Dr. Franziska Brons untersucht in ihrem kunsthistorischen Forschungsvorhaben submarine Bilder im Zeitraum von 1870 bis 1930 und geht dabei der Frage nach, wie Naturforscher und Künstler unter den erschwerten Bedingungen von Dunkelheit und Salzwasser gearbeitet haben. Ausgehend von den Versuchen des Ingenieurs und Erfinders Wilhelm Bauer, Bilder aus einem von ihm konstruierten Unterseeboot heraus anzufertigen, beschäftigt sie sich mit den Aufnahmen, Apparaturen und Schriften des französischen Biologen Louis Boutan sowie der britischen Naturforscher William Thompson und Francis Ward. Die ersten visuellen Vorstöße in aquatische Regionen fanden in der Regel an ozeanographischen bzw. meeresbiologischen Forschungsstationen wie dem „Laboratoire Arago“ in Banyuls-sur-Mer oder der „Stazione Zoologica Anton Dohrn“ in Neapel statt. Es ging dabei aber vorrangig nicht um die am Meeresboden vorgefundenen Organismen oder Zustände, sondern um das jeweilige Verfahren der Bildgewinnung, welches in idealisierenden Illustrationen auch einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt wurde. Die Forscher und Konstrukteure, so eine These von Dr. Brons, arbeiteten in erster Linie an den photographischen Prozessen und den optischen Instrumenten, mit denen sie in ganz unterschiedlichen Gewässern Fauna, Flora und mineralische Formationen bildlich zu fixieren versuchten. Das photographische Bild avancierte zur Machbarkeitsstudie seiner selbst. Auch im submarinen Film zeigte sich der Verweis auf die medialen und materiellen Bedingungen der Produktion. Bereits in den ersten, 1914 präsentierten kinematographischen Unterwasseraufnahmen der Brüder John Ernest und George Williamson tritt das genuin filmische Element der Bewegung im Modus der Entschleunigung zu Tage. Dieser Effekt beherrscht auch das Œuvre des Filmemachers Jean Painlevé, dessen zoologische Lehrfilme sowohl im Aquarium in Paris als auch an der bretonischen Küste entstanden.