Form 42
Flasche mit kugeligem Gefäßkörper und Trichterhals  

Form 42a Flasche mit engem Hals

Kat. 178 Flasche, Inv. 35,360

Grab 43

H. 10,3 cm.

Glas leicht grünlich. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden leicht eingedellt. Hals kurz, mäßig sich erweiternd. Rand ungleichmäßig abgesprengt. Am Rand und auf dem Hals fünf doppelte Schlifflinien. Auf dem Gefäßkörper oben und unten je eine Zone mit Schlifflinien.

Zusammengesetzt. Fehlstelle in der Wandung.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 232. Form 42a. Kat. 178. Inv. 35,360.
Abb. 232. Form 42a. Kat. 178. Inv. 35,360. M. 1:2.

Kat. 179 Flasche, Inv. 35,764

Grab 79

H. 11,7 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden abgeflacht und eingewölbt. Hals sich mäßig erweiternd. Rand gerade abgesprengt und überschliffen. Schlifflinien unterhalb des Randes und auf dem Hals, zwei Schliffbänder oben und unten auf dem Gefäßkörper.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 233. Form 42a. Kat. 179. Inv. 35,764.
Abb. 233. Form 42a. Kat. 179. Inv. 35,764. M. 1:2.

Kat. 180 Flasche, Inv. 67,1220

Grab 44

H. 11,1 cm.

Glas farblos. Schlieren. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden abgeflacht. Kurzer Hals sich mäßig erweiternd. Rand gerade abgesprengt. Am Hals oben eine Schlifflinie. Auf dem Gefäßkörper oben und unten jeweils zwei und drei Schlifflinien, in der Mitte ein breites Band aus Schlifflinien.

Hals zur Hälfte verloren.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 234. Form 42a. Kat. 180. Inv. 67,1220.
Abb. 234. Form 42a. Kat. 180. Inv. 67,1220. M. 1:2.

Form 42b Flasche mit weitem Hals

Vgl. Form Isings 104b; Trier 101b; Gellep 197

Kat. 181 Flasche, Inv. L 297

Grab 115

H. 13,5 cm.

Glas grünlich. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden eingewölbt. Hals trichterförmig sich erweiternd. Rand abgesprengt und mit Schlifflinie versehen. Weitere Schlifflinien auf dem Hals und am Halsansatz. Auf dem Gefäßkörper fünf Zonen mit Schlifflinien.

Zusammengesetzt, Hals unvollständig.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 235. Form 42b. Kat. 181. Inv. L 297.
Abb. 235. Form 42b. Kat. 181. Inv. L 297. M. 1:2.

Kat. 182 Flasche, Inv. L 298

Grab 115

H. 13,4 cm.

Glas grünlich. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden eingewölbt. Hals trichterförmig weit ausladend. Rand abgesprengt und mit Schlifflinien versehen. Auf dem Hals und am Halsansatz weitere Schlifflinien. Auf dem Gefäßkörper vier Zonen mit Schlifflinien.

Zusammengesetzt und ergänzt.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 236. Form 42b. Kat. 182. Inv. L 298.
Abb. 236. Form 42b. Kat. 182. Inv. L 298. M. 1:2.

Kat. 183 Flasche, Inv. Glas 801

Grab 98

H. 13,6 cm.

Glas farblos, relativ dickwandig. Rote Schliere. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden abgeflacht und gering eingewölbt. Hals trichterförmig sich erweiternd. Rand gerade abgesprengt und gekehlt.

Lit.: Hagen 1906, 432 Taf. 26 Abb. 71h–i. – Isings 1957, 124.

Abb. 237. Form 42b. Kat. 183. Inv. Glas 801.
Abb. 237. Form 42b. Kat. 183. Inv. Glas 801. M. 1:2.

Kat. 184 Flasche, Inv. Glas 802

Grab 98

H. 14 cm.

Glas grünlich schimmernd, relativ dickwandig. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden leicht eingewölbt. Hals trichterförmig sich erweiternd. Rand gerade abgesprengt und gekehlt. Am Rand und unten am Hals eine doppelte Schlifflinie, dazwischen ein Band von sieben Schlifflinien. Auf der Schulter drei Schlifflinien.

Teil des Halses mit Rand verloren.

Lit.: Hagen 1906, 432 Taf. 26 Abb. 71h–i.

Abb. 238. Form 42b. Kat. 184. Inv. Glas 802.
Abb. 238. Form 42b. Kat. 184. Inv. Glas 802. M. 1:2.

Form 42 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 47 Nr. 550–559. 561. 566–569. 571–580 Taf. 40 Nr. 553. 559. 578. 580.

Grabtypus und Fundlage: In Grab 43 lag die Flasche Kat. 178 zusammen mit der Asche, vermutlich die eines Kindes, in einer hölzernen Kiste. In Brandgrab 79 wurde die Flasche Kat. 179 in der Grube liegend gefunden. Weitere Fundstücke stammen aus drei Körperbestattungen: In Grab 98 waren die beiden Gläser Kat. 183 und Kat. 184 zu Füßen des Toten platziert; in Grab 44 war die Flasche Kat. 180 außerhalb des Sargs niedergelegt. Über Grab 115 mit Kat. 181 und Kat. 182 sind keine Einzelheiten bekannt.

