Grab 81 (Fund 1935-061)  

Luxemburger Straße 93

Körpergrab

Nach der Befundzeichnung (Abb. 469) und laut Fundbericht (FB 35.2) rechteckiger Grabschacht von 2,35 x 0,85 m Größe, Grabsohle in T. 2,30 m. Auf der SW-Seite in T. 0,90 m und H. 1,25 m über der Grabsohle eine 0,46 x 0,35 x 0,15 m große Nische mit den Beigaben (Abb. 471): Napf (18), Becher (5), Keramikflasche (21) und drei Henkelkännchen (19. 22–23). Aus der Nische herausgefallen und in der Schachtfüllung lagen: Napf (20), Teller (24), „Schüssel“ (25), ferner mitten im Grab Kalksteinfragment (30). In T. 1,40 m auf der SW-Seite des Schachts: ein Holzkasten von L. 0,35 m, Br. 0,32 m und H. 0,40 m, versehen mit Beschlägen (32) und Eisenscharnieren (Abb. 472), darin Glasbruchstücke (3), sechs Münzen (9–13.16), Metallspiegel (7) und Glasfläschchen (1). Grenzen eines Holzsargs von L. 2,10 m und Br. 0,50 m. Ausrichtung NW-SO. Im Sarg rechts beim Schädel Glasfläschchen (2) und Glasbruchstücke (4), im Halsbereich Perlen (8) und Münze (17), neben linker Schulter Reste eines Korkbehälters (31), darin zwei Münzen (14–15) und sechs sog. Mithrassymbole (6), am Fußende innerhalb der Sarggrenze Napf (26) sowie außerhalb derselben drei Henkelkännchen (27–29). – Die Beigaben von Schmuck, Spiegel und sog. Mithrassymbolen lassen auf eine weibliche Bestattung schließen.

Gesamtzahl der Glasgefäße: vier

1. Flasche mit zylindrischem Gefäßkörper (‚Delphinflasche‘), Inv. 35,447 (Abb. 469,15):

   Form 54 (Kat. 212).

2. Kleine Flasche mit ovalem Gefäßkörper und Falten, Inv. 35,448 (Abb. 469,17):

   Form 32 a (Kat. 122).

3. Krug, Inv. 35,437; verloren (Abb. 469,12).

    „Nicht zusammensetzbare Scherben einer kleinen Glasflasche mit einem Henkel

    und Standreif“.

    Glasfarbe unbekannt, Krugform nicht gesichert.

4. „Nicht zusammensetzbare Scherben eines Glasgefäßes“,

     Inv. 35,449 (Abb. 469,17); verloren.

     Glasfarbe und Form unbekannt.

5. Becher, Inv. 35,429 (Abb. 469,2).

    H. 15,5 cm. Gr. Dm. 9 cm. Hh. 5,1 cm.

    Sch. rötlich beige, Ofl. schwarzer Überzug.

    Auf schmaler, geschwungen abgesetzter Standfläche und mit hohem konischen Hals

    und Rundstablippe. Auf dem Gefäßkörper drei Zeilen

    verziert mit dem ‚federnden Blättchen‘.

    Form Gellep 61; Künzl 1.6.2[1436].

6. Sechs Miniaturgeräte, sog. Mithrassymbole, Inv. 35,444a-f[1437] (Abb. 469,20. 470)

    Kupferlegierung, gegossen.

    a. Leiter mit sieben Sprossen, Inv. 34,444 a.

    L. 5,7 cm.

    b. Doppeljoch, Inv. 35,444 b.

    L. 4,6 cm.

    c. Kröte, auf dem Rücken eingetiefte Kreise, Inv. 35,444 c.

    L. 2,5 cm.

    d. Schlange mit Kamm und Bart, Inv. 35,444 d.

    L. 6,1 cm.

    e. Schiebeschlüssel mit geknicktem Bart, Inv. 35,444 e.

    L. 3,6 cm.

    f. gleicharmige Balkenwaage. Bruchstück einer gelochten Waagschale, Inv. 35,444 f.

    Balken L. 6,5 cm.

    Die zweite Waagschale verloren.

7. Taschenspiegel ohne Griff, Inv. 35,445 (Abb. 469,14).

    Dm. 7,2 cm.

    Kupferlegierung, gegossen. Verspiegelung durch Weißmetall (Zinn oder Silber) verloren.

    Runde Scheibe mit flach gewölbter Vorderseite, einst verspiegelt.

    Auf der Rückseite ein erhabener Rand, zentrales Einstichloch und

    flache konzentrische Rillen[1438].

8. Halskette aus 83 Perlen, Inv. 35,446 (Abb. 469,18).

    Kette L. 23,4 cm (modern aufgezogen).

    a. 74 kugelige Perlen, blaues Glas.

    b. eine linsenförmige Perle, blaues Glas.

    c. fünf grüne Smaragdperlen in ihrer hexagonalen Kristallform ohne Schliff.

    d. zwei zylindrische Perlen, grünes Glas.

    e. eine scheibenförmige Perle, Granat.

9. Dupondius, Traian, Rom, 114/117 n. Chr., Inv. 35,450 b (Abb. 469,13).

    ziemlich abgegriffen.

    RIC 665; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.1.

10. Antoninian, Valerian für Mariniana, Rom, 254 n. Chr., Inv. 35,450 a (Abb. 469,13).

      Av. ohne Diadem. Rv. Pfau n. l.

      etwas abgegriffen.

      RIC 6; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.2.

11. Antoninian, Gallienus, Rom, 260/268 n. Chr., Inv. 35,451 a (Abb. 469,16).

      RIC 179 (K); FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.3.

