Grab 9 (Fund 1897-180)  

Luxemburger Straße SO-Seite

Brandgrab

Nach den Fundlisten von F. Gerlach und den Angaben im ZugInv. 5073–5081 des Museums wurde am 24. August 1897 in T. 1,70 m unter der Geländeoberkante eine zylindrische „Tuffstein-Urne“ ausgegraben. Sie hatte die Maße Dm. 42 cm, H. 44 cm, war zerbrochen und ist heute verloren. Im Topf (2) lagen sämtliche Beigaben (1–7) außer der TS-Schüssel (8). Die Metallfunde wurden von A. Kisa als „fein gearbeitete silberne Halskette mit angehängter Gewandnadel und Parfümdose“ beschrieben. Bei der „Parfümdose“ (6) handelt sich stattdessen um eine Siegelkapsel, und Fibel und Kette (5) sind als Trachtzubehör und Brustschmuck zu bestimmen. Die Trageweise der langen Kette mit einer einzigen Fibel konnte bisher nicht geklärt werden. Überlicherweise wurde ein Fibelpaar oder mehrere Fibeln, verbunden durch Ketten, angesteckt. Bei einem Brandgrab ist allerdings nicht auszuschließen, dass die zweite Fibel verloren ging, weil nach der Verbrennung nicht alle Metallteile vom Scheiterhaufen aufgesammelt und im Grab deponiert wurden.

Gesamtzahl der Glasgefäße: eins

1. Flasche mit tropfenförmigen Gefäßkörper, Inv. L 745: Form 27 b (Kat. 93).

2. Topf, Inv. L 742.

    H. 31 cm. Rand Dm. 22,2 cm.

    Sch. grau, Ofl. rauhwandig.

    Mit abgesetztem Hals und umgelegtem Rand. Zwei Rillen am Hals.

    Form Hofheim 87 A.

3. Bildlampe, Inv. L 743; z. Zt. nicht auffindbar.

    L. 10,5 cm (m. Henkel). H. 2,8 cm.

    Sch. weiß, Ofl. hellbraunroter Überzug.

    Mit gefurchtem Ringhenkel und einfacher Rundschnauze.

    Im Spiegel achtblättrige Rosette[1174]. Zentrales Einfüllloch.

    Form Loeschcke VIII mit Schulter 7.

4. As, Nero, Rom, 63/68 n. Chr., Inv. L 744.

    Rechteckiger Gegenstempel SP R[1175].

    Kaum abgegriffen.

    RIC 330; FMRD VI 1009,4 Nr. 42. Typentaf. Gegenstempel 36.

5. Aucissafibel mit Kette, Inv. L 746.

    Kette (ohne Ring und Fibel) L. 89 cm.

    Fibel L. noch 3,1 cm. Ring Dm. 0,9 cm.

    Kupferlegierung.

    Scharnierfibel mit halbkreisförmig gebogenem Bügel, dieser bandförmig mit fein

    gekerbter Mittelrippe und annähernd D-förmigem Querschnitt. Kurzer, im rechten

    Winkel abgeknickter Fuß mit gefülltem dreieckigem Nadelhalter. Unverzierte

    Kopfplatte  durchbohrt und mit Drahtöse versehen. Das eine Drahtende durch

    konischen Knopf auf der Fibelinnenseite fixiert. Das zur Öse umgebogene zweite

    Drahtende mehrfach umwickelt. Zugehörige Kette aus ineinander greifenden

    doppelten Drahtschlaufen gebildet; dabei die jeweils zweite Schlaufe

    um eine Vierteldrehung versetzt in die erste gesteckt.

    An einem Kettenende ein angehängter Ring, durch Drahtöse mit der Kette verbunden,

    am zweiten Kettenende einst die Fibel an ihrer Öse befestigt.

    Fußknopf, Scharnierachse und Nadel der Fibel verloren.

    Fibelöse und Kette jetzt mit neuzeitlichem Messingdraht verbunden.

    Typ Hofheim V b; Riha 5.2.4[1176].

6. Siegelkapsel, Inv. L 747.

    Dm. 1,6 cm. H. 0,6 cm.

    Kupferlegierung, versilbert.

    Runder Behälter für ein Wachssiegel, Boden- und Deckelhälften

    durch Scharnier verbunden. Im Boden drei runde Öffnungen und

    im hochstehenden Rand zwei in einer Achse liegende Schlitze für die Siegelschnüre.

    Deckeloberseite mit drei konzentrischen Kreisen verziert[1177].

7. Löffel (Cochlear), Inv. L 748.

    L. noch 9,8 cm. Laffe Dm. 2,4 cm.

    Bein.

    Mit runder, nicht abgesenkter Laffe. Stiel an der Unterseite der Laffe ansitzend[1178].

    Spitzes Stielende verloren.

8. TS-Reliefschüssel, südgallisch, Inv. L 749.

    H. 8,3 cm. Rand Dm. 19,2 cm.

    Auf der Wandung zwei Friese mit Wellenranken. Bodeninnenstempel

    SECVNDI OF (Secundus)[1179].

    Herstellungsort La Graufesenque.

    Form Drag. 29.

Dat.: ca. 70–90 n. Chr.; nach 68 n. Chr.

Lit.: Kisa 1897, Sp. 187. – Hagen 1906, 386–387 Taf. 21 Abb. 10. – Gollub 1960/61, 56 ff. Abb. 3,7–14.

Taf. 22. Ausstattung von Grab 9. M. 1:2. Nr. 2 M. 1:4; Nr. 4. 5. 6 M. 1:1.
Taf. 23. Ausstattung von Grab 9. M. 1:2. Nr. 8 (Stempel, Abrollung) M. 1:1.