Form 47
Flasche mit birnenförmigem Gefäßkörper und Standring  

Vgl. Form Morin-Jean 62; Doppelfeld 1966, 55 Abb. e Form a

Kat. 190 Schlangenfadenflasche, Inv. L 683

Grab 50

H. 11,8 cm.

Glas farblos. Fadenauflage opakblau und opakweiß. Freigeblasen.

Birnenförmiger Gefäßkörper. Standring aus der Wandung geformt und hohl; Heftnarbe. Hoher Hals trichterförmig sich erweiternd. Rand verrundet. Auf dem Hals ein blauer Fadenring. Auf der Wandung vier aufgelegte Schlangenfadenmotive abwechselnd blau und weiß. Oberfläche der Fadenauflage teilweise gekerbt.

Zusammengesetzt. Ergänzungen im Hals und Gefäßkörper.

Lit.: Hagen 1906, 409 f. Taf. 24 Abb. 38k. – Fremersdorf, Schlangenfadenglas 45 Taf. 27. – Doppelfeld 1966,
57 Taf. 110.

Abb. 247. Form 47. Kat. 190. Inv. L 683.
Abb. 247. Form 47. Kat. 190. Inv. L 683. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Die Flasche stammt aus einem Brandgrab und lag in einer Hälfte der zweigeteilten Aschenkiste. Da auch ein Spiegel beigegeben wurde, dürfte eine weibliche Person bestattet gewesen sein.

Form und Technik: Die birnenförmige Flasche wurde in heißem Zustand verziert. Der Dekor wiederholt viermal das gleiche Grundmotiv, wobei die blauen und weißen Fäden anscheinend freihändig aufgebracht wurden. Das Motiv ist als ‚Kölner Schnörkel‘ bekannt. Es findet sich auch auf den kleinen Kannen und Griffschalen der Formen 72 und 73 und ist dort als Dekor 1 beschrieben.

Verwendung und Gefäßkombination: Kat. 190 war mit einer ähnlichen Flasche Form 48 vergesellschaftet. Die beiden Gefäße wurden offenbar als Gegenstücke ins Grab gelegt (Taf. 74).

Datierung: Nach Ausweis der Münzen ist Grab 50 sicher nach 180/183 n. Chr. in den Boden gelangt. Die Aschenkiste enthielt keine keramischen Beigaben, durch die sich die Datierung weiter eingrenzen ließe. Form 47 ist bisher durch drei weitere Funde in Köln belegt: eine zweite Flasche von der Luxemburger Straße[808], eine von der Aachener Straße und eine dritte, die sich zunächst in der Sammlung Rath in Köln, dann in Berlin befand[809]. Sämtliche Flaschen stammen aus nicht dokumentierten Gräbern. Die Datierung von Kat. 190 läßt sich somit lediglich durch die Zeitstellung der 13 übrigen Gläser im Grab stützen. Eine Ähnlichkeit in Form und Verzierung besteht insbesondere zu den Flaschen mit Standplatte Form 48, die in Gräbern vom Ende des 2. oder des frühen 3. Jahrhunderts zutage kamen. Schließlich gibt es ein Glas Form 47 mit farblosen Auflagen in Besançon (Doubs, F), das aus einem Brandgrab der Nekropole Viotte stammt[810]. Die Bestattungsart liefert hier einen chronologischen Hinweis und schließt eine spätantike Datierung mit großer Wahrscheinlichkeit aus.