Form 7
Zylindrischer Becher mit Standring  

Form 7a  Becher mit Fadendekor

Vgl. Form AR 98.2; Gellep 693

Kat. 9 Becher, Inv. 67,937

Grab 35

H. 7,4 cm. Rand urspr. Dm. 8,1 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Steilwandiger Gefäßkörper. Auf dem Boden zwei aufgelegte konzentrische Standringe. Rest der Heftnarbe auf dem inneren Fadenring. Rand nach außen gebogen und verrundet. Unterhalb des Randes ein Fadenring.

Teil der Wandung verloren.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 43. Form 7a. Kat. 9. Inv. 67,937.
Abb. 42. Form 7a. Kat. 9. Inv. 67,937. M. 1:2.

Form 7b Becher ohne Fadendekor

Vgl. Form Isings 85b; Trier 47a; AR 98.1; Gellep 518

Kat. 10 Becher, Inv. 74,970

Grab 68

H. noch 2,1 cm. Rand Dm. 7,2 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Steilwandiger Gefäßkörper. Boden nach innen hoch gedrückt. Auf dem Boden zwei konzentrische Standringe, der äußere aus der Wandung gefaltet, der innere möglicherweise aufgelegt und durch das Hefteisen beschädigt. Nach außen verdickter, rund geschmolzener Rand.

Boden und Randbruchstück, nicht anpassend, aber zugehörig.

Lit.: Riedel 1980, 123 Abb. 32.

Abb. 44. Form 7b. Kat. 10. Inv. 74,970. M. 1:2.

Kat. 11 Becher, Inv. L 927; verloren.

Grab 48

H. 5,5 cm. Dm. 7,4 cm.

Glas „wasserhell durchscheinend, vollständig entfärbt“.

„Halbkugeliger Glasbecher [...] mit Standring; unter der Mitte des Bodens ein kleiner vortretender Nabel, von einem Ring umgeben“ (Hagen).

Lit.: Hagen 1906, 404 Taf. 23 Abb. 33d[395]. – Isings 1957, 102.

Abb. 45. Form 72. Kat. 11. Inv. L 927. M. 1:4.

Form 7 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, Nr. 858–860 Taf. 46.

Grabtypus und Fundlage: Die Gefäße stammen aus Brandgräbern; Kat. 9 lag in einer Holzkiste zusammen mit der Asche und den Knochenresten; die Fragmente von Kat. 10 fanden sich innerhalb der Grabgrube in einer Ascheschicht.

Form und Technik: Die Becher Kat. 9 und 10 haben zwei konzentrische Standringe. Bei Kat. 9 sind beide aufgelegt, bei Kat. 10 ist der äußere gefaltet, der innere aufgelegt. Eine doppelte Standvorrichtung zeigt auch der Becher Form 14 (Kat. 64). Die ursprüngliche Höhe von Kat. 10 hat M. Riedel mit nur 5,7 cm rekonstruiert, was im Vergleich zu einem Beispiel aus Trier (H. 7,5 cm) zu niedrig angesetzt scheint[396]. Die Ränder der Gefässe sind nach außen rundstabartig verdickt. Wie Beispiele der gleichen Form zeigen, kann der Rand auch nach innen verdickt und verrundet sein[397]. Die Glasform ist der TS-Form Drag. 30 verwandt.

Verwendung und Gefäßkombination: Die Becher sind Trinkgefäße. In Grab 68 war der Becher das einzige Glasgefäß, in Grab 35 war er mit einem Henkelkännchen Form 60 vergesellschaftet. Zur Kombination der Glasformen in Grab 48 s. Taf. 69.

Datierung: Der Becher Kat. 9 kann auf Grund der keramischen Beifunde im dritten Viertel des 2. Jahrhunderts angesetzt werden. Kat. 10 ist nach dem Grabkontext der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zuzuweisen; aus der gleichen Zeit stammt der genannte Grabfund aus Trier. Das verlorene Exemplar Kat. 11 aus Grab 48 stammte vermutlich aus dem späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert. In Gellep wurde ein Becher der Form 7a nach 168 n. Chr. als Beigabe für Grab 4324 verwendet; das Brandgrab ist wahrscheinlich im 3. Jahrhundert angelegt worden[398]. Zwei Beispiele der Form 7b stammen aus den Brandgräbern 3593 und 3851 der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts[399]. Die Hauptgebrauchszeit der Becher Form 7a–b sind damit Brandgräber der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts und das 3. Jahrhundert.

