Form 29
Flasche/Unguentarium mit hohem kegelförmigen Gefäßkörper  

Vgl. Form Isings 28b; Trier 73; AR 130.2

Kat. 108 Flasche, Inv. L 80

Grab 10

H. 9,7 cm.

Glas hell blaugrün. Freigeblasen.

Kegelförmiger Gefäßkörper auf abgeflachtem Boden. Zylindrischer Hals unten eingeschnürt. Rand aufgetrieben.

Lit.: Fremersdorf, Blaugrünes Glas 43.

Abb. 167. Form 29. Kat. 108. Inv. L 80.
Abb. 167. Form 29. Kat. 108. Inv. L 80. M. 1:2.

Kat. 109 Flasche, Inv. 67,1228

Grab 17

H. 11,3 cm.

Glas hell blaugrün. Blasen, bräunliche und schwarze Schlieren. Freigeblasen.

Kegelförmiger Gefäßkörper auf abgeflachtem, wenig eingewölbten Boden. Halsansatz leicht eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen und heiß abgeschnitten.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 168. Form 29. Kat. 109. Inv. 67,1228.
Abb. 168. Form 29. Kat. 109. Inv. 67,1228. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Beide Gläser wurden in Brandgräbern gefunden. In Grab 17 lag die Flasche Kat. 109 in der Grabgrube außerhalb der Aschenurne. Das Grab 10 dürfte nach der Spiegelbeigabe eine weibliche Bestattung gewesen sein. Die Fundlage des Glases Kat. 108 ist hier nicht bekannt.

Form und Technik: Die kleinen Flaschen aus hellgrünlich blauem Glas weisen einen kegelförmigen Gefäßkörper und einen langen, durch Einschnürung abgesetzten Hals auf. Der Rand ist unregelmäßig aufgetrieben. Die Form entspricht Trier 73[609].

Verwendung und Gefäßkombination: Die Gefäße dienten vermutlich als Unguentarien zur Aufbewahrung von Salbölen und Duftstoffen. In Grab 10 war Form 29 mit einem weiteren Glas unbekannter Form vergesellschaftet; in Grab 17 war sie die einzige Glasbeigabe.

Datierung: Grab 10 mit Kat. 108 ist durch ein wenig abgegriffenes As des Domitian nach 87 n. Chr. datiert. Grab 17 mit Kat. 109 ist nach der Keramikbeigabe zu schließen im späten 1. oder frühen 2. Jahrhundert angelegt worden. Flaschen der Form 29 wurden auch in St. Severin, dem Südfriedhof der CCAA gefunden: In Grab II,16 lag ein Exemplar zusammen mit einem As des Domitian von 81 n. Chr., in Grab II,92 mit einem As des Domitian von 92/94 n. Chr., in Grab II,98 mit einem As des Trajan von 98/99 n. Chr.[610].

Weitere Beispiele aus den nordwestlichen Provinzen sind fundgesichert; sie wurden aus folgenden Brandgräbern geborgen: Aus Grab 264 in Neuss mit einem As des Domitian von 82 n. Chr.[611], aus Grab 124 in Trier, St. Matthias mit einer gut erhaltenen Münze des Domitian[612] und aus Grab 360 in Wederath mit drei Prägungen des Trajan aus den Jahren 98/103 n. Chr.[613]. Die beigegebenen Münzen sind nur kurz in Umlauf gewesen und dürfen als chronologisch relevant für die Gräber gelten. Flaschen der Form 29 wurden demnach vor allem in der Zeit um 100 n. Chr. bzw. im frühen 2. Jahrhundert in der CCAA und dem übrigen Rheinland als Grabbeigabe benutzt.