Form 11
Konischer Becher  

Form 11a Becher mit Schlifflinien

Vgl. Form Isings 106a; Trier 53a; Gellep 186

Kat. 43 Becher, Inv. 67,894

Grab 88

H. 10,5 cm. Rand Dm. 8,7 cm.

Glas bläulichgrün, durchsichtig. Freigeblasen.

Gefäßkörper sich nach unten verjüngend. Kleine, leicht nach innen gewölbte Standfläche. Rand nach außen gebogen und etwas gewölbt, abgesprengt und überschliffen. Außen unter dem Rand umlaufende Schlifflinie. Im oberen Teil der Wandung ein zartes Schlifflinienband, im unteren Teil eine kräftigere Schlifflinie.

Zusammengesetzt, kleine Fehlstelle.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 83. Form 11a. Kat. 43. Inv. 67,894.
Abb. 82. Form 11a. Kat. 43. Inv. 67,894. Zeichnung M. 1:2.

Kat. 44 Becher, Inv. 67,1064

Grab 105

H. 9,7 cm. Rand Dm. 9 cm.

Glas farblos, durchsichtig. Freigeblasen.

Gefäßkörper sich nach unten verjüngend. Abgeflachte Standfläche leicht nach innen gewölbt. Rand kaum nach außen gebogen, innen leicht gekehlt, abgesprengt und wohl überschliffen. Unterhalb des Randes umlaufende Schlifflinie. Im oberen Teil der Wandung ein breites Band zarter Schlifflinien, im unteren ein schmales Schlifflinienband.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 84. Form 11a. Kat. 44. Inv. 67,1064. M. 1:2.

Kat. 45 Becher, Inv. 67,1065

Grab 105

H. 9 cm. Rand Dm. 9,1 cm.

Glas farblos, leicht gelblich. Freigeblasen.

Gefäßkörper sich nach unten verjüngend. Abgeflachte Standfläche, leicht nach innen gewölbt. Rand abgesprengt, heute schartig. Unterhalb des Randes umlaufende Schlifflinie. Im oberen Teil der Wandung ein Band zarter Schlifflinien.

Wandung rissig, Teile ergänzt. Innenseite des Bechers mit Kunstharzüberzug.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 86. Form 11a. Kat. 45. Inv. 67,1065.
Abb. 86. Form 11a. Kat. 45. Inv. 67,1065. M. 1:2.

Kat. 46 Becher, Inv. 67,1070

Grab 82

H. 8,2 cm. Rand Dm. 8,2 cm.

Glas farblos, durchsichtig. Freigeblasen.

Gefäßkörper sich nach unten verjüngend. Kleine, nach innen gewölbte Standfläche. Rand innen leicht gekehlt, abgesprengt und wohl überschliffen. Unterhalb des Randes umlaufende Schlifflinie. Im oberen Teil der Wandung ein Band zarter Schlifflinien.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 87. Form 11a. Kat. 46. Inv. 67,1070.
Abb. 87. Form 11a. Kat. 46. Inv. 67,1070. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Die Becher kommen aus Körperbestattungen. Kat. 43 wurde in einem Holzkasten in der Grube von Grab 88 gefunden. In Grab 82 lag der Becher Kat. 46 links beim Kopf des Bestatteten. In Grab 105 waren die beiden Exemplare Kat. 44 und Kat. 45 zu Füßen des Toten deponiert.

Form und Technik: Die vier Gläser gehören zur Bechergruppe Form Isings 106. Sie bestehen meist aus farblosem klarem Glas guter Qualität. Ihre Höhe beträgt zwischen 8 bis 10,5 cm. Der Gefäßkörper verjüngt sich unterschiedlich stark zum Boden hin und hat eine leicht nach innen gewölbte Standfläche. Bei Kat. 45 und Kat. 46 entspricht die Höhe dem Randdurchmesser. Der Rand der Gläser ist abgesprengt, meist überschliffen und mit Schlifflinien versehen. Im oberen Teil der Wandung sitzt stets ein breites Schlifflinienband, zwei Gläser Kat. 43 und Kat. 44 haben umlaufende Schlifflinien auch im unteren Teil der Wandung.

Verwendung und Gefäßkombination: Die Gefäße gehören zum Trinkgeschirr. In Grab 105 lagen zwei gleiche Exemplare, die offenbar ein Paar bildeten (Taf. 144, Taf. 145). Grab 88 enthielt drei Becher, einer der Form 11a und zwei der Form 9a (Taf. 121). Die Sitte der mehrfachen Beigabe von Trinkbechern wird auch durch den Sarkophagfund in Köln-Müngersdorf belegt, der drei Exemplare der Form 11a enthielt[472]. In einem Sarkophag von der Königin-Luise-Schule lagen sogar fünf Becher, zwei der Form 11a und drei der Form 10a[473].