Eine ungewöhnliche große Ansammlung von Bechern mit aufgelegten Standringen wurde aus dem Schiffswrack bei den Embiez Inseln (Var, F) geborgen[400]. Das Schiff unbekannter Herkunft, das Rohglas und Glasgefäße geladen hatte, ist in der zweiten Hälfte des 2. oder zu Anfang des 3. Jahrhunderts gesunken.

Form 7c Eimer

Vgl. Doppelfeld 1966, 55 Abb. e Form i.

Kat. 12 Fragmente eines Eimers, Inv. L 679

Grab 50

Wandungsfrgt. Br. 5,5 cm. H. 5,2 cm. Rekonstr. Rand Dm. 13 cm. 3 Frgt. des Tragbügels Dm. 0,8 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Fragment der oberen Wandung verziert mit aufgelegten dünnen Fäden. Rand nach außen rundstabmäßig verdickt. Auf dem Rand die beiden aufgeschmolzenen Enden einer abgebrochenen Öse. Tragbügel aus einem gedrehten Glasstab.

Lit.: Hagen 1906, 410 Taf. 24 Abb. 38o. – Isings 1957, 103.

Abb. 47. Form 7c. Kat. 12. Inv. L 679.
Abb. 48. Form 7c. Rekonstruktion von Kat. 12. Inv. L 679.
Abb. 46. Form 7c. Kat. 12. Inv. L 679. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Die Bruchstücke wurden in einem Brandgrab gefunden und lagen angeblich in einem der Fächer einer zweigeteilten Aschenkiste. Es handelte sich vermutlich um ein Frauengrab.

Form und Technik: Wie bereits Hagen erkannte, gehören die Fragmente zu einem Eimer, vergleichbar einem Stück in der ehemaligen Kölner Sammlung vom Rath[401]. Die Grundform entspricht einem Becher mit Standring und verrundetem Rand. Der Glasbläser hat dem Gefäß durch Hinzufügen von zwei aufgesetzten Ösen und einem Tragbügel die Form eines Eimers gegeben. Der Bügel aus einem in sich gedrehten und gebogenen Glasstab war ursprünglich lose eingehängt und frei beweglich. Nach den Fadenresten zu schließen war die Wandung mit farblosen Fäden schräg umwickelt. Aus Köln sind fünf Glaseimer der Form 7c bekannt, von denen mindestens zwei von der Luxemburger Straße stammen[402]. Sie sind mit farbigen Schlangenfäden dekoriert. Die Gefäßhöhe liegt zwischen 8 und 10 cm. Ein sechstes Beispiel ebenfalls von der Luxemburger Straße, heute in Bonn, ist mit Glasschnitt verziert[403].

Verwendung und Gefäßkombination: Eimerform und Format lassen vermuten, dass das Gefäß die verkleinerte Nachbildung eines Metallgefäßes vom Typus Hemmoorer Eimer ist und dem gläsernen Handwaschgeschirr der Formen 72–73 vergleichbar nicht für den alltäglichen Gebrauch bestimmt war, sondern eigens als Grabbeigabe hergestellt wurde.

Datierung: Die Fragmente stammen aus einem Grabkontext, den Münzen in die Zeit nach 180/183 n. Chr. datieren; vermutlich ist der Eimer am Ende des 2. oder in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts beigegeben worden. Die Vergleichsstücke in den Sammlungen Niessen und vom Rath sind ohne den Fundzusammenhang nicht näher einzugrenzen. Der im Krieg zerstörte Eimer aus Grab IV,4 bei St. Severin lag als einzige Beigabe in einem Sandsteinsarkophag der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts[404]. Da er einen typischen Schlangenfadendekor hatte, scheint das Glas zur Zeit der Bestattung eine Antiquität gewesen zu sein.