Form 52
Krug mit sechskantigem Gefäßkörper  

Vgl. Form Trier 115; AR 158

Kat. 208 Krug, Inv. 61,904

Grab 106

H. 16,7 cm. Boden Dm. 10,5 cm. Seite L. 5 cm.

Glas blaugrün. Halbform.

Sechskantiger Gefäßkörper. Auf dem Boden in Relief drei konzentrische Kreisringe, in den sechs Ecken die Buchstaben Λ▼Ρ▼Λ▼Λ▼I▼P, getrennt durch kleine Dreiecke; Heftnarbe. Rand horizontal nach außen gebogen und wieder zurückgefaltet. Henkel fein gekämmt und spitzwinklig gebogen, sitzt auf der Schulter auf und endet mit zusammengedrückter Schlaufe am Hals. An einer der sechs Kanten Druckspuren.

In der Wandung Sprünge.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 272. Form 52. Kat. 208. Inv. 61,904.
Abb. 272. Form 52. Kat. 208. Inv. 61,904.
Abb. 271. Form 52. Kat. 208. Inv. 61,904. M. 1:2.
Abb. 273. Vierkantiger Krug mit gleichlautender Bodenmarke wie Kat. 208. Xanten, Inv. 2426 (verschollen).

Grabtypus und Fundlage: Der Krug stammt aus einem Körpergrab und lag innerhalb des Holzsargs links neben dem Kopf der bestatteten Frau.

Form und Technik: In ihrer Typologie hat C. Isings vier- und sechskantige Krüge zu einer Gefäßform zusammengefasst (Isings 50a). K. Goethert-Polaschek hat zwischen den beiden Krugformen (Trier 114 und 115) unterschieden, was sinnvoll erscheint. Der sechskantige Krug wurde in eine Form geblasen, die aus mehreren Teilen bestand, vergleichbar den Gefäßmodeln für Vierkantkrüge. Entsprechend könnten es bis zu sechs Seitenplatten gewesen, die zusammen mit einem Bodenmodel benutzt wurden. Als Material kommt u. a. Stein oder Marmor infrage. Das Marmorfragment eines sechseckigen Bodenmodels wurde in Avenches, Derrière-La Tour (CH) gefunden [878].

Der Boden von Kat. 208 zeigt drei innere Ringe und sechs Buchstaben in den Ecken des Randstreifens. Dabei fehlt eine Markierung, wo die Inschrift beginnt oder endet. Die gleichen Buchstaben kommen als Marke auch auf Vierkantkrügen der Form 51 vor. Von einem verlorenen Krug aus Xanten ist die Bodenmarke durch eine Zeichnung überliefert[879] (Abb. 273), ein zweites Gefäß mit der gleichen Buchstabenfolge wird in Nimwegen aufbewahrt[880]. Bei einem Krug aus Köln, heute in Karlsruhe, wurde die Inschrift ebenfalls Λ I P und Λ P Λ gedeutet[881]. Die Lesung der unscharf ausgeformten Buchstaben ist jedoch zweifelhaft. Bei den erstgenannten Vierkantkrügen ist die Inschrift in die drei Buchstaben Λ P Λ und Λ I P auf zwei gegenüber liegende Bodenränder aufgeteilt. Je nach Drehung der Bodenansicht sind jeweils drei Buchstaben lesbar, die anderen stehen ‚auf dem Kopf‘. Welches der erste Teil der Inschrift ist, ist nicht erkennbar, und es gelang bisher nicht, die Inschrift zu entschlüsseln. Festzuhalten bleibt, dass die Bodenmarke eines Sechskantkrugs mit der von Vierkantkrügen übereinstimmt, d. h. dass Gläser unterschiedlicher Form gleichlautende Inschriften tragen. Vergleichbare Beispiele sind Vierkantkrüge mit den Buchstaben CCPC, die auch als Bodenmarke von Flaschen vorkommen[882].

Verwendung und Gefäßkombination: Der Sechskantkrug ist ohne Inhalt überliefert. In einem anderen Exemplar von der Luxemburger Straße hat sich eine eingedickte, verklumpte Salbmasse erhalten[883]. In Nimwegen-West wurden zehn sechskantige Krüge in Grab 11 ausgegraben, die um einen zylindrischen Krug in der Mitte aufgestellt waren[884]. Die Fundsituation läßt vermuten, dass sie in einer Verpackung aus vergänglichem Material, etwa einem Korbgeflecht, saßen. Sechskantkrüge ließen sich, vergleichbar den Vierkantkrügen, wegen ihrer polygonalen Form platzsparend verpacken. Sie waren für die Lagerung und den Transport von Flüssigkeiten besonders geeignet. Außer Getränken kommt, wie beim genannten Krug Inv. N 6000, auch Salböl infrage.

Datierung: Grab 106 mit Kat. 208 ist aufgrund der keramischen Beigaben in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datierbar. Weitere Fundstücke der Form 52 aus Köln sind ohne ihren Grabkontext erhalten[885]. J. Hagen beschreibt ein Brandgrab von der Aachener Straße, das nach der Keramik nicht später als in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts entstanden ist. Der Glaskrug ist jedoch verloren[886]. Ein weiteres Exemplar wurde in einer Aschenkiste in Hermühlheim entdeckt; der Fundort liegt an der Luxemburger Straße ca. 7 km von der CCAA[887]. Nach der Bestattungsart der Einäscherung dürfte das Grab vor dem 4. Jahrhundert in die Erde gekommen sein. Da Sechskantkrüge bereits seit dem 1. Jahrhundert in den nordwestlichen Provinzen nachweisbar sind, gehört Kat. 208 von der Luxemburger Straße zu den späten Beispielen dieser Gefäßform[888].