Datierung: Die beiden Gefäße Kat. 44 und Kat. 45 sind nach 307/308 n. Chr. und der Becher Kat. 43 nach 316 n. Chr. in die Erde gekommen. Dies sichern Münzbeigaben in den entsprechenden Gräbern 105 bzw. 88. Die Bestattung 82 mit Becher Kat. 46 ist nach den Beifunden im frühen 4. Jahrhundert angelegt worden. Weitere Beispiele aus Köln mit gesichertem Fundkontext sind: Ein Exemplar aus Grab 219 von der Jakobstraße, das in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datierbar ist[474], die beiden Becher Form 11a aus dem genannten Sarkophag von der Königin-Luise-Schule, der in der ersten Hälfte oder der Mitte des 4. Jahrhunderts beigesetzt wurde. Der Sarkophag C aus Köln-Müngersdorf mit drei Exemplaren stammt bereits aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Es ist also damit zu rechnen, daß konische Becher der Form 11 in Köln vom frühen 4. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte gebräuchlich waren.

Mindestens 13 konische Becher sind aus Gellep bekannt. Für sechs dieser Gläser liefern Münzfunde in den Gräbern 2656, 2657, 2896, 2942, 3381 und 4609 einen terminus post quem von 335, 337, 341 und 346 n. Chr.[475]. Weitere sieben Bestattungen 1124, 1260, 1490, 2789, 2880, 2905 und 5559 mit der Beigabe von konischen Bechern werden in die Mitte oder die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts eingeordnet[476]. Die Funde aus Trier und Neuss stammen ebenfalls aus dem genannten Zeitraum[477].

Form 11b Becher mit geometrischem Schliff

Vgl. Form Isings 106c; AR 63; Gellep 188

Kat. 47 Schliffbecher, Inv. Glas 527

Grab 78

H. 10,9 cm. Rand Dm. 7,3 cm.

Glas leicht grünlich. Freigeblasen.

Konischer Gefäßkörper auf abgeflachter, leicht nach innen gewölbter Standfläche. Rand schräg nach außen gebogen, abgesprengt und überschliffen. Auf dem Boden und der Wandung flüchtig ausgeführte Schliffdekoration: unterhalb des Randes eine Reihe mit zwölf liegenden Ovalen, durch doppelte Schräglinien nach links von einander getrennt. Darunter neun spitzgiebelige sog. Fensterornamente mit eingestellten ovalen Schliffen. Auf der Schauseite eine gegitterte Raute, auf der Rückseite eine Raute mit X-förmiger Füllung, jeweils unter doppelt gezeichnetem Giebel. Oberhalb der Standfläche 17 einfache Schräglinien nach links. Auf dem Boden acht radial angeordnete Schlifflinien unterschiedlicher Länge.

Sprung, sonst intakt.

Lit.: Fremersdorf, Schliffgläser 120 Taf. 134 rechts.

Abb. 89. Form 11b. Kat. 47. Inv. Glas 527.
Abb. 88. Form 11b. Kat. 47. Inv. Glas 527. M. 1:2.
Abb. 90. Form 11b. Kat. 47. Inv. Glas 527.

Grabtypus und Fundlage: Das Gefäß Kat. 47 stammt aus einem Körpergrab; es wurde innerhalb der Bleiverkleidung eines vergangenen Holzsargs gefunden.

Form und Technik: Der konische Becher mit ausgebogenem Rand gehört zur großen Formgruppe Isings 106c. Zahlreiche Exemplare aus Köln zeigen flüchtig angebrachte Schliffornamente aus Schräglinien und Giebelfeldern mit ovalen Schliffen und gegitterten Rauten[478]. Bei Kat. 47 ist auch der Boden mit Schlifflinien versehen. Eine sehr ähnliche Wandung- und Bodenverzierung weist ein nicht fundgesichertes weiteres Exemplar von der Luxemburger Straße auf[479]. Radiale Bodenschliffe zeigt auch ein Becher in Amiens[480]. Beispiele mit vergleichbar geschliffener Wandung wurden in Bonn[481] und Gellep[482] gefunden.

Verwendung und Gefäßkombination: Das Glas Form 11b ist wohl als Trinkgefäß anzusprechen. Es war in Grab 78 mit zwei weiteren Bechern der Formen 9b und 12a vergesellschaftet (Taf. 108).

Datierung: Grab 78 war neuzeitlich gestört. Wenn die außerhalb des Sargs gefundenen Münzen zugehörig sind, ergibt sich ein terminus post quem von 272/274 n. Chr.; eine Datierung in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts ist zu vermuten. Die übrigen in Köln aufbewahrten Beispiele sind ohne Fundzusammenhang[483]. Die Gräber 1213 und 2253 aus Gellep mit zwei Bechern sind durch die Beifunde in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datierbar[484].

Form 11c Becher mit Nuppen

vgl. Form Isings 106 b2; Trier 52b

Kat. 48 Nuppenbecher, Inv. 67,869

Grab 87

H. 12,8 cm. Rand Dm. 11,4 cm.

Glas farblos. Nuppen grünblau, bernsteinfarben. Freigeblasen.

Konischer Gefäßkörper. Boden leicht nach innen gewölbt. Rand abgesprengt und überschliffen. Auf der Wandung zwei Zonen mit Nuppen: oben eine Reihe mit vier großen Nuppen (zwei braune, zwei grüne) im Wechsel mit vier Gruppen von je fünf kleinen Nuppen in traubenförmiger Anordnung; unten vier große Nuppen im Wechsel mit vier Gruppen aus drei kleinen Nuppen (je zwei grüne, zwei braune). Unmittelbar unter dem Rand nicht ganz umlaufende Schlifflinie, oberhalb der Nuppen vier schmale Schliffbänder, unterhalb der Nuppen eine Schlifflinie.

Sprünge in der Wandung.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 92. Form 11c. Kat. 48. Inv. 67,869.
Abb. 91. Form 11c. Kat. 48. Inv. 67,869. M. 1:2.

Kat. 49 Nuppenbecher, Inv. 67,870

Grab 87

H. 10,5 cm. Rand Dm. 6,4 cm.

Glas farblos, Schlieren. Nuppen grünblau, bernsteinfarben. Freigeblasen.

Gefäßkörper nach unten spitzkonisch zulaufend. Kleine, leicht nach innen gewölbte Standfläche. Rand abgesprengt, leicht überschliffen und mit umlaufender Schlifflinie versehen. Auf der Wandung eine Reihe mit vier großen und vier kleinen grünblauen bzw. gelbbraunen Nuppen. Die beiden benachbarten Nuppen jeweils in der gleichen Farbe. Oberhalb der Nuppen zwei und im unteren Teil der Wandung eine schwach ausgeprägte Schlifflinie.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 94. Form 11c. Kat. 49. Inv. 67,870.
Abb. 93. Form 11c. Kat. 49. Inv. 67,870. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Die beiden Becher Kat. 48 und Kat. 49 stammen aus einer Körperbestattung und lagen in Kopfhöhe links.

Form und Technik: Die mit Nuppen verzierte Form entspricht den glattwandigen Exemplaren Form 11a.

Verwendung und Gefäßkombination: Die beiden Nuppenbecher sind als Paar ins Grab gelegt worden (Taf. 119). Die mehrfache Beigabe von Trinkgefäßen entspricht einer Sitte, die auch bei Form 11a beobachtet wurde.

Datierung: Grab 87 ist durch Münzen nach 313/315 n. Chr. datiert. Der Fund eines konischen Bechers mit relativ breiter Standfläche in Kombination mit einem spitzkonischen Exemplar sichert, dass beide Formvarianten gleichzeitig in Gebrauch waren und nicht zeitlich aufeinander folgten[485].

Form 11d Becher mit Falten

Vgl. Form Trier 53c; Gellep 516

Kat. 50 Faltenbecher, Inv. 67,1351

Grab 93

H. 12,5 cm. Rand Dm. 8,5 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Konischer Gefäßkörper sich nach unten verjüngend. Boden leicht aufgewölbt. Wandung mit vier langen flachen Falten versehen. Rand abgesprengt und überschliffen. Unterhalb des Randes ein zartes Schliffband.

In der Wandung ein Sprung.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 96. Form 11d. Kat. 50. Inv. 67,1351.
Abb. 95. Form 11d. Kat. 50. Inv. 67,1351. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Das Glas Kat. 50 stammt aus einem Körpergrab und lag innerhalb des Sargs neben dem Kopf des Bestatteten. Dieser war nach Ausweis des Trachtzubehörs, einer Zwiebelknopffibel, männlichen Geschlechts.

Form und Technik: Der Becher hat eine konvex gewölbte Wandung, in die in heißem Zustand vier Falten eingedrückt wurden. Das Gefäß ist damit eine Variante der Formgruppe Isings 106.

Verwendung und Gefäßkombination: Der Becher Form 11d war mit einem weiteren Trinkgefäß, einem halbkugeligen Becher Form 9a, und einem verlorenen Glasteller unbekannter Form vergesellschaftet (Taf. 128).

Datierung: Das Glas kann aufgrund der Beifunde, u. a. Zwiebelknopffibel Typ Keller 2 A, in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert werden. Ein Becher aus Köln–Rondorf (Giesdorf) stammt aus dem 4. Jahrhundert, vielleicht aus der zweiten Jahrhunderthälfte[486]. In Gellep wurde ein Becher mit vier Falten im Männergrab 2907 gefunden[487]. In Grab 5561A kam ein Exemplar mit acht Falten zutage[488]. Beide Gräber sind in die Mitte des 4. Jahrhunderts datierbar. Ein Beispiel noch aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts kommt aus Filzen (Trier)[489].