Form 33
Flasche/Aryballos  

Vgl. Form Isings 61; Trier 135; AR 151.1; Gellep 530

Kat. 126 Aryballos, Inv. L 472

Grab 59

H. 3,4 cm. Rand Dm. 2,5 cm.

Glas farblos, jetzt milchig aussehend. Freigeblasen.

Gedrückt kugeliger Gefäßkörper. Boden leicht abgeflacht; Heftnarbe. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet, innen hohl. Zwischen Schulter, Hals und Rand zwei angesetzte sog. Delphin-Ösenhenkel.

Fehlstelle im Rand.

Lit.: Hagen 1906, 406 Taf. 23 Abb. 35c. – Fremersdorf 1965/66, 33 Taf. 13,4b.

Abb. 183. Form 33. Kat. 126. Inv. L 472. M. 1:2.
Abb. 183. Form 33. Kat. 126. Inv. L 472. M. 1:2.

Kat. 127 Aryballos, Inv. 27,327a; verloren

Grab 52

Maße unbekannt.

Glas farblos, milchig aussehend. Freigeblasen.

„Reste eines Aryballos mit Delphinösen“

Lit.: unpubliziert.

Kat. 128 Aryballos, Inv. 30,998

Grab 37

H. 6,4–6,3 cm. Rand Dm. 3,6 cm.

Glas blaugrün, dickwandig. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper mit kleiner leicht nach innen gewölbter Standfläche. Kurzer Hals. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Zwischen Hals, Rand und horizontaler Schulter zwei angesetzte sog. Delphin-Ösenhenkel.

Zusammengesetzt.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 185. Form 33. Kat. 128. Inv. 30,998.
Abb. 184. Form 33. Kat. 128. Inv. 30,998. M. 1:2.

Kat. 129 Aryballos, Inv. 61,855

Grab 39

H. 6,5 cm. Rand Dm. 3,6 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper mit aufgewölbtem Boden. Kurzer zylindrischer Hals. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Zwischen Hals, Rand und Schulter zwei angesetzte sog. Delphin-Ösenhenkel.

In der Wandung zahlreiche Sprünge.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 186. Form 33. Kat. 129. Inv. 61,855.
Abb. 186. Form 33. Kat. 129. Inv. 61,855. M. 1:2.

Kat. 130 Aryballos, Inv. 61,979

Grab 27

H. 8,3 cm. Rand Dm. 3,6 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper mit spitz hochgewölbtem Boden. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Zwischen Hals, Rand und Schulter zwei angesetzte sog. Delphin-Ösenhenkel.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 187. Form 33. Kat. 130. Inv. 61,979.
Abb. 187. Form 33. Kat. 130. Inv. 61,979. M. 1:2.

Kat. 131 Aryballos, Inv. 67,756

Grab 31

H. 5 cm. Rand Dm. 2,9 cm.

Glas blaugrün. Blasen. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper mit leicht aufgewölbtem Boden; Heftnarbe. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Zwischen Hals, Rand und abfallender Schulter zwei angesetzte sog. Delphin-Ösenhenkel.

In der Wandung Sprung.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 188. Form 33. Kat. 131. Inv. 67,756.
Abb. 188. Form 33. Kat. 131. Inv. 67,756. M. 1:2.

Kat. 132 Aryballos, Inv. 69,72.1 und 69,72.3

Grab 51

H. noch 3,2 cm. Rand Dm. 2,3 cm.

Glas leicht grünlich. Freigeblasen.

Kleiner kugeliger Gefäßkörper. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Zwischen Hals, Rand und Schulter ein angesetzter sog. Delphin-Ösenhenkel erhalten.

Unvollständig zusammengesetzt. Nicht anpassende Bruchstücke. Zahlreiche Sprünge. Etwa die Hälfte des Gefäßes verloren.

Lit.: Doppelfeld 1970, 18 Nr. 1.

