Form 32
Kleine Flasche mit ovalem Gefäßkörper und Falten  

Form 32a Flasche mit abgeflachtem Boden

Vgl. Form Trier 77/78b; AR 147.2; Gellep 206/702

Kat. 122 Faltenflasche, Inv. 35,448

Grab 81

H. 7,9 cm.

Glas leicht grünlich. Freigeblasen.

Ovaler Gefäßkörper mit sechs Falten. Boden abgeflacht und eingewölbt; keine Heftnarbe. Kurzer Hals unten eingeschnürt. Rand nach außen gebogen und ungleichmäßig wieder nach innen gefaltet.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 181. Form 32a. Kat. 122. Inv. 35,448.
Abb. 181. Form 32a. Kat. 122. Inv. 35,448. M. 1:2.

Form 32 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 24 Nr. 227–229 Taf. 18 Nr. 227.

Grabtypus und Fundlage: Die kleine Flasche stammt aus einem Körpergrab und lag innerhalb der Sarggrenzen rechts neben dem Kopf der bestatteten Frau.

Form und Technik: Das Glas hat einen sich nach unten verjüngenden Gefäßkörper, in den im heißen Zustand sechs Falten eingedrückt wurden. In Köln wurden Flaschen vergleichbarer Form aus blaugrünem und farblosen Glas gefunden. Sie weisen eine unterschiedliche Zahl von Falten auf; der abgeflachte Boden ist häufig relativ dickwandig[657].

Verwendung und Gefäßkombination: Das kleine Glas diente vermutlich als Unguentarium. Zur Beigabenkombination s. Taf. 111.

Datierung: Die kleine Flasche wurde nach Ausweis von Münzen nach 293/305 n. Chr. ins Grab gelegt; die keramischen Beigaben sprechen für eine Datierung in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts. Ein vergleichbares Gefäß mit fünf Falten wurde in Köln-Bickendorf in einer Steinkiste gefunden, die Münzbeigaben nach 276/282 n. Chr. datieren[658]. Grab 213 von der Jakobstraße in Köln, das ein Fläschchen mit sieben Falten enthielt, ist in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts einzuordnen[659].

In Gellep fand sich ein Fläschchen mit vier Falten und langem Hals in Brandgrab 3851 des 3. Jahrhunderts[660]; ein weiteres mit fünf Falten wurde aus dem Körpergrab 4 wohl des 4. Jahrhunderts geborgen[661]. Ein Exemplar aus Trier, St. Matthias stammt ebenfalls aus einem Grab dieser Epoche[662]. Faltenfläschchen scheinen demnach vornehmlich Beigaben des 4. Jahrhunderts gewesen zu sein.

Form 32b Flasche mit gerundetem Boden

Vgl. Form Isings 83; Trier 76a

Kat. 123 Faltenflasche, Inv. 35,503

Grab 80

H. 7,6 cm.

Glas bläulich, durchsichtig. Schlieren. Freigeblasen.

Ovaler Gefäßkörper mit rundem Boden. In der Wandung vier flache Falten. Weiter, nicht abgesetzter Hals. Rand nach außen gebogen und wieder nach innen gefaltet, nicht vollständig angepresst.

Lit.: Fremersdorf, Blaugrünes Glas 27 Taf. 24 rechts.

Abb. 182. Form 32b. Kat. 123. Inv. 35,503.
Abb. 182. Form 32b. Kat. 123. Inv. 35,503. M. 1:2.

Kat. 124  Fläschchen, Inv. 35,632; verloren: Form 32 a oder b

Grab 83

„Nicht zusammensetzbare Scherben eines Dellenfläschchens“

Kat. 125 Fläschchen, Inv. 35,888, verloren: Form 32 a oder b

Grab 103

Glas farblos

„Scherben eines Dellenfläschchens“

Form 32b ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 25 Nr. 253. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 27 Taf. 24.

Grabtypus und Fundlage: Kat. 123 stammt aus einem Körpergrab und lag in Kopfhöhe des bestatteten Mädchens.

Form und Technik: Das Gefäß hat einen ovalen, mit Falten bzw. ‚Dellen‘ versehenen Gefäßkörper, der im Unterschied zu Form 32a keine Standfläche besitzt. Es handelt sich um eine Variante der Flasche Form Isings 83. Die in Köln gefundenen Exemplare weisen vier oder fünf Falten auf[663].

Verwendung und Gefäßkombination: Der kleine Glasbehälter, der sich nicht aufstellen läßt, diente vermutlich als Unguentarium. Zur Beigabenkombination s.Taf. 110.

Datierung: Die Flasche Kat. 123 wurde von F. Fremersdorf vermutlich wegen der bläulich-grünen Glasfarbe in das 2. Jahrhundert datiert. Das zugehörige Grab 80 kann jedoch nach der Münzbeigabe nicht vor 293/305 n. Chr. in den Boden gelangt sein. Die übrige Grabausstattung unterstützt die Datierung in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts. Eine vergleichbare Flasche mit vier Falten lag in der Nische von Grab 115 an der Jakobstraße, das aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts stammt[664]. Grab 235 mit einem weiteren Exexmplar wird durch eine Münze nach 293/305 n. Chr. datiert[665].