Grab 92 (Fund 1935-145)  

Luxemburger Straße 93

Körpergrab in Sarkophag

Nach den beiden Befundzeichnungen (Abb. 489. 490) und laut Fundbericht (FB 35.2) ein 3,80 x 1,80 m großer Schacht, Grabsohle in T. 1,85 m. Sarkophag (10) mit zwei Architekturfragmenten (11) abgedeckt (Abb. 487). Ausrichtung NO-SW. Bei den Schultern des Skeletts (Abb. 488) links und rechts je eine Glasflasche (1–2), bei den Füßen „Becher“ (9). In NO-Schachtwand Nische von Br. 0,55 m und T. 0,55 m in H. 0,90 m über Grabsohle mit den Beigaben: Zweihenkelkrug (4), verschlossen mit kleinem Kalksteinbrocken, ferner Teller (5) mit Geflügelknochen und drei Henkelkännchen (6–8). An der NW-Wand in T. 0,50 m Reibschüssel (3). In der Schachtfüllung etwa in OKH der Sargabdeckung ein Reliefbruchstück mit Mädchenkopf (12). – Der Sarkophag, der laut Inschrift auf der Vorderseite für den Benefiziarier Caius Tauricius bestimmt war, muß ursprünglich mit einem passenden Deckel verschlossen gewesen sein. Bei der Freilegung stand er jedoch mit Spolien von Grabbauten abgedeckt im Schacht. Es hat demnach eine zweite Belegung des Sargs, der die Beigaben zu zurechnen sind, stattgefunden.

Gesamtzahl der Glasgefäße: zwei

1.–2. Zwei Flaschen mit kugeligem Gefäßkörper, Inv. 35,964, Inv. 35,965 (Abb. 490,8-9):

         Form 37 b (Kat. 162, Kat. 163).

3. Reibschüssel, Inv. 35,962 (Abb. 489,1).

    H. 7,8 cm. Äußerer Dm. 25,1 cm.

    Schwerkeramik, Sch. rötlich beige.

    Konischer Gefäßkörper mit nach unten gezogenem Kragenrand und niedrigem

    Steilrändchen, das auf dem kurzen Ausguß ausläuft.

    Form Gellep 758[1509].

4. „Rottoniger Zweihenkelkrug“, Inv. 35,957; verloren (Abb. 487. 489,2).

    H. 25,8 cm. Gr. Dm. 20 cm.

    mit gerilltem, niedrigem Rand.

    Nachahmung einer nordafrikanischen Amphore.

    Form Gellep 85[1510].

5. „Rot gefirnisster Teller“, Inv. 35,958; verloren (Abb. 489,3).

    H. 3,3 cm. Dm. 17 cm.

    mit einwärts gebogenem Rand.

    Form Gellep 38[1511].

6.–8. „Drei rottonige Einhenkelkrüge mit eingekniffener Schnauze“ (Henkelkännchen),

         Inv. 35,959–35,961; verloren (Abb. 489,4–6).

         H. 11,3 cm, 11,4 cm bzw.11,7 cm.

         Form Gellep 112.

9. „Bauchiger Becher mit schwarzem Firnis“[1512],

    Inv. 35,963; verloren (Abb. 490,10).

    H. 9,5 cm. Gr. Dm. 10,3 cm.

10. Sarkophag aus Sandstein, Inv. 35,967.

      L. 2,40 m. Br. 0,73 m. H. 0,93 m.

      Vorderseite aus sechs Bruchstücken zusammengesetzt,

      einige Buchstaben verloren. Rückseite und rechte obere Ecke ergänzt.

      An linker oberer Ecke Klammerloch.

      Auf Vorderseite Grabinschrift:

      HA[VE] TAVRICI. SALVS SIS, HOMO BON[E], QVONIAM ME SALVTASTI. /

      PERLEGE ET DICAM TIBI: C[AIO] TAVRICIO VERO VET[ERANO]

      EX B[ENE]F[ICIARIO] CO[N]S[VLARIS] EQVES/TRIS MILITIAE PETITORI

      TAVRICIV[S VER]VLVS FILIVS ET HERES / ET JVLIA INGENVA CONIVX EX

      VO[LVNTA]TE TESTAMENTI / FACIVNDVM CVRAVERVNT.

      HEREDES ET AMICI. HIC / EGO VOS SPECTO. [BENE VALETE ? __] NET.

      Die unterstrichenen Buchstaben heute verloren[1513].

 Als Abdeckung des Steinsargs:

11. „Zwei Gesimsbruchstücke mit Kassettenfries aus Kalkstein, wohl von einem

      großen Grabdenkmal“, Inv. 35, 967; 35, 967a; z. Zt. nicht auffindbar (Abb. 487).

      Br. 1,70 m. 1,10 m. H. 0,30 m. T. 0,79 m.

12. „Kalksteinfragment von einem großen Grabmal, mit Mädchenkopf“, Inv. 35,968;

      z. Zt. nicht auffindbar (Abb. 489,7).

      H. noch 36 cm.

      Aus der Füllung:

13. „Verschiedene Fragmente von korinthischen Pilasterkapitellen“, Inv. 35,969;

      z. Zt. nicht auffindbar.

14. „Kleines Kalksteinfragment mit Resten von Kassetten“, Inv. 35,969 a;

       z. Zt. nicht auffindbar.

      L. noch 10,5 cm. T. 5 cm.

15. „Scherben verschiedener Gefäße, Inv. 35,966; verloren.

      u. a. TS-Tässchen Form Drag. 24“

      Form Gellep 25[1514].

Dat. des Sargkastens: nach 233 n. Chr.

Dat. der zweiten Sargausstattung: Erste Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr.

Lit.: Fremersdorf 1955, 30 Nr. 21 Abb. 6.

Taf. 127. Ausstattung von Grab 92. M. 1:2. Sarkophag Nr. 10 M. 1:16.
Abb. 489. Befundzeichnung des Sarkophags, Grab 92.
Abb. 490. Befundzeichnung nach Öffnung des Sarkophags, Grab 92.
Abb. 487. Sarkophag mit Architekturteilen abgedeckt, Grab 92.
Abb. 488. Sarkophag nach der Öffnung, Grab 92.