Abb. 189. Form 33. Kat. 132. Inv. 69,72.1.
Abb. 189. Form 33. Kat. 132. Inv. 69,72.1. M. 1:2.

Kat. 133 Aryballos, o. Inv.; verloren

Grab 51

H. etwa 3 cm.

 „dunkelblau violettes Glas mit weißen Henkeln“[666]

Lit.: Doppelfeld 1970, 18.

Kat. 134 Verschmolzenes Gefäß, Inv. 67,1286, vermutlich Form 33

Grab 16

L. 6,4 cm. Rand Dm. 3,9 cm.

Glas grün. Freigeblasen.

Verschmolzenes Gefäß bestehend aus dem breiten, horizontal nach außen und wieder nach innen umgeschlagenen Rand sowie den flachgedrückten Teilen von Hals und Gefäßkörper; darin eine ‚Perle‘ eingeschmolzen.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 190. Form 33. Kat. 134. Inv. 67,1286.
Abb. 190. Form 33. Kat. 134. Inv. 67,1286. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Sämtliche Aryballoi stammen aus Brandgräbern. In den Gräbern 31, 39 und 52 waren die Gläser jeweils getrennt vom Leichenbrand in der Grube niedergelegt. In Grab 27 fand sich Kat. 130 außerhalb der Aschenurne in der Grube. Bei Grab 51 war mindestens einer der beiden Aryballoi innerhalb der Aschenkiste platziert. Die gleiche Fundlage ist auch für Kat. 126 anzunehmen, wenn das Grab 59, wie Hagen angibt, mit einer Tuffsteinkiste ausgestattet war. Das Geschlecht der Bestatteten ist in fast allen Fällen unbestimmt. Allein Grab 59 enthält als geschlechtsspezifische Beigabe Schmuck, der auf eine weibliche Person hinweist. Aryballoi sind auch sonst in den Gräberfeldern der CCAA meist Beigaben von Brandbestattungen. In St. Severin wurden sie aus sechs Brandgräbern geborgen[667]. Bisher kam nur einmal ein Aryballos in einer Körperbestattung zutage: an der Jakobstraße lag er in Grab 196 neben dem Kopf „einer alten Frau“[668].

Form und Technik: Die kugeligen Flaschen Kat. 128, Kat. 130 und Kat. 131 bestehen aus blaugrünem Glas, während Kat. 126, Kat. 127, Kat. 129 und Kat. 132 aus farblosem bzw. leicht grünlichen Glas geblasen wurden. In Grab 51 soll sich außer dem farblosen ein buntfarbiges zweites Exemplar befunden haben. Da ein Beispiel aus dunkelrotem Glas als Kölner Fund gesichert ist[669], scheint die Nachricht glaubwürdig zu sein. Bei den untersuchten Flaschen ist der Rand horizontal gefaltet. Die trichterförmige Mündung, die als mögliche weitere Randbildung auch belegt ist, kommt im Fundmaterial nicht vor[670]. Zwischen Schulter, Hals und Rand sind sog. Delphinösenhenkel angesetzt, die wie die kreisförmigen Ösen von Kat. 126 und Kat. 130 vermuten lassen, nicht freihändig, sondern über einem kleinen Rundstab geformt wurden. Die Flaschen dürften mit einem Stöpsel verschlossen gewesen sein, der sich in keinem Fall erhalten hat. Die Exemplare Kat. 116 und Kat. 132 aus den Gräbern 59 und 51 waren wegen ihres sehr kleinen Formats (H. 3,4 bzw. 3,2 cm) vermutlich nicht für den Alltagsgebrauch bestimmt, sondern sind eigens als Grabbeigaben hergestellt worden. Daneben sind Gefäße bis zu 14 cm Höhe in Köln belegt[671]. In den Gräbern I,6/7 und III,545 bei St. Severin war jeweils ein größerer Aryballos mit einem kleineren vergesellschaftet.

