Form 15
Niedriger Becher mit Standplatte  

Vgl. Formvariante Isings 86; Doppelfeld 1966, 55 Abb. e Form k.

Kat. 65 Becher, Inv. L 868

Grab 49

H. 6,8 cm. Rand Dm. 6,2 cm.

Glas farblos, jetzt milchig aussehend. Fadenauflage blaßblau und schwach opak weiß. Freigeblasen.

Zylindrischer Gefäßkörper mit angesetztem Stengel und Standplatte. Gefäßboden an der Ansatzstelle leicht nach innen gewölbt. Rand der Standplatte nach unten umgebogen und verrundet; Heftnarbe. Rand des Gefäßkörpers leicht ausgebogen und verrundet. Auf der Wandung vier Schlangenfadenmotive aus einem fortlaufenden blauen bzw. weißen Faden: auf einen nach links gebogenen Stengel mit ‚Blatt‘ folgen zwei bis vier niedrigere Wellenlinien und eine hochgebogene nach rechts eingerollte Volute. Teile der Fäden mit leicht gerippter Oberfläche. Unterhalb des Randes ein umlaufender hellblauer Faden. Der Stengel der Standplatte überschneidet einen Faden, wurde also erst nach Auflage der Fäden angesetzt. Zusammengesetzt.

Lit.: Hagen 1906, 408 Taf. 23 Abb. 37g. – Fremersdorf 1959, 48 Taf. 42. – Doppelfeld 1966, 56 Taf. 121 unten.

Abb. 119. Form 15. Kat. 65. Inv. L 868.
Abb. 118. Form 15. Kat. 65. Inv. L 868. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Kat. 65 wurde in der Tuffsteinkiste eines Brandgrabes gefunden. Das Geschlecht des Bestatteten ist nicht bestimmt.

Form und Technik: Das henkellose Gefäß mit Standplatte gehört zu den seltenen Glasformen. C. Isings hatte es zur gleichen Form wie Becher Kat. 66 gezählt[520], während hier zwischen der niedrigen Form 15 und der hohen Form 16 unterschieden wird. Die Qualität des farblosen, blasigen Glases und der blassen farbigen Auflagen entspricht der von Kännchen und Griffschale Kat. 270 und Kat. 269 aus Grab 50. Ein vergleichbares Gefäß mit Standplatte und Schlangenfäden befand sich in der Sammlung Reimbold in Köln[521]. Die Form kommt in Nordgallien auch ohne farbigen Fadendekor vor[522].

Verwendung und Gefäßkombination: Kat. 65 ist wohl ein Becher und diente als Trinkgefäß. Zu den mit Form 15 kombinierten Glasformen s. Taf. 71.

Datierung: Kat. 65 kann auf Grund der keramischen Beifunde in Grab 49 in das späte 2. oder das frühe 3. Jahrhundert datiert werden. Ein Beispiel in Amiens aus Picquigny, Somme (F) wird Ende 2. bis 3. Jahrhundert angesetzt[523].