Grab 49 (Fund 1897–221)  

Luxemburger Straße SO-Seite

Brandgrab

Nach den Fundlisten von F. Gerlach sowie dem ZugInv. 5243–5255 des Museums wurde am 2. September 1897 in T. 2,90 m unter der Geländeoberkante eine „Steinkiste“ (ZugInv. 5243) mit den Beigaben (1–14) freigelegt. Zeichnungen (Abb. 423) überliefern die Maße der verlorenen Aschenkiste von L. 0,88 m, Br. 0,79 m und H. 0,65 m, die Höhe des seitlich überragenden Deckels betrug 0,25 m. Der Kastenboden war innen abgestuft. Nach der Angabe von J. Hagen war es eine Tuffsteinkiste. A. Kisa nennt folgende Funde: „Eine [...] Steinkiste enthielt gleichfalls zwei Striegeln (11–12) nebst dem Ölfläschchen aus Bronze (10) an einem großen Ring (13) gehängt, Kannen (4–7), Kugeltöpfe und einen schönen Kugelbecher aus Glas mit weißen und azurblauen Schlangenfäden (2)“.

Gesamtzahl der Glasgefäße: drei

1. Flasche mit kugeligem Gefäßkörper und Standring, Inv. L 869: Form 46 a (Kat. 188).

2. Niedriger Becher mit Standplatte, Inv. L 868: Form 15 (Kat. 65).

3. „Glasstücke mit Erde“, o. Inv. verloren.

    Glasfarbe und Form unbekannt

4. Henkelkrug, Inv. L 871.

    H. 18,2 cm.

    Sch. vergilbtweiß, Ofl. ohne Überzug, glattwandig.

    Auf abgesetzter, aufgewölbter und einfach gerillter Standfläche und

    mit Bandwulstrand. Bandhenkel mit einer Längsfurche.

    Form Niederbieber 62 a.

5.–7. Drei Henkelkrüge, Inv. L 872 – Inv. L 874; verloren.

         H. 18,6 cm, 18 cm bzw. 18 cm.

         Ware und Form wie Inv. L 871 (4).

         Abb.: Hagen 1906, Taf. 23 Abb. 37a–f.

8. Becher, Inv. L 875.

    H. 8,6 cm. Rand Dm. 5 cm.

    Sch. hellbeige, Ofl. schwarzbrauner Überzug.

    Konischer Behälter auf schmaler, abgesetzter Standfläche und

    mit einfacher Rundstablippe.

    Form Niederbieber 30 a[1305].

9. Becher, Inv. L 876.

    H. 8,4 cm. Rand Dm. 5 cm.

    Ware und Form wie Inv. L 875 (8).

10. Aryballos, Inv. L 867.

      H. 7,5 cm. Dm. 4,5 cm.

      kupferarme Zinn-Blei-Zink-Legierung[1306].

      Kugeliger, leicht ovaler Gefäßkörper auf Standring.

      Hoher konischer Hals mit Schraub- oder Stülpdeckel, der festoxydiert ist.

      Auf den Gefäßschultern zwei angelötete Ösenringe, ein dritter

      einst auf dem Deckel befestigt (Abb. 424).

      An den Ösenringen jeweils das eine Ende eines Kettchens eingehängt.

      Das andere Ende der drei Kettchen auf einen größeren Ring gesteckt,

      an dem der Aryballos hängend getragen wurde.

      Gefäßkörper auf der Drehbank mit Kreisrillen verziert:

      in der Vertikalachse auf vier Seiten konzentrische Kreise.

      Über dem Standring, auf der Schulter und am Hals horizontal umlaufende Kreisrillen.

      Auf der Unterseite des Bodens kleiner Nabel und zwei konzentrische Drehrillen.

      Kettenöse auf dem Deckel abgebrochen, ein Kettenende lose.

11.–12. Zwei Strigiles, Inv. L 877 a–b.

             L. 23 cm bzw. noch 22,1 cm.

             Kupferlegierung.

             Gekrümmter Schaber mit stark aufgebogener Spitze und gekehlter Innenseite.

             Runder Griff aus zwei Hälften zusammengesetzt.

             An den Verbindungsnähten schmale offene Schlitze (L. 1,6 cm).

             Griffe innen hohl, Füllung (aus Holz ?) verloren.

             Griffe durch plastisch hervortretende ‚Astknoten‘ als Herakleskeulen gestaltet.

             Griffenden mit den Kappen abgebrochen und verloren[1307].

13. Tragbügel für Aryballos und Strigiles, Inv. L 870 (Abb. 426).

      L. 9,7 cm. H. 4,7 cm. Dünnes Blech Dm. 0,05–0,07 cm.

      Kupferlegierung.

      Halbrunder Rahmen mit gerader unterer Langseite. Im oberen Bügelteil

      zwei ineinander greifende, ursprünglich biegsame Blechenden zum Öffnen

      des Bügels und zum Einhängen der Geräte. Der innere Rand der Langseite

      zackenförmig eingeschnitten, wohl zur Arretierung der eingehängten Geräte[1308].

      In fünf Fragmenten unvollständig erhalten.

14. Messer, Inv. L 877.

      L. 14,5 cm.

      Griff Elfenbein, Beschlag Silber, Klinge Eisen[1309].

      Feststehende lanzettförmige Klinge. Trapezförmiger Griff,

      die untere Kante mit Silberblech verkleidet, in der Mitte eingeschlagener Nagel

      mit kugeligem Kopf[1310].

Dat.: spätes 2. oder frühes 3. Jahrhundert n. Chr.

Lit.: Kisa 1897, Sp. 186. – Hagen 1906, 408–409 Taf. 23 Abb. 37. – von Boeselager 1993, 291.

Taf. 71. Ausstattung von Grab 49. M. 1:2. Nr. 5-7 M. 1:4.
Taf. 72. Ausstattung von Grab 49. M. 1:2.
Abb. 423. Aschenkiste aus Grab 49.
Abb. 424. Aryballos mit Kreisdekor, Grab 49,10.
Abb. 425. Zwei Strigiles, Grab 49,11-12.
Abb. 426. Tragbügel für die Strigiles, Grab 49,13.