Form 36
Flasche mit zwiebelförmigem Gefäßkörper  

Vgl. Form Isings 16; Trier 71

Kat. 143 Flasche, Inv. 36,268

Grab 14

H. 14,1 cm. Rand Dm. 3,2 cm.

Glas blaugrün, durchsichtig, relativ dickwandig. Freigeblasen.

Zwiebelförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Umbruch zum abgeflachten Boden hin. Röhrenförmiger Hals von der Schulter leicht abgesetzt. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder nach innen gefaltet.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 199. Form 36. Kat. 143. Inv. 36,268.
Abb. 199. Form 36. Kat. 143. Inv. 36,268. M. 1:2.

Kat. 144 Flasche, Inv. 76,22

Grab 42

H. 15,1 cm. Rand Dm. 4,2 cm.

Glas gelbgrün, eingemärbelte weiße Fäden, dickwandig. Freigeblasen.

Zwiebelförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Umbruch zum abgeflachten Boden hin. Weiter zylindrischer Hals von der Schulter schwach abgesetzt. Rand nach außen gebogen und wieder nach innen gefaltet. Eingemärbelte Fäden, die sich über den Hals nach unten und in unregelmäßigen Bögen wieder nach oben ziehen.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 200. Form 36. Kat. 144. Inv. 76,22.
Abb. 200. Form 36. Kat. 144. Inv. 76,22. M. 1:2.

Form 36 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 49 Nr. 726–730 Taf. 41 Nr. 726. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 41–42 Taf. 85 rechts.

Grabtypus und Fundlage: Die Gläser fanden sich in Brandgräbern. Kat. 143 stand mit weiteren Beigaben ungeschützt in der Grabgrube.

Form und Technik: Die Flaschen mit zwiebelförmigem Gefäßkörper und abgesetztem Hals entsprechen Form Hofheim 16 und sind eine Variante zu Isings 16[695]. Die Gefäße bestehen aus verhältnismäßig dickem Glas. Bei Kat. 144 erscheint das gelbgrüne Glas durch die eingemärbelten Fäden wie marmoriert. Offenbar wird ein Gefäß aus Buntgestein, etwa Achat nachgeahmt.

Verwendung und Gefäßkombination: Die Gefäße dienten vermutlich als Unguentarien. Die Flasche von der Arnoldshöhe in Köln ist hierfür ein Beleg, da sie bei der Auffindung noch Reste des eingetrockneten Salböls enthielt[696]. In Grab 14 war Form 36 die einzige Glasbeigabe.

Datierung: Grab 14 mit Flasche Kat. 143 wird durch einen Sesterz des Titus nach 80 n. Chr. datiert. Die übrigen Beigaben sprechen für eine Bestattung am Ende des 1. oder am Anfang des 2. Jahrhunderts.

Kat. 144 gehört zu einem Komplex (Grab 42), der Objekte aus der zweiten Hälfte des 1. bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts umfaßt und kein zuverlässlich geborgener Grabfund sein kann; das Glas ist daher nicht genauer datierbar. Zwei weitere Gläser der Form 36 aus Nekropolen der CCAA sind fundgesichert: eine Flasche lag in Grab II,78 bei St. Severin aus der Zeit um 100 n. Chr.[697]. An der Bonner/Sechtemer Straße, wurde eine kleine Flasche aus moosgrünem Glas mit roter Schliere in einem Bustum gefunden. Medizinische Instrumente lassen schließen, dass der Verstorbene ein Arzt gewesen ist. Verbrennung und Beisetzung seiner Asche haben nach Ausweis von Münzen bald nach 63/68 n. Chr. stattgefunden[698].

Eine Flasche mit Fundort Neuss stammt aus Grab 263, das ein As des Domitian nach 81/96 n. Chr. datiert. In einem Grab in Trier lagen zwei Exemplare in Verbindung mit einer gut erhaltenen Münze des Domitian[699]. Die fundgesicherten Flaschen sprechen dafür, daß die hauptsächliche Gebrauchszeit von Form 36 das letzte Drittel des 1. und die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts gewesen ist.