Form und Technik: Die Flaschen ohne Standring lassen sich in zwei Gruppen unterscheiden: Form 42a umfasst kleinere Gefäße mit kugeligem Gefäßkörper und relativ kurzem, etwas engeren Hals[754], Form 42b hat einen größeren kugeligen Gefäßkörper und einen trichterförmigen, weit ausladenden Hals[755]. Außer Flasche Kat. 183 sind alle auf Hals und Gefäßkörper mit Schlifflinien verziert. Der Gefäßrand ist abgesprengt und scharfkantig belassen. Einige Flaschen sind farblos, andere bestehen aus grünlichem blasigem und schlierigem Glas.

Verwendung und Gefäßkombination: Die relative Größe und der weite Hals lassen vermuten, dass die Flaschen Schankgefäße waren und als solche zum Tischgeschirr gehörten. In Grab 44 war die Flasche Form 42 die einzige Glasbeigabe. In den Gräbern 98 und 115 lagen jeweils zwei gleiche Exemplare. Die mehrfache Beigabe ist auch in anderen Nekropolen im Umkreis der CCAA belegt. In den drei genannten Gräbern an der Bachemerstraße wurden jeweils zwei bzw. drei Flaschen gefunden[756]. In Köln-Müngersdorf standen drei formgleiche Gefäße neben dem Sarkophag E[757]. Sie zeigten an der inneren Wandung, wie Fremersdorf beobachtet hat, Ränder von eingetrockneten Flüssigkeiten. Ob es sich dabei um Getränke oder lediglich um Sickerwasser handelte, wurde damals nicht untersucht. Eine mehrfache Beigabe ist auch in Gellep bei drei von 17 Körperbestattungen festzustellen: in den Gräbern 2771 und 3381 lagen jeweils zwei, in Grab 3040 ursprünglich drei Exemplare[758].

Datierung: Das älteste Beispiel von der Luxemburger Straße ist Flasche Kat. 180 aus Körpergrab 44 vom Anfang des 3. Jahrhunderts. Kat. 178 stammt aus einer Brandbestattung (Grab 43), die u. a. einen abgegriffenen Sesterz von 163/164 n. Chr. enthielt; sie ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in den Boden gekommen. Grab 79 mit Kat. 179 sowie Grab 98 mit Kat. 183 und Kat. 184 sind nach Ausweis der keramischen Beigaben in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts zu datieren. Isings hingegen hatte Kat. 183 in der zweiten Jahrhunderthälfte angesetzt. Grab 115 mit den beiden Gläsern Kat. 181 und Kat. 182 stammt aus dem späteren 4. Jahrhundert.

1957 waren C. Isings Trichterhalsflaschen aus zwölf Grabkomplexen der CCAA und ihres Umlands bekannt[759]. Dazu zählen das hier vorgelegte Grab 98 von der Luxemburger Straße sowie drei in den Jahren 1902–1904 an der Bachemerstraße ausgegrabene Bestattungen. Sie wurden von Isings in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert; nach neueren Überlegungen sind sie eher in der ersten Jahrhunderthälfte anzusetzen[760]. Seit der Publikation von 1957 wurden weitere Funde von Trichterhalsflaschen gemacht: Bei St. Severin kam ein Exemplar in Körpergrab IX,27 des späten 3. Jahrhunderts zutage[761]. Am Kartäuserhof wurde eine Flasche in einem Körpergrab ausgegraben, das Münzen nach 313/317 n. Chr. datieren[762]. Vom Fundort Königin Luise-Schule stammt ein Sarkophag der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts mit einer Flaschenbeigabe[763]. Zwei Gefäße kommen von der Jakobstraße: Grab 127 ist durch Münzen nach 330/337 n. Chr. datiert[764], Grab 277 stammt nach U. Friedhoff aus der Belegungsphase des Gräberfeldes während der Jahrhundertmitte[765].

Flaschen der Form 42b waren demnach in der CCAA eine geläufige Beigabe in Körpergräbern des 4. Jahrhunderts. Die Laufzeit von Form 42a hat früher begonnen, wie das Fundstück in Brandgrab 43 nahelegt, das aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts stammen dürfte. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts sind beide Formen 42a/b nebeneinander belegt, während in der Folgezeit die Variante mit ausladendem Trichterhals vorherrscht. Die späten Gläser sind häufig aus grünlichem schlierigem Glas gefertigt.

In Gellep wurden in 17 Körpergräbern ausschließlich Kugelflaschen der Form 42b gefunden[766]. Davon werden die Bestattungen 1273 und 2711 durch Münzen nach 313 n. Chr. datiert[767]. Die Exemplare aus den Gräbern 3040, 3381 und 4609 kamen nach 341 bzw. 337 n. Chr. in den Boden[768]. Die übrigen Bestattungen sind durch die Fundkontexte in die erste Hälfte oder die Mitte des 4. Jahrhunderts datierbar[769]. Die fundgesicherten Flaschen aus Trier, Bonn und Rheinbach-Flerzheim, die sich nach der Halsgestaltung ebenfalls formal differenzieren lassen, stammen aus der zweiten Hälfte des 3. und aus dem 4. Jahrhundert[770].