Form 26
Deckel  

Vgl. Form Trier 154

Kat. 90 Deckel mit Griffknopf, zu Inv. L 347

H. 6 cm. Äuß. Dm. 12,6 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen und auseinandergetrieben.

Runder Deckel mit hohem, konisch aufgewölbten Mittelteil.

Rand rund geschmolzen. Runder Griffknopf mit eingetiefter Oberseite.

Zusammengesetzt. Fehlstelle am Rand.

Lit.: Hagen 1906, 400 Taf. 23 Abb. 26a. – Gollub 1960/61, 56 Abb. 3,1. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 48. – Isings 1957, 87.

Abb. 148. Form 25 und Form 26. Kat. 89 und Kat. 90. Inv. L 347.
Abb. 149. Form 25 und Form 26. Kat. 89. und Kat. 90. Inv. L 347. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Der Topf stand im zylindrischen Steinbehälter einer Brandbestattung, die vielleicht die einer Frau war. Der Deckel lag umgekehrt auf dem Glastopf.

Form und Technik: Der bauchige Topf hat eine abgesetzte Standvorrichtung, die aus der Wandung gefaltet wurde, wobei die Falte zum Gefäßinnern offen ist. Der kragenartig gefaltete Rand findet sich bei Form Isings 67b. Die Variante mit abgesetztem Standring zeigt Form Trier 146a. Weitere Grabfunde dieser Topfform wurden in Köln an der Neusser Straße sowie zwischen Gereonstraße und Klingelpütz geborgen, können aber nicht näher datiert werden[581]. Der Deckel entspricht der Form Trier 154. Sein Rand ist jedoch nicht in der üblichen Weise gefaltet, sondern verrundet.

Verwendung und Gefäßkombination: Im Topf Kat. 89 wurden Aschenreste gefunden, die seine Verwendung als Urne sichern. Auch das genannte Gefäß von der Gereonstraße enthielt Leichenbrand. C. Isings nimmt an, daß die Gläser ihrer Form 67b Haushaltsgefäße waren und erst sekundär als Urnen benutzt wurden[582]. Dies läßt sich für die Kölner Funde bisher nicht nachweisen. Die Urne Form 25 wurde zusammen mit dem Bruchstück eines Glases unbekannter Form ausgegraben.

Datierung: Im Topf wurde eine heute verlorene Münze gefunden, die J. Hagen als „Mittelbronze des Trajanus“ aufführt. Nach der Beschreibung im Inventarbuch handelte es sich jedoch um eine Prägung des Nero aus der Zeit 63/68 n. Chr.[583]. Da die keramischen Beigaben dieser Zeitstellung entsprechen, dürfte das Grab aus dem letzten Drittel des 1. Jahrhunderts stammen. Eine Brandbestattung aus Köln-Lövenich mit einem relativ kleinen Topf vergleichbarer Form kann nach den übrigen Beigaben an das Ende des 1. oder den Anfang des 2. Jahrhunderts datiert werden[584]. Ein Grabfund aus Trier mit einem kleinen Exemplar und einer Münze des Nero gehört noch in das 1. Jahrhundert n. Chr.[585]. In Gellep wurde ein honiggelbes Töpfchen aus Brandgrab 3444 vom Ende des 1. oder Beginn des 2. Jahrhunderts geborgen[586].