Form 62
Krug mit kugeligem Gefäßkörper  

Form 62a Krug mit Röhrenhals

Vgl. Form Isings 14

Kat. 242 Krug, Inv. 60,219

Grab 6

Halsfragment H. 6,6 cm. Henkel H. 7,1 cm.

Glas hell blaugrün. Blasen. Fadenauflage opak gelb. Freigeblasen.

Erhalten sind zwei Fragmente: Enger röhrenförmiger Hals mit dem Ansatz des kugeligen Gefäßkörpers sowie der anpassende Stabhenkel. Dieser saß verdickt auf der Schulter auf und endete am Hals unterhalb des Randes. Rand nach außen gebogen und ungleichmäßig zurückgefaltet. Gelber Faden auf der Schulter mit verdicktem Tropfen aufgesetzt und um den Gefäßkörper in (noch zwei) Windungen umgelegt.

Lit.: Gollub 1962/63, 74 ff. Abb. 7,1.

Abb. 311. Form 62a. Kat. 242. Inv. 60,219.
Abb. 311. Form 62a. Kat. 242. Inv. 60,219. M. 1:2.

Form 62b Krug mit Trichterhals

Vgl. Form Trier 116

Kat. 243 Krug, Inv. L 1054

Grab 111

H. 17 cm.

Glas blaugrün, durchsichtig. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden leicht eingewölbt; Heftnarbe. Eingezogener Hals sich nach oben trichterförmig erweiterend. Rand schräg nach außen gebogen und kurz wieder zurückgefaltet. Auf dem Gefäßkörper ein aufgelegter dünner Spiralfaden. Das obere Fadenende mit einem verdick­tem Tropfen aufgesetzt. Dreigeteilter Bandhenkel, sitzt mit drei Zacken auf der Schulter auf, ist mit einer Falte am Rand befestigt und endet in einer hochstehenden, gefalteten ‚Daumenraste‘.

Lit.: Fremersdorf, Schlangenfadenglas 37 Taf. 6. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 28 Taf. 29.

Abb. 313. Form 62b. Kat. 243. Inv. L 1054.
Abb. 312. Form 62b. Kat. 243. Inv. L 1054. M. 1:2.

Kat. 244 Krug, Inv. 35,361

Grab 43

H. 9,7 cm.

Glas leicht grünlich, durchsichtig. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden stark eingewölbt; Heft­narbe. Zylindrischer Hals. Rand nach außen gebogen und kurz wieder zurückgefaltet. Rundstabhenkel, sitzt mit verdicktem Ende auf der Schulter auf und endet mit einer
Falte an Hals und Rand.

Zusammengesetzt. Fehlstellen im Gefäßkörper.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 314. Form 62b. Kat. 244. Inv. 35,361.
Abb. 314. Form 62b. Kat. 244. Inv. 35,361. M. 1:2.

Kat. 245 Krug, Inv. 61,963

Grab 41

H. 8 cm.

Glas hell blaugrün. Blasen. Freigeblasen.

Gedrückt kugeliger Gefäßkörper. Boden eingewölbt; Heftnarbe. Kurzer, zylindrischer Hals. Rand nach außen gebogen; die rechte Hälfte des Randes kurz zurückgefaltet, die linke Hälfte nur verrundet. Runder Henkel, sitzt mit verdick­tem Ende auf der Schulter auf und endet mit hochstehender ‚Daumenraste‘ am Rand.

Zusammengesetzt. Große Fehlstelle im Gefäßkörper, kleine Ergänzungen, Stück des Randes fehlt.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 315. Form 62b. Kat. 245. Inv. 61,963.
Abb. 315. Form 62b. Kat. 245. Inv. 61,963. M. 1:2.

Kat. 246 Krug, Inv. 74,1060

Grab 91

H. 13,4 cm.

Glas grünlich. Schlieren. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden eingewölbt; Heftnarbe. Hals sich nach oben erweiternd. Rand nach außen gebogen und kurz zurückgefaltet. Schmaler Bandhenkel, sitzt mit nach innen eingeschlagenem Ende auf der Schulter auf und endet mit einer doppelten Schlaufe an Hals und Rand.

Zusammengesetzt. Kleine Fehlstelle.

Lit.: Riedel 1980, 128 Abb. 38.

Abb. 316. Form 62b. Kat. 246. Inv. 74,1060.
Abb. 316. Form 62b. Kat. 246. Inv. 74,1060. M. 1:2.

Form 62 ohne Fundzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 10 Nr. 75 Taf. 38; 46 Nr. 511. 513 Taf. 31.

Grabtypus und Fundlage: Krug Kat. 242 lag neben, Kat. 244 hingegen innerhalb der Aschenkiste aus Blei bzw. aus Holz. Krug Kat. 245 wurde in Brandgrab 41 außerhalb der Asche angetroffen. Kat. 246 hatte man im Körpergrab 91 neben den Unterschenkel des Toten gelegt. Über die Fundumstände von Kat. 243 in Grab 111 ist nichts Näheres bekannt.

Form und Technik: Die kugeligen Krüge sind freigeblasen. Form 62a hat einen verengten Hals, während Form 62b einen Trichterhals mit ausgebogenem Rand aufweist[980]. Die Exemplare Kat. 242 und Kat. 243 sind mit einem umlaufenden gelben bzw. blaugrünen Faden verziert. Der Henkel ist stabartig bzw. zu einem unterschiedlich breiten Bandhenkel ausgebildet. Bei Krug Kat. 243 endet der dreigeteilte Henkel in einer hochstehenden Daumenraste. Er wurde, wie auch sonst üblich, erst nach dem Auflegen des Fadens in einem nachfolgenden Arbeitsschritt angesetzt.

Verwendung und Gefäßkombination: Die Krüge sind ohne Inhalt überliefert und liefern somit keinen Aufschluß über ihre Verwendung im Grab. In Grab 41 war der Krug die einzige Glasbeigabe.

Datierung: Grab 6 mit Krug Kat. 242 der Form 62a ist durch eine Münze nach 41/52 n. Chr. datiert; es ist wohl in flavischer Zeit in den Boden gekommen. Die Exemplare der Form 62b stammen aus Fundkontexten des 2.– 4. Jahrhunderts: Grab 41 mit Kat. 245 ist wahrscheinlich im 2. Jahrhundert anzusetzen. Für Grab 43 mit Kat. 244 liefert eine Münze den terminus post quem von 164 n. Chr; es wurde wohl in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts errichtet. Nach Ausweis der Keramik wurde Grab 91 mit Kat. 246 im 4. Jahrhundert angelegt. Kat. 243 hatte F. Fremersdorf wegen seiner blaugrünen Glasfarbe an den Anfang des 2. Jahrhunderts datiert. Das zugehörige Grab 111 enthielt jedoch eine heute verlorene Münze, die nach der Beschreibung im Inventarbuch als Prägung des Kaisers Constans identifiziert wurde. Vorausgesetzt es wurden keine Münzen verwechselt, ist der Krug nicht vor 341/346 n. Chr. ins Grab gelangt.

In der Sammlung des RGM gibt es weitere Krüge der Form 62. Ein Exemplar der Form 62a aus nahezu farblosem Glas mit hellblauer Fadenauflage stammt aus einem Bustum an der Bonner Straße/Sechtemer Straße in Köln. Es wird durch eine Münze des Nero nach 63/68 n. Chr. datiert[981]. Weitere Beispiele aus blaugrünem Glas wurden von Fremersdorf im frühen 2. Jahrhundert angesetzt[982]. Sie sind jedoch nicht fundgesichert, und die zeitliche Einordnung scheint allein auf der Glasfarbe zu beruhen.

Aus den Gräberfeldern anderer niedergermanischer Siedlungen ist eine Reihe von Krügen ohne Fadenauflage bekannt. In Neuss fand man drei Brandgräber mit jeweils einem Krug aus hellgrünem Glas, die zwischen dem späteren 2. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts angesetzt werden[983]. Auf dem Bestattungsplatz der Villa Hambach 69 war neben einem Sarkophag vom Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts ein Exemplar aus blaugrünem Glas deponiert[984]. Die Bestattungen belegen ebenso wie der Fund von der Luxemburger Straße, dass blaugrünes Glas auch in spätrömischen Kontexten vorkommt und die Glasfarbe allein kein ausreichendes Kriterium für eine Frühdatierung ist.