12. Antoninian, Gallienus, Rom, 260/268 n. Chr., Inv. 35,451 c (Abb. 469,16).

      RIC 283(K); FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.4.

13. Antoninian, Gallienus, Mzst. unbestimmt, 260/268 n. Chr., Inv. 35,451 b; verloren

      (Abb. 469,16).

      RIC ?; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.5.

14. Antoninian, Victorinus, Köln, 268/270 n. Chr., Inv. 35,453 a (Abb. 469,20).

      RIC 118 (A); FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.6.

15. Antoninian, Aurelian, Siscia, 270/275 n. Chr., Inv. 35,454 (Abb. 469,20).

      RIC 193; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.7.

16. Follis, Diocletian, Trier, 293/305 n. Chr., Inv. 35,450 c (Abb. 469,13).

      Cohen 94; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.8.

17. Follis, Maximianus Herculius, Trier, 293/305 n. Chr., Inv. 35,452 (Abb. 469,19).

      Cohen 418; FMRD VI 1009, 8 Nr. 7.9.

18. „TS-Schälchen“ (Napf), Inv. 35,428; verloren (Abb. 469,1).

      H. 6,1 cm. Dm. 12,2 cm.

      „auf der Wand eingeritzt M“.

      „Form Drag. 24“[1439].

19. „Einhenkliges Krügchen aus gelbem Ton“, Inv. 35,430; verloren (Abb. 469,4).

      H. noch 9 cm.

20. „Kleines TS-Schälchen“ (Napf), Inv. 35,431; verloren (Abb. 469,7).

      H. 2,4 cm. Dm. 8,1 cm.

21. Balsamarium, Inv. 35,432; verloren (Abb. 469,3. 471).

      H. 14,7 cm. Dm. 6,5 cm.

      „Schlanke Flasche aus gelbem Ton, am Bauch geriffelt, Amphorenstöpsel ?“

      Importstück unbestimmter Herkunft.

      Form Gellep 455[1440].

22. „Kleiner, gelbtoniger Einhenkelkrug mit eingekniffener Schnauze“ (Henkelkännchen),

      Inv. 35,433; verloren (Abb. 469,6).

      H. 10,8 cm.

      Form Gellep 112/829.

23. „Kleiner, weisstoniger Einhenkelkrug mit zusammengekniffener Schnauze“

      (Henkelkännchen), Inv. 35,434; verloren (Abb. 469,6).

      H. 10,3 cm.

      Form Gellep 112/829.

24. „TS-Teller“, Inv. 35,435; verloren (Abb. 469,9).

      H. 6,4 cm. Dm. 22,9 cm.

      „Form Drag. 32“[1441]

25. „Flache, rauhtonige Schüssel von grauer Farbe“, Inv. 35,436; verloren (Abb. 469,10).

      H. 3,6 cm. Dm. 14,2 cm.

26. „TS-Schälchen“ (Napf), Inv. 35,438; verloren (Abb. 469,21).

      H. 5,7 cm. Dm. 14,1 cm.

      „Form Drag. 24“.

27.–29. „Drei kleine gelbtonige Einhenkelkrüge mit leicht zusammengekniffener

             Schnauze“ (Henkelkännchen), Inv. 35,439–35,441; verloren (Abb. 469,22–24).

             H. 10,5 cm.

             Form Gellep 112/829.

30. „Verziertes Kalksteinstück“, Inv. 35,442; verloren (Abb. 469,8)

      „Fragment von einem korinthischen Kapitell ?“

      H. 16 cm.

31. „Einige Stückchen Kork“, Inv. 35,443; verloren (Abb. 469,20).

      Behältnis der sog. Mithrassymbole (6) und Münzen (14–15).

32. Beschläge eines Holzkastens (Vorderseite), Inv. 35,455; verloren (Abb. 469,11. 472).

      Kupferlegierung (Eckbeschläge), Schlossblech mit Weißmetallauflage.

      Kasten H. 31,5 cm (o. Deckel).

      a. Drei Beschläge des Kastenunterteils:

      „zwei langrechteckig gewinkelte Beschläge, dreigeteilt, mit konzentrischen

      Kreismustern und Peltamuster am Rand“ (Winkelbeschläge mit omegaförmigem

      Durchbruchmuster). „Schloßblech mit dem Schlüsselloch, auf drei Seiten

      mit ähnlichem Peltamuster“. „Ein rechteckiger Beschlag (5,5 x 7 cm), silberplatiert;

      auf den Schmalseiten mit je 7 Nietlöchern“.

      b. Zwei Deckelbeschläge:

      „Rechteckiger Beschlag, unmittelbar über dem Schloßbeschlag,

      beiderseits mit Peltamustern, durch drei Bronzeknöpfe, die im Inneren Blei enthalten,

      ehemals befestigt. Die beiden Eck- und Kantenbeschläge mit schwachen

      konzentrischen Kreismustern und Pelten“[1442].

33.–34. Zwei Münzen (aus Holzkästchen 32), o. Inv.; verloren.

Dat.: Erste Hälfte des 4. Jahrhunderts; nach 293/305 n. Chr.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 469. Befundzeichnungen von Grab 81. M. 1:20.
Taf. 111. Ausstattung von Grab 81. M. 1:2. Nr. 21 M. 1:4.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 470. Sechs Miniaturgeräte, Grab 81,6a-f.
Abb. 471. Beigabennische von Grab 81 mit dem heute verlorenen Blasamarium, Grab 81,21.
Abb. 472. Holzkästchen mit Beschlägen in ihrer ursprünglichen Anordnung, Grab 81,32.