Form 57
Krug mit zylindrischem Gefäßkörper  

Form 57a Kleiner Krug

Vgl. Form Isings 51a; Trier 118a

Kat. 219 Krug, Inv. 27,327b

Grab 52

H. 9 cm. Boden Dm. 4,1 cm.

Glas farblos, jetzt milchig aussehend. Schlieren. Einteilige Halbform.

Zylindrischer Gefäßkörper. Boden leicht eingewölbt. Kurzer, zylindrischer Hals. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Glatter Bandhenkel, sitzt auf der Schulter auf und endet mit zusammengedrückter Schlaufe unterhalb des Randes.

Zusammengesetzt. Fehlstellen in Boden und Wandung ergänzt.

Lit.: Fremersdorf – Polónyi, Farblose Gläser Nr. 175 mit Abb.

Abb. 285. Form 57a. Kat. 219. Inv. 27,327b.
Abb. 285. Form 57a. Kat. 219. Inv. 27,327b. M. 1:2.

Form 57a ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 42 Taf. 35 Nr. 440. 444.

Grabtypus und Fundlage: Der Krug stammt aus einem Brandgrab und stand ungeschützt in der Grube.

Form und Technik: Der Krug wurde wohl in eine zylindrische Halbform geblasen. Die Form ist in Köln durch mehrere, allerdings nicht fundgesicherte Beispiele belegt[921].

Verwendung und Gefäßkombination: Für die Verwendung des Krugs gibt es keine Anhaltspunkte. Er wurde zusammen mit einem Aryballos Form 33 gefunden (Taf. 78).

Datierung: Kat. 219 wurde bisher an das Ende des 2. Jahrhunderts datiert. Das Grab 52 ist eher in die Zeit 200–230 n. Chr. anzusetzen.

Form 57b Großer Krug

Vgl. Form Isings 51b; Trier 118b; AR 160

Kat. 220 Krug, Inv. 61,885

Grab 15

H. 18,5 cm.

Glas blaugrün, durchsichtig. Halbform.

Zylindrischer Gefäßkörper. Boden leicht eingewölbt. Kurzer, zylindrischer Hals. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Breiter gekämmter Henkel spitzwinklig gebogen, sitzt auf der Schulter auf und endet am Hals in einer nach oben umgeschlagenen Schlaufe. Unterhalb der Schulter schwacher Abdruck des Formrandes.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 287. Form 57b. Kat. 220. Inv. 61,885.
Abb. 286. Form 57b. Kat. 220. Inv. 61,885. M. 1:2.

Form 57b ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 42 Nr. 423 Taf. 35.

Grabtypus und Fundlage: Das Glas wurde in einem Brandgrab außerhalb der Aschenurne gefunden.

Form und Technik: Der Krug weist weder Marken noch Dekor auf dem Boden auf. Die verwendete Halbform scheint daher unten offen gewesen zu sein[922]. Die Glasmasse ist beim Blasen über den Formrand gestiegen, so daß sich dieser unterhalb der Schulter leicht abgedrückt hat. Dieses Detail läßt sich auch bei zwei Krügen beobachten, die 1898 an der Luxemburger Straße auf dem Grundstück Schweinem ausgegraben wurden[923]. Der gefaltete Rand von Kat. 220 ist leicht abfallend oder ‚pilzförmig‘. Die Randbildung entspricht damit der von vierkantigen Krügen Form 51[924].

Verwendung und Gefäßkombination: Kat. 220 war bei der Auffindung zu Dreivierteln mit einer Flüssigkeit gefüllt (s. o. Abb. 26). Es soll sich allerdings lediglich um im Grab angesammeltes Wasser gehandelt haben. Der Krug aus Rheinbach-Flerzheim war mit „einer fettigen, heute noch plastischen Masse (Öl) angefüllt“[925]. Wie der Fund von 1898 belegt, wurden Gläser der Form 57 zuweilen in doppelter Ausführung ins Grab gelegt. Die Sitte der mehrfachen Beigabe ist jedoch im Gegensatz zu Form 58 nicht die Regel. In Grab 15 war Kat. 220 die einzige Glasbeigabe.

Datierung: Grab 15 mit Kat. 220 kann durch die Keramikbeigaben in das frühe 2. Jahrhundert datiert werden. Der Komplex vom Grundstück Schweinem läßt sich dagegen nicht mehr chronologisch auswerten, da 1898 offenbar die Beigaben zweier Gräber vermischt wurden[926]. Zwei Exemplare aus der Nekropole bei St. Severin in Köln sind fundgesichert: Grab II,92 wird durch Münzbeigaben nach 92/94 n. Chr.[927] und Grab II,98 aus dem gleichen Grund nach 98/99 n. Chr. datiert[928]. Weitere Krüge kamen im Umland der CCAA zutage: In Köln-Lövenich wurde ein Gefäß aus einem Brandgrab vom Ende des 1. bis Anfang des 2. Jahrhunderts geborgen[929]. In Köln-Müngersdorf lag ein Exemplar in einem Bustum zusammen mit einer Münze von 97 n. Chr.[930].

In Rheinbach-Flerzheim gehörte ein Krug zur Ausstattung eines Grabbehälters aus Tuffplatten, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts in die Erde gekommen ist[931]. Die fundgesicherten Krüge aus Trier sind von trajanischer Zeit bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts datierbar[932]. Das Fundmaterial aus der CCAA entspricht damit dem auch sonst festgestellten chronologischen Rahmen.