Form 1
Tiefer Teller mit Standring  

Vgl. Form Isings 45, Trier 9; ursprünglich Isings 47, Trier 8, Gellep 539

Kat. 1 Teller, umgearbeitet, Inv. 25,161

Grab 45

H. 1,6 cm. Dm. 16,7 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Boden abgeflacht, leicht aufgewölbt. ‚Rand‘ senkrecht aufgebogen und nach außen und unten umgefaltet, innen überwiegend hohl. Scharfkantiger, überarbeiteter ‚Randabschluß‘ außen am Bodenumbruch angedrückt. Im Innern des Tellers Schliffverzierung: achtzackiger Stern aus zwei ineinander gestellten Quadraten mit Konturen aus kurzen parallelen Schräglinien. Leicht verdickte Bodenmitte mit konkavem Rundschliff, der offenbar die Heftnarbe entfernt hat. Vom Rundschliff acht strahlenförmige Schlifflinien ausgehend.

Eine Fehlstelle im ‚Rand‘ ergänzt. ‚Rand‘ innen silbrig irisiert. Auf der Bodenunterseite Gebrauchsspuren (Kratzer).

Lit.: Fremersdorf, Schliffgläser 97 Taf. 89.

Abb. 28. Form 1. Kat. 1. Inv. 25,161.
Abb. 29. Form 1. Kat. 1. Inv. 25,161.
Abb. 27. Form 1. Kat. 1. Inv. 25,161. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Der Teller Kat. 1 stammt aus einem Brandgrab und lag zusammen mit den Knochenresten in der Grabgrube.

Form und Technik: Bei dem flachen Teller mit umgebogenem ‚Rand‘ fällt die Lage der abgeschliffenen Heftnarbe auf, die sich im Tellerinnern statt auf der Bodenunterseite befindet. Diese Position entspricht nicht dem üblichen Herstellungsprozess, da der Glasbläser in der Regel die auf dem Hefteisen sitzende Glasblase oben öffnet, sie zum Gefäßboden ausweitet und den Rand nach oben stehend, nicht abwärts nach unten umbiegt. Hinzu kommt, dass die Benutzungsspuren nicht im Innern des Tellers, sondern auf seiner Unterseite liegen und dass am Umbruch von Boden und ‚Rand‘ offenbar Abarbeitungen vorgenommen wurden, wie C. Höpken unter dem Mikroskop feststellen konnte[368]. Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass das Glas sekundär überarbeitet wurde. Ursprünglich dürfte es ein Teller mit Standring und einer steilen oder mehr oder weniger stark geschweiften Wandung gewesen sein, die nach ihrer Beschädigung bis zum Bodenumbruch vollständig abgearbeitet wurde. Der Teller wurde umgekehrt und war dann erneut zu benutzen, wobei die einstige Innenseite nun als Standfläche diente, und der Standring zu einem hochstehenden Tellerrand wurde. Da die römischen Glasschleifer in der Regel den Schliff auf der Gefäßaußenseite anbrachten, ist zu vermuten, dass der Teller bereits bei der ursprünglichen Herstellung und nicht erst nach der Umarbeitung verziert wurde. Durch das Umkehren des Tellers kamen der Schliffstern und die abgeschliffene Heftnarbe in das Tellerinnere zu liegen. Eine vergleichbare Abarbeitung wurde an einem beschädigten Glas von der Jakobstraße, Grab 86 vorgenommen. F. Fremersdorf hat vermutet, dass es sich ursprünglich um einen Skyphos handelte, dessen Wandung bis zum Boden abgeschliffen wurde, so dass eine randlose Platte mit Standring entstand[369].

Verwendung und Gefäßkombination: Der Teller gehört zum Essgeschirr. Er wurde mit einer heute verlorenen „Salbflasche“, vermutlich Form 30 b (Isings 82) sowie zwei verschmolzenen Gläsern unbestimmter Form gefunden.

Datierung: Das Brandgrab 54 enthielt außer verlorenen weiteren Gläsern ein Exemplar einer späten Firmalampe, deren Vorkommen noch im 3. Jahrhundert belegt ist. Ein vergleichbarer Teller mit Schliffverzierung scheint bisher nicht bekannt zu sein.