Form 28
Kleine Flasche mit kugeligem Gefäßkörper und langem Hals  

Vgl. Form Trier 79b (Kat. 729); Gellep 523

Kat. 106 Kleine Flasche, Inv. 61,908

Grab 106

H. 9,5 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Kleiner kugeliger Gefäßkörper. Boden etwas eingedellt. Langer, oben sich leicht erweiternder Hals. Rand nach außen gebogen und wieder nach innen gefaltet.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 165. Form 28. Kat. 106. Inv. 61,908.
Abb. 165. Form 28. Kat. 106. Inv. 61,908. M. 1:2.

Kat. 107 Kleine Flasche, Inv. 67,890

Grab 88

H. noch 3,6 cm, urspr. etwa 6,5 cm.

Glas leicht grünlich. Freigeblasen.

Annähernd kugeliger Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Zylindrischer Hals.

Zusammengesetzt. Hals unvollständig, Rand verloren.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 166. Form 28. Kat. 107. Inv. 67,890.
Abb. 166. Form 28. Kat. 107. Inv. 67,890. M. 1:2.

Form 28 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 48 Taf. 45 Nr. 603.

Grabtypus und Fundlage: Die kleinen Flaschen stammen aus Körpergräbern. In Grab 106 fand sich das Glas Kat. 106 neben dem linken Unterschenkel des Bestatteten; in Grab 88 lag Kat. 107 auf einem Teller in der Wandnische.

Form und Technik: Die Miniaturflaschen von weniger als 10 cm Höhe haben einen kleinen, annähernd kugeligen Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Charakteristisch ist der abgesetzte lange und enge Hals, der sich zur Mündung hin erweitert. Ein vergleichbares Exemplar in Trier wird von K. Goethert-Polaschek als Form Trier 79b klassifiziert[604]. Das unvollständig erhaltene Gefäß Kat.107 aus Grab 88 dürfte ursprünglich etwa so groß wie eine Beigabe aus Grab 66 an der Jakobstraße in Köln gewesen sein (H. 6,5 cm)[605].

Verwendung und Gefäßkombination: Bisher sind keine Miniaturflaschen mit eingefülltem Inhalt gefunden worden, der Hinweise auf die Verwendung geben könnte. Da das Glas Kat. 107 auf einem Teller lag, der zum Eßgeschirr gehört, könnte man an einen Behälter für Gewürze denken. Die Fläschchen Form 28 wurden mit Bechern Form 9a und 11a und mit Krug Form 58b bzw. mit Krügen Form 52 und 58a, Fläschchen Form 34 und 37a, Bechern Form 9c und Teller Form 2 gefunden. Zur Beigabenkombination von Form 28 s. Taf. 146.

Datierung: Grab 88 mit Kat. 107 ist nach Ausweis von Münzen nach 316 n. Chr. beigesetzt worden. Grab 106 mit Kat. 106 ist aufgrund der Keramik der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts zuzuweisen. Aus den Nekropolen der CCAA sind zwei weitere Fläschchen fundgesichert: Eines stammt von der Jakobstraße aus dem erwähnten Grab 66, das von einer jüngeren Bestattung mit Münzen von 308/313 n. Chr. überlagert war[606]. Das ältere Grab mit dem Glas dürfte noch am Ende des 3. Jahrhunderts in den Boden gekommen sein. Das zweite Glas lag in Sarkophag V,207 bei St. Severin, der wahrscheinlich ebenfalls in das 3. Jahrhundert datierbar ist[607]. In Gellep wurden Fläschchen mit Röhrenhals in den Gräbern 3195 und 5914 der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts gefunden[608]. Hauptgebrauchszeit von Form 28 war demnach das späte 3. und das 4. Jahrhundert.