Form 43
Flasche mit kugeligem Gefäßkörper und Röhrenhals  

Vgl. Form Isings 103; Trier 93; Gellep 522

Kat. 185 Flasche, Inv. 67,673

Grab 62

H. 12,3 cm.

Glas hellgrün. Schlieren. Freigeblasen.

Kugeliger Gefäßkörper. Boden abgeflacht, leicht eingewölbt. Enger, röhrenförmiger Hals, unten eingeschnürt. Auf der Wandung drei Zonen mit umlaufenden doppelten Schlifflinien. Rand gerade abgesprengt.

Rand bestoßen.

Lit.: unpubliziert.

Abb. 239. Form 43. Kat. 185. Inv. 67,673.
Abb. 239. Form 43. Kat. 185. Inv. 67,673. M. 1:2.

Form 43 ohne Grabzusammenhang: Slg. Niessen 1911, 30 Nr. 322 Taf. 5; Nr. 323 Taf. 24; 47 Nr. 541–548 Taf. 40. – Fremersdorf, Schliffgläser 56 Taf. 11. – Fremersdorf – Polónyi, Farblose Gläser 36 Nr. 91; 39 Nr. 99. – Doppelfeld 1966, 64 f. Taf. 154. – Slg. Löffler 1976, Nr. 250 Taf. 36,3.

Grabtypus und Fundlage: Kat. 185 stammt aus einem Körpergrab und lag am unteren Ende des Holzsargs.

Form und Technik: Die Flasche Form 43 unterscheidet sich durch den Röhrenhals von Form 42. Das freigeblasene Glas wurde nach dem Erkalten mit Hilfe eines rotierenden Rädchens mit umlaufenden Schlifflinien verziert. Die Form ist in Köln häufig belegt[771].

Verwendung und Gefäßkombination: Kat. 185 war die einzige Glasbeigabe des Grabes. Zwei Flaschen der Form 43 aus den Gräbern I,35 und IV,76 von St. Severin geben einen Hinweis auf ihre mögliche Verwendung. Die Wandung des kugeligen Gefäßkörpers ist auf vier Seiten mit konzentrischen Schliffkreisen verziert[772], ein Dekormotiv, das von Metallaryballoi, z. B. aus Grab 49 der Luxemburger Straße bekannt ist[773] (Taf. 72. Abb. 424). Hier wie dort erlaubt der enge Röhrenhals die eingefüllte Flüssigkeit in dosierter Weise bzw. in kleinen Mengen zu entnehmen. Man könnte daher vermuten, dass Flaschen der Form 43 als Ölgefäße dienten.

Datierung: Kat. 185 ist nach den keramischen Beifunden zu schließen in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in den Boden gekommen. Bei St. Severin wurden fünf Beispiele gefunden. Zwei stammen aus Brandgrab I,14 des 2.–3. Jahrhunderts. Die übrigen waren Beigaben der Brandbestattungen I,35 und II,59[774], letzteres wird durch eine Münze nach 253/260 n. Chr. datiert, ferner von Sarkophag IV,76 der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts[775]. Weitere fundgesicherte Exemplare stammen von der Jakobstraße. Für Grab 58/59 mit einer schliffverzierten Flasche liefern Münzen einen terminus post quem von 308/313 n. Chr.[776]. Grab 247 mit einem unverzierten Glas ist nach U. Friedhoff an das Ende des 3. oder in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts anzusetzen[777]. Flaschen der Form 43 sind demnach in Köln sowohl in Brand- als auch in Körperbestattungen des 3. und 4. Jahrhunderts nachzuweisen.

In Gellep wurden in Kammergrab 3040, das ungewöhnlich reich mit Glas ausgestattet war, auch eine Kugelflasche sowie eine Münzprägung des Jahres 341 n. Chr. gefunden[778]. Ein kleines Exemplar stammt aus Brandgrab 4224 der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts[779]. In Trier kamen Flaschen in Grabfunden der zweiten Hälfte des 3. und der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts zutage[780]. Kat. 185 aus Grab 62 der Luxemburger Straße gehört somit zu den frühen Beispielen der Form 43.