Form 27
Kleine Flasche/Unguentarium mit tropfen- bis beutelförmigem Gefäßkörper  

Form 27a Flasche ohne Hals

Kat. 91 Flasche, Inv. L 881

Grab 5

H. 8,9 cm.

Glas blaugrün, Schlieren. Freigeblasen.

Langgestreckter Gefäßkörper, ohne Einschnürung sich nach unten verbreiternd. Boden gerundet. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Fehlstelle in der Wandung.

Lit.: Hagen 1906, 386 Taf. 21 Abb. 9c. – Gollub 1962/63, 81 ff. Abb. 10,14.

Abb. 150. Form 27a. Kat. 91. Inv. L 881.
Abb. 150. Form 27a. Kat. 91. Inv. L 881. M. 1:2.

Form 27b Flasche mit langem Hals

Vgl. Form Isings 8; Trier 66b; AR 130.1; Gellep 529/701.

Kat. 92 Flasche, Inv. L 713

Grab 7

H. 13 cm.

Glas grünblau. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Boden. Zylindrischer, unten eingeschnürter langer Hals. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Fehlstelle im Rand. Wandungssprung.

Lit.: Hagen 1906, 394 Taf. 22 Abb. 19i. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 40.

Abb. 151. Form 27b. Kat. 92. Inv. L 713.
Abb. 151. Form 27b. Kat. 92. Inv. L 713. M. 1:2.

Kat. 93 Flasche, Inv. L 745

Grab 9

H. noch 10 cm, urspr. H. 10,7–10,9 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Boden. Zylindrischer unten eingeschnürter langer Hals.

Rand verloren.

Lit.: Hagen 1906, 386 Taf. 21 Abb. 10d. – Gollub 1960/61, 58 Abb. 3,8.

Abb. 152. Form 27b. Kat. 93. Inv. L 745.
Abb. 152. Form 27b. Kat. 93. Inv. L 745. M. 1:2.

Kat. 94 Flasche, Inv. L 756b

Grab 2

H. 11,2–11,5 cm.

Glas bläulich. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Boden. Langer Hals unten kräftig eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Lit.: Hagen 1906, 392 Taf. 22 Abb. 17i. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 40.

Abb. 153. Form 27b. Kat. 94. Inv. L 7562.
Abb. 153. Form 27b. Kat. 94. Inv. L 756b. M. 1:2.

Kat. 95 Flasche, Inv. L 819

Grab 3

H. 11 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Boden. Hals unten eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Zusammengesetzt. Kleine Fehlstelle.

Lit.: Hagen 1906, 382 f. Taf. 21 Abb. 6g. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 40[587].

Abb. 154. Form 27b. Kat. 95. Inv. L 819.
Abb. 154. Form 27b. Kat. 95. Inv. L 819. M. 1:2.

Kat. 96 Kleine Flasche, Inv. L 882

Grab 5

H. noch 6,1 cm.

Glas braun. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Hals unten etwas eingeschnürt. Rand nach außen gebogen, aufgetrieben.

Rand bestoßen.

Lit.: Hagen 1906, 386 Taf. 21 Abb. 9d. – Gollub 1962/63, 81 ff. Abb. 10,15.

Abb. 155. Form 27b. Kat. 96. Inv. L 882. Zeichnung M. 1:2.
Abb. 155. Form 27b. Kat. 96. Inv. L 882. M. 1:2.

Kat. 97 Kleine Flasche, Inv. L 1477

Grab 1

H. 6,5 cm.

Glas hell blaugrün. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit abgeflachtem, dickwandigen Boden. Hals unten eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Etwa die Hälfte der Wandung verloren.

Lit.: Hagen 1906, 382 Taf. 21 Abb. 5e.

Abb. 156. Form 27b. Kat. 97. Inv. L 1477.
Abb. 156. Form 27b. Kat. 97. Inv. L 1477. M. 1:2.

Kat. 98 Flasche, Inv. 60,215

Grab 6

H. 9,7 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit gerundetem Boden. Hals leicht eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, innen gekehlt und aufgetrieben. Oberfläche irisierend.

Lit.: Gollub 1962/63, 74 f. Abb. 7,3.