Verwendung und Gefäßkombination: Wie Aryballoi in der Antike verwendet wurden, veranschaulichen u. a. griechische Vasenbilder und römische Mosaiken. Die Darstellungen zeigen meist Keramikgefäße, die zusammen mit einer oder mehreren Strigiles an einem Bügel oder Ring getragen und im Bad oder beim Sport benutzt wurden[672]. In mehreren Kölner Bestattungen wurden Aryballoi als Teile solcher Garnituren gefunden. Aus einem gestörten Grab der Luxemburger Straße stammt der Glasaryballos Inv. L 2173, der mit einem Metallstöpsel verschlossen war[673]. Metallringe an den Henkeln lassen auf eine verlorene Tragevorrichtung schließen. Diese könnte ein halbkreisförmiger Bügel gewesen sein, wie er beim Fläschchen aus Grab 3922 in Gellep erhalten ist[674]. Aus Grab 49 der Luxemburger Straße stammt eine Badegarnitur aus Metall bestehend aus Aryballos, Strigiles und Tragbügel. Aus der CCAA sind auch Strigiles aus Glas bekannt[675]. Wegen ihrer Zerbrechlichkeit in der Praxis scheinen es eigens für den Grabritus hergestellte Glaswaren zu sein. Es gibt auch die Beigabenkombination von Metallschaber und Glasaryballos, z. B. in Köln St. Severin, Grab I,6/7[676] und Neuss, Grab 372[677]. Die Beispiele zeigen, dass die Teile einer Garnitur aus unterschiedlichen Materialien bestehen konnten. Entsprechend darf man das Glas Kat. 127 und die Metallstrigilis in Grab 52 als ein zusammengehöriges Paar deuten. Die Badegarnituren sind so häufig, dass man bei denjenigen Brandgräbern, die eine Strigilis scheinbar allein enthielten, einen verlorenen Glasaryballos vermuten darf. Vor allem bei Ensembles aus alten oder unzureichend dokumentierten Grabungen ist damit zu rechnen, dass zerschmolzene Glasreste übersehen wurden und verloren gingen. Umgekehrt weist von den sieben hier vorgelegten Komplexen mit gläsernen Aryballoi nur ein einziges Inventar auch eine Strigilis auf. Insgesamt wurden jedoch 16 Metallstrigiles an der Luxemburger Straße gefunden[678]. Damit liegen mehr Exemplare als aus den übrigen Nekropolen der CCAA vor, und ihre Häufigkeit ist ein Indiz für den vergleichsweise großen Grabluxus bestimmter Brandgräber an der Luxemburger Straße. – Für die Beigabenkombination von Form 33 s. Taf. 45; 50; 57; 59; 76; 78; 88. In den Gräbern 37 und 39 war der Aryballos jeweils die einzige Glasbeigabe.

Datierung: Die blaugrüne Flasche Kat. 131 ist in der Mitte des 2. Jahrhunderts anzusetzen. Die Aryballoi Kat. 128, Kat. 129 und Kat. 130 wurden nach den keramischen Beigaben zu schließen in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts niedergelegt. Kat. 126, Kat. 127 und Kat. 132 hat man in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts als Grabbeigaben verwendet.

Die Laufzeit von Form 33 in Köln belegen weitere fundgesicherte Beispiele. Sechs Brandbestattungen bei St. Severin mit insgesamt neun Aryballoi sind in das letzte Viertel des 2. und die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts datierbar[679]. Die Gräber 152 und 196 an der Jakobstraße mit je einem Exemplar stammen aus der ersten Hälfte bis Mitte des 3. Jahrhunderts[680]. In Gellep wurden sieben Aryballoi gefunden, die allesamt aus Brandgräbern stammen. Von diesen lassen sich Grab 3747, 3922, 4023, 4438, 5525 und 5896 in das 3. Jahrhundert datieren[681]. Die hauptsächliche Gebrauchszeit der Aryballoi in der CCAA und ihrem Territorium war demnach das spätere 2. und die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts.