Grab 70 (Fund 1936-203)  

Luxemburger Straße 93

Wohl Körpergrab

Nach der Befundzeichnung (Abb. 448) und laut Fundbericht (FB 36.21) ein 1,58 m x 0,60 m großer Grabschacht. In S-Wand in T. 1,70 m Nische von Br. 0,40 m und T. 0,24 m mit den Beigaben: drei kleine Zweihenkelkrüge (7–9), Becher (10), Faltenbecher (11) und Bruchstücke von zwei Glasgefäßen (5–6). Auf der Grabsohle in T. 2,00 m die Grenzen eines Holzkastens von L. 1,20 m und Br. 0,38 m mit „Knochenasche“ und Nägeln (verloren). Ausrichtung W–O. Am O-Ende drei Glasfläschchen gleicher Form (1–3) und Glasbecher (4), am W-Ende Armreif mit Textilresten (12). – Laut Fundbericht angeblich ein Brandgrab. Stattdessen vielleicht die Körperbestattung eines Kindes in einem Holzsarg. Dafür sprechen abgesehen von der Größe des Kastens (L. 1,20 m) die beigegebenen Miniaturgefäße und der Fundzustand des Armreifens mit noch anhaftenden Textilresten, die sich bei einer Leichenverbrennung nicht erhalten hätten. Die Reste des naturgemäß leicht vergänglichen Kinderskeletts wurden wohl irrig als „Knochenasche“ gedeutet.

Gesamtzahl der Glasgefäße: sechs

1.–3. Drei Flaschen mit zylindrischem Gefäßkörper, Inv. 36,174–36,176 (Abb. 448,8-10):

         Form 54 (Kat. 213, Kat. 214, Kat. 215).

4. Halbkugeliger Becher mit scharfem Rand, Inv. 36,177 (Abb. 448,11):

    Form 9 a (Kat. 16).

5.– 6. Zwei Gefäße, Inv. 36,178 a–b; verloren (Abb. 448,6–7).

          „Nicht zusammensetzbare Splitter von bräunlichem Glas“

          Formen unbekannt.

7. Kleiner Zweihenkelkrug, Inv. 36,169; z. Zt. nicht auffindbar (Abb. 448,1).

    H. 12,9 cm.

    Sch. „weißtonig“, Ofl. glattwandig, ohne Überzug.

    Auf geschwungen abgesetzter Standfläche,

    mit bandförmiger Lippe und zwei Bandhenkeln.

    Form Niederbieber 67 b[1392].

8.–9. Zwei kleine Zweihenkelkrüge, Inv. 36,170–36,171; verloren (Abb. 448, 2–3).

         H. 12,7 cm.

         Ware und Form wie Inv. 36,169 (7).

10. Becher, Inv. 36,173 (Abb. 448,4).

      H. 13,1 cm. Gr. Dm. 9,3 cm. Hh. 3,9 cm.

      Sch. hellrotbraun, Ofl. schwarzer Überzug.

      Bauchiger Gefäßkörper auf geschwungen abgesetzter Standfläche,

      mit verkehrt konischem Hals und Rundstablippe.

      Auf der Wandung drei Zeilen verziert mit dem ‚federnden Blättchen‘.

      Form Gellep 59; Künzl 1.4.1[1393]

11. „Schwarz gefirnisster Dellenbecher“, Inv. 36,172; verloren (Abb. 448,5).

      H. 9,5 cm. Gr. Dm. 8 cm. (Inventarbuch).

      Form Niederbieber 33 c.

12. Armreif, Inv. 36,179 (Abb. 448,12).

      Reif 7,4 cm x 9 cm. Metallstärke 0,12 cm. Br. 0,2 cm.

      Kupferlegierung, anhaftende Textilreste[1394].

      Spiralarmreifen aus einem gewalzten Blechstreifen, an der Außenkante gefeilte Kerben.

      Drei Windungen des Reifs erhalten, Anfang und Ende verloren.

Dat.: Zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 448. Befundzeichnung von Grab 70. M. 1:20.
Taf. 100. Ausstattung von Grab 70. M. 1:2. Nr. 2-3. 8-9 M. 1:4.
Abb. 449. Armreif mit Textilresten, Grab 70,12.