Grab 68 (Fund 1974-54)  

Luxemburger Straße, ehemaliger Güterbahnhof

Brandgrab

Nach der Befundzeichnung (Abb. 446) und laut Fundbericht (FB 74.20) etwa dreieckige Grube mit abgerundeten Ecken von max. L. 1,20 m, Br. 0,90 m und T. 0,45 m auf UKH 50,30 m über NN. Im südlichen Grubenteil eine Vertiefung, darin Scheiterhaufenasche mit darüber gestreutem Leichenbrand sowie Keramikbruchstücke[1388]. Im höheren Grubenteil eine dünne Ascheschicht, darin drei Henkelkännchen (2–4), unbestimmte Keramikbruchstücke sowie Glasfragmente (1) und Reibstein (9). Auf der Steinplatte die Kästchenteile (8) und unter dieser das Messer (7) liegend. – Die Beigaben von Kästchen (8) und Reibstein (9) lassen eine weibliche Bestattung vermuten.

Gesamtzahl der Glasgefäße: eins

1. Zylindrischer Becher mit Standring, Inv. 74,970: Form 7 b (Kat. 10).

2. Henkelkännchen, Inv. 74,967.

    H. 11,5 cm. Henkel bis auf Ansatz verloren.

    Sch. vergilbtweiß, Ofl. glattwandig, ohne Überzug.

    Gedrungener Gefäßkörper auf schmaler, geschwungen abgesetzter

    Standfläche und mit eingekniffener Schnauze als seitlicher Ausguss nach links.

    Form Gellep 112/829.

3.–4. Zwei Henkelkännchen, Inv. 74,968, 74,969.

         H. noch 8,7 cm bzw. 9,6 cm.

         Ware und Form wie Inv. 74,967 (2)

         Henkel und Ausguss verloren.

5. Unterteil eines Gefäßes (Topf ?), Inv. 74,966.

    H. noch 8 cm.

    Sch. rötlich beige, Ofl. rauhwandig.

    Bauchiger Gefäßkörper auf abgesetzter, schmaler Standfläche.

6. Bruchstück eines Henkelkrugs, zu Inv. 74,967.

    Sch. vergilbtweiß, Ofl. glattwandig, ohne Überzug.

    Kantiger Ringwulstrand.

7. Messer, Inv. 74,971.

    L. noch 16 cm.

    Klinge Eisen, korrodiert, Griff Holz.

    Lanzettförmige Klinge mit Griffangel, daran anhaftend Reste des Holzgriffs.

8. Kästchen (Holz ?) mit mindestens drei Innenfächern[1389], Inv. 74,973.

    a. drei Klappdeckel

    Deckel 1–2: L. 6,1 cm. Br. 2,2 cm. Deckel 3: L. 5 cm. Br. 2,2 cm.

    Bein.

    Rechteckige Plättchen, an einer Längskante je zwei kleine Scharnierzapfen

    zum Einsetzen in ein Kästchen. Auf jedem Klappdeckel ein Zirkelschlagdekor:

    zwei größere Kreise gefüllt mit acht bzw. neun Punktaugen,

    daneben sechs Punktaugen regelmässig angeordnet, ferner zwei mittig

    angebrachte Metallösen, in die Deckelgriffe (8b) eingehängt waren.

    b. Deckelgriff

    Br. 1,5 cm.

    Kupferlegierung.

    Omegaförmig gebogener Drahtgriff eines Klappdeckels.

    Mindestens zwei weitere Deckelgriffe verloren.

9. Reibstein, Inv. 74,972, vielleicht zum Kästchen (8) gehörig[1390].

    L. 9,7 cm. Br. 6,7 cm.

    Schiefer.

    Rechteckige Platte, die Oberfläche einer Seite ungeglättet oder sekundär beschädigt.

    Kratzspuren und Korrosionsablagerungen des Eisenmessers (7).

    Die andere Plattenseite geglättet und mit Kratzspuren am Rand.

    Auf der Oberfläche unbestimmte Rückstände (Salbe ?) mit dem Abdruck eines der

    kreisverzierten Klappdeckel (8). Der Reibstein möglicherweise ursprünglich als

    Schiebedeckel in das Kästchen einsetzbar.

10. Fragmente von korrodierten und mit Sand verbackenen Eisennägeln,

      daran anhaftend, braun verfärbte Holzreste, Inv. 74,974.

Dat.: Zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Lit.: Riedel 1980, 123–124 Abb. 32–33.

Abb. 446. Befundzeichnung von Grab 68. M. 1:20.
Taf. 98. Ausstattung von Grab 68. M. 1:2.