Abb. 157. Form 27b. Kat. 98. Inv. 60,215.
Abb. 157. Form 27b. Kat. 98. Inv. 60,215. M. 1:2.

Kat. 99 Flasche, Inv. 60,216

Grab 6

H. 10,3 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Hals unten eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Lit.: Gollub 1962/63, 74 ff. Abb. 7,4.

Abb. 158. Form 27b. Kat. 99. Inv. 60,216.
Abb. 158. Form 27b. Kat. 99. Inv. 60,216. M. 1:2.

Kat. 100 Flasche, Inv. 76,23

Grab 42

H. 12,4 cm.

Glas blaugrün. Blasen. Freigeblasen.

Tropfenförmiger Gefäßkörper nach unten sich leicht verbreiternd. Boden gerundet. Hals unten eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 159. Form 27b. Kat. 100. Inv. 76,23.
Abb. 159. Form 27b. Kat. 100. Inv. 76,23. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Sämtliche Gläser stammen aus Brandgräbern. Die Fläschchen Kat. 93 und Kat. 94 fanden sich jeweils in einem Keramiktopf. Die beiden Exemplare Kat. 98 und Kat. 99 lagen zusammen mit dem Leichenbrand in einer Bleikiste. Die Fundlage der übrigen Gläser ist nicht überliefert. Doch darf man vermuten, daß diese jeweils auf oder im Leichenbrand platziert waren. Diese Beigabensitte ist bei Brandgräbern des 1. Jahrhunderts in der Regel zu beobachten[588]; bei den Altfunden fehlt allerdings häufig eine Dokumentation des Befundes. Für die Geschlechtsbestimmung der Bestatteten liefern die Beigaben keine Anhaltspunkte.

Form und Technik: Die Flaschen aus unterschiedlich nuanciertem blaugrünen bzw. braunen Glas haben einen tropfenförmigen Gefäßkörper, der gegen den Hals eingeschnürt ist. Die Form entspricht Isings 8 und Trier 66b mit langem Hals. Die Form Trier 66a mit kurzem Hals ist nicht vertreten. Der meist relativ dickwandige Boden ist gerundet, so daß die Gefäße ohne Stand sind. Der Rand der Form 27a–b ist im Gegensatz zu einigen Fläschchen der Form 27c stets aufgetrieben.

Verwendung und Gefäßkombination: Die kleinen Flaschen dienten wohl, wie bereits Ritterling vermutet hat, zur Aufbewahrung von Salbölen und Duftstoffen[589]. Für die an der Luxemburger Straße gefundenen Unguentarien fehlen Analysen des Inhalts. In den Gräbern 3, 7 und 5 lagen zwei formgleiche Exemplare bzw. zwei Varianten der gleichen Form. Außer den Fläschchen enthielten die Brandgräber keine weiteren Glasgefäße.

Datierung: Die kleinen Flaschen Kat. 92 und Kat. 97 der Form 27b sind nach Ausweis der Keramik um die Mitte des 1. Jahrhunderts in die Gräber 7 und 1 gelangt. Die Exemplare Kat. 94 und Kat. 95 stammen aus den Gräbern 2 und 3 des zweiten Jahrhundertdrittels (ca. 40–70 n. Chr.). Für die Fläschchen Kat. 98 und Kat. 99 aus Grab 6 liefert eine Münze von 41/52 n. Chr. einen terminus post quem. Grab 5, das mit Kat. 91 und Kat. 96 je ein Exemplar der Form 27a und 27b enthielt, kann aufgrund der Keramik in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts eingeordnet werden. Das Fundmaterial von Grab 42 ist chronologisch uneinheitlich. Die Niederlegung von Kat. 100 kann nicht näher als in die Zeit zwischen der zweiten Hälfte des 1. bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts eingegrenzt werden. Grab 9 mit Kat. 93 ist nach Ausweis einer Münze mit Gegenstempel frühstens 68 n. Chr. angelegt worden. Keine der untersuchten Flaschen der Form 27b ist also vor die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in den Boden gelangt.

Weitere fundgesicherte Flaschen mit langem Hals stammen aus zwei Urnenbestattungen bei St. Severin: Grab II,16 enthielt ein As des Domitian von 81 n. Chr. und Grab II,28 ein As des Vespasian von 71 n. Chr.[590]. Im Gräberfeld an der Sechtemer/Bonner Straße kamen zahlreiche Fläschchen zutage. Zwei der Exemplare mit langem Hals sind nach Ausweis von Münzen jeweils nach 63/68 n. Chr. den Busta B24[591] und B143 beigegeben worden[592]. Auch die übrigen Funde dieser Form sind in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts datierbar[593], während andere mit kurzem Hals und Übergangsformen (Trier 66a/b) noch aus der Zeit vor der Jahrhundertmitte stammen[594]. Damit wird die Beobachtung von M. Mackensen bestätigt, dass Flaschen der Form Isings 8 mit langem Hals in der Regel jünger sind als solche mit kurzem Hals[595]. Diese fanden sich in Kempten in Grabinventaren der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Im jüngeren Material von der Luxemburger Straße ist diese Form nicht bzw. nicht mehr vertreten.

Das einzige Beispiel eines Fläschchens der Form 27a ist Kat. 91 aus dem bereits genannten Grab 5 der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Ein Vergleichsbeispiel aus Bonn stammt aus einem Grabfund mit einer Münzbeigabe von 98 n. Chr.[596]. Die Gläser der Form 27a und 27b wurden also von der Mitte des 1. bis zum Anfang des 2. Jahrhunderts als Grabbeigabe benutzt und waren, wie Grab 5 mit Kat. 91 und Kat. 96 beweist, gleichzeitig in Gebrauch. Ein Fund in Gellep scheint auf eine wesentlich längere Laufzeit der Form bis ins 3. Jahrhundert hinzuweisen. Es handelt sich jedoch um ein gestörtes Brandgrab mit zwei Fläschchen, die in der Publikation dem Grab 4290a des 3. Jahrhunderts zugewiesen werden[597]. Sie dürften eher aus Grab 4290b stammen, das nach der rauhwandigen Urne Hofheim 87A zu schließen im 1. Jahrhundert angelegt wurde. Brandgrab 3397 mit einem weiteren Fund ist ebenfalls in das 1. Jahrhundert datierbar und entspricht damit der am Kölner Material gewonnenen Chronologie[598].

Form 27c Flasche mit kurzem Hals

Vgl. Form Isings 28a; Trier 69a; AR 128.1

Kat. 101 Flasche, Inv. L 224; verloren

Grab 55

H. 5,5 cm. Dm. 2,3 cm.

Glas farblos. Freigeblasen.

„tropfenförmig, ohne Standfläche, mit flachem Randwulst“ (Hagen). „Ampulla. Glas farblos durchsichtig. Tropfenförmig. Abstehender oberer Rand“ (Inventarbuch).

Lit.: Hagen 1906, 412 Taf. 24 Abb. 40h. – Isings 1957, 41.

Abb. 160. Form 27c. Phantomzeichnung von Kat. 101. Inv. L 224. M. 1:4.

Kat. 102 Flasche, Inv. L 712

Grab 7

H. 7,5 cm.

Glas blaugrün. Freigeblasen.

Beutelförmiger Gefäßkörper sich nach unten verbreiternd. Boden abgeflacht und nach innen gewölbt. Kurzer Hals unten eingeschnürt. Rand schräg nach außen gebogen und teilweise wieder nach innen gefaltet.

Fehlstelle am Rand.

Lit.: Hagen 1906, 394 Taf. 22 Abb. 19h. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 40[599].

Abb. 161. Form 27c. Kat. 102. Inv. L 712.
Abb. 161. Form 27c. Kat. 102. Inv. L 712. M. 1:2.

Kat. 103 Flasche, Inv. L 762

Grab 4

H. 5,5 cm.

Glas gelb, blaue Schlieren. Freigeblasen.

Beutelförmiger Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Kurzer Hals leicht abgesetzt. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Fehlstelle in der Wandung.

Lit.: Hagen 1906, 384 Taf. 21 Abb. 7f. – Fremersdorf, Blaugrünes Glas 40.

Abb. 162. Form 27c. Kat. 103. Inv. L 762.
Abb. 162. Form 27c. Kat. 103. Inv. L 762. M. 1:2.

Kat. 104 Flasche, Inv. 67,1193

Grab 46

H. 10 cm.

Glas hellblau. Freigeblasen.

Tropfen- bis beutelförmiger Gefäßkörper mit abgeflachtem Boden. Hals unten eingeschnürt. Rand aufgetrieben, ungleichmäßig abgeschnitten.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 163. Form 27c. Kat. 104. Inv. 67,1193.
Abb. 163. Form 27c. Kat. 104. Inv. 67,1193. M. 1:2.

Kat. 105 Flasche, Inv. 74,724

Grab 13

H. 6,1 cm.

Glas hell blaugrün. Freigeblasen.

Tropfen- bis beutelförmiger Gefäßkörper. Kurzer, enger Hals. Rand schräg nach außen gebogen, aufgetrieben.

Lit.: Riedel 1980, 110 Abb. 16.

Abb. 164. Form 27c. Kat. 105. Inv. 74,724. Zeichnung M. 1:2.
Abb. 164. Form 27c. Kat. 105. Inv. 74,724. M. 1:2.

Grabtypus und Fundlage: Die Gläser – außer Exemplar Kat. 104 – stammen aus Brandgräbern. Bei Grab 13 ist die Fundlage der Beigabe Kat. 105 bekannt: sie stand im aufgehäuften Leichenbrand. Im Kindergrab 46 lag die kleine Flasche Kat. 104 innerhalb des Holzsargs. Daß die Flaschenform in einem Skelettgrab (noch) vorkommt, scheint eine Ausnahme zu sein.

Form und Technik: Unter Form 27c sind Varianten von kleinen Flaschen zusammengefaßt, die gegenüber der Form 27b einen breiteren Gefäßkörper aufweisen. Der tropfen- bis beutelförmige Gefäßkörper ist durch Einschnürung vom unterschiedlich langen Hals abgesetzt. Nach der Publikation von 1906 zählt hierzu auch das verlorene Exemplar Kat. 101. Isings hat es unter die ‚test-tube unguentaria‘ Form 27 eingeordnet, obwohl die Zeichnung es mit tropfenförmigem Gefäßkörper und breitem Rand wiedergibt[600]. Die Fläschchen bestehen aus gelbem Glas mit blauen Schlieren (Kat. 103) bzw. aus blaugrünem Glas unterschiedlicher Farbintensität (Kat. 102, Kat. 104 und Kat.105). Der Rand ist in der Regel aufgetrieben. Bei Kat. 102 ist ein Teil des Randes nach innen gefaltet, bei Kat. 104 ist er ungleichmäßig abgeschnitten.

Verwendung und Gefäßkombination: Die kleinen Flaschen ohne Standfläche dienten wahrscheinlich als Unguentarien. In Grab 7 waren zwei Exemplare der verwandten Formen 27b und 27c (Isings 8 und 28a) kombiniert (Taf. 19). Kat. 101 war mit einem Service Form 73 und 74 vergesellschaftet (Taf. 81).

Datierung: Kat. 102 ist nach den Keramikbeigaben um die Mitte des 1. Jahrhunderts in Grab 7 gelangt. Grab 4 mit Kat. 103 ist etwa 40–80 n. Chr. anzusetzen. Grab 13 mit Kat. 105 stammt aus dem ausgehenden 1. Jahrhundert. Zwei relativ späte Beispiele sind Kat. 101 und Kat. 104 aus Fundkontexten der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts, wobei Kat. 104 ein wiederverwendetes Altstück sein könnte.

Die übrigen Nekropolen der CCAA haben weitere datierbare Beispiele hervorgebracht. Eine Gruppe von sieben fundgesicherten Gläsern stammt aus Brandbestattungen der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts von der Sechtemer/Bonner Straße[601]. Grab B33 mit der Beigabe eines Fläschchens ist durch Münzen nach 69/81 n. Chr. datiert[602]. Zwei als „tropfenförmige Salbfläschchen“ beschriebene Gläser lagen in Grab 217 an der Jakobstraße, das Münzen nach 330/337 n. Chr. datieren[603]. Die hauptsächliche Laufzeit der Fläschchen der Form 27 ist demnach das erste Jahrhundert; in der Folgezeit sind sie in Kölner Gräbern nur vereinzelt anzutreffen.