Grab 67 (Fund 1888)  

Luxemburger Straße, „Westseite im Bereich der Neustadt“ (Klinkenberg)

Körpergrab, gestört

Nach den Angaben im Inventarbuch des RLM Bonn[1379] und dem Bericht von J. Klein wurden Anfang 1888 außerhalb von zwei Sarkophagen aus Sandstein, die abgesehen von Knochen nichts enthielten, in der Erde zerstreut die Beschläge eines Holzkästchens (2) gefunden. Innerhalb des Bereichs, den die Kästchenteile begrenzten, lagen fünf Armreifen (4–8), ferner Löffelchen (9), Ohrlöffelchen (10), „Bronzestift“ (11), Glasbecher (1) und Münze (12). Von der gleichen Fundstelle stammen angeblich die Kalksteinstatuette (13) und das Fragment eines Grabsteins eines Ehepaares (14). Da Steinstatuetten als Grabbeigabe in den nordwestlichen Provinzen nicht bekannt sind, dürfte Fund­stück (13) ebenso wie Grabstein (14) vom oberirdischen Friedhofsgelände stammen. Die Schmuckbeigaben (4–8) lassen auf eine weibliche Person schließen, die offenbar in einem der beiden Sarkophage bestattet war.

Gesamtzahl der Glasgefäße: eins

1. Halbkugeliger Becher mit verrundetem Rand, Bonn, RLM, Inv. 5527:

    Form 10 a (Kat. 31).

2. Sechs Beschläge eines Holzkästchens, Bonn, RLM, Inv. 5517a–b (c–f verloren).

    Kupferlegierung.

    a. Schlossblech

    L. 8 cm; H. 6,3 cm.

    An drei Seiten mit einem omegaförmigem Durchbruchmuster verziert.

    In der Mitte eingravierte Kreise und das ausgeschnittene Schlüsselloch.

    b. Beschlagblech der Deckelfront.

    L. 8 cm; H. 3,9 cm.

    An den beiden Schmalseiten das gleiche Durchbruchmuster wie bei Blech a.

    Kante einer Längsseite umgebogen.

    In der Mitte eingravierte Kreise und ein Loch zur Befestigung

    eines heute verlorenen Ringes zum Anheben des Deckels (nach J. Klein).

    c–d. Zwei Bleche

    L. 6,3 cm; Br. 4,8 cm.

    An einer Schmalseite jeweils eine umgebogene Kante.

    Die andere Schmalseite mit einem Druchbruchmuster wie bei Blech a.

    In der Mitte der Bleche zweifacher Kreisdekor.

    e–f. Zwei Bleche

    L. 6,3 cm; Br. 4 cm[1380].

    An einer Längs- und einer Schmalseite jeweils umgebogene Kanten.

    Die zweite Schmalseite mit einem Druchbruchmuster wie bei Blech a.

    In der Mitte zweifacher Kreisdekor (nach J. Klein).

3. Drehschlüssel, Bonn, RLM, Inv. 5517; verloren.

    L. 4,5 cm.

    Kupferlegierung

    Mit hohlem Schaft, Bart und Ringgriff (nach Inventarbuch und J. Klein).

4. Armreif, Bonn, RLM, Inv. 5521.

    Dm. 6,4 cm. Br. 0,3 cm.

    Kupferlegierung.

    Reif mit ovalem Querschnitt.

5. Armreif, Bonn, RLM, Inv. 5520.

    Dm. 6,6 cm. Br. 0,2 cm.

    Kupferlegierung.

    Reif mit rechteckigem Querschnitt, gekerbte Ränder an der Außenseite.

6.–7. Zwei Armreifen, Bonn, RLM, Inv. 5518; 5519; verloren.

         Dm. 6,4 cm.

         Kupferlegierung.

         Mit gekerbtem Rand (nach Inventarbuch)[1381].

8. Armreif, Bonn, RLM, Inv. 5525.

    Dm. 8,3 cm. Lichte Weite 5,6 cm; Br. 1,9 cm.

    Gagat (Sapropelit).

    Mit halbrundem Querschnitt, außen gewölbt[1382].

9. Löffel, Bonn, RLM, Inv. 5522.

    L. 13,6 cm.

    Kupferlegierung

    Mit leicht abgesenkter, birnenförmiger Laffe[1383].

10. Ohrsonde, Bonn, RLM, Inv. 5523.

      L. 14,7 cm.

      Kupferlegierung.

      Stäbchen an einem Ende spitz zulaufend, das andere zu einem Plättchen

      gerundet[1384].

11. „Bronzestift“, Bonn, RLM, Inv. 5524; z. Zt. nicht auffindbar.

      L. 4,5 cm.

      „oben in ein kleines Querstäbchen endigender Stift oder Nagel von Bronze,

      der mit einem Gerät verbunden gewesen zu sein scheint“ (J. Klein).

12. Dupondius/As, Antoninus Pius, Rom, 145/161 n. Chr.[1385], Bonn, RLM, Inv. 5526;

      verloren.

      RIC 831 (?); FMRD VI 1009, 2 Nr. 8.

13.–14. Herkunft vielleicht aus dem oberirdischen Grabbezirk:

             13. Statuette, Bonn, RLM, Inv. 5528 (s. o. Abb. 6).

                   H. noch 10,5 cm.

                   Kalkstein.

                   Nackte Knabenfigur auf einer viereckigen Basis (Kissen ?),

                   vielleicht Attis[1386]. Das r. Bein am Boden

                   angewinkelt liegend, das l. Bein hingegen aufgestellt und die l. Hand

                   auf dem l. Knie ruhend. Die r. Hand einen unbestimmten Gegenstand

                   (Kästchen ?) vor der Brust haltend. In den drei noch erhaltenen Ecken

                   der viereckigen Basis je ein Bohrloch. Die Statuette vermutlich in den

                   Ecken mit Stiften auf einem Sockel befestigt.

                   Kopf und Hals, r. Arm von der Schulter bis zum Ellenbogen verloren.

             14. Fragment eines Grabsteins mit Inschrift, Köln, RGM,

                   Inv. 37,64; verloren[1387].  

                   49 x 38 x 9 cm.

                   Kalkstein („Jurakalk“).

                   [.....]INVS/[....SI]BI FECIT/[ET...]INIAE/[...]AE

                   OBITAE [CONIVGI ?] [C]ARRISSIMAE.

Dat.: letztes Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Lit.: Klein 1888, 91–93. – Klinkenberg 1906, 300.

Taf. 97. Ausstattung von Grab 67. M. 1:2.