Grab 85 (Fund 1935-084)  

Luxemburger Straße 93

Körpergrab

Nach der Befundzeichnung (Abb. 476) und laut Fundbericht (FB 35.2) ein 2,17 x 0,95 m großer Grabschacht, Grabsohle in T. 2,00 m mit zwei Nischen. In Nische an O-Wand in H. 1,45 m über der Grabsohle: Zweihenkelkrug (21) und Faltenbecher (6). In Nische an W-Wand in H. 1,70 m über der Grabsohle: Teller (20) mit darauf liegendem Henkelkännchen (17), daneben zwei weitere Henkelkännchen (18–19). Reste und Nägel des Holzsargs von L. 1,92 m und Br. 0,50 m. Ausrichtung NO-SW. Am Fußende außerhalb der Sarggrenzen: Glasflasche (1), Glasspiegelchen (4), Messer (10), drei Schalen von Meerestieren (11–13), Glaspalette (5), zwei sog. Mithrassymbole (14–15) und Münze (9). Im Sarg zu Füßen Münze (7), im Becken Münze (8), bei den Schultern jeweils Reste eines Glasgefäßes (2. 3). Skelett mit den Händen im Becken und mit nach hinten übergefallenem Schädel und gekrümmter Wirbelsäule ca. 8 cm tiefer als der Sargboden aufgefunden. Bestattung scheint nach der Vermoderung des Sargs in den Schacht des darunter liegenden älteren Brandgrabs gerutscht zu sein[1453] Funde aus dem Aushub: Teller (22) und Keramikbruchstücke (23–24). – Die Toilettegeräte (4. 16) und sog. Mithrassymbole (14–15) sprechen für die Bestattung einer Frau.

Gesamtzahl der Glasgefäße: drei

1. Flasche mit kugeligem Gefäßkörper, Inv. 35,599 (Abb. 476,7): Form 37 b (Kat. 161).

2.–3. Bruchstücke von zwei Glasgefäßen, Inv. 35,610–35,611 (Abb. 476,15-16); verloren.

         Glasfarbe und Formen unbekannt.

4. „Rest eines kleinen konvexen Glasspiegels“[1454] Inv. 35,605; verloren (Abb. 476,8).

    Dm. noch 3 cm.

5. Reibpalette[1455], Inv. 35,601 (Abb. 476,12).

    L. 8 cm. Br. 6,9 cm.

    Glas opakblau, Oberfläche irisiert.

    Ovale Platte mit schräg geschliffenem Rand, vermutlich zum Anreiben

    von Salben oder Kosmetik.

6. Becher, Inv. 35,604 (Abb. 476,6).

    H. 15,2 cm. Gr. Dm. 9,2 cm. Hh. 6,2 cm.

    Sch. beigegrau, Ofl. grauer Überzug.

    Bauchiger Gefäßkörper auf schmaler, abgesetzter, aufgewölbter und

    einfach gerillter Standfläche. Konischer Hals mit außen

    kantig profilierter Rundstablippe.

    In der Wandung vier Dellen im Wechsel mit vier Falten.

    Form Künzl 1.5.2[1456].

7. Sesterz, Hadrian, Rom, 119/121 n. Chr., Inv. 35,609 a (Abb. 476,10).

    Rv. Legende nicht kenntlich, daher Bestimmung fraglich.

    sehr stark abgegriffen.

    RIC 586 (?); FMRD VI 1009, 8 Nr. 17.1.

8. Denar, Severus Alexander, Rom, 231/235 n. Chr., Inv. 35,609 (Abb. 476,14).

    wenig abgegriffen.

    RIC 239; FMRD VI 1009, 8 Nr. 17.2.

9. Follis, Constantin I., Lyon, 306/307 n. Chr., Inv. 35,608 (Abb. 476,13).

    kaum abgegriffen.

    Cohen 226; FMRD VI 1009, 8 Nr. 17.3.

10. Messer, Inv. 35,606 (Abb. 476,9).

      L. noch 11,8 cm.

      Klinge Eisen, stark verrostet. Griff (Holz ?) verloren.

      Lanzettförmige Klinge mit Angel.

11. Herzmuschel, Inv. 35,600 a (Abb. 476,11).

      Teil einer sehr großen Muschel. L. noch 4,2 cm.

      Acanthocardia Tuberculata (L.), (= Cardium Tuberculatum).

      Herkunft Mittelmeer.

12.–13. Zwei Gehäuse von Purpurschnecken[1457] (Abb. 476,11).

             Trunculariopsis Trunculus (L.) (= Murex Trunculus)

             Herkunft Mittelmeer bis Portugal.

           12. junges Exemplar, Inv. 35,600 b.

              L. 4 cm.

           13. sehr großes Exemplar, aufgeschlagen, Inv. 35,600 c.

              L. 9 cm.

14.–15. Zwei Miniaturgeräte, sog. Mithrassymbole[1458] (Abb. 476,13. 477).

14. gleicharmige Balkenwaage, Inv. 35,602.

      Balken L. 6,5 cm. Kupferlegierung, gegossen, Gußlöcher mit der Feile überarbeitet.

      Kerben gefeilt.

      Schale Dm. 2,9 cm. Blech zugeschnitten, Löcher gestanzt.

      Balken einer gleicharmigen Waage mit mittiger Gußöse zum Aufhängen.

      Auf einem Arm fünf Kerben. An den verbreiterten Balkenenden Gußlöcher zur

      Befestigung der Schalenschnüre. Zwei runde flache Waagschälchen mit

      jeweils drei Löchern für die drei Schnüre.

15. Leiter mit sieben Sprossen, Inv. 35,603.

      L. 5,8 cm. Br. 1 cm.

      Kupferlegierung, gegossen.

16. Haarnadel, Inv. 35,607; z. Zt. nicht auffindbar.

      L. noch 2,7 cm.

      Bein, geschnitzt.

      Mit doppelkonischem, am Rand profiliertem Kopf.

      Schaft unterhalb des Kopfs eingezogen[1459].

17.–19. „Drei kleine Einhenkelkrüge mit zusammengekniffener Schnauze“

             (Henkelkännchen),  Inv. 35,594-35,596; verloren (Abb. 476,2-4).

             H. 11 cm, 12 cm bzw. 11 cm.

             Form Gellep 112.

20. „Weißtoniger Teller mit rotem Firnisüberzug“, Inv. 35,597; verloren (Abb. 476,1)

      H. 5 cm. Dm. 29,7 cm.

      Form Gellep 48 oder 49 (?).

21. „Weißtoniger Zweihenkelkrug“, Inv. 35,598; verloren (Abb. 476,5).

      H. noch 22,5 cm. Gr. Dm. 18,3 cm.

      Form Niederbieber 67 b

Aus dem Aushub:

22. „Rottoniger Teller“, Inv. 35,612; verloren.

      H. 4,2 cm. Dm. 22,5 cm.

23. „Randstück eines rauhtonigen Kochtopfes“, Inv. 35,613; verloren.

24. „Fragment eines weißtonigen Zweihenkelkrügchens“, Inv. 35,614; verloren.

      Form Niederbieber 67 b[1460].

Dat.: Erste Hälfte des 4. Jahrhunderts; nach 306/307 n. Chr.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 476. Befundzeichnung von Grab 85. M. 1:20.
Taf. 116. Ausstattung von Grab 85. M. 1:2.
Abb. 477. Miniaturwaage und -leiter, Grab 85,14-15.
Abb. 477. Miniaturwaage und -leiter, Grab 85,14-15.