen und Seminare. Nach einer Vereinbarung mit dem Land Nordrhein-Westfalen trug sie ab 1988 für fünf Jahre die Kosten für einen ordentlich besetzten Lehrstuhl für Kunstgeschichte, der anschließend in den Haushalt der Universität übernommen wurde. Die Freie Universität Berlin wurde ab 1998 mit Fördermitteln zur Einrichtung und zum Unterhalt eines Stiftungslehrstuhls für Ostasiatische Kunstgeschichte unterstützt, der 2003 ordentlich besetzt und 2008 in den Haushalt der Universität übernommen wurde.

Sonderprogramme

In Ergänzung zu ihrem regulären Förderprogramm bietet die Stiftung zeitlich befristete, thematisch bzw. regional ausgerichtete Sonderprogramme an. So unterstützte sie in den Jahren 2001 bis 2010 im Rahmen des Sonderprogramms Osteuropa Nachwuchs-Historiker aus Russland, der Ukraine, Moldawien und Weißrussland. Von 2004 bis 2013 bestand ein Programm für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit der Region Zentralasien beschäftigen. Im Berichtsjahr wurden zwei Programme angeboten:

Sonderprogramm Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen

Das 2009 erstmals ausgeschriebene Sonderprogramm Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen richtet sich an Forscherinnen und Forscher, die die Entstehung politischer Bewegungen in der islamischen Welt auf nationaler und/oder transnationaler Ebene untersuchen und mit aktuellen Entwicklungen verbinden möchten. Das Sonderprogramm will somit auf ein auffallendes Ungleichgewicht in den gegenwärtigen Analysen antworten: Denn unter dem Paradigma des Fundamentalismus werden islamistische Bewegungen zumeist als gesellschaftliche Kräfte gesehen, die einen reaktiven Rückzug aus der aktuellen Politik anstreben. Dagegen ist der Förderschwerpunkt Projekten gewidmet, die untersuchen, inwiefern, unter welchen Bedingungen und vor welchem Hintergrund sich die gegenwärtigen islamistischen bzw. am Islam orientierten Bewegungen selbst dezidiert als neue politische Eliten begreifen, deren Ziel die Neukonstruktion der jeweiligen Gesellschaft für eine moderne Zukunft ist. In diesem Zusammenhang werden gezielt komparative Studien angeregt und gefördert, in denen sich die historische Forschung mit religions-, kultur- oder politikwissenschaftlichen Perspektiven verbindet. Das Sonderprogramm wurde im Berichtsjahr letztmalig ausgeschrieben.

Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat

Bedeutungsverlust und Entgrenzung des Staates sind ein Generalthema politischer und wissenschaftlicher Diskussionen über Sicherheitspolitik seit dem Ende des Kalten Krieges. „Zerfallende Staaten“ als Schutzzone für Terroristen, transnationale organisierte Kriminalität, Legitimitätsverlust und schrumpfende Handlungskompetenz in Konfliktgebieten lauten die Stichworte. Gute Gründe sprechen für eine differenziertere Betrachtung: Der Staat wird nicht durchgehend unwichtiger in sicherheitspolitisch relevanten Feldern, teilweise gewinnt er sogar an Bedeutung. Sicherheitsprobleme sind vielschichtiger und dynamischer geworden. Sie sind angesiedelt in einem Kontinuum, das von militärischem Schutz bis zu funktionsfähiger Infrastruktur und tragfähigen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen reicht.

Das in 2012 aufgelegte Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat will neue Problemzonen in den Blick nehmen, die für die Sicherheitspolitik nach dem Ende des Kalten Krieges exemplarisch, in der einschlägigen Forschung bislang jedoch weniger beachtet worden sind. Dabei geht es auch um die Verbindung von theoretischer Grundlagenforschung und Konzepten, die für die politische Praxis Bedeutung haben. Das Programm wendet sich an alle Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Weitere Förderinitiativen

Förderschwerpunkt Patrimonies

Innerhalb des Förderschwerpunkts Patrimonies finden Projekte Berücksichtigung, die sich auf die Bewahrung historischen Kulturerbes vorrangig in Krisenregionen konzentrieren und wissenschaftliches Arbeiten im Bereich von Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte in vielen Fällen überhaupt erst ermöglichen. Im Rahmen des Schwerpunkts werden Maßnahmen gefördert, die einen Beitrag zur Erhaltung von Kulturgütern, zur Verbesserung der wissenschaftlichen Infrastruktur, zur Ausbildung von Nachwuchskräften sowie zum Aufbau von Netzwerken in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in den Zielländern leisten. Das Programm wird nicht ausgeschrieben, sondern in Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern Schritt für Schritt entwickelt. Insbesondere durch die Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftlern und Fachkräften möchte sich die Stiftung für eine Stärkung regionaler wissenschaftlicher Strukturen einsetzen. Die zur Verfügung gestellten Mittel sollen vorwiegend in den Zielregionen wirksam werden.

Förderschwerpunkt Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung
In den letzten Jahren ist eine bislang eher abstrakte Erkenntnis zur Erfahrungstatsache geworden: Demokratie ist nicht selbstverständlich. Rechtsstaat und Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und Verpflichtung auf das Gemeinwohl haben auch in Kernländern der Demokratie an Bindewirkung verloren, werden relativiert, in Frage gestellt und eingeschränkt. Ausgehend von diesen aktuellen Problemlagen und mit dem Ziel, sie in größere historische Zusammenhänge zu stellen, hat die Gerda Henkel Stiftung einen neuen Förderschwerpunkt zum Thema „Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung“ eingerichtet. Im Zentrum des interdisziplinär ausgerichteten Programms steht die Geschichte der Auseinandersetzungen über die Grundlagen gesellschaftlicher Ordnung, die sich etwa in Forderungen nach erweiterter Partizipation, nach größeren Freiräumen für Selbstorganisation, nach mehr Gerechtigkeit oder Abbau von Hierarchien manifestieren. Die geförderten Vorhaben sollen Erkenntnisse vertiefen über die Verschiedenartigkeit von Werteordnungen, Gerechtigkeitsvorstellungen und Idealen einer guten Gesellschaft von der Antike bis in die heutige Zeit.

Förderschwerpunkt Lost Cities. Wahrnehmung von und Leben mit verlassenen Städten in den Kulturen der Welt
Der ungeheure Verstädterungsprozess, der in verschiedenen Konjunkturen und mit regionalen Unterschieden seit vielen tausend Jahren die Weltgeschichte prägt und aktuell besondere Dynamik entwickelt, hat eine auf den ersten Blick paradox anmutende andere Seite, nämlich die schrumpfenden und gänzlich verlassenen Städte, die sogenannten Lost Cities. Aktuelle Transformationsprozesse in verschiedenen Teilen der Welt lassen gerade zahlreiche solcher Lost Cities entstehen. Das Phänomen ist jedoch nicht neu, sondern seit Entstehung der Stadtkultur im vierten Jahrtausend v. Chr. ein verbreitetes Kennzeichen urbaner Geschichte. Ausgehend von diesem Befund und mit dem Ziel, aktuelle Problemlagen in größere historische Zusammenhänge zu stellen, hat die Gerda Henkel Stiftung im Berichtsjahr einen neuen Förderschwerpunkt zum Thema „Lost Cities. Wahrnehmung von und Leben mit verlassenen Städten in den Kulturen der Welt“ eingerichtet. Der Förderschwerpunkt ist interdisziplinär angelegt und soll Projekte ermöglichen, in denen vielfältige Dimensionen der Auseinandersetzung mit verlassenen Städten im Mittelpunkt stehen. Ziel des Programms ist es, die in unterschiedlichen Kontexten greifbaren Interpretations-, Wissens- und Wahrnehmungskulturen zu beschreiben. Im Mittelpunkt soll nicht in erster Linie die Frage stehen, welche Faktoren verlassene Städte entstehen ließen. Von besonderem Interesse sind die verlassenen Städte selbst und die unterschiedlichen Formen ihrer Deutung, Instrumentalisierung und Codierung in verschiedenen Kulturen und Zeiträumen.

Lisa Maskell Stipendien

Aus Anlass des 100. Geburtstags der Stifterin hat die Gerda Henkel Stiftung im Jahr 2014 die Lisa Maskell Stipendien zur Förderung junger Geisteswissenschaftler aus Afrika und Südostasien ins Leben gerufen. Diese größte internationale Förderinitiative für Doktorandinnen und Doktoranden in der Geschichte der Stiftung stellt jährlich Fördermittel für Vollzeit-Promotionsstipendien an den Ausbildungsstandorten Stellenbosch (Südafrika) sowie Kampala (Uganda) für afrikanische Wissenschaftler sowie individuelle Stipendien für südostasiatische Doktoranden zur Verfügung. Im Rahmen des Programms werden auch begleitende Workshops und infrastrukturelle Maßnahmen unterstützt. Ziel der Lisa Maskell Stipendien ist es, die Hochschullandschaft der Partnerländer zu stärken und der Abwanderung qualifizierter junger Wissenschaftler entgegenzuwirken. Die Stiftung unterstützt mit dieser Initiative die Bemühungen führender Bildungseinrichtungen in Afrika und Südostasien, ihren Doktorandinnen und Doktoranden eine exzellente akademische Ausbildung zu ermöglichen.

Fellowships

Bereits in den Anfangsjahren der Stiftung stand die Förderung der internationalen Kooperation von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im Blickfeld der Gremien. Von 1981 bis 2001 ermöglichte ein Stipendienprogramm ausländischen Forschern einen begrenzten Forschungsaufenthalt in Deutschland und die Zusammenarbeit mit deutschen Wissenschaftlern. In den Jahren 2011 und 2012 wurde mit M4HUMAN (Mobility for experienced researchers in historical humanities and Islamic studies) ein internationales, von der Europäischen Kommission mit Mitteln aus dem 7. EU-Forschungsrahmenprogramm und dessen Marie Curie-Maßnahmen ko-finanziertes Stipendienprogramm ausgeschrieben, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern längere Forschungsaufenthalte im Ausland ermöglichte.

Derzeit vergibt die Stiftung in Kooperation mit renommierten Universitäten und Forschungsinstituten mehrere Fellowships in Deutschland, West- und Osteuropa und den USA: Partner sind das Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, die Stanford University in Stanford, Kalifornien, die Maison méditerranéenne des sciences de l’homme in Aix-en-Provence und die Fondation Maison des Sciences de l’Homme in Paris, das New Europe College in Bukarest sowie das Centre for Advanced Study Sofia. Dem Deutschen Historischen Institut London und der London School of Economics and Political Science stellt die Stiftung Fördermittel zur Vergabe einer Gastprofessur zur Verfügung. Am Deutschen Historischen Institut Washington in Kooperation mit dem Roy Rosenzweig Center for History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, ermöglicht sie ein Stipendium für Projekte im Bereich der Digital History.

Ebenfalls Bestandteil des Fellowship-Programms der Stiftung sind international ausgeschriebene Stipendien zum Aufenthalt von Doktoranden an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München, ein Förderstipendium am Historischen Kolleg in München sowie die Bourses Gerda Henkel für Promovierende am Centre international de recherche des Historial de la Grande Guerre in Péronne, Frankreich.

Wissenschaft und Öffentlichkeit

Die Kernbereiche der Förderung sind immer wieder durch neue Initiativen und operative Projekte erweitert worden, mit denen die Gerda Henkel Stiftung Akzente in der Wissenschaftsförderung setzt. Mit eigenen Maßnahmen verfolgt die Stiftung dabei das Ziel, für die an Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen angestoßenen Debatten auch außerhalb der Wissenschaft zu sensibilisieren:

Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung

Die Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung wurde gemeinsam mit dem Verlag C.H. Beck gegründet. Ihr Ziel ist es, ausgewiesenen Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften einer interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Die Stiftung unterstreicht mit der Reihe ihr Anliegen, herausragende geisteswissenschaftliche Forschungsleistungen zu fördern – in diesem Fall in Form eines Buches, das höchsten Ansprüchen genügt und eine große Leserschaft findet. In den mehr als zehn Jahren des Bestehens der Reihe wurden 21 Monographien aus den von der Stiftung geförderten Feldern veröffentlicht.

Gerda Henkel Preis

Seit 2006 wird der Gerda Henkel Preis in einem Turnus von zwei Jahren an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Das Preisgeld ist zur freien Verwendung bestimmt. Der Gerda Henkel Preis wird international ausgeschrieben. Die Stiftung wendet sich an Universitäten sowie namhafte kulturelle und wissenschaftliche Institutionen und fordert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Einrichtungen auf, geeignete Kandidaten zu benennen.

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind der Kunsthistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Warnke (Hamburg, 2006), der Soziologe und Kulturhistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Richard Sennett (London/New York, 2008), die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Krämer (Berlin, 2010), der Historiker Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterhammel (Konstanz, 2012), der Ägyptologe Prof. Dr. Stephan Seidlmayer (Kairo/Berlin, 2014), die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper (Oxford, 2016) und der Historiker und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Achille Mbembe (Johannesburg, 2018). Die während der Preisverleihungen gehaltenen Festvorträge werden im Rhema-Verlag (Münster) in der Reihe "Gerda Henkel Vorlesung" veröffentlicht.

L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG

Mit dem interaktiven und multimedialen Wissenschaftsportal L.I.S.A. bietet die Gerda Henkel Stiftung seit 2010 eine Online-Plattform für Austausch, Zusammenarbeit und Netzwerkbildung in den Historischen Geisteswissenschaften. Das Akronym L.I.S.A. nimmt die zentralen Möglichkeiten des Portals auf: Lesen, Informieren, Schreiben und Austauschen. Nicht zuletzt erinnert L.I.S.A. an die Gründerin der Gerda Henkel Stiftung, Frau Lisa Maskell. Ziel der Initiative ist es, Beiträge aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften, der Archäologie und der Kunstgeschichte zur Verfügung zu stellen und damit dem Bedarf an fächerübergreifenden Informationen in den Historischen Geisteswissenschaften Rechnung zu tragen. International anerkannte Wissenschaftler, aber auch junge Forscherinnen und Forscher können sich im Rahmen von Dossiers, Expertenchats und Online-Vorlesungen, mit Tagungsberichten, Buchrezensionen, Veranstaltungsmeldungen oder Podcasts beteiligen. Das Portal sieht Text-, Bild- und Filmelemente vor.

In der Rubrik L.I.S.A.video werden unter anderem professionell produzierte Filme gezeigt, bei denen Wissenschaftler aus von der Stiftung geförderten Projekten aus ihrem Forschungsalltag berichten. Für die Sparte L.I.S.A.interview führt die Redaktion regelmäßig Gespräche mit Wissenschaftlern zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen, aber auch zu deren eigenen Forschungsprojekten. Bei L.I.S.A.teamwork können sich Forscherinnen und Forscher zusammenschließen und in einem geschützten Bereich zu einem von ihnen bestimmten Thema zusammenarbeiten.

EDIT. Digitale Publikation Gerda Henkel Stiftung
Mit EDIT stellt die Gerda Henkel Stiftung eine Online-Plattform zur Veröffentlichung von digitalen Publikationen zur Verfügung, die aus geförderten Projekten der Stiftung hervorgegangen sind. Ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird mit EDIT die Möglichkeit geboten, ihre Forschungsergebnisse im Bereich der Historischen Geisteswissenschaften zügig und zuverlässig einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.

Dabei umfasst EDIT nicht nur den monographischen Teil einer Publikation, sondern ebenso Katalogisierung und Dokumentation von Datensammlungen wie Fotos oder Zeichnungen von archäologischen Fundobjekten, antiken Textquellen oder historischen Archivmaterialien. So lassen sich umfangreiche Datensätze und Bildkataloge veröffentlichen, die eng mit dem schriftlichen Teil verknüpft sind. Das Besondere daran: Forscherinnen und Forscher erhalten für eigene Studien weltweit Zugriff auf die zugrundeliegenden Primärquellen einer Publikation. Um die Veröffentlichungen eindeutig identifizierbar und zitierbar zu halten, werden alle Werke mit einer eigenen DOI-Nummer versehen.

Die einzelnen Online-Publikationen öffnen sich über den Internet-Browser und werden von einer gesonderten Webseite begleitet, auf der weitere Informationen zum jeweiligen Forschungsprojekt zu finden sind.