Grab 116 (Fund 1893-01)  

Luxemburger Straße/Ecke Hochstaden Straße

Körpergrab, gestört

Nach den Angaben im ZugInv. 1896–1907 des Museums und der Beschreibung von A. Kisa wurde im Mai 1893 ein Sarkophag aus rotem Sandstein, Ausrichtung N-S, bereits ausgeraubt angetroffen. In der Umgebung des Sargs lagen Bronzebeschläge eines Holzkastens (11–12). An der Schlossplatte befand sich ein Griff mit Enden in Delphinform. Daneben stand eine ungenannte Anzahl von Gläsern. „Sie (die Totenbeigaben) bestanden aus einer dicht zusammengestellten Gruppe von Gläsern, aus deren Mitte eine Muschelflasche mit Fadenhals (1) hervorragte, bis auf einen Henkel wohl erhalten. Ihr zur Seite standen zwei Traubengläser (2–3), Becher (im ZugInv. nicht verzeichnet) und Kannen, darunter ein großes Exemplar des Fäßchentypus mit dem Stempel FRON auf dem Boden“ (5). Unweit der genannten Gruppe wurde eine „große Kanne“ gefunden. Das bei Kisa 1895 abgebildete Gefäß ist mit Krug Inv. Glas 539 identisch, der jedoch nach ZugInv. 1890 nicht Teil der übrigen auf städtische Kosten ausgegrabenen Funde war, sondern durch Ankauf erworben wurde. Krug Inv. Glas 539 stammt also wahrscheinlich aus einer benachbarten Bestattung. Der figürliche Kästchenbeschlag gehört zu den frühchristlichen Zeugnissen des römischen Köln.

Gesamtzahl der Glasgefäße: sechs

1. ‚Muschelflasche‘, Inv. Glas 529: Form 68 (Kat. 256).

2.–3. Zwei ‚Traubenflaschen‘, Inv. Glas 530–Glas 531: Form 67 (Kat. 254, Kat. 255).

4. Krug mit doppelkonischem Gefäßkörper, Inv. Glas 532: Form 65a (Kat. 251).

5. Krug mit faßförmigem Gefäßkörper, Inv. Glas 533: Form 59a (Kat. 232).

6. „Kugelflasche“, ZugInv. 1902; verloren.

    „grünliches Glas“, Form unbekannt.

7.–9. „Drei Henkelkännchen“, Inv. Ton 3332 – Ton 3334; verloren.

         „gelblicher Ton“.

         Form Gellep 112.

10. „Schälchen“, Inv. Ton 3474; verloren.

      Sch. gelb, Ofl. roter Überzug.

11. Beschlag eines Holzkästchens, Inv. Metall 940 (Abb. 525)

      L. 4,3 cm, Br. 4,3 cm.

      Kupferlegierung, Blech gepunzt.

      Blech mit vier Befestigungslöchern. In gemodeltem Perlstabrahmen

      Darstellung einer Orans, bekleidet mit Tunika und Palla, flankiert von

      zwei bärtigen Gestalten in Tunika und Pallium, Schriftrollen oder Tänien

      in den Händen haltend. Die Deutung der Szene ist umstritten.

      Inschriften auf einem Goldglas mit vergleichbarer Darstellung in der

      Sammlung Wolf, Stuttgart (Abb. 526) sprechen dafür, daß Maria

      zwischen Petrus und Paulus dargestellt ist[1623].

12. Weitere Beschläge, Inv. Metall 940; ZugInv. 1896; verloren.

      „Schlüsselplatte, Stück des eisernen Schlosses, der Henkelplatte,

      sieben Eckbeschläge, zwei flache Beschlagplatten, vier Rundplättchen

      mit gestanzten Löwenköpfen auf drei kleineren Bruchstücken“ (Klinkenberg)[1624].

Dat.: 4. Jahrhundert n. Chr.

Lit.: Kölnische Zeitung vom 24. 06. 1893 Nr. 515. – Kisa 1893, Sp. 130 Nr. 68. – Kisa 1895, 51–52 Taf. 2. – Klinkenberg 1906, 299–300. 305 Abb. 139. – La Baume 1965, 77–79 Nr. 12 Abb. 22,1–2; Abb. 23–24, Taf. 16,4. – Schmauder – Willer 2004, 202 Abb. 127. – Ristow 2007, 375 Nr. 264.

Taf. 160. Ausstattung von Grab 116. M. 1:2.
Taf. 161. Ausstattung von Grab 116. M. 1:2.
Abb. 525. Beschlagblech mit Figurenrelief, Grab 116,11.
Abb. 526. Maria orans zwischen Petrus und Paulus. Zwischengoldglas der Slg. Wolf. Stuttgart, Landesmuseum Württemberg (Arch03/W66).