Grab 56 (Fund 1897-166)  

Luxemburger Straße SO-Seite

Brandgrab

Nach den Eintragungen im Notizbuch von F. Gerlach wurde am 19. August 1897 in T. 2,90 m unter der Geländeoberkante ein „weißer Steinsarg“ aus Tuffstein gefunden. Zeichnungen überliefern die Außenmaße des verlorenen Kastens von L. 1,08 m, Br. 0,90 m (Abb. 430). Die Kastenhöhe betrug 0,61 m, seine Wandstärke 0,13 bis 0,12 m. Der abgeschrägte Deckel war 0,42 bzw. 0,20 m hoch. Im Innern befand sich eine 0,14 m hohe Stufe, vermutlich zur Ablage von Beigaben. Die Fundlisten und das ZugInv. 4967-4980 des Museums führen die Beigaben (1–13) auf. Nach Gerlachs Notizen lagen in der Aschenkiste zwei Münzen (7. 8), zwei Strigiles (9. 10), Schreibzeug (11. 12), Messer (13) und Glasscherben. Außerhalb der Kiste standen in T. 1,40 m vier unbestimmte Gläser.

Gesamtzahl der Glasgefäße: sechs

1. Kanne, Inv. L 668: Form 72 (Kat. 268).

2. Griffschale, Inv. L 667: Form 73 (Kat. 267).

3. Flasche mit kugeligem Gefäßkörper und abgesetzter Standplatte, Inv. L 669:

    Form 45 (Kat. 187).

4. Flasche mit gedrücktem Gefäßkörper (‚Dellenflasche‘), Inv. L 670: Form 44 (Kat. 186 ).

5. „Glasscherben“, Inv. L 666; verloren.

    „grünlich“; Form unbekannt, vielleicht Aryballos Form 33[1329]

6. „einige verzierte Glasscherben“, Inv. L 671; verloren.

    Glasfarbe und Form unbekannt.

7. Sesterz, Traian, Rom, 103/117 n. Chr., Inv. L 659.

    sehr stark abgegriffen.

    RIC (?); FMRD VI 1009, 4 Nr. 36.1.

8. Dupondius/As, Septimus Severus für Julia Domna, Rom, 196/211 n. Chr., Inv. L 660.

    kaum abgegriffen.

    RIC 877; FMRD VI 1009, 4 Nr. 36.2.

9.–10. Zwei Strigiles, Inv. L 661. L 662. (Abb. 431)

           L. 21 cm bzw. L. noch 20,4 cm, Griffende verloren.

           Kupferlegierung.

           Geschweifter Schaber mit leicht aufgebogener Spitze und gekehlter Innenseite.

           Im Querschnitt runder Griff mit zwei seitlichen Schlitzen,

           wohl zum Einhängen in einen Tragbügel[1330].

11. Griff eines Wachsspachtels, Inv. L 663. (Abb. 431)

      L. 6,6 cm.

      Kupferlegierung. In der Zwinge Eisenreste.

      Im Querschnitt achteckiger Griff mit vier schmalen und vier breiteren Seiten,

      die gegen die Mitte eingezogen sind. In der abgeplatteten Zwinge

      Reste des Spachtelblatts[1331].

12. Tintenfass mit zwei Griffeln, Inv. L 664.

      H. von Fäßchen mit Griffeln 12,5 cm (Abb. 432).

      Fäßchen H. 4,8 cm. Dm. 2,5 cm.

      Kupferlegierung, korrodiertes Eisen. Ein Stift tauschiert,

      wohl mit Silber und Gold (nach Röntgenbild).

      Zylindrischer Behälter mit Bodenplatte und zwei waagerecht

      an die Wandung angesetzten Stegen. An den Enden zwei kleine Befestigungslöcher.

      Seitlich der Stege haften noch zwei senkrecht stehende Eisengriffel,

      deren Volumen und Masse durch die Oxidation stark vergrößert sind.

      Die Schreibspitzen bei der mechanischen Entrostung 1972 zerstört.

      Das löffelartige andere Ende, der Wachsglätter, bei einem der Stifte noch erhalten,

      bei dem anderen verloren. Unter dem Mikroskop wurden bei

      zehnfacher Vergrößerung im korrodierten Eisen Reste von Lederfasern eines

      Etuis festgestellt[1332] Das für Tinte vorgesehene Fässchen spricht dafür,

      dass außer den Griffeln einst auch Schreibfedern, vermutlich aus Rohr,

      vorhanden waren und diese zusammen eine tragbare Schreibgarnitur bildeten.

      Die Deckplatte des Fässchens verloren.

13. Messergriff, Inv. L 665.

      L. noch 7,5 cm. Br. 3 cm.

      Elfenbein[1333], Kupferlegierung.

      Flacher, trapezförmiger Griff. Untere Schmalseite mit Blech verkleidet.

      In der Mitte ein Nagelloch. Zugehöriger Nagel mit Kopf, Messerheft und

      Klinge verloren.

Dat.: Erste Hälfte des 3. Jahrhunderts; nach 196/211 n. Chr.

Lit.: Hagen 1906, 412–413 Taf. 24 Abb. 42. – von Boeselager 1993, 283–292 Abb. 2.

Taf. 82. Ausstattung von Grab 56. M. 1:2.
Taf. 83. Ausstattung von Grab 56. M. 1:2.
Abb. 430. Aschenkiste aus Grab 56.
Abb. 431. Zwei Strigiles und ein Griff eines Wachspatels, Grab 56,9-11.
Abb. 431. Zwei Strigiles und ein Griff eines Wachspatels, Grab 56,9-11.
Abb. 432. Tintenfass mit Eisengriffeln vor und nach dem Entrosten, Grab 56,12.
Abb. 432. Tintenfass mit Eisengriffeln vor und nach dem Entrosten, Grab